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Wie Preußen zu seinem Namen kam
#1
Wie Preußen zu seinem Namen kam

Die Könige Widewuto und Bruteno

Es waren in alten Heidenzeiten zwei Brüder im Lande Preußen, bevor es noch diesen Namen führte, die herrschten über den kimbrischen Volksstamm und waren auf Flößen an das Ostseegestade gefahren gekommen. Sie hatten das Land eingenommen und sich mit ihrem Volke Wohnsitze gebaut. König Widewuto erfand den berauschenden Trank des Met zu bereiten, und Bruteno diente den Göttern als oberster Priester, und beide wurden hochbetaget.

Da Bruteno einhundertundzweiunddreißig Jahre alt geworden, Widewuto aber einhundertundsechzehn Jahre, so versammelten sie all ihr Volk zu einem großen Opferfesttag und verteilten das Land. Widewutos ältester Sohn hieß Lithuo, der empfing, indem er den Göttern Gehorsam gelobte und Andacht und indem er mit der einen Hand seines Vaters Haupt berührte und mit der andern die heilige Eiche, das Land vom Briko und Nyemo (Bug und Niemen), den beiden Flüssen, bis an den Wald Thamsoan, und dieses Land wurde dann nach ihm Litauen geheißen. Hierauf gelobte Widewutos zweiter Sohn, des Namens Samo, und empfing auf gleiche Weise das Land von Krono und Hailibo bis an das Wasser Skara, und das wurde hernachmals Samland genannt. Samo hatte ein Weib, die hieß Pregolla, die ist später in dem Flusse Skara ertrunken, und darauf hat dieser Fluß den Namen Pregel empfangen. Widewutos übrige Söhne, deren noch zehne waren, empfingen allzumal auch weites Land darunter auch Gotland, darinnen ein jeder Raum hatte zu herrschen.

Bruteno, der den Göttern als erster Priester diente, hatte keine Söhne, aber nach seinem Namen wurde Land und Volk genannt: Brutenien und Brutenen. Aber die Masovier, der Brutenen Feinde, nannten sie Bruti – und darüber entspann sich ein Krieg, denn die Brutenen wollten sich nicht Bruti (das heißt: wilde Bestien) schimpfen lassen. Darauf nahmen die Masovier Vernunft an und nannten die Brutener auch prudentes und praescii. Das bedeutet: die Gescheiten. Daraus ist dann schließlich der Name Pruski und Preußen geworden. Und diesen Namen haben sie sich eher und besser gefallen lassen und ihn vor andern liebgewonnen und bis heute beibehalten.

Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#2
Sachs - Villatte Encykl.Wörterbuch 1905: geogr. 1. La Prusse für Alt-Rhein 2. Preuße/Preußin f. [spät lt. Pruzzi, vom litauischen prud bez. Sumpfbewohner].
Grimm hat noch den Prutz (bed. fort, hinaus) anzubieten das ist vieleicht ein Zugezogener.
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#3
Preußen und Reußen, Pruzzen und Russen und Prussen oder Preußen und Russen. Es ist sicherlich kein Zufall, daß das Nachbarland Rußland einen fast identisch klingenden Namen besitzt. (Reußen = alte Bezeichnung für Rußland)

Also ich glaube nicht, daß eine Bezeichnung wie "Bestien", "Gescheiten" oder "Alt-Rhein" oder "Sumpfbewohner" für die Namensgebung des Volksstammes ausschlaggebend war. Eher umgedreht hat man in Litauen den Sumpf entsprechend so benannt, wie es vielleicht damals im Nachbarland ausgesehen hat und mit den übrigen Begriffen verhält es sich vermutlich ähnlich. Ich glaube, daß es sich in etwa so verhält, wie es in der alten Sage beschrieben wird. Also Preußen wird hergeleitet vom Namen einer ehemalig wichtigen Persönlichkeit (Hoher Priester Bruteno) oder von einer Adelsfamilie oder einer regionalen Gottheit.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#4
Paganlord schrieb:Preußen und Reußen, Pruzzen und Russen und Prussen oder Preußen und Russen. Es ist sicherlich kein Zufall, daß das Nachbarland Rußland einen fast identisch klingenden Namen besitzt. (Reußen = alte Bezeichnung für Rußland)

Hab grad nochmals ein wenig nachgesucht, da ich erst vor wenigen Tagen auf genau dieses Thema in Weida stieß Fettes Grinsen

Ahnherr des Hauses Reuß ist Erkenbert, Herr von Weida (um 1122). Der deutsche Kaiser Heinrich VI., nach dem die männlichen Nachkommen angeblich den Namen Heinrich führen, verlieh dem Hause die Reichsvogteien Plauen (1569 an Kursachsen), Weida (1411 an Meißen) und Gera. Heinrich, Vogt von Plauen (gestorben vor 1296), erhielt infolge seiner Heirat mit der Tochter einer russischen Fürstin den Beinamen "Reuß" (deutsches Wort für Russe), der seinen Nachkommen blieb.
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#5
Danke sehr interessant. Ich selbst kenne noch den Ausspruch "Herr aller Reußen", den hat nämlich ein früherer Lehrer hin und wieder verwendet, nämlich wenn er ausgezeichnete Laune hatte.
Was man will – nicht was man wünscht – empfängt man.

Cosima Wagner
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#6
Prußen = Borussen (Borussia), Porussen, Po-Russen.

Po ist wie das nordische pá und bedeutet "an, bei". Also der Stamm bei den Russen.

Bei Tacitus hießen die Prußen "Ästier", die Östlichen. Er schreibt, daß sich zwar die Sprache von der der Sueben unterschied, jedoch die Bräuche und auch das Aussehen beider Völker identisch waren. Sueben und Prußen bezeichnet Tacitus beide als große Verehrer der Erdmutter und nennt als ihr heiliges Tier das Wildschwein.
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