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Der Hahn - Druckversion

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- Hælvard - 25.07.12005

Der Hahn und die Hühner als Symbol

Beim Federvieh wurde der Hahn zu der am meisten verwendeten Symbolfigur.
Als Sinnbild wurde der Hahn für recht Unterschiedliches verwendet. Er diente als Symbol für Licht, Tag, Feuer, für Fruchtbarkeit, für Wachsamkeit, für Kampfesmut. Man sah in ihm den Begleiter, das Opfertier, das Orakel, den Wächter und auch als Wecker ist er uns heute noch hinlänglich bekannt. Er war dem Kriegsg*tt Ares geheiligt, dem Lichtg*tt Apollon, aber auch der Unterweltgöttin der alten Griechen, Persephone.

Schon zur Zeit des Imperium Romanum wählten die westgermanischen Franken als Zeichen des Fruchtbarseins und der Unsterblichkeit den Hahn zu ihrem Symbol, und sie verstanden sich - wie es der Wortstamm "frank" bedeutet - als "Freie".

Der wache, krähende, kampfeslustige bunte Hahn - zum Teil mit abnehmender Mondsichel dargestellt - stand als Lichtvogel und als Morgenwecker in enger Beziehung zum orientalischen Sonnenkult.

Dass der Hahn auch die Menschen weckt, ist unbestreitbar, heute aber leider oft ein Streitanlass der "lieben" Nachbarn. Plinius der Ältere und seine Zeitgenossen waren wohl toleranter und naturbezogener. Der Genannte schrieb in seiner Naturgeschichte über den Hahn: "Er geht mit der Sonne schlafen und ruft gegen Morgen den Menschen in neue Arbeit und Sorgen." Als Wecker fungiert der Hahn auch im Wiedergeburtsglauben. In der Bibi hingegen spielt er kaum eine Rolle. Das Krähen des Hahnes wurde lediglich das Zeichen der Verleugnung Ch**sti durch Petr***. In vorch**stlicher Zeit wurde der Hahn bei den Römern der Nachtgöttin geopfert.

Bei den alten Persern war er wegen seiner Wachsamkeit Opfertier für die Abwehr von sogenannten bösen Geistern. Im Stadtstaat Athen wurden schwarze Hähne dem Aesculap - G*tt der Heilkunst - geopfert. In Sparta opferte der Sieger nach einem Zweikampf dem Kriegsg*tt Ares einen Hahn.

Man "befragte" den Hahn, das heißt, deutete sein Verhalten als Prophet bzw. Auspizium. Heer und Flotte wurden im klassischen Rom von schwarzen, heilig erklärten Hühnern als Wahrzeichen begleitet. Fraßen diese gierig, so war das ein gutes Zeichen für die bevorstehende Schlacht.

Die heutige Redewendung "Er ist Hahn im Korbe" geht zurück auf den Glauben, dass ein im Korb sitzender Hahn den nächsten Freier ankündigt.

Der Hahn war neben dem Fuchs eines der beiden roten Tiere des germanischen G*ttes Donar. Um dem "roten Hahn" (Blitzschlag) auf dem Dach vorzubeugen, setzte man Donars heiliges Tier als Wetterhahn darauf, in der Hoffnung, dass der seinem Tier nichts Böses tut, es nicht durch Blitzschlag verletzt. Auch der Begriff "Wasserhahn" dürfte auf Donars Hahn zurückzuführen sein. So hat Donar mit seinem Hammer Regen erzeugt.

In der Edda, einer nordischen Dichtungssammlung, deren Stoffe auf die Heldensage der Völkerwanderungszeit zurückgehen, wird der Hahn Fjallar als Begleiter des Harfenspielers Eggdir beschrieben, der mit diesem eine Riesin bewacht. Der zweite Hahn in dieser alten Dichtung ist Güldenkamm, und ein dritter findet sich in Hels Halle. Noch in den Erntekränzen vergangenen Jahrhunderts - als Stoppelhahn auf der letzten Garbe oder auf dem Maibaum - war der Hahn als Symbol zu finden. Hähne wie Hühner generell gehören zur Natur- und Kulturgeschichte der Menschheit.

Möge es so bleiben!




- Hælvard - 25.07.12005

<span style='color:red'>Anmerkung Bragi:</span> Dieses Thema wurde geteilt und wird unter dem Gesichtspunkt der Betrachtung von "Tieropfern" im gleichnamigen Ordner weiterdiskutiert.