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Die Quitzows - ein Uradelsgeschlecht aus der Mark Brandenburg
#2
1414 kam auf das Schloß ein "prominenter Gast" von schlimmer Berühmtheit: Johann (Hans) von Quitzow, ein Angehöriger der berüchtigten Raubritterfamilie, die den brandenburgischen Ritteraufstand gegen den ersten vom deutschen König Sigismund in der Mark eingesetzten Hohenzollern, den ehemaligen Burggrafen von Nürnberg Friedrich VI., initiierte und anführte. Allerdings war der "Aufstand" des Quitzow-Klans gegen den neuen fremden Herrscher oft nichts anderes als ein Morden und Brennen gegenüber friedlichen und fleißigen Bürgern und Bauern.

Anmerkung: Wie sagt man so schön, der Sieger schreibt die Geschichte. In einem Freiheitskampf ist selbst die Maßnahme der "verbrannten Erde" legitim. Andererseits muß man mit denjenigen, die mit dem Feinde paktieren, kein Mitleid zeigen. Es ist doch immer dasselbe Schema der Geschichtsschreibung.


König Sigismund hatte Friedrich aus dem fernen Hohenzollern aber nicht nur wegen dessen Unterstützung bei der Königswahl, sondern in erster Linie deshalb als Verwalter in der Mark Brandenburg eingesetzt, weil er ihm eine starke Hand gegen das dort herrschende Ritter-Chaos zutraute. In des Königs Urkunde für Friedrich stand: "Er soll mit seiner Arbeit, Mühe und Macht die Mark, die leider seit langer Zeit durch Krieg und aus anderen Ursachen schwer verfallen und ins Verderben gekommen, wieder aufbringen."

Anmerkung: Welch Großmut des Königs Sigismund ...
Oder stellt ein in sich durch Krieg und Entvölkerung zerrüttetes Land einfach nur eine leichte Angelegenheit dar, um sich dessen zu bemächtigen ...



Zur Seite hatten die Quitzows eine große Schar von anderen unzufriedenen brandenburgischen Landadligen, die mit ihren Kriegsknechten zusammen eine beachtliche Adelsfronde mit einer starken Streitmacht darstellten. Die Leidtragenden waren am meisten die Bauern, die stellvertretend für ihre Herren von der Friedrichs-Partei von den Quitzows drangsaliert, verschleppt und ermordet wurden. Friedrich, der spätere Kurfürst von Brandenburg, war klugerweise Bündnisse mit dem Magdeburger Erzbistum und mit den Herzogtümern Mecklenburg und Sachsen eingegangen. Immer wieder unternahmen nun die Quitzows mit den Verbündeten Plünderungszüge ins Magdeburgische. 1413 hatte Johann von Quitzow das Aufgebot der Magdeburger besiegt, doch im Februar 1414 ging er in Plaue bei Brandenburg den Kriegsknechten Heinrichs von Schwarzburg, dem Bruder des Magdeburger Erzbischofs Günther, ins Netz, "um dann andren Tages als Gefangener des Erzbischofs von Magdeburg nach Schloß Calbe hin abgeführt zu werden." (Th. Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg).

   
Bild (20.Jh.) von der Gefangennahme Hans von Quitzows

Von der Gefangennahme gibt es drei Chronisten-Versionen, aber allen drei (Engelbert von Wusterwitz, Magdeburger Schöppenchronik und Peter Becker) ist gemeinsam, daß Johann (Hans) von Quitzow gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Henning, der in Paris studiert hatte, und einem ihrer Knechte aus dem Gefängnis ("Stock") im Schloß Plaue am 26. Februar 1414 entfliehen konnten. Nachdem die drei ein ganzes Stück über die Havel im Schutze des Schilfrohres - wahrscheinlich über das Eis - entkommen waren, wurden sie von aufmerksamen Bürgern oder Soldaten der Magdeburger Streitmacht entdeckt, - entkräftet wie sie waren - gefangengenommen und den Erzbischöflichen übergeben. Tags darauf wurde Hans von Quitzow, der sich in "Oberacht" befand, als Schwerverbrecher gegen den Landfrieden in die erzbischöfliche Sommerresidenz "Schloß und Feste Calbe" verbracht. Hier kam er aber nicht, wie man denken sollte, ins Verlies oder wurde enthauptet, sondern verbrachte zwei Jahre sozusagen im Hausarrest. Nüchtern schrieb der zeitgenössische Chronist Engelbert von Wusterwitz: "Johann von Quitzow brauchte nur zwei Jahre in Gefangenschaft auf dem Schlosse zu Calbe, und nicht etwa in dessen Kerker, zuzubringen. Dann machte er seinen Frieden mit dem Kurfürsten und konnte, neu belehnt mit seinen Gütern, in die Prignitz zurückkehren." So einfach war das!

Anmerkung: Was die Chronisten übersehen, gute Männer waren damals nicht leichter zu finden als heute!


Trotz seines Abbitte-Schwures konnte der Raubritter das Morden, Rauben und Plündern auch in den folgenden Jahren nicht lassen.

Anmerkung: Was in solchen Aussagen subtil transportiert wird, muß dem aufmerksamen Leser nicht weiter erläutert werden.


1429 stieg Johann von Quitzow, der dem Kurfürsten bei der Niederhaltung der Bürger und Bauern behilflich sein sollte, zum Landeshauptmann auf. Selbst in dieser Funktion unternahm er noch laufend Plünderungszüge gegen reiche norddeutsche Städte wie Hamburg und Lübeck. Auch kleinere mecklenburgische Orte fielen der Quitzowschen Gier zum Opfer. Der Bürgermeister von Grabow berichtete 1433: "Sie hebben dar genomen de gantze her tzschap, koge und ossen und pferdt und vele unser Bogher hebben ze gemordet ander dod deschlagen." [Sie haben die ganze Schafherde, die Kühe, Ochsen und Pferde geraubt, und viele unserer Bürger haben sie gemordet und totgeschlagen.]

Anmerkung: Mir fällt dazu eher der Störtebeker ein ...


1437 starb Hans von Quitzow unbehelligt im Alter von 67 Jahren in seinem Bett. Seine wohlhabende Witwe Agnes durfte auf Anordnung des Kurfürsten Friedrich I. von seinem Reichtum und den Gütern leben. Der andere Adlige, Johanns Bruder Dietrich von Quitzow wurde auch verschiedene Male im Verlauf seiner "Fehden" gefangengenommen und auf Wort und mit Hilfe von Lösegeld freigelassen. Er führte im Alter das unstete Leben eines besoldeten Kriegsherren in fremden Diensten. Chronist Wusterwitz berichtet: "Im Jahre 1417 ist Dietrich von Quitzow, so der Mark mancherlei Schaden zugefügt und sie heftig beleidigt hat, in dem der Familie von Veltheim zuständigen Schlosse Harbke bei Helmstedt gestorben und zu Kloster Marienborn begraben worden."

Anmerkung: Wie in so vielen geschichtlichen Ereignissen und Epochen fehlen den Historikern die tatsächlichen Hintergründe, warum was wie gehandhabt und umgesetzt wurde. Eine andere Zeit, in die sich nur die zurückversetzen können, die tatsächlich in ihr lebten oder eben das entsprechende Hintergrundwissen mitbringen und nicht etwa eine Abhandlung niederschreiben, die dem heutigen Zeitgeist, moralischen Phantasien und schlußendlich der Manipulation und geistigen Unterdrückung entsprechen.


   
Dieses Bild soll die Gefangennahme des Dietrich von Quitzow darstellen.


Quelle: http://histrundgangcalbe.herobo.com/11schlosstreidelweggierfaehre.htm


Anmerkung: Soweit es geht, habe ich den Haupttext von meinungsmachenden Beiwörtern befreit bzw. dazu entsprechende Anmerkungen geschrieben. Möge sich jeder selbst eine Meinung machen, wenn man dabei bedenkt, wie heute Geschichte "geschrieben" wird ... ich komme also nicht umhin, für die Quitzows eine Lanze zu brechen!
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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RE: Die Quitzows - ein Uradelsgeschlecht aus der Mark Brandenburg - von Hælvard - 24.03.12016, 00:17

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