Tal der weisen Narren
Nietzsche - Druckversion

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- Nuculeuz - 15.05.12007

Paganlord über Nietzsche:
"Verklemmter Verrückter und Verräter."


Interessant, daß die Essenz auch durch verklemmte Verrückte manchmal so klar sprechen kann.
Genie und Wahnsinn liegen manchmal eng beisammen? Das ist das Gesetz der Höhe und der Tiefe.

Jedes Menschenwerk hat Fehler und Verunreinigungen der Schwäche.
Bei diesem Buch hat er aber irgendwie phasenweise sein Selbst überwunden - ja sogar aufgelöst.

Frage:
Das Thema Nietzsche wurde nie richtig erörtert. Falls es forentauglich ist, würde mich interessieren, weshalb Nietzsche ein Verräter war, vor allem wann er Verrat begangen haben soll.

Gruß




- Paganlord - 15.05.12007

Zitat:Interessant, daß die Essenz auch durch verklemmte Verrückte manchmal so klar sprechen kann.

Daß das auf Nietzsche zutrifft, das halte ich für ein Gerücht.


Zitat:Frage:
Das Thema Nietzsche wurde nie richtig erörtert. Falls es forentauglich ist, würde mich interessieren, weshalb Nietzsche ein Verräter war, vor allem wann er Verrat begangen haben soll.

Irgendwo im Forum steht es schon mal, aber ich wiederhole es auch: Nietzsche hat seinen Freund und Gönner Wagner verraten und damit alles was ihn selbst erhöhte (siehe Nietzsche Buch: Der Fall Wagner). Er konnte den Größeren und Besseren neben sich nicht ertragen und gefährdete durch sein Verhalten Wagners Gesamtwirken. Nietzsche hat ja einmal zum intimen Kreis der Freunde der Familie Wagner gehört. Durch diese Tat hat er mit dem reinen Menschen gebrochen. Der Irrsinn war seine gerechte Strafe. Später hat er Wagners Frau dann aus dem Irrenhaus in Jena sogar völlig wahnsinnige Gedichte geschrieben. Er konnte nicht verstehen, wie eine Frau intelligent, schön und Respektsperson in einem sein konnte. Er hat sich dann also sogar in Wagners Frau verliebt, obwohl er selbst zu Lebzeiten nur mit sehr viel älteren Damen aus dem prostituierten Gewerbe Verkehr ausüben konnte. Eine andere Frau hat er nie gehabt. Sagt man dazu Mutterkomplex?

Und diese Type will uns also etwas über den Charakter und über das Wesen des Menschen und den Sinn oder Unsinn des Daseins erzählen? Wie wahnsinnig muß man sein, um das zu glauben?





- Nuculeuz - 15.05.12007

Interessant, dem werde ich nachgehen. Schon alleine deshalb, weil ich "Zarathustra" für ein außerordentliches Werk halte - vor allem in Anbetracht der damaligen Umstände.
Ich hatte mal aus Neugier in andere Werke von ihm hineingelesen ("AntiCh**st" etc.), ertrug es aber nicht, diese zu Ende zu lesen. Teilweise zu polemisch, teilweise umständlich oder verworren. Also im allgemeine stimme ich Deiner Einschätzung schon jetzt zu, aber im speziellen muß da irgendwas "passiert" sein.
Daher meine Frage, WANN er den Verrat beging - in Bezug auf das Schreiben an "Zarathustra".


Zitat:Daß das auf Nietzsche zutrifft, das halte ich für ein Gerücht.

"Also sprach Zarathustra" ist für mich der Beweis.

Grüße



- Paganlord - 15.05.12007

Lies in seinen Büchern "Der Fall Wagner" und "Nietzsche contra Wagner". Er schreibt alles selbst. Den Rest kann man sich zusammenreimen bzw. die Jahreszahlen der Werke entsprechend zuordnen.


- Nuculeuz - 15.05.12007


Wiki:
Zitat:Die Hinwendung Wagners zum Ch**stlichen, zur Mitleidsethik des Ch**stentums, zum Religiösen an sich im "Parsifal" war einer der Gründe für den Bruch zwischen Friedrich Nietzsche und Wagner.

Ich werde natürlich weiter und genauer nachschauen, aber meine Ahnung verdichtet sich hier bereits und bestärkt mich in meiner eher bejahenden Grundhaltung gegenüber Nietzsche.


Erster Akt von Wagners Parsifal:
Zitat:Jetzt erzählt Gurnemanz, dass nach einer Prophezeiung nur ein „durch Mitleid wissender" reiner Tor den Speer zurückgewinnen und damit Amfortas heilen könne.

Ich muß mich fragen, wer hier wen verraten hat.


Grüße



- Violetta - 15.05.12007

Lieber Nuculeuz!

Zitat:Ich muß mich fragen, wer hier wen verraten hat.

Wenn Du das nicht weißt ... aber bitteschön, jede Logik kann es sich ja so herum drehen, wie es ihr passend erscheint. Aber eins läßt sich nicht verdrehen, nämlich daß Nietzsche derjenige wahr, der im Irrenhaus gelandet ist. Daß Nietzsche derjenige ist, der noch heute "gepudert" wird und daß der unbequemste Musiker aller Zeiten wohl Richard Wagner war und der mit ihm verbündete König von Bayern. Rofl

Was Wagner im "Ring des Nibelungen" dargestellt hat, kann der Wikipedia-Autor, den Du zitierst wahrscheinlich nicht nachvollziehen. Es geht um die Geschichte der Ch**stianisierung. Und nach Rheingold, Walküren, Siegfrieds Drachentat und der heidnischen Götterdämmerung, folgte nun einmal das Zukreuzekriechen des Parsival. Ein sehr mutiges Thema zur damaligen Zeit, aber Wagner war ein mutiger Mensch. Daß er sich dabei nicht des Gassenjargons eines Nietzsches (der Antich**st) bediente, das adelt den werten Meister der Meister.

Hier ein Szenenbild, als sich Parsival dem Kreuz unterwirft. Das Kreuz ist aus ethischen Gründen etwas retouchiert.

[Bild: parsifal_2.jpg]




- Nuculeuz - 15.05.12007

Nur um keien Mißverständnisse aufkommen zu lassen:

Ich selbst bewundere auch Wagners Stil, kenne ihn aber nicht gut genug, um ein mögliches Absinken oder einen geistigen Austausch vor seinem Tod ausschließen zu können.
"Parsifal" war ein späteres Stück (das letzte?) und fällt mit dem Abwendung Nietzsches gegenüber Wagner zusammen. Bei dem Inhalt (s.o.) auch nicht sonderlich verwunderlich.

Das Stück strotzt nur so vor Erlösergedanken.

Dem Gegenüber spricht Zarathustra:

"Wahrlich, Ihre Erlöser kamen nicht aus der Freiheit und der Freiheit siebentem Himmel! Wahrlich, sie selber wandelten niemals auf den Teppichen der Erkenntnis!
Aus Lücken bestand dieser Geist der Erlöser, aber in jede Lücke hatten sie ihren Wahn gestellt, ihren Lückenbüßer, den sie G*tt nannten.
In Ihrem Mitleiden war Ihr Geist ertrunken, und wenn sie schwollen und überschwollen von Mitleiden, schwamm immer obendrauf eine große Thorheit."

;-)

Gruß




- Nuculeuz - 15.05.12007

Also ich bin jetzt zuerst mal ruhig und werde genauer nachschauen.
Ich will mich hier schließlich nicht als Werkzeug zur Demontage Wagners mißbrauchen lassen.

Gruß




- Wishmaster - 15.05.12007

Erspare uns hier bitte weitere Nietzsche-Zitate! Du weisst gar nichts über Wagner und spekulierst hier nur herum.


- Nuculeuz - 15.05.12007

Und Du weißt wohl alles über Nietzsche?

Daß er (Wagner) im allgemeinen den Idealen der Forenstammleserschaft hier sehr nahe steht, daran besteht kein Zweifel.
Wenn jedoch in einem Stück eindeutig den Tugenden der Schwäche gefröhnt wird, so ist dies ein möglicher, legitimer Grund für eine Distanzierung Nietzsches.
Das gibt ihm freilich noch immer nicht das Recht, mit aller Gewalt gegen das Werken Wagners polemisch vorzugehen. Denn damals mußte Wagner einen Kompromiß finden, zwischen innerer Symbolform und äußerer Darstellung.

Ich respektiere es aber auch, wenn jemand wie Nietzsche diesen Kompromiß nicht mehr ertragen konnte.