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Der Kini
#72
Ich habe ein Gedicht gefunden, welches der Kini geschrieben hat. Dazu gab es spätere Meinungen, daß es sein Leben widerspiegelt ...
Inwieweit das stimmt, kann ich im Detail nicht sagen, jedoch gibt es in dem Gedicht eine religiöse Kehrtwende, von der ich mich frage, ob diese tatsächlich stattgefunden hat oder nur nach außen hin dargestellt wurde.

   

Auf Hohenschwangaus hehren Zinnen
Stand ich, und schaute in das Land,
O könntest Du es Dir gewinnen,
(Dacht ich) mit starker Ritterhand.

Wollt ichs behaupten und es schützen.
Es winkt mir die Gelegenheit,
Den Augenblick, ich will ihn nützen,
Jetzt nahet die willkommne Zeit.

Zur Reise alle sich bereiten,
Zu kehren in die Stadt zurück,
Dort harren meiner nichts als Leiden,
(Dacht ich), mir winkt ein andres Glück.

Das Chr*stentum muß ich verachten,
Ich wähle mir das Heidenthum,
Nach ihm nur sollen alle trachten,
Dort nur lebt Ehre noch und Ruhm.

Dem Kreuze wend' ich keck den Rücken,
Die Heidengötter ruf ich an,
Sie können einzig mich beglücken,
Es faßte mich ein sel'ger Wahn,

Die Kön'gin drob begann zu trauern,
Verloren glaubt sie all mein Heil;
Mein Herz weiß nichts von Schmerzensschauern,
Doch ihres traf ein scharfer Pfeil.

Das Schloß verlassen wir zu Wagen,
Und fahren nun den Berg hinab,
Ich spring' vom Bocke ohne Zagen,
Ein G*tt mir den Gedanken gab.

Die andern merkten nicht mein Fliehen,
Schnell, schnell enteilt' ich in den Wald,
Um in ein fernes Land zu ziehen,
Am Fürstenwege stand ich bald.

Mein Oheim kam des Wegs gezogen,
Ich lege schnell zur Seite mich,
Mir stürmt es in der Brust wie Wogen,
Ihr Götter, wie erbebte ich!

Doch seine Augen mich gewahren,
Und ich erzähl' mein Wagnis nun,
Ich bat ihn, nichts zu offenbaren,
Und er versprach, es nie zu thun.

Ich zieh so froh nun meine Wege,
Wie heiter wogte mir die Brust,
Ich dachte, nichts käm' ins Gehege,
Und ahnte nichts als künft'ge Lust.

Mein Großvater, er kam geschritten,
An einem Teiche traf ich ihn,
Und ich bestürmte ihn mit Bitten,
Doch ließ er mich nicht fürder ziehn.

Da ich ihn bat, nichts, nichts zu sagen,
Von allem, was ich ihm vertraut,
Nicht billigt' er mein kühnes Wagen,
Sein drohend Wort, es tönte laut.

Er wollte nun mein Leben enden,
Er nahm ein mörderisch Gewehr,
Die Götter wollten's anders wenden,
Und nicht erreicht er sein Begehr.

In einen Graben mußt' er fallen,
Erfreut im Herzen zog ich fort,
Ins ferne Land ja wollt' ich wallen,
In kurzer Zeit nun war ich dort.

Ich wählt' mir bald die treusten Helden,
Ich war ihr Herr und treuer Freund,
Im Geiste wähnt' ich mein die Welten,
Wenn ich mit ihnen nun vereint.

An dieser Stelle nimmt das Gedicht eine Wendung, und ich bin wahrlich kein Kenner der Biographie des Kini, aber ich erahne eine Gottesfürchtigkeit nach außen hin zum Zwecke der eigenen Machterhaltung in einer Zeit, in der die Kirche, insbesondere der Katholizismus, auch in Staatsangelegenheiten sehr großen Einfluß ausübte.

So schreibt zum Beispiel der Historiker Hermann Rumschöttel (nachfolgend HR genannt), ehemaliger Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns und Autor einer Kini-Biografie, daß die Konflikte, die Kini mit der katholischen Kirche hatte, für ihn kein Anlaß zur Abkehr von seiner Religion waren.

"Sein Ethos als Herrscher von Gottes Gnaden war katholisch geprägt und setzte ihm zum Ziel, Gottes Licht zu verkünden und die Gesinnungen der Menschen im Sinne der Chr*stlichen Tugendideale der selbstlosen Liebe und Demut zu veredeln."

Das liest sich für mich zwischen den Zeilen wie ein Lippenbekenntnis, denn als Untermauerung der vorgenannten These dienen z. B. Handlungen des Kinis, bei denen er auf seinen Ausflügen Almosen an Bedürftige verteilen ließ.

Es kommt halt auf den Blickwinkel an ..., man kann hier natürlich chr. Nächstenliebe hineininterpretieren, aber man kann genauso gut eine Zugewandtheit zum eigenen Volk, den Landsleuten vermuten. Ebenso könnte es rein politischer Natur gewesen sein ... sich hier aber auf eine religiös motivierte Handlung zu berufen, scheint für mich fahrlässig bis meinungsbildend zu sein.

Politischer Natur sind m. M. nach Handlungen wie die Spende einer Passionsgruppe in Oberammergau, für die dort ausgerichteten Passionsspiele.

Ein weiteres Beispiel dafür, was König Ludwig II. von der Kirche und ihrem Glauben hielt, zeigt sich, als 1874 Ludwigs protestantische Mutter Marie von Preußen zum katholischen Glauben konvertierte. HR meint hierzu: "Ludwig blieb der kirchlichen Feier fern – wohl aus politischen Gründen. Er beurteilte die Konversion der Mutter sehr distanziert, ja sogar mißbilligend."

... muß das Fernbleiben des Königs eine politische Motivation gehabt haben. Was soll dafür oder dagegen gesprochen haben? Eine Begründung bleibt HR hier schuldig.

Vielleicht waren die Gründe aus innerer Überzeugung, oder weil es sich bei einer Konversion zu einem anderen Glauben um ein kirchliches Ritual handelt, um eine Erwachsenentaufe ... womit der durch das Brandmal gekennzeichnete Täufling in den Besitz der kath. Kirche übergeht und alle Anwesenden an diesem Ritual teilnehmen, dem also zustimmen.

Die eigenen Ansichten HRs blicken durch, wenn man z. B. Äußerungen liest, in denen er Richard Wagner als Nihilisten diffamiert. Also als jemanden, der alles ablehnt, insbesondere die Kirche. An solchen Spitzfindigkeiten erkennt man die Grundeinstellung bei der dann nicht ganz so neutralen Berichterstattung.

Die Aussagen HRs haben vielmehr immer einen richtungsweisenden, meinungsbildenen und religiösen Charakter. So schreibt er, "daß der Kulturkampf, also die politische Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche, von König Ludwig II. mit dem Ziel einer Verringerung des Einflusses der Kirche geführt wurde. Es ging also um den Erhalt und die Dominanz staatlicher Hoheitsrechte."
So weit, so gut, doch dann folgt der Nachsatz, daß es nicht um antikirchliche oder antikatholische Zielsetzungen ging. 

Ein Gesetz, das den Einfluß der Kirche in Schulen reduzieren sollte, scheiterte im Parlament. Zudem unterstützte Kini die Einführung des Kanzelparagraphen. Dieser verbot jedem Geistlichen von der Kanzel aus Staatsangelegenheiten zu erörterten. Das wurde mit Gefängnis bestraft.
Er schimpfte über „elende Pfaffen", die ihren heiligen Stand mißbrauchten, und das Volk in Aberglauben und Finsternis beließen.

Danach schreibt HR, "dennoch betonte er immer wieder, daß er dem Heiligen Vater aufrichtig verbunden sei." Dem Münchner Erzbischof Scherr erklärte er 1871: „Ich werde stets ein treuer Sohn der Kirche bleiben.“

Wo man auch liest, vielerorts wird König Ludwig II. als krank, wenn nicht sogar geisteskrank bezeichnet. Man stößt auf eine Ablehnung, die so hartnäckig ist, daß es zwangsläufig dazu führt, diese Ablehnung zu hinterfragen. So soll sich jeder Leser selbst seine Meinung bilden.

Der zweite Teil des Gedichtes folgt ...
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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Es bedanken sich: Inara , Paganlord , Waldläufer , Sirona , Cnejna , Lella , Rahanas


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Der Kini - von Paganlord - 15.06.12011, 15:06
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Er mal wieder, der Kini - von čono - 19.06.12011, 17:12
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Re: Der Kini - von Alexis - 20.06.12011, 14:06
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Der Kini - Opfer oder Macher? - von čono - 21.06.12011, 09:38
Re: Der Kini - von diekeltin - 21.06.12011, 13:21
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Ein Kini polarisiert - von čono - 21.06.12011, 15:15
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Re: Der Kini - von Paganlord - 21.06.12011, 17:04
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könig ludwig der 2 te von bayern - von anastasia - 11.12.12013, 18:52

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