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Japan und die Toten - Druckversion

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Japan und die Toten - Gast aro - 13.10.12010

Hallo,

vor einiger Zeit ist mir diese kuriose Meldung begegnet:

Beamte entdecken Leiche von 104-Jähriger in Rucksack

Sie suchen landesweit nach verschwundenen Greisen - und haben dabei nun einen grausigen Fund gemacht: Japanische Beamte entdeckten in Tokio die Überreste einer angeblich 104 Jahre alten Frau. Sie steckten im Rucksack ihres Sohnes.

Japanische Behörden vermissen Hunderte Hundertjährige: Die Leiche einer angeblich 104-Jährigen haben sie nun in einem Rucksack gefunden. Der 64 Jahre alte Sohn sagte den Beamten laut der Zeitung "Sankei Shimbun", seine Mutter sei bereits vor neun Jahren gestorben. Er habe jedoch kein Geld für die Beerdigung gehabt. "Sie starb im Juni 2001 in unserem Haus", sagte der Mann demnach. "Ich habe ihre Leiche eine Zeit lang aufbewahrt, dann habe ich sie in der Badewanne gewaschen und ihre Knochen gebrochen, um sie in den Rucksack zu stecken."

Die Nachrichtenagentur Jiji Press berichtete, die Polizei habe Ermittlungen wegen Leichenschändung und wegen Rentenbetrugs eingeleitet. Der Tokioter Stadtteil Ota hatte der Toten in den vergangenen drei Jahren zum Geburtstag jeweils umgerechnet 1350 Euro geschenkt. Traditionell erhalten hochbetagte Bürger von den japanischen Behörden Geburtstagsgeschenke, die jedoch oft den Angehörigen überreicht werden.

Die japanischen Behörden hatten kürzlich begonnen, landesweit nach verschwundenen Greisen zu suchen, die angeblich mehr als hundert Jahre alt sind. Auslöser war der Fund des Skeletts eines vor Jahrzehnten verstorbenen Mannes in Tokio, dem Behördenvertreter eigentlich zu seinem 111. Geburtstag gratulieren wollten.

In Japan sind mehr als 40.000 Menschen gemeldet, die älter als hundert Jahre alt sind. In der vergangenen Woche fanden die Behörden allerdings heraus, dass fast 200 von ihnen vermisst werden.

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,712895,00.html

Grüße


Re: Japan und die Toten - Inte - 14.10.12010

Japaner scheinen ein anderes Verhältnis zum Tod und zu Toten zu haben als es hierzulande üblich ist. Ich habe mal einen japanischen Film gesehen, da trug einer seinen verstorbenen Kollegen über Tage zu diesem nach Hause, aus Ehrfurcht oder so, damit er zu Hause begraben werden kann. Er fuhr auch mit der Leiche im Bus usw., das war zwar offiziell sicher verboten, aber die Bevölkerung hatte mehr als Verständnis, es wurde Achtung 'rübergebracht. Als er schließlich ankam, wurde er gar beklatscht für sein Handeln.
Das war zwar nur ein Film, aber er wäre eben aus europäischer oder deutscher Sicht so gar nicht gedreht worden, das zeigt schon in gewisser Weise die Haltung zum Tod.
Selbst Selbstmord ist recht breit akzeptiert, wie mir mal jemand sagte, der sich mit Japan ein wenig befaßt. Hierzulande, stand es nicht sogar mal unter Strafe?

Es liegt wohl an den unterschiedlichen vorwiegenden Glaubensinhalten (also hier chr*stlich, dort Shintoismus oder Zen Buddhismus oder so - keine Gewähr, ich kenne mich da nicht so aus), die eine Gesellschaft ja ziemlich mitprägen, wie etwas empfunden und auch bewertet wird. Und selbst wir hier sind da vermutlich/vielleicht nicht alle vollständig frei davon, schon weil einem nicht ad hoc einfach alles an Einflüssen bewußt ist.

Ich will damit aber keineswegs die eine oder andere Sichtweise befürworten! Ich müßte sogar erst mal d'rüber nachdenken, was ich meine, wie das Empfinden wäre, wenn man völlig unbeeinflußt wäre.


Re: Japan und die Toten - THT - 14.10.12010

Ja, das mit den Toten ist schon eine tolle Sache (dort).