Zitat:Eine gesunde Konkurrenz ist das eine. Das ist jedoch kein gesunder Wettbewerb. Er ist aggressiv, und es geht um das, was ich oben beschrieben habe. Um mehr nicht. Und den längeren finanziellen Atem hat nur der Händler mit dem meisten Geld und dem meisten Einfluss (auf Preise).
Es geht grundsätzlich um die Verdrängung einer natürlichen und gesunden Lebensweise.
Wir reden von verschiedenen Dingen, das oben ist die Analyse, die ja auch zutreffend ist. Das andere ist die Praxis. Die Konkurrenz ist da, ob sie gesund ist oder nicht. Im Markt geht es nicht um Fairneß, und man muß mit dem umgehen, was ist.
Der örtliche Bioladen hier möchte das z. B. nicht wahrhaben und will am liebsten einfach keinen Wettbewerber. Ist ja gut, wenn es keinen gibt. Aber wenn es eben doch einen gibt, muß man reagieren. Und auch die Vorlagen des Wettbewerbers mitnutzen, warum nicht (und das ist in dem Fall das Bekanntermachen des Produktes).
Es nutzt einem doch nichts zu sagen, "das ist aber gemein", die Methoden sind gemein. Ja, sind sie manchmal.
Im Markt geht es erstmal um Bekanntheit. Man muß "bemerkt" werden, auch das Produkt muß gesehen, bekannt werden. In der Natur wäre das die grellgelbe Blüte, das bunte Federkleid, die Brautwerbung sozusagen. Wenn der Kunde weder das Produkt kennt noch den Laden, wird er dort auch nicht einkaufen.
Man muß nicht um Kunden kämpfen, aber um sie werben. Werben im ursprünglichen Sinn, das heißt nämlich nicht manipulieren und über's Ohr hauen. Sondern sich um ihn bemühen, und das wieder bedeutet, es ihm angenehm machen, ihm sich und sein Produkt vorstellen. Das ist der eigentliche Sinn, das ist durchaus etwas Gutes, für beide Seiten.
Und dazu ist es gut, wenn Biowaren und auch die Unterschiede, die es da gibt, einem breiteren Publikum bekannt werden. Und sei es durch Angebote in Discountern. Die reinen Bioläden können diese größere Bekanntheit dann durchaus für sich nutzen. Sie müssen es aber tun.
Was Pamina oben beschreibt, ist hier im Ort nämlich genau andersherum. Im örtlichen Discounter (ein Aldi) geht es angenehm und sogar oft lustig zu, selbst über die Coronamaßnahmen haben wir dort schon zusammen gelacht, über sonstiges sowieso. Im Biolädchen dagegen ist es immer ernst, und es legt sich schon fast eine Schwere über den ganzen Laden. Wenn sie nur ihre Pausenzeiten absprechen, meint man, sie reden gerade mindestens über einen schweren Wasserschaden. Ich bin immer froh, wenn ich wieder draußen bin, so unangenehm finde ich die Stimmung dort.
Jeder hält sich lieber dort auf, wo er sich gut fühlt, und nicht dort, wo es unangenehm ist. Ich hätte so hundert Verbesserungsvorschläge für das Biolädchen, die (vermutlich jedenfalls) auch den Umsatz steigern würden. Z. B. die Frische der Frischware. Dann muß man halt zweimal die Woche Ware kaufen oder diesen Bereich besser kühlen, man muß sich halt was einfallen lassen. Und mal Angebote anpreisen draußen, damit Kunden in den Laden kommen deshalb. Und nicht nur eine schwarze Tafel an der Hauswand, an der steht "Tomaten von Hof sowieso" (ohne Preis), den doch niemand kennt, der da gerade mal vorbeiläuft.
Und weg mit diesen schwarzen Kreidetafeln, da fehlt ja nur noch der Rohrstock, und die Abschreckung ist perfekt. Ein bißchen freundlicher und einladender darf es schon sein.
Und wenn man was fragt, kein Seufzer und keine aufgerissenen Augen. Sondern mit Interesse eine Lösung suchen. Eben werben ("sich mühen" um den Kunden). Das ist ja nicht das Gleiche wie "schleimen" oder auch "betrügen", und was es alles Negatives gibt.
Manchen liegt einfach das Verkaufen auch nicht, die sollten vielleicht besser in den Öffentlichen Dienst gehen. Mir sagte mal eine Frau, die im Öffentlichen Dienst tätig war, wieso man sich um Aufträge und Kunden bemühen müsse, die kämen doch von allein. Ja klar, bei ihr. Und um Kosten mußte sie sich ja auch nicht scheren.
Und so ist es auch im Bioladen, und Bekanntheit ist der erste wichtige Schritt, auch die Bekanntheit der Produkte.
Es gab vor Jahren mal ein Beispiel, hatte ich in irgendeiner Zeitung gelesen. Neben einem Edeka eröffnete ein Discounter. Die Umsatzzahlen brachen ein. Dann machte er aber nicht zu, sondern begann, sich sehr um die Kunden zu bemühen, zu werben. Es gab kleine Feste vor der Türe, mit Spielen für die Kinder etc., mehr Angebote, die auch sichtbar angepriesen wurden usw. Und das Ende vom Lied war, daß der Umsatz dann höher war als vorher, bevor der Discounter genau nebendran eröffnete.
Aus Tränen Gold und Perlen machen