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Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas
#1
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Außergewöhnliche Menschen ziehen uns magisch an, um so mehr, wenn ihr Schaffen mit einer geheimnisvollen Aura umgeben ist. Zu diesen Menschen gehört zweifellos auch Nikola Tesla. Seine Entdeckungen und Erfindungen haben mittlerweile unseren Alltag erobert, doch vor etwa hundert Jahren mußten seine Ideen als reine Phantastereien gelten. Aber nicht nur seine Ideen, auch sein Werdegang und sein Arbeitsstil waren geheimnisumwittert, genauso wie der Gegenstand seiner Arbeiten – der elektrische Strom. Da Tesla bis heute als Außenseiter gilt, ranken sich viele (teilweise unwahre) Legenden um seine Person. Die folgende Sammlung kleiner Anekdoten aus Teslas Leben soll dem ein wenig Abhilfe schaffen...

Ungeachtet seines (zeitweise) zölibatären Lebens und seiner nahezu einsiedlerischen Existenz in seiner eigenen intellektuellen Sphäre war Tesla im gesellschaftlichen Umgang ein Mann mit großem Charme. Das Jahr, in dem er mit jeder noch so harten Arbeit vorlieb nehmen mußte, hinsichtlich seines Quartiers nicht wählerisch sein konnte und essen mußte, was er gerade bekam, hatten in ihm einen tiefen und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Darauf deutet schon allein der Umstand hin, daß er selbst in späteren Jahren niemals zu einem Gespräch über diese Zeit bewegt werden konnte. Und doch dürfte all das, war er im Verlauf dieses Jahres hatte durchmachen müssen, einen mildernden Einfluß auf seinen Charakter gehabt haben. Er hatte schwer darunter leiden müssen, allein nach dem Maße nackter Muskelkraft beurteilt zu werden, und diese Situation sollte er niemals vergessen.

Nachdem er durch die Gründung des Laboratoriums und den Verkauf seiner Patente an Westinghouse einige Mittel beisammen hatte, war er stets um ein nahezu fürstliches Auftreten bemüht. Er wußte genau, wie er vermittels der richtigen Kleidung den Eindruck, den seine Erscheinung ohnehin schon machte, noch beträchtlich steigern konnte. Seine Körpergröße (Tesla war ziemlich genau 2 Meter groß) verlieh ihm eine gewisse Überlegenheit über andere Menschen; der Umstand, daß er offenkundig mit großer körperlicher Kraft begabt war, trug ebenfalls zu dem Respekt bei, den man seinem Auftreten allgemein entgegenbrachte. Sein ausgezeichnetes Englisch, bei dem er stets um die korrekte Wortwahl bemüht war, sowie das gute halbe Dutzend weiterer Sprachen, die er außerdem beherrschte, ließen ihn schon als Gelehrten erscheinen. Und die erste Gruppe seiner Wechselstrompatente brachte ihm in der öffentlichen Meinung den Ruf eines außerordentlich befähigten Wissenschaftlers ein. Daß er sich zudem niemals des Wertes seiner eigenen Errungenschaften rühmte, sondern stets deren Bedeutung für die Menschheit betonte, brachte ihm die Zuneigung all jener ein, die ihm jemals begegnet waren.

Als Tesla sich in den neunziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts auf dem Höhepunkt seines Ruhmes befand, neigte er eher dazu, sich von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Trotzdem gelang es einer Reihe von Journalisten immer wieder, diese Barrieren zu überwinden und sich das Material für interessante Reportagen zu sichern. Eine hervorragende Darstellung seiner Persönlichkeit findet sich in einem Artikel, der 1897 im Citizen veröffentlich wurde. Er charakterisiert den Erfinder mit den folgenden Worten:

Was seine Erscheinung betrifft, kann niemand zu ihm emporblicken, ohne seine Macht zu fühlen. Weit über sechs Fuß groß ist er und dabei sehr schlank. Und doch besitzt er enorme körperliche Kraft. Seine Hände sind sehr groß; seine Daumen ungewöhnlich lang – was immer auf eine hohe Intelligenz hindeutet. Das glatte schwarze Haar – ein tieferes, glänzenderes Schwarz ist kaum vorstellbar – trägt er scharf nach hinten gekämmt, was die Kantigkeit seines Gesichtes noch betont.
Die Wangenknochen sind – ein Charakterstikum der Slawen – hoch und ausgeprägt. Die Haut hat den Ton von Marmor, der mit den Jahren den ersten Anflug von gelb aufweist. Seine tiefliegenden Augen sind blau und brennen wie ein Feuer. Es scheint, als funkelten in ihnen die gleichen unheimlichen Blitze, die er auch aus seinen Geräten schleudert. Sein energischer Kopf läuft spitz zu; das Kinn ist fast nur ein Punkt.
Niemals war ein Mann von hochfliegenderen Idealen erfüllt. Niemals hat ein Mann so beständig, so ernsthaft, so selbstlos für das Wohlergehen des gesamten Menschengeschlechts gearbeitet. Geld hat für ihn kaum Bedeutung. Hätte er beschlossen, es Edison gleichzutun, so wäre er heute wohl der reichste Mann dieser Welt - und dabei ist er gerade erst vierzig Jahre alt.
Was am meisten an ihm besticht, ist seine Ernsthaftigkeit. Tesla ist zweifellos der ernsthafteste Mensch in New York. Und doch hat er einen scharfen Sinn für Humor und zudem die wunderbarsten Manieren. An wahrhafter Bescheidenheit kann ihn niemand übertreffen. Jegliche Eifersucht ist ihm fremd. Niemals hat er die Errungenschaften anderer für gering erklärt, niemals mit Anerkennung gespart.
Wenn er redet, kann man nur lauschen. Auch wer nicht weiß, worüber er spricht, muß begeistert zuhören. Auch wer die Tragweite seiner Worte nicht versteht, muß ihre Bedeutung spüren. Er spricht das Englisch eines hochgebildeten Ausländers; akzentlos und fehlerfrei. Zudem beherrscht er noch acht weitere Sprachen.

Bei seiner Arbeit duldet er keine Zuschauer. Über seine Assistenten weiß man nichts. Von Zeit zu Zeit veranstaltet er eine öffentliche Vorführung seiner Experimente, und nicht wenige Menschen würden wohl jedes Opfer bringen, um bei einer solchen Gelegenheit dabeisein zu dürfen.
Für gewöhnlich arbeitet er bis sechs Uhr; doch es kann sein, daß er sich noch länger im Laboratorium aufhält. Dunkelheit ist für ihn kein Hindernis. Er stellt sich sein eigenes Tageslicht her.
Um Punkt acht trifft er in tadelloser Abendgarderobe im Waldorf ein. Im Winter trägt er statt des Abendjacketts stets einen Rock mit Schwalbenschwänzen.
Um Punkt zehn erhebt er sich vom Tisch und begibt sich entweder in sein Hotel, wo er seine Studien vertieft, oder er sucht wieder das Laboratorium auf, um dort die Nacht über weiterzuarbeiten.


Arthur Brisbane veröffentlichte am 22. August 1894 nach einem Interview mit Tesla in The World den längsten Artikel, den er jemals einer berühmten Persönlichkeit gewidmet hat. Darin erklärt er Tesla zu „unserem überragendem Mann auf dem Gebiet der Elektrizität – weit wichtiger als Edison.“ Er beschreibt den Erfinder folgendermaßen:

Seine Augen liegen sehr tief. Sie sind von recht heller Farbe. Ich fragte ihn eimal, warum er als Slawe denn dermaßen helle Augen habe. Er entgegnete mir, sie seien einst wesentlich dunkler gewesen, hätten sich aber durch häufig geistige Anstrengungen aufgehellt. Mir ist schon des öfteren zu Ohren gekommen, daß wiederholtes intensives Denken die Augenfarbe heller werden läßt. Es dürfte also nicht ohne Bedeutung sein, wenn Tesla diese Theorie aus seiner eigenen Erfahrung heraus bestätigt.
Er ist sehr schlank, dabei über sechs Fuß groß und wiegt nicht einmal hundertvierzig Pfund. Er hat sehr große Hände mit bemerkenswert ausgeprägten Daumen. Ein gutes Zeichen: große Daumen weisen auf einen starken Intellekt hin. Affen haben etwa ausgesprochen kleine Daumen. Achten Sie bei ihrem nächsten Besuch im Zoo nur einmal drauf.

Die obere Partie von Teslas Kopf ist besonders stark ausgebildet; nach vorn läuft er fast keilförmig zu. Das Kinn ist spitz; der Mund zu klein. Obwohl das Kinn deutlich hervortritt, wirkt es nicht stark genug. Aber Teslas Gesicht läßt sich nicht wie die Gesichter anderer Menschen studieren und beurteilen, weil dieser Mann in völlig anderen Bereichen zuhause ist. Er lebt sein Leben beständig mit dem Kopf; dort werden seine Ideen geboren, und dort ist ausreichend Raum für sehr viele Ideen. Sein Haar ist pechschwarz und gewellt. Sein Gang ist leicht gebeugt wie der vieler Männer, die frei von Eitelkeit sind. Er lebt vollkommen in sich selbst. Selbstachtung und Selbstbewußtsein – die sich gemeinhin mit dem Erfolg einstellen – besitzt er genug. Doch zwischen ihm und den meisten anderen Menschen, über die viel geredet oder geschrieben wird, gibt es einen grundlegenden Unterschied: Er hat wirklich etwas zu sagen.


Tesla hatte ganz ohne Frage Sinn für Humor und war einem feinsinnigen Scherz niemals abgeneigt. Ehe er zu einem Stammgast des Waldorf-Astoria wurde, pflegte er sein Abendessen regelmäßig bei Delmonico's einzunehmen; dieses Restaurant war damals eine der besten Adressen in New York und ein Treffpunkt der High Society. Unter der berühmten Kundschaft dieses berühmten Lokals war er zweifellos die illusterste Gestalt, doch er nahm seine Mahlzeiten stets alleine ein. Er war nicht dazu zu bewegen, sich einer anderen Gruppe zuzugesellen oder selber Gäste an seinen Tisch zu laden. Nach dem Diner kehrte er grundsätzlich in sein Laboratorium zurück.

Eines Abends überredeten ihn einige Freunde, die der Ansicht waren, er würde zu hart arbeiten und benötige dringend etwas Entspannung, zu einer Partie Billard. Sie waren fest davon überzeugt, daß er in diesem Spiel nicht die geringsten Erfahrungen hatte und erklärtem ihm zunächst einmal ausführlich wie der Queue zu handhaben sei, wie gestoßen wurde und nach welchen Regeln man spielte. Tesla hatte in der Tat schon seit Dutzenden von Jahren nicht mehr am Billardtisch gestanden, aber als er sich seinerzeit in Graz einen Studienvorsprung von einem Jahr erarbeitet hatte, hatte er sein Talent als professioneller Spieler bewiesen. Während die alten Hasen ihn nun bei Delmonico's in die Grundzüge des Spiels einwiesen, stellte er absichtlich ein paar dumme Fragen und machte genauso absichtlich ein paar schlechte Stöße. Dann trat er gegen einen der erfahrenen Spieler an, stellte weiterhin alberne Fragen, handhabte den Queue auf die denkbar komplizierteste Weise, um seine Laienhaftigkeit zu demonstrieren – und zur allgemeinen Verwunderung gelang ihm jeder Stoß. Daß er an jenem Abend auch gegen andere Billardexperten haushohe Gewinne verbuchen konnte, erklärte er mit dem Umstand, das Spiel gebe ihm die Gelegenheit, höchst abstrakte mathematische Theorien praktisch zu erproben. Die Billard Asse von Delmonico's brachten daraufhin das Gerücht in Umlauf, Tesla habe im Verlauf eines einzigen Abends so meisterhafte Fertigkeiten im Billard erworben, daß er die allerbesten Spieler der ganzen Stadt schlagen konnte. Die Geschichte ging sogar durch die Presse. Tesla weigerte sich jedoch, den Queue ein zweites Mal zur Hand zu nehmen und versteckte sich hinter der Behauptung, er fürchte, daß seinen Begeisterung für das Billard anderenfalls seine Forschungsarbeiten gefährden könne.

Der Mann von Welt, die Zierde von Delmonico's und des Waldorf-Astoria, scheute sich allerdings auch keineswegs vor einem gelegentlichen Ausflug in die Bowery, die in der unmittelbaren Nachbarschaft seines Laboratoriums in der Houston Street lag. Als Steve Brodie – ein waschechter Junge aus der Bronx – einen Sprung von der Brooklyn Bridge unbeschadet überstanden hatte (zumindest rühmte er sich dessen), war seine Tat natürlich dort das Tagesgespräch. Kurz nach jenem Ereignis kehrte Tesla dort in eine Kneipe ein, bestellte einen Whiskey und trank das Glas mit den Worten „Wie sagte doch Steve Brodie, ehe er von der Brücke sprang? <Runter damit!>" in einem Zug leer. Sein schön mäßig angetrunkener Tresennachbar hatte diese Bemerkung mitbekommen und aufgrund seiner getrübten Wahrnehmung vollkommen mißverstanden; er glaubte, Steve Brodie persönlich würde dem Barkeeper gerade vom Höhepunkt seiner Großtat berichten. Er wollte dem vermeintlichen Steve einen Drink ausgeben und wurde auf der Stelle von seinen Freunden umringt. Tesla schüttelte die Männer mit einem Lachen ab und verließ das Lokal, während der irritierte Trinker hinter ihm herlief und rief:“ Haltet ihn, 's ist Steve!“
Da der Mann naturgemäß seiner Zunge nicht mehr mächtig war, kam es nun zu einem weiteren Mißverständnis: Einige Passanten glaubten, jemand habe „Haltet den Dieb!“ gerufen und nahmen sofort die Verfolgung auf. Dank seiner langen Beine war es für Tesla kein Problem, in der anschließenden Verfolgungsjagd die Spitzenposition zu behaupten; er bog blitzschnell in eine Seitenstraße ein, sprang über einen Zaun und stieg über die Feuerleiter in eines der rückwärtigen Fenster seines Laborgebäudes ein. Dort warf er sich sicherheitshalber sofort einen schweren Schmiedeschurz um und machte sich daran, auf ein Stück Eisen einzuhämmern; aber seine Verfolger hatten nicht mit ihm mithalten können.

Für die in New York ansässigen Serben war Tesla ein Idol. Nicht wenige von ihnen konnten behaupten, mit dem Tesla- oder dem Mandich-Zweig seiner Familie entfernt verwandt zu sein, und selbst wer keinen Verwandtschaftsgrad nachweisen konnte, bewunderte ihn, obwohl er sich stets weigerte, die eine oder andere Rolle in der serbischen Gemeinschaft zu übernehmen.
Eines Tages wurde er in seinem Appartement im Waldorf-Astoria von einem serbischen Arbeiter aufgesucht. Der Mann war sehr aufgeregt und brauchte dringend Rat, denn er hatte einen seiner Landsleute bei einem Streit verprügelt, woraufhin dieser ein Kopfgeld für seine Verhaftung ausgesetzt hatte. Der Besucher war völlig mittellos, aber er wollte nach Chicago fahren, um sich der Verhaftung zu entziehen. Ob Tesla ihm wohl das Geld für die Fahrkarte vorstrecken könnte?

„Du hast einen Mann übel zugesetzt, und nun willst du vor der gerechten Strafe weglaufen“ entgegnete ihm Tesla. „Vielleicht kannst du vor dem Gesetz fliehen, aber deiner Strafe entgehst du nicht. Die wirst Du nämlich auf der Stelle bekommen!“ Er griff zu einem Rohrstock, packte den Mann am Kragen, zerrte ihn quer durch den Raum und prügelte dabei den Staub aus seinem Hosenboden, bis er um Gnade wimmerte. „Glaubst Du wirklich, du könntest in Chicago zu einem besseren Menschen werden und Schlägereien künftig aus dem Wege gehen?“ fragte er ihn dann. Der Mann bejahte, bekam das Geld für die Fahrkarte und noch ein paar Dollar dazu.

In den neunziger Jahren war Teslas Ruhm so groß, daß viele Gäste allein deshalb im Palm Room des Waldorf speisten, um dort einen Blick auf den Erfinder zu erhaschen.
Ehe dieser allabendlich um sechs sein Büro verließ, teilte er dem dortigen Oberkellner telephonisch seine Anordnungen zur Speisefolge mit; er bestand stets darauf, daß sein Essen von keinem geringeren Hotelbediensteten aufgetragen wurde. Um acht hatte das Diner bereit zu sein; die verbleibende Zeit verwandte Tesla darauf, seine formelle Abendgarderobe – einen weißen Frack mit einer weißen Fliege – anzulegen. Mit Ausnahme der wenigen Gelegenheiten, bei denen er gesellschaftliche Verpflichtungen nachzukommen hatte und Gäste zu Tisch lud, speiste er grundsätzlich allein.

Geldangelegenheiten hatte Telsa seit jeher als lästige Nebensachen betrachtet.
Nach 1888 war er gut fünfzehn Jahre lang mit allen Mitteln versehen, um seinen Verpflichtungen nachzukommen, und er führte dabei ein sehr gutes Leben. Als seine finanzielle Situation um das Jahr 1902 allmählich kritisch wurde, war sein Ruhm noch im Wachsen begriffen – und damit gleichfalls die Notwendigkeit, schon um der Zukunft seiner Projekte willen diesen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Er veranstaltete auch weiterhin große Dinnerpartys im Waldorf, um seinem gesellschaftlichen Ansehen gerecht zu werden, und konnte sich nur schwer daran gewöhnen, daß seine Mittel dazu eigentlich nicht mehr ausreichten. Bei einer dieser Gelegenheiten geschah es, daß eine große Tischgesellschaft bereits in einem der privaten Speisesäle versammelt war, als der Oberkellner Tesla zuflüsterte, daß exquisite Menü sei ganz nach seinen Wünschen vorbereitet und könne serviert werden, aber die Buchhaltung bestehe leider auf einer Bezahlung im voraus. Tesla war außer sich. „Teilen Sie dem Geschäftsführer mit, er möge doch Mr. Morgan (J.P. Morgan) anrufen, und ich werde mich gleich in seinem Büro einfinden.“
Innerhalb kürzester Zeit überbrachte ein Bote einen mehr als ausreichenden Scheck. Es sollte noch öfter zu solchen und ähnlichen Zwischenfällen kommen, aber die Unstimmigkeiten konnten in allen Fällen – für gewöhnlich ohne äußere Einmischung – im Büro des Geschäftsführers bereinigt werden.

In den Genuß einer Art Familienleben kam Tesla allein durch die Bekanntschaft mit dem Diplomaten, Dichter und Mitherausgeber des Century-Magazine Robert Underwood Johnson. Johnson wohnte im vornehmen Murray-Hill-Viertel der Madison Avenue; er und Tesla waren sehr eng miteinander befreundet. Einer ihrer vielen Berührungspunkte war die Hingezogenheit zur Dichtkunst. Im April des Jahres 1895 hatte Johnson im Century ein Gedicht über einen Besuch in Teslas Laboratorium veröffentlicht; dieses Gedicht sollte den Auftakt zu einem gemeinschaftlichen Unternehmen bilden, in dessen Verlauf Johnson serbische Poesie auf Grundlage der wörtlichen Übersetzungen Teslas – der Tausende von Versen auswendig hersagen konnte – im Englischen nachdichtete; etwa vierzig dieser Stücke veröffentlichte Johnson nebst einem Geleitwort Teslas in Buchform.

Berühmtheiten aller Gebiete gingen bei Johnson ein und aus, und er veranstaltete häufig festliche Diners, bei denen eine glänzende Tischgesellschaft zusammenkam. Auch Tesla war mitunter als geladener Gast zugegen, obwohl er derartige Diners so weit wie möglich zu meiden suchte. Formlose Besuche stattete er Johnson jedoch sehr oft ab; meist kam er unangemeldet und nicht selten zu ungewöhnlichen Zeiten. So war es etwa nicht außergewöhnlich, daß er noch um Mitternacht erschien, wenn sich die Familie eigentlich schon zurückgezogen hatte, dann saß er noch stundenlang mit „Bob“ und „Nick“ - Johnson und „Willi“ K. Vanderbilt waren die einzigen Männer, die er mit Vornamen anredete - beisammen und genoß den Austausch hochfliegender Gedanken.
Tesla Besuche bei Johnson währten stets viele Stunden. Er fuhr bei diesen Gelegenheiten immer in einem Einspänner vor, der vor dem Haus zu warten hatte, bis er wieder in sein nur wenige Blocks entferntes Hotel zurückkehren wollte. Die Johnson-Kinder wußten bald, sich diesen Umstand zunutze zu machen, denn wenn solch ein Besuch auf die frühen Morgenstunden fiel, durften sie normalerweise während dieser Zeit mit der Kutsche eine Spritztour durch den nahegelegenen Central Park machen.

Tesla fand großes Gefallen an der Oper und besuchte eine Zeitlang die Aufführungen recht regelmäßig. Die Logen von William K. Vanderbilt und vieler weiterer betuchter Abonnenten des Metropolitan Opera House standen ihm stets offen. Gelegentlich besuchte er auch das Theater. Seine Lieblingsschauspielerin war Elsie Ferguson, die - wie er sagte - sich wirklich zu kleiden wußte und überdies von allen Frauen, die er jemals auf der Bühne gesehen hatte, am meisten mit Grazie begabt war. Mit der Zeit ließ sein Interesse an Oper und Schauspiel zugunsten des Films nach, obwohl er eher selten ein Kino aufsuchte; Komödien und leichte Unterhaltung zog er dabei den tragischen Stoffen vor.

Einer seiner engsten Freunde war Konteradmiral Richmond Pearson Hobbson, der Held des spanisch-amerikanischen Krieges. In späteren Jahren sollte Hobson der einzige Mensch sein, der Tesla gelegentlich dazu bringen konnte, eine seiner der intellektuellen Arbeit gewidmeten Nachtwachen für einen Kinobesuch zu unterbrechen.

Wird fortgesetzt...


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Üblicherweise erscheint ein Chef seiner Sektretärin wohl kaum je als Held, doch für Miss Dorothy F. Skerritt, die diesen Posten für lange Jahre bei Tesla innehatte, bis er mit siebzig Jahren sein Büro auflöste, blieb er ein „Übermensch“. In ihrer Schilderung des siebzigjährigen Erfinders schreibt sie ihm die gleiche faszinierende Persönlichkeit zu, von der die Beobachter bereits dreißig Jahre zuvor beeindruckt waren:

Mr. Tesla war ein großgewachsener, hagerer Mann. Er hatte fast etwas von einer göttlichen Erscheinung an sich. Noch mit siebzig hatte er eine vollkommen aufrechte Haltung; er kleidete sich stets in schlichte, makellose Anzüge, wobei er gedämpfte Farben bevorzugte. Einen Ring oder eine Krawattennadel sah man bei ihm nie. Das dichte schwarze Haar trug er in der Mitte gescheitelt und scharf nach hinten gekämmt; seine mächtige Stirn war von tiefen Furchen durchzogen, die von der ungeheuren Konzentration zeugten, mit der er über wissenschaftlichen Fragen nachsann. Seine sanften, grauen und doch stechenden Augen lagen tief unter ausgeprägten Brauen; sie vermittelten jedem Menschen den Eindruck, als könne er damit dessen geheimste Gedanken erfassen. Wenn er über neue Forschungsgebiete oder Errungenschaften in Begeisterung geriet, ging von seinem Gesicht ein nahezu ätherisches Strahlen aus, und er konnte seine Zuhörer dann weit von ihren alltäglichen Belangen entfernt in die phantastischen Reiche der Zukunft versetzen. Sein angenehmes Lächeln und sein tadelloses Betragen waren der äußere Widerschein jenes feinsinnigen Charakters, der ihm tief in die Seele geprägt war.

Bis zum Ende war Tesla peinlich auf seine Kleidung bedacht. Er wußte sich gut zu kleiden und tat dies auch stets. Im Jahre 1910 erklärte er einer Sekretärin gegenüber, daß er der bestgekleidete Mann der Fifth Avenue sei und dies auch weiterhin bleiben wolle. Dabei hatte es nichts mit persönlicher Eitelkeit zu tun, wenn er seine Kleidung sorgfältig auswählte: Dieser Zug Teslas fügte sich vollkommen harmonisch in seine sonstige Persönlichkeit ein. Einen zum Bersten gefüllten Kleiderschrank besaß Tesla genausowenig wie jede Art von Schmuck; sein Kleidungsstil war einfach ein Bestandteil seiner angenehmen Manieren. Gleichwohl hatte er die Beobachtung gemacht, daß ein Mensch in der Welt nach seinem äußeren Erscheinungsbild eingeschätzt wird und sich auf diese Weise die Verwirklichung einmal gesteckter Ziele erheblich erleichtern kann.

Tesla hatte eine Schwäche für taillierte Jacketts, doch was immer er auch trug, vermittelte ihm einen Zug zurückhaltender Eleganz. Erforderte ein Anlaß einen Hut, dann mußte es unbedingt ein steifer Bowler-Hut sein. Außerdem führte er einen Rohrstock mit sich und trug für gewöhnlich graue Wildlederhandschuhe.

Ein paar dieser Handschuhe kostete zweieinhalb Dollar; Tesla trug sie eine Woche lang und warf sie danach weg, obwohl sie nach dieser kurzen Zeit immer noch aussahen, als hätten sie gerade erst die Werkstatt des Handschuhmachers verlassen. Außerdem kaufte er jede Woche eine neue Krawatte für einen Dollar; das Muster spielte dabei keine wichtige Rolle, solange es außer Rot und Schwarz keine weiteren Farben enthielt.

Er trug ausschließlich weiße Seidenhemden. Wie auch bei anderen Kleidungsstücken aus seinem Besitz – etwa seinen Pyjamas - sorgte er dafür, daß sie auf der linken Brust mit seinen Initialen versehen wurden.
Handtücher kaufte er ständig und in großer Zahl, da er sie niemals in die Wäscherei gab; nach einmaligem Gebrauch wurden sie weggeworfen. Tesla bevorzugte eine gute Leinenqualität, war aber mit den handelsüblichen Marken durchaus zufrieden. Auch seine Kragen wurden niemals in die Wäscherei gegeben, da er sie stets nur einmal trug.

Neben Handtüchern und Kragen zählten bei ihm auch Servietten zu den nur jeweils einmal verwendeten Artikeln. Tesla war äußerst sensibel in Bezug auf Bakterien, was ihm den gesellschaftlichen Umgang nicht gerade erleichterte. Aus diesem Grund bestand er auch darauf, daß ihm im Speisesaal ein Tisch reserviert wurde, den außer ihm niemand sonst benutzen durfte. Vor jeder Mahlzeit mußte ein frisches Tischtuch aufgelegt werden; zusätzlich hatte zu seiner Linken ein Stoß von gut zwei Dutzend Servietten bereitzuliegen. Wenn dann das Besteck aufgetragen wurde – und er bestand darauf, daß das Tafelsilber unmittelbar vorher in der Küche sterilisiert wurde – faßte er vor dem Essen jedes einzelne Stück mit einer neuen Serviette und wischte es mit einer zweiten nochmals ab. Die gebrauchten Servietten ließ er anschließend auf den Boden fallen; selbst bei einer einfachen Mahlzeit verbrauchte er auf diese Weise für gewöhnlich seinen kompletten Serviettenvorrat. Besondere Abscheu zeigte er vor Fliegen. Suchte eine Fliege seinen Tisch als Landeplatz aus, dann mußten sämtliche Speisen abgetragen und durch frische ersetzt werden, ehe die Mahlzeit ihren Fortgang nehmen konnte.

Zu Teslas großem Glück wechselte der Oberkellner, der ihn im Waldorf-Astoria immer bedient hatte, später zum Pennsylvania über, wo Tesla anschließend für einige Jahre lebte. Derselbe Oberkellner dementierte nebenbei entschieden das Gerücht, dem zufolge sowohl das Waldorf wie auch das Pennsylvania angeblich eigens für den Erfinder einen Koch beschäftigt hätten.

In seinen jüngeren Jahren waren mächtige Steaks eine der Leibspeisen Teslas.
Mit den Jahren aß Tesla immer seltener Fleisch, schließlich wurde er vollends zum Vegetarier. Sein Hauptnahrungsmittel war nun warme Milch, und so sollte es bis an sein Lebensende bleiben.

Als junger Mann war Tesla ein starker Kaffeetrinker, und obwohl er allmählich begreifen mußte, daß der viele Kaffee ihm nicht guttat, fiel es ihm zunächst recht schwer, mit dieser Angewohnheit zu brechen. Als er sich endlich dazu durchgerungen hatte, auf den Kaffee vollkommen zu verzichten, gelang es ihm zwar, seinem Vorsatz treu zu bleiben, doch er litt sehr unter diesem Verzicht. Er konnte sein Verlangen nur bezwingen, indem er sich zu jeder Mahlzeit eine Tasse seines Lieblingskaffees einschenken ließ, so daß er sich beim Essen wenigstens am Kaffeeduft erfreuen konnte; es dauerte zehn Jahre, bis er endlich ohne dieses Ritual auskam. Tee und Kakao erachtet er nebenbei für genauso schädlich wie Kaffee.

In seiner Jugend war Tesla auch ein starker Zigarrenraucher. Als er etwa Anfang Zwanzig war, erkrankte eine seiner Schwestern, ihr Zustand wirkte besorgniserregend, und als sie ihrem Bruder mitteilte, sie wolle versuchen, wieder gesund zu werden, wenn er seinerseits das Rauchen aufgäbe, konnte sich Tesla dieser Bitte nicht verweigern. Die Genesung der Schwester machte tatsächlich gute Fortschritte, und er mied den Tabak auch weiterhin.

Tesla trank gerne Whisky, denn er betrachtete ihn als wohltuende Energiequelle und sah darin ein unschätzbares Mittel zur Verlängerung des Lebens. Dem Branntwein – davon war er überzeugt – verdankten schon seine Vorfahren ihr durchweg hohes Lebensalter; zu Beginn des letzten Jahrhunderts erklärte er sogar, der Whisky würde ihm eine Lebensspanne von hundertfünfzig Jahren gewähren. Als dann nach dem Ersten Weltkrieg die Prohibition verhängt wurde, bezeichnete er dieses als unerträglichen Eingriff in die Bürgerrechte, verzichtete aber gleichwohl als gesetzestreuer Amerikaner auf seinen Whisky und trank fortan nur noch Wasser und Milch. Dies hielt ihn allerdings nicht davon ab zu behaupten, daß der Verzicht auf Whisky seine Lebenserwartung auf allerhöchstens hundertdreißig Jahre herabsetzen würde.

Tesla sagte, daß er zum Denken niemals irgendwelche Anregungsmittel bedurft hätte. Ein Spaziergang erschien ihm weitaus geeigneter zur Beförderung seiner Konzentration.
Auf solchen Spaziergängen wirkte er wie in einem Traum versunken; selbst ihm durchaus wohlbekannte Menschen, die zufällig in seiner unmittelbaren Nähe vorüberkamen, erkannte er nicht, obwohl er ihnen geradewegs ins Gesicht zu blicken schien. In seinen Gedanken war er bei diesen Gelegenheiten eben an entfernten Orten. Wegen dieser Angewohnheit dürfte Tesla wohl auch im Jahre 1937 einen Verkehrsunfall verursacht haben, bei dem er von einem vorüberfahrenden Taxi erfaßt und ernstlich verletzt wurde. Zwei Jahre zuvor hatte er in der Tat in einem Interview eingestanden, daß er vermutlich einmal bei einer seiner unbesonnenen Straßenüberquerungen von einem Taxi oder einem Lastwagen überrollt werden würde.

Wird fortgesetzt...
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#3
Wenn Du durch bist freue ich mich schon auf eine nette Unterhaltung.
Lächeln

Danke und Gruß
Erst wissen, dann denken. Erst denken, dann reden.
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#4
Jederzeit, Tesla ist immer ein interessantes Thema und eine Unterhaltung wert.
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#5
Tesla hat seit jeher behauptet, keine Nacht mehr als zwei Stunden Schlaf zu brauchen. Er würde sich – so sagte er – um fünf Uhr früh zur Ruhe legen und um zehn wieder aufstehen, von dieser Zeit aber nur zwei Stunden wirklich schlafen; drei Stunden Schlaf seien schon zuviel für ihn. Er räumte jedoch ein, sich einmal im Jahr fünf Stunden zu gönnen, aus denen er dann ungeheuere Kraftreserven beziehen würde. Doch selbst im Schlaf – so sagte er – würde er die Arbeit niemals unterbrechen. Tesla machte sich immer über Edisons Behauptung lustig, mit vier Stunden Schlaf auszukommen. Er sagte, daß er ihn wiederholt dabei beobachtet habe, wie er sich ein- oder zweimal täglich in seinem Laboratorium in einen ruhigen Winkel zurückzog, um dort für drei Stunden vor sich hin zu dösen.

Tesla bediente sich offenbar einer ganz eigenen „Schlaftechnik“. Hotelangestellte wußten jedenfalls zu berichten, sie hätten den Erfinder nicht selten für mehrere Stunden wie festgenagelt in seinem Zimmer stehen sehen; in diesem Zustand habe er keinerlei Reaktion auf seine Umgebung gezeigt, so als ob der Körperfahrzeughalter kurzzeitig nicht zu Hause wäre. Man konnte sein Zimmer in dieser Phase ohne weiteres aufräumen, ohne daß er davon Notiz genommen hätte.

Teslas legte eine unvergleichliche Konsequenz an den Tag, wenn es um Körperhygiene und Reinlichkeit ging:
Er war stets darauf bedacht, daß ihm in seinem Büro eine separate Toilette zur Verfügung stand, die außer ihm niemand benutzen durfte. Beim geringsten Anlaß hielt er es für notwendig, sich die Hände zu waschen; er hatte angeordnet, daß das benutzte Handtuch anschließend grundsätzlich gegen ein frisches ausgetauscht wurde.

Bei seinen Versuchen, der Gepflogenheiten des Händeschüttelns zu entgehen, entwickelte er eine eigene Strategie. Für gewöhnlich hielt er die Hände hinter dem Rücken verschränkt, sobald sich ihm jemand näherte, der ihm möglicherweise per Handschlag begrüßen wollte, und produzierte damit nicht selten peinliche Situationen. Wenn es einem Besucher trotzdem einmal gelang, ihm die Hand zu drücken, war Tesla sehr aufgebracht, daß er dessen Anliegen kaum anhörte und ihn abwies, noch ehe er es richtig vorgebracht hatte; anschließend eilte er unverzüglich zur Toilette und wusch sich die Hände. Wenn er mitbekam, wie einer seiner Arbeiter das Mittagessen mit schmutzigen Händen verzehrte, mußte er sich fast übergeben.

Tesla selbst war sich dieser Züge durchaus nicht unbewußt; es war ihm vollkommen klar, zu welchen Spannungen und Reibungen sie im alltäglichen Leben führen konnten, aber aufgrund seiner extrem sensiblen Sinnesorgane waren dies vollkommen selbstverständliche Reaktionen für ihn. Für andere Menschen scheinen diese Verhaltensweisen als extrem und übertrieben.

Sein Geist schien beständig unter einem geradezu explosiven Druck zu stehen. In jedem Augenblick drängte eine wahre Lawine neuer Ideen darauf, befreit zu werden. Es machte für Zeitgenossen und Freunde manchmal den Eindruck, als wäre der Erfinder selbst kaum in der Lage, mit dem geschwinden Strom seiner Gedanken Schritt zu halten; es war ihm einfach nicht möglich, all seine Projekte tatsächlich zu verwirklichen.
Selbst wenn ihm eine Armee gut ausgebildeter Hilfskräfte zur Verfügung gestanden hätte, wäre dies bei weitem nicht genug gewesen. Daher war es auch nicht verwunderlich, wenn seine Mitarbeiter in seiner Umgebung immer eine Art „Druck“ empfanden. Dabei war Tesla sowohl hinsichtlich der Löhne als auch der Arbeitszeiten ein großzügiger Arbeitgeber; wenn er auch gelegentlich Überstunden erwartete, so war er niemals kleinlich, sobald es um deren Bezahlung ging.

So wie er in seinen Privatangelegenheiten stets auf äußerste Sorgfalt bedacht war, erwartete er diese Haltung auch von seinen Mitarbeitern. Er war ein ausgezeichneter Mechaniker und hatte mit seinen eigenen Arbeiten sehr hohe Standards für die Leistung seiner Werkstätten gesetzt. Geschickte und mitdenkende Mitarbeiter wußte er sehr zu schätzen und zahlte ihnen nicht selten Prämien für die gute Ausführung schwieriger Aufgaben, doch angesichts von Dummheit oder Nachlässigkeit kannte er keine Nachsicht (dazu waren seine Experimente auch teilweise zu gefährlich, um Nachlässigkeiten durchgehen zu lassen).

Obwohl Tesla einen ganzen Stab technischer Zeichner beschäftigte, betraute er sie niemals mit der Entwicklung neuer Maschinen; das Zeichenbüro war ihm lediglich ein notwendiges Übel (nicht zuletzt, da er selbst in früheren Zeiten das Zeichnen nur unter größten Mühen fertigbrachte), das sich aus der Zusammenarbeit mit anderen Firmen ergeben hatte. Wenn Apparate für den eigenen Bedarf gebaut werden sollten, gab Tesla zur Ausführung jedes einzelnen Teils seine persönlichen Anweisungen. Dazu ließ er den jeweiligen Mitarbeiter an seinen Tisch kommen und entwarf in seiner Gegenwart auf einem großen Bogen Papier eine fast mikroskopisch kleine Skizze des geplanten Werkstückes. Wie fein dessen Details auch immer sein mochten – Teslas Skizzen waren fast nie größer als ein Zoll; wenn ihm beim Zeichnen der Bleistift ein wenig ausglitt, griff er nicht etwa zum Radiergummi, oh nein, er begann die ganze Skizze auf einem frischen Bogen von vorn. Die Abmessungen gab er dabei stets mündlich an. Nach erfolgter Anweisung vernichtete Tesla die Skizze; er ließ niemals zu, daß der Mitarbeiter sich dieser Zeichnung als Konstruktionshilfe bediente, sondern bestand darauf, daß er allein aus dem Gedächtnis arbeitete. Tesla selbst verließ sich in allen Einzelheiten eines Entwurfes auf sein Gedächtnis; für seinen eigenen Bedarf fertigte er niemals ein papierenes Gegenstück zu seinem geistigen Plan an – und er war fest davon überzeugt, daß jedermann mit etwas Übung gleichfalls diese Fähigkeit erlangen konnte.

Wer jemals für Tesla gearbeitet hatte, war voller Bewunderung für dessen unglaubliche Fähigkeiten, ohne schriftliche Aufzeichnungen über die feinsten Einzelheiten einer jeden Entwicklungsstufe der vielen Projekte, die er gleichzeitig betrieb, jederzeit im Bilde zu sein. Kein Mitarbeiter erhielt jemals mehr Informationen, als er zur Ausführung seiner Aufgabe benötigte; niemand erfuhr jemals, welchen Zweck eine Maschine oder ein Bauteil am Ende erfüllen sollte.

Eine der Aufgaben eines Meisters besteht darin, sich Schüler zu suchen, die sein Werk fortführen – doch für Tesla gab es diese Option nicht, denn niemand wäre imstande gewesen diese Aufgabe auch nur annähernd so zu vollenden, wie Tesla sie in seinem Geist konstruierte und plante. Aus diesem Grund war es für Tesla auch nahezu unmöglich mit anderen zusammenzuarbeiten, ihre Arbeit entsprach einfach nicht seinen Vorstellungen und sie behinderten ihn mehr, als das sie ihm halfen.
Auf die persönlichen Eigenarten der Menschen, mit denen er im Zuge seiner Arbeit zusammenkam, konnte Tesla ausgesprochen heftig reagieren; wer ihm einmal mißfallen war, den konnte er in seiner Umgebung nicht mehr ertragen. So wird es sicherlich nicht gerade zu seiner Beliebtheit beigetragen haben, daß er im Zuge der Turbinenarbeiten bei Allis Chalmers in Milwaukee etwa einige der Arbeiter aus der ihm zugeteilten Mannschaft entfernen ließ, weil ihm (so die offizielle Erklärung) deren Aussehen nicht behagte.
Weil die Betriebsingenieuere ohnehin schon gegen ihn aufgebracht waren, da er sie bei einigen Entscheidungen kurzerhand übergangen hatte, kann man annehmen, daß diese Arbeiten in einer wenig kooperativen Atmosphäre vonstatten gingen.

In Geldangelegenheiten tat sich Telsa eher schwer und legte eine besondere Großzügigkeit an den Tag, ohne Rücksicht auf seine Finanzen zu nehmen. Als er für die Union Sulphur Company an dem Turbinenprojekt arbeitete, hatte man im während der üblichen Arbeitszeiten ein Schiff zur kostenlosen Benutzung bereitgestellt; nach sechs Uhr abends mußte jedoch auch er dort einen Preis von 20 Dollar pro Stunde entrichten. Es gelang ihm natürlich niemals, seine Zeit so einzuteilen, daß er vor sechs an Bord ging. Darüber hinaus hatte er allabendlich der Schiffsbesatzung 10 Dollar für deren Abendessen zu zahlen; im Laufe des Jahres kam auf diese Weise eine Summe von 12.000!!! Dollar zusammen, die seine Bezüge empfindlich geschmälert haben dürften. Aber damit waren seine Sonderausgaben keineswegs abgetan. Fast jeden Abend gab er den Besatzungsmitgliedern, die ihm bei seiner Arbeit besonders zur Hand gingen, ein Trinkgeld in Höhe von fünf Dollar; einmal die Woche erhielt die gesamte Besatzung ein solches Trinkgeld. Immerhin war diese Großzügigkeit alles andere als Verschwendung, angesichts der machmal diktatorischen Art, in der er seine Helfer mitunter herumkommandierte, wird es sich hier eher um einen unverzichtbaren Ausgleich gehandelt haben.

Angestellte der Hotels, in denen Tesla gelebt hatte, gaben später an, er habe sich dem Personal gegenüber immer äußerst freigiebig verhalten.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seines Büros gegenüber war er immer sehr zuvorkommend. Wenn jemand hier eine Arbeit besonders gut erledigt hatte, wurden alle anderen umgehend darüber in Kenntnis gesetzt. Kritik hingegen äußerte Tesla hier grundsätzlich nur den jeweils Betroffenen gegenüber.
Machte es die Gelegenheit einmal erfoderlich, daß seine jungen Sekretärinnen und Stenotypistinnen längere Überstunden leisten mußten, so spendierte er ihnen anschließend regelmäßig ein Abendessen bei Delmonico's. Er bestellte dann jeweils ein Taxi für sich selbst und die Damen, nahm aber nicht an dem Diner teil, sondern brach gleich wieder auf, nachdem er die Rechnung im voraus beglichen und ein Trinkgeld hinterlegt hatte.

Tesla traf jeden Tag um zwölf im Büro ein. Er erwartete, daß seine Sekretärin sich sofort an der Tür bereithielt, um ihm Hut, Stock, und Handschuhe abzunehmen. Da das Büro bereits um neun öffnete, konnten alle Routinearbeiten vor Teslas Ankunft erledigt werden. Er hatte angeordnet, daß vor seiner Ankunft alle Rolläden zu schließen seien, so daß kein Tageslicht in die Räumlichkeiten eindringen konnte und dort eine künstliche Nacht herrschte. Der Erfinder war offensichtlich etwas „lichtscheu“, er schien des Nachts wesentlich leistungsfähiger zu sein als tagsüber und zog die Nacht in der Tat als Arbeitszeit vor.

Von dieser Regel gab es nur eine einzige Ausnahme: Wenn draußen ein Gewitter tobte, wurden die Rolläden geöffnet. Alle Büros, die Tesla jemals bezogen hatte, lagen einer unbebauten Fläche gegenüber. Von seinem Fenster im zwanzigsten Stock konnte Tesla die vor ihm liegende Stadt überschauen und hatte freie Sicht auf den Himmel.
Sobald ein fernes Donnergrollen das Herannahen des himmlischen Feuerwerks ankündigte, war es nicht nur gestattet, die Rolläden hochzuziehen – es war geradezu eine Pflicht. Tesla liebte es, den Blitzen zuzuschauen. Sein Sofa wurde dann eigens zu diesem Zweck ans Fenster gerückt, damit er dort vollkommen entspannt liegen konnte und einen ungehinderten Blick auf den Himmel hatte. Er neigte ohnehin zu Selbstgesprächen, aber während eines Gewitters entwickelte er eine ungeahnte Beredsamkeit. Es ist niemals eines der Gespräche, die er bei solchen Gelegenheiten führte, aufgezeichnet worden. Er hatte darum gebeten, das himmlische Spektakel allein und ungestört zu betrachten, und seine Sekretärinnen kamen diesem Wunsch nur zu gerne nach. Indem er die Sekunden zählte und die Blitze über den Daumen abschätze, war er in der Lage, deren Entfernung, Größe und Ladung zu bestimmen. Ja, Tesla genoß die Gewitter in vollen Zügen. Von seinem Sofa aus spendete er den Blitzen Beifall. Er erkannte die Leistung der Natur an. Und vielleicht war er sogar ein kleines bißchen eifersüchtig.

Wird fortgesetzt...
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#6
Tesla hat niemals geheiratet; mit Ausnahme seiner Mutter und seiner Schwestern hatte keine Frau auch nur den geringsten Anteil an seinem Leben. Er lebte sein durchgeplantes Leben, und er hielt sich streng an die „Blaupause“, die er schon in seiner Jugend entworfen hatte und die einzig dazu bestimmt war, seine gesamte Energie auf neue Erfindungen zu konzentrieren und sie nicht von Anstrengungen der Gefühle zerstreuen zu lassen.
Dabei war Tesla als junger Mann keineswegs eine unattraktive Erscheinung. Er hatte ein angenehmes Gesicht und eine anziehende Persönlichkeit, war aber auch ein sehr stiller, fast schüchterner Mensch. Er sprach stets leise, war umfassend gebildet und legte trotz seiner knappen Mittel großen Wert auf eine tadellose Garderobe. Aber er vermied romantische Begegnungen mit dem gleichen Nachdruck, mit dem andere junge Männer danach suchten. Er wollte seinen Gedanken einfach nicht gestatten, auf romantische Gefilde abzuschweifen, und als er die Gedanken erst einmal im Griff hatte, fiel es ihm nicht weiter schwer, auch seine Handlungen entsprechend zu kontrollieren.

Ein typisches Beispiel für Teslas diesbezügliches Verhalten ist ein kleiner Vorfall, der sich in Paris ereignete, als er aus Anlaß seines Wechselstrom-Vortrages dorthin zurückgekehrt war: Als er inmitten einer schwatzenden, modisch gekleideten Menge mit einem Freund in einem Straßencafe saß, ging eine elegante, rothaarige Frau in einem hinreißenden Kleid vorüber, die er sofort als die weltberühmte französische Schauspielerin Sarah Bernard erkannte. Sie kam zielsicher auf seinen Tisch zu, ging dann weiter und ließ dabei wie zufällig ein glückverheißendes, winziges Taschentuch aus Spitze fallen.
Tesla sprang sofort auf, bückte sich nach dem Tuch, zog den Hut und überreichte es mit einer tiefen Verbeugung: „Mademoiselle, ihr Tuch.“ Ohne ihr gewinnendes Lächeln weiter zu beachten, nahm er daraufhin wieder neben seinem Freund Platz und setzte das Gespräch über seine Experimente zur weltweiten drahtlosen Energieübertragung fort.

Auf die Frage eines Reporters, warum er denn niemals geheiratet habe, gab Tesla einmal die folgende Antwort:

Ich beabsichtige seit jeher, mein ganzes Leben allein meiner Arbeit zu widmen; aus diesem Grunde ist es für mich unerläßlich, auf die Liebe, die Gemeinschaft mit einer guten Frau und vieles mehr zu verzichten.
Ich denke allerdings, daß etwa ein Schriftsteller oder ein Musiker durchaus heiraten sollte. Wer einer solchen Arbeit nachgeht, wird aus der Ehe eine gewisse Inspiration erfahren, die ihm zur Vervollkommnung seiner Fähigkeiten verhilft.
Bei einem Erfinder hingegen sieht dies anders aus; seine ganze Natur wird von einer ungestümen Leidenschaft beherrscht, die dazu führen müßte, daß er über die Hinwendung zu einer Frau alles andere aufgeben würde und auf seinem eigentlichen Gebiet nichts mehr leisten könnte. Dies ist freilich auch bedauerlich, denn mitunter fühlen sich Menschen meines Schlages sehr einsam.
In meiner Studentenzeit habe ich erfahren, was es bedeutet, achtundvierzig Stunden ohne Unterbrechung am Spieltisch zu verbringen und dabei heftige Aufwühlungen des Gefühls zu erleben. Manche Menschen glauben, daß es keine heftigeren Gefühle geben kann, doch verglichen mit jenem erhabenem Augenblick, in dem sich eine Theorie nach wochenlanger Arbeit in einem gelungenen Experiment als korrekt erweist, sind diese Gefühle ausgesprochen zahm.


Trotz alledem war Tesla der Damenwelt gegenüber keineswegs unaufgeschlossen. Dies galt in besonderem Maße für jene Frauen, die ein ernsthaftes Interesse an seinem Wohlergehen zeigten und sich bemühten, das ganz offensichtlich nicht besonders ausgeglichene Leben des Erfinders, der die Gesellschaft nur gar zu gern geflohen wäre, so erträglich und angenehm wie möglich zu machen.
Von der großgewachsenen, eleganten Marguerite Merrington – einer begabten Pianistin und Musikautorin, die häufig im Hause der Johnsons zu Gast war – war er jedenfalls beeindruckt.

Warum tragen Sie eigentlich keine Diamanten oder Schmuck wie die anderen Damen?, fragte er sie eines Abends ganz undiplomatisch.

Nun, das kann ich mir kaum leisten, gab sie zurück. Doch selbst wenn ich es mir leisten könnte, wüßte ich mit dem Geld etwas besseres anzufangen.

Worauf würde Sie das Geld denn verwenden?, hakte der Erfinder nach.

Ich würde mir ein Haus auf dem Land kaufen, sagte sie. Obwohl die viele Fahrerei in die Stadt dann wohl gar nicht nach meinem Geschmack sein dürfte.

Ach, Miss Merrington! Wenn ich erst einmal meine Millionen verdiene, werde ich ihr Problem lösen. Ich werde Ihnen dann einen ganzen Häuserblock mitten in New York kaufen, und mitten in diesem Block werde ich Ihnen eine Villa erbauen und ringsherum Bäume pflanzen. Dann hätten sie ihr Landhaus und bräuchten die Stadt trotzdem nicht zu verlassen.

Bei der Verteilung seiner immer noch ausstehenden Millionen war Tesla stets ausgesprochen großzügig.

Wie es kaum anders zu erwarten ist, hatte Tesla sehr klare Vorstellungen davon, wie Frauen sich kleiden sollten. Außerdem machte er keinen Hehl daraus, welchen weiblichen Typ er bevorzugte: Untersetzte Frauen mochte er nicht gern leiden, Fettleibigkeit war ihm vollends ein Greuel; er hatte ein deutliches Faible für den sportlichen, schlanken, eleganten Typus.

Eine seiner Sekretärinnen – eine wohlproportionierte Blondine – erschien eines Tages in einem Kleid nach der neuesten Mode zur Arbeit. Beim damals aktuellen Schnitt war die Taille ziemlich tief angesetzt, so daß sie bis weit zu den Hüften hinunterrutschte, der eigentliche Rock fiel deswegen ziemlich kurz aus. Da die Sekretärin gut mit Nadel und Faden umzugehen wußte, hatte sie sich das Kleid selbst genäht und war auch zu Recht stolz auf ihre Arbeit.

Tesla beorderte sie zu sich. Sie kam in sein Allerheiligstes geweht und hoffte dabei wohl insgeheim, daß er etwas nettes über ihr neues Kleid sagen würde.

Miss, fragte er, was tragen Sie da nur? Ich hätte gern, daß Sie einen Botengang für mich erledigen, aber in dieser Aufmachung wird das kaum möglich sein. Ich wollte Sie eigentlich mit einer Nachricht zu einem sehr wichtigen Bankier schicken, aber was würde der Mann wohl sagen, wenn eine meiner Mitarbeiterinnen in einer derartigen Monströsität von Kleid bei ihm erscheint? Wie können Sie sich nur zu einer solchen Sklavin der Mode machen? Tragen Sie wirklich alles, was die Modemacher zum letzten Schrei erklären? Miss, Sie haben doch sonst einen guten Geschmack - wie konnten Sie sich im Geschäft nur zu diesem Kleid überreden lassen? Wenn Sie so geschickt wie meine Schwester wären, die sich Ihre Kleider grundsätzlich selbst näht, dann wären Sie dem Diktat der Mode nicht unterworfen und könnten sich jederzeit vernünftig kleiden. Der Schnitt unserer Kleidung sollte sich doch stets an die Natur halten. Lassen Sie bitte nicht zu, daß ein Modemacher mit seinen Ideen Ihre natürliche Erscheinung zerstört und Sie nicht attraktiver, sondern häßlicher aussehen läßt. So, Miss, und nun nehmen Sie sich bitte ein Taxi, damit Sie nicht so vielen Leuten auffallen, fahren heim und ziehen sich ein vernünftiges Kleid an. Dann kommen Sie wieder zum Büro zurück und besorgen diesen Brief hier für mich.

Autsch!

Tesla redete seine weiblichen Angestellten grundsätzlich niemals mit Vor- oder Nachnamen an. Seine einzige Anredeform lautete „Miss“, bei ihm klang dieses Wort wie „Miiis“ und konnte in dieser Aussprache sehr nachdrücklich wirken. Als er seine Sekretärin wegen des Kleides ins Gewissen redete, hörte es sich wie „Miiiiiiiiiis“ an. Aber bei anderen Gelegenheiten brachte er es auch fertig, diese Wort fast wie einen Kraftausdruck hervorzustoßen.

Als einmal eine besonders junge Mitarbeiterin gekündigt hatte, weil sie heiraten wollte, hielt Tesla den verbleibenden Sekretärinnen die folgende Predigt:

Heiraten Sie nicht zu jung. Wenn Sie zu jung heiraten, sind die Männer vor allem an Ihrer Schönheit interessiert. Und wenn Ihre Schönheit dann zehn Jahre später geschwunden ist, ist der Mann Ihrer Müde und wendet sich einer jüngeren Frau zu.
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#7
Nikola Tesla hatte während der Weltausstellung in Chicago den Architekten der Adams Power Station, Stanford White, kennengelernt. Der Stararchitekt und Lebemann White (1853 – 1906) war Teilhaber des New Yorker Büros McKim, Mead & White, Amerikas prestigeträchtigstem Architekturbüro der Zeit. Stanford White und Nikola Tesla mochten sich sofort, und White sorgte kurze Zeit später mit einem Empfehlungsschreiben für die Aufnahme seines neuen Freundes in einen der prestigeträchtigsten Clubs der New Yorker Society, The Players. Es ist jener Club, in dem Tesla sich später einen Heidenspaß daraus machte, im sogenannten Grill Room Billard zu spielen und mit vorgetäuschtem Ungeschick seine Gegner zu verwirren und letztlich zu besiegen. In diesem geschmackvoll eingerichteten Grill Room hängt noch heute ein Gemälde über dem Kamin, das einen der Gründungsväter dieses Gentleman's Club, den Tesla hier kennenlernte, zeigt: den Schriftsteller Samuel Longhorne Clemens, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Mark Twain.

Mark Twain (1835 – 1910) war ein unermüdlicher, stets neugieriger und wissbegieriger Wortkünstler, der sich Zeit seines Lebens für die allerneueste Technik und die innovativsten Erfindungen interessierte. Twain hatte selbst sogar einige Erfindungen gemacht, wie eine Gravurmaschine, neuartige Hosenträger und ein Kartenspiel mit historischen Fakten. Twain kannte Tesla und seine Arbeiten schon seit 1888.

Am 1. November 1888 schrieb Twain in einer Notiz: Ich habe gerade die Zeichnungen und Beschreibungen einer elektrischen Maschine gesehen, die kürzlich von einem Herrn Tesla patentiert und an Westinghouse verkauft worden sind. Diese Maschine wird das gesamte elektrische Geschäft auf der ganzen Welt revolutionieren. Es ist das kostbarste Patent seit dem Telefon.
Der Forschergeist Mark Twains wurde von Tesla-Erfindungen wie magisch angezogen. Twain kam, wenn es seine Termine erlaubten, oft und gerne in Teslas Labor und wollte hier jede neue Maschine ausprobieren, manchmal sogar gegen besseren Rat.

Als Samuel Clemens von einem Oszillator erfuhr, der für therapeutische Zwecke eingesetzt werden konnte, wollte er die belebenden Vibrationen am eigenen Leibe erproben.
Er betrat die Plattform; der Oszillator setzte sich in Bewegung.

Clemens war hingerissen und konnte das Gerät nicht genug loben:
Das ist großartig! rief er aus.
Es weckt sämtliche Lebensgeister und kräftigt obendrein! Nach einer Weile riet Tesla ihm allerdings: Mr. Clemens, Sie haben jetzt genug. Es wäre besser, wenn Sie nun wieder herunterkämen.

Genug?, antwortete Clemens, nicht die Spur! Es bereitet mit das allergrößte Vergnügen!
Doch Tesla blieb beharrlich. Mr. Clemens, Sie sollten nun wirklich auf der Stelle herunterkommen. Es wäre besser für Sie.

Sie würden mich nicht einmal mit einem Kran hier herunterbekommen, lachte Clemens.
Mr. Clemens, ich habe Ihnen nur einen guten Rat geben wollen.

Aber es bekommt mir doch großartig. Ich werde noch ein wenig hier oben bleiben und die Sache genießen. Ach, Tesla, Sie ahnen ja gar nicht, was für einen wunderbaren Apparat Sie hier der müden Menschheit geschenkt haben... Er widmete sich für einige Minuten dem Lob der Maschine. Plötzlich hielt er inne. Er biß sich auf die Unterlippe und verließ die Plattform recht schnell und mit einem merkwürdigen steifen Gang.

Schnell, Tesla! Wo ist es? stieß er halb bettelnd, halb fordernd hervor.
Gleich hier drüben, hinter der kleinen Tür dort, entgegnete Tesla und rief dem rasch verschwindenden Schriftsteller noch nach:

Und vergessen Sie bitte nicht, daß ich Ihnen schon vor geraumer Zeit den Rat gegeben habe, die Plattform zu verlassen.

Thomas Commerford Martin, ebenfalls ein Freund von Tesla, und Robert Underwood Johnson arrangierten kurz nach der Neujahrswende 1893/94 eine Foto-Session in Teslas Labor, um eine Art „Promotion“ für Tesla im Century Magazine zu platzieren.
Für diese PR-Maßnahme lud man Twain und weitere Freunde aus der Players Szene zu einem Foto-Termin in Teslas Labor ein.

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Im Jahre 1943, einige Tage vor seinem Tod, ereignete sich folgende erstaunliche Geschichte:

Am frühen Morgen ließ er einen Botenjungen zu sich kommen, der schon oft Aufträge für ihn ausgeführt hatte. Er überreichte ihm einen verschlossenen Umschlag und trug ihm auf, diesen so schnell wie möglich auszuliefern. Als Empfänger war auf dem Umschlag „Mr Samuel Clemens, 35 South Fifth Avenue, New York City“ angegeben.
Der Botenjunge fand sich schon nach kurzer Zeit wieder bei Tesla ein und erklärte, er könne den Brief nicht zustellen, da die Adresse nicht richtig sei. Es gebe weder eine South Fifth Avenue, noch könne er in der Nachbarschaft der angegebenen Hausnummer in der Fifth Avenue einen Mr. Clemens ausfindig machen.
Tesla war nun ungehalten. Er erklärte dem Botenjungen: Mr. Clemens ist ein sehr berühmter Schriftsteller, der seine Bücher unter dem Namen Mark Twain veröffentlicht, und es sollte dir wirklich nicht schwerfallen, ihn unter der gegebenen Adresse zu finden, weil er dort wohnt.
Der Botenjunge kehrte nun zur Zentrale des Botendienstes zurück und berichtete sienem Vorgesetztem von dem Problem. Der sagte nur: Kein Wunder, daß du die South Fifth Avenue nicht finden konntest. Die Straße wurde schon vor einigen Jahren in West Broadway umbenannt. Und du kannst auch unmöglich einen Brief an Mark Twain ausliefern, weil der bereits seit fünfundzwanzig Jahren tot ist.
Als er Tesla diese Informationen überbrachte, geschah etwas, das ihn noch weit mehr in Erstaunen versetzte.
Du willst mir doch jetzt wohl nicht erzählen, daß Mark Twain gestorben ist? sagte Tesla. Letzte Nacht noch war er hier in meinem Zimmer. Er saß dort auf dem Stuhl, und wir haben uns eine Stunde lang unterhalten. Im Augenblick ist er in Geldnöten und braucht dringend meine Hilfe. Du gehst jetzt also auf der Stelle zu ihm und bringst ihm den Umschlag – und wage bloß nicht, wieder hierher zu kommen, ehe du den Auftrag erledigt hast.

Bei der Adresse auf dem Umschlag handelte es sich um die Anschrift von Teslas erstem Laboratorium!

Der Botenjunge kehrte abermals ratlos zu seiner Zentrale zurück. Der Umschlag war nicht besonders gut verschlossen; man öffnete ihn in der Hoffnung, noch einen möglichen Hinweis darauf zu finden, wie mit dem Brief zu verfahren sei. Aber er enthielt nicht als ein unbeschriebenes Blatt, in das gut zwanzig Fünf-Dollar-Noten eingeschlagen waren. Als er nun das Geld wieder bei Tesla abliefern wollte, erklärte ihm dieser ärgerlich, er solle die Summe entweder zustellen oder für sich behalten.

Teslas Gedächtnis war mit sehr vielen Erinnerungen an Mark Twain angefüllt; sie reichten zurück bis in die Zeit, in der die Lektüre eines seiner Bücher dem todkranken jungen Mann über den kritischen Zustand hinweggeholfen hatte. Als er dem Schriftsteller zwanzig Jahre später davon berichtete, war dieser zu Tränen gerührt. Im Laufe der folgenden Jahre entwickelte sich zwischen den beiden Männern eine enge Freundschaft mit vielen angenehmen Erlebnissen. Jedes dieser Erlebnisse hatte Tesla in seinem Gedächtnis abgelegt.
Über diese Geschichte sind verschiedene Varianten im Umlauf. Allen ist jedoch gemein, daß Tesla fest davon überzeugt war, Mark Twain sei noch am Leben, habe ihn kürzlich besucht und dabei um etwas Geld zur Überbrückung einer schwierigen Situation gebeten.


Nachklang

Teslas Erfindungen wurden von profitgierigen Geschäftsleuten auf verbrecherische Weise ausgebeutet, über ihn selbst wurden Lügen verbreitet, schließlich ignorierte man ihn vollends. In einem Nachruf in der Londoner Zeitschrift Nature kommt ein Autor 1943 zu dem Schluß: Im Verlauf seines 85 Jahre währenden Lebens war Tesla kaum je auf persönlichen Erfolg bedacht. Er widerrief niemals, was er einst veröffentlicht hatte und beanspruchte nur selten sein Vorrecht an Erfindungen, obwohl diese beständig von anderen ausgebeutet wurden. Angesichts eines derart schöpferischen Geistes, eines Mannes, dem wir eine Unzahl praktischer Errungenschaften verdanken, ist diese äußerste Zurückhaltung bemerkenswert.
Auch in seinen letzten Lebensjahrzehnten führte Tesla seine Arbeiten fort und gab dabei niemals die Hoffnung auf, er werde eines Tages die notwendigen Mittel besitzen, um den reichen Schatz an Erfindungen, die er allein seinem Gedächtnis anvertraut hatte, doch noch in die Praxis umzusetzen.

Als es zu Beginn der dreißiger Jahre (des 20. Jahrhunderts) so aussah, als habe die allgemeine wirtschaftliche Depression Tesla endgültig zu Boden gezwungen, blieb dieser jedoch seinem Optimismus treu. Er sagte damals: Niemand vermag sich vorzustellen, in welch einem Maße ich Anregungen aus denjenigen meiner Erfindungen ziehe, die nun schon Geschichte geworden sind, und welch eine Antriebskraft zu neuen und weit größeren Errungenschaften mir daraus erwächst. Das Wissen, daß mein Mehrphasen-Wechselstrom heute in aller Welt angewandt wird und dazu beiträgt, der Menschheit einen Teil ihrer Last abzunehmen und das Leben angenehmer zu machen, erfüllt mich in jedem Augenblick mit tiefster Befriedigung. Ebensoviel Befriedigung beziehe ich aus dem Umstand, daß mein Rundfunksystem mit allen seinen grundlegenden Eigenschaften den Menschen in aller Welt Freude bereitet.
Wenn die Rede auf sein System zur kabellosen Übertragung von Energie kam, zeigte Tesla keine Bitterkeit über das Scheitern des Projektes, sondern bewahrte eine ausgesprochen philosophische Haltung: Vielleicht war die Zeit noch nicht ganz reif dafür. Wir können auch ohne dieses System auskommen, solange meine Wechselstromanlagen unsere Bedürfnisse in ausreichendem Maße befriedigen. Sobald der Bedarf danach besteht, wir mein System jedoch bereit sein und kann innerhalb kürzester Zeit mit Erfolg betreiben werden.

Fakt ist, ohne Tesla würden wir heute im Dunkeln sitzen und auch keine modernen Telefon- oder Rundfunkanlagen besitzen. Alle diese Dinge hat Tesla mit seinem enormen Erfindergeist vorangebracht. Die Robotik und die ersten logischen Schaltkreise stammen ebenfalls von Tesla. Damit ist er auch der Begründer des Computerzeitalters.

Tesla arbeitete auch an geheimen Regierungsprojekten mit und war der technische Leiter des sogenannten Philadelphia-Experimentes, aus dem er aber vorzeitig ausstieg, so daß das Projekt in einem Desaster für die Amerikaner endete. Zehn Monate nach Teslas Ausstieg aus diesem Experiment wurde sein Leben gewaltsam beendet. Diese Annahme ist insofern auch schlüssig, da noch am gleichen Tag Beamte des FBI in sein Hotelzimmer eindrangen und alles beschlagnahmten was ihnen in die Hände fiel. Angeblich wurden insgesamt etwa 90 Schiffscontainer mit Tesla-Material konfisziert. Es fühlt sich eben ein wenig merkwürdig an, wenn sich jahrelang niemand für die Erfindungen von Nikola Tesla interessiert, aber nach seinem Tod sowohl das FBI als auch das amerikanische Militär sich dafür brennend zu interessieren scheinen.


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#8
Ist dein äusserst interessanter Artikel damit abgeschlossen?

Gerade da ich eines seiner Zitate als Signatur habe, hat mich das Thema sehr interessiert, und es kursieren ja bis heute Gerüchte über die noch unbekannten erfindungen Teslas.
Angeblich sollte er eine freie Energie Maschiene gebaut haben und damit ein Fahrzeug betrieben haben und ähnliches.

Natürlich gibt es auch kontroverse Standpunktmöglichkeiten zu seiner Person, wie die Abschottung von Mikroorganismen durch seine pingelige Lebensweise.

Ausserdem würde mich deine Quelle interessieren.
Ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass er sehr wohl Aufzeichnungen hatte, die man aber verheimlicht?
Laut Dossier hatte er ja alles nur in seinem Kopf.
Was aber angesichts seines Genies schwer zu glauben ist, wenn man bedenkt, dass er als Meister keinen würdigen Nachfolger hatte, der sein Werk fortsetzt.
Da er sich immer für das Wohl der Menschheit/seines Umfelds einsetzte, wie in vielen Bereichen des Dossiers hervorgehoben wird, bin ich mir ziemlich sicher, dass er noch ausführliche Aufzeichnungen hinterlassen hat.

Danke für deine Mühe
und einen fröhlichen Meinungsaustausch.
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#9
Katanka schrieb:Natürlich gibt es auch kontroverse Standpunktmöglichkeiten zu seiner Person, wie die Abschottung von Mikroorganismen durch seine pingelige Lebensweise.
Schmälert das in irgendeiner Weise seine äußerst beachtlichen Leistungen?

Wer mit aller Gewalt danach sucht, wird schon irgendein Haar in
der Suppe finden, aber wozu soll das gut sein? Notfalls wirft man
auch posthum mit Dreck, um nur ja irgendwie das Ansehen großer
Frauen und Männer zu beschmutzen. Manche ertragen die Größe
ohne dieses Dreck werfen wohl nicht...


Katanka schrieb:Ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass er sehr wohl Aufzeichnungen hatte, die man aber verheimlicht?
Laut Dossier hatte er ja alles nur in seinem Kopf.
Was aber angesichts seines Genies schwer zu glauben ist,
Das sehe ich genau andersherum. Gerade weil er ein großes Genie war,
hatte er alles im Kopf und brauchte somit keine Aufzeichnungen. Und
gerade weil er das Wohl der Menschheit im Blickfeld hatte (wovon ich
gestern interessanterweise bei Marcel Aurelius auch als Leitmotiv las),
nahm er vielleicht manches schöne Werk lieber mit ins Grab, als es dem
Mißbrauch anheim fallen zu lassen.

Vielen Dank übrigens an Hernes_Son für diese schönen Beiträge!

Schöne Grüße

Glückskind
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#10
Zitat:Schmälert das in irgendeiner Weise seine äußerst beachtlichen Leistungen?

Wer mit aller Gewalt danach sucht, wird schon irgendein Haar in
der Suppe finden, aber wozu soll das gut sein? Notfalls wirft man
auch posthum mit Dreck, um nur ja irgendwie das Ansehen großer
Frauen und Männer zu beschmutzen. Manche ertragen die Größe
ohne dieses Dreck werfen wohl nicht...
Da interpretierst du meine Intention falsch.
Es geht nicht um etwas durch den Dreck ziehen, es geht darum alle Seiten zu beleuchten.
Nein, Neid muss ich keinen auf diesen Mann verspüren, genausowenig wie auf niemand anderen, da ich einfach ich bin und er er.
Wenn du verstehst was ich meine?


Zitat:Das sehe ich genau andersherum. Gerade weil er ein großes Genie war,
hatte er alles im Kopf und brauchte somit keine Aufzeichnungen. Und
gerade weil er das Wohl der Menschheit im Blickfeld hatte (wovon ich
gestern interessanterweise bei Marcel Aurelius auch als Leitmotiv las),
nahm er vielleicht manches schöne Werk lieber mit ins Grab, als es dem
Mißbrauch anheim fallen zu lassen.
Ja eine durchaus Nachvollziehbare Argumentation.

Also wäre eine Alternative statt den Aufzeichnungen eine Veröffentlichung gewesen, sodass nicht nur einer von seinem Wissen profitiert, sondern alle...
Wie war das nochmal mit Leben gewaltsam beenden und FBI?
Die wären über eine öffentliche Ansage wohl nicht sehr erfreut gewesen.
Und welchen anderen Grund hätten sie haben sollen als diesen?
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