Tal der weisen Narren

Normale Version: Japanische Sonnenmythen
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Die neun Sonnen
Hier zwei japanische Mythen, die auch hierzulande bekannt sind und die sich beide um Sunna, die Sonne drehen. Interressant ist die zweite Geschichte auch deshalb, weil man in Japan gar kein jahreszeitlich bedingtes "Sonnenverschwinden" kennt. Die Mythe von der geraubten Sonne gibt es trotzdem. :-)

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Zur Zeit der Regierung des Kaisers Ikume gingen eines Tages neun Sonnen am Himmel auf.

Man befragte deshalb die Sterndeuter, und diese sagten:
"Die eine Sonne, die nach Norden zu etwas von den übrigen Sonnen getrennt am Himmel steht, ist die echte Sonne. Die südlich davon dicht nebeneinander stehenden Sonnen sind Krähen, die die Gestalten von Sonnenscheiben annahmen. Da eine Krähe nicht sehr hoch über der Erde fliegen kann, befinden sich die falschen Sonnenscheiben in Bogenschußreichweite, und man kann sie herabschießen lassen."

Um das Reich vor Schaden zu bewahren, erstattete man ehrfurchtsvoll Bericht an den Thron, und es wurde darauf ein Edikt erlassen, daß die acht besten Bogenschützen des Reiches an den Hof geschickt werden sollten.
Im Kreise Irumagori im Lande Musashi errichtete man für diese Schützen ein hohes Gerüst und ließ sie dieses auf einer darangelegten Leiter ersteigen. Seit jener Zeit kam der Gebrauch von Leitern bei unserem Volke auf. Am zehnten Tag des zweiten Monats im achtzehnten Jahre seiner Regierung begab sich der Herrscher nach dem Lande Musashi, um dem Abschuß der Sonnen dort beizuwohnen.

Jeder der Schützen band geweihtes Götterpapier an seinen Pfeil. Jeder Pfeil traf eine der acht falschen Sonnen. Auf Tsukushi im Kreise Miyazakigori des Landes Hiuga fielen die Sonnen getroffen zur Erde. Der Kaiser begab sich darauf wieder zurück in seinen Palast in Naniwa und befahl, die abgeschossenen Sonnen zu untersuchen. Man fand acht große Krähen. Als man ihnen die Köpfe abschnitt, fand man in jedem Kopf ein Juwel. Sieben dieser Juwele verteilte man an sieben Schreine, das achte wurde der kaiserlichen Schatzkammer einverleibt.


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Der Raub der Sonnengöttin

Einmal fing ein Dämon die Sonnengöttin.

In sechs Steinkisten, die in sechs Metallkisten standen, welche wiederum von sechs hölzernen Kisten umschlossen waren, sperrte er sie ein und zog darum sechs Zäune aus Holz, sechs Zäune aus Metall und sechs Zäune aus Stein. Deshalb herrschte auf der Welt Nacht. Da befiel Götter und Menschen große Müdigkeit, und viele von ihnen fielen in einen solch tiefen Schlaf, daß sie nicht mehr daraus erwachten und dieser Schlaf ihr Todesschlaf wurde.

Da versammelten sich die Götter und hielten einen Rat, wie man die Sonnengöttin befreien könne. Die schwachen Götter blieben gleich zu Anfang sitzen und zogen nicht mehr weiter, die stärkeren Götter machten auf halbem Wege Halt, und nur die stärksten Götter gelangten bis zu der Umzäunung und setzten sich dort nieder. Da fing der Dämon diese Götter allesamt und zog sie in seine Behausung hinein. Dort verwandelte er sie alle in kleine Wickelkinder.

Rechts der Feuerstelle hängte er sechzig Wiegen auf, links der Feuerstelle hängte er sechzig Wiegen auf. In die Wiegen legte er die laut schreienden Götter und trieb seine Späße mit ihnen, indem er sie verhöhnte.
Da sandten die anderen Götter Kemushiri-nupuri-Kamui, den G*tt des Berges Kemushiri, als Boten an Ainu-rakkuru-Kamui, den G*tt, der über allen Göttern steht, einen Helden, wie es keinen zweiten im Himmel und auf Erden gibt, und sie baten ihn flehentlich um Hilfe.

Ainu-rakkuru-Kamui sagte nur:
"Ihr Menschen, macht euch keine Sorgen."

Drei Tage brauchte er, um sich die Beinschiene an den einen Schenkel zu binden, zwei weitere Tage, um die Schiene des anderen Beines zu befestigen. Dann legte er den von göttlichem Rost bedeckten Götterpanzer an, gürtete sein Schwert, band einen goldenen Gürtel um und setzte seinen rauchgeschwärzten Helm auf. Dann bestieg er zusammen mit Kemushiri-nupuri-Kamui seine Göttersänfte und fuhr damit zum Himmel empor. Mit einem Gepolter fuhren sie daher, daß Erde und Himmel erbebten und Dörfer und Flecken in Trümmer zu fallen drohten.

Näher und näher kamen sie dem Platz, da der Dämon hauste. Unvermindert lärmend umkreisten sie die Umzäunung. Plötzlich - wie ein Sturmwind - schlüpften sie hinein.
Drinnen im Hause hingen zu beiden Seiten die zweimal sechzig Wiegen, in denen die zu Wickelkindern verwandelten Götter lagen und kläglich schrien; ganz hinten im letzten Zimmer standen die Kisten, in denen die Sonnengöttin eingesperrt war.
Während der Dämon mit gekrümmtem Rücken die Götter verhöhnte und die Wiegen schaukelte, erbrachen die beiden die hölzernen Kisten, die metallenen Kisten und die steinernen Kisten, rissen die Sonnengöttin heraus und eilte mit ihr davon.

Mit lauten Schimpfworten verfolgte sie der Dämon, doch Ainu-rakkuru-Kamui erhob seinen Fuß und zertrümmerte mit einem einzigen kräftigen Tritt das Haus des Dämons, daß die Trümmer laut krachend in alle Winde davonflogen.

Plötzlich trat ihm ein großes Gespenst mit einem Auge so klein wie ein Sesamkorn und mit eine zweiten Auge so groß wie der Vollmond - entgegen, umklammerte die Sonnengöttin und versuchte, sie an sich zu reißen.
Hurtig und behende formte der G*tt Ainu-rakkuru-Kamui aus Wolken ein Schiff, band die Sonnengöttin an den Mast und stieß das Schiff weit hinaus den blauen Himmel.

Da wurde die Welt plötzlich wieder erleuchtet und hell. Dann überwältigten die beiden Götter den Dämon und verbannten ihn tief unter die Erde in die sechste Unterwelt (Hel).

Midgard

Erst mal, diese Geschichte handelt von der japanischen Sonnengöttin Amaterasu Omikami.

Da Amaterasus Bruder ihre Macht haben wollte, versuchte er sie umzubringen, was sie sehr betrübte.
Aus Trauer um die bösen Absichten ihres Bruders sperrte sie sich in einer Höhle im Himmel ein und alles wurde dunkel.
Da die Sonne gebraucht wird und alle Wesen durch die Situation betrübt waren, beschlossen die Götter vor der Höhle ein Fest zu feiern, das sie herauslocken sollte.
Sie hingen in einen Baum vor der Höhle Edelsteine und Spiegel und als Amaterasu die Geräusche der Feier hörte, öffnete sie die Höhle ein kleines Stückchen und sah sich in den Spiegeln.
Durch ihr wunderschönes Aussehen verzückt kam sie schließlich ganz aus der Höhle heraus.

Nargil

Hallöchen Wink

Diese Geschichten von der Sonne sind beeindruckend. Sie zeigen uns ein ganz anderes Weltbild. Es ist gut wenn wir uns solche Weltbilder zumindest in Gedanken bewahren, denn so bekommt die Erde und Geschichte wieder etwas von ihrem mystischen, wunderschönen und unberührten Teint zurück. Daumen hoch

Seht mal aus dem Fenster wenn alles wieder zu blühen beginnt und die Sonne scheint, wenn alles Leben das im Winter verschwunden zu sein schien wiedererweckt wird. Dies ist zauberhaft und so einmalig schön, solche Bilder sollte man sich im Kopf behalten und an die alten Geschichten denken und nicht an neubewiesene Forschungsergebnisse. Blinzeln

Ich wünsche euch ein Lächeln. Fettes Grinsen

Nargil
Mich fasziniert die Ähnlichkeit der verschiedenen heidnischen Sagen untereinander. Nehmen wir doch mal die japanische Sage, die uns Midgard hier aufgeschrieben hat.

Zitat:Da Amaterasus Bruder ihre Macht haben wollte, versuchte er sie umzubringen, was sie sehr betrübte.

Auch Isis (Ägypten), Isais (Babylon) oder Frigga (Germanien) mußten in die dunkle Höhle Hel, um die ebenfalls mit der Sonne in Verbindung gebrachten ermordeten Götter (Osiris, Balder usw. daraus zu befreien). Der böse Bruder Remus, Höd oder Se.th ist auch immer dabei. Diese Ähnlichkeiten findet man sogar bis nach Japan, wie die hier aufgeschriebene Geschichte beweist. Ergo: Es sind unterschiedliche Erzählarten von ein und derselben Geschichte. Und diese Geschichte kann man, wie Nargil ausführt, in jedem Jahr aufs Neue sehen und erleben. Draußen in der Natur, mit unseren eigenen Augen.

Midgard

Also diesen Mythos hatte ich aus einem Manga. ich werd vielleicht demnächst noch einen schreiben, wenn das nicht derselbe ist, der schon als erster Beitrag in diesem Thread genannt ist. Ich meine, mich erinnern zu können, dass der andere Mythos von einem SonnenG*tt spricht. Allerdings muss ich da nochmal in meinem japanischen Märchenbuch gucken. ^__^


Allerdings würde ich nicht sagen, dass mein vorher genannter Mythos mit den Mythen aus den anderen Religionen übereinstimmt, da die Art der Befreiung nicht die selbe ist und die Hel mit der Höhle im Himmel nicht so viel gemein hat und sich die japanische Göttin Amaterasu ja schließlich aus freien Stücken eingesperrt hat.

Bye, Malin Errenst