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Schwertpflege
#1
Hallo hier ein paar Tips zur Schwert- und Klingenpflege:

Zur Pflege von Klingen kann man grundsätzlich folgendes anmerken. Egal ob es sich um Edelstahl oder anderes Material handelt, man sollte es möglichst vermeiden unnötig mit den Händen auf die Klinge zu fassen. Die Oberflächenfeuchte der Haut ist sehr aggressiv und man kann durchaus nach einem gutem Zugriff und dann einfach liegen lassen über kurz oder lang kräftige Fingerabdrücke auf einer Klinge haben, die nur schwer wieder zu entfernen sind.

Am besten eignen sich leichte, reißfeste Öle wie Nelkenöl oder Rosenöl. Jede Klinge sollte nach Gebrauch getrocknet und gereinigt werden. Wenn sie längere Zeit hängt oder steht sollte man hin und wieder nachschauen, was sich so auf Ihr tut. Sollte sich einmal Flugrost angesetzt haben, so sollte er so schnell als möglich entfernt werden. Hierzu eignet sich ein hochfeines Polierleinen, also mindestens 800er, besser noch feiner.

Und auf jeden Fall mit Öl arbeiten, nicht trocken und nicht mit Wasser. Danach sollte die Klinge gut poliert und geölt werden. Das kann sie auch ohne Not hin und wieder einmal gebrauchen.

Hierzu eignen sich überaus hochfeine Polierpasten oder Polierpuder. Kann man bei mir erhalten (Schwertpflegeset aus Japan. Hierin enthalten ist ein Nelken - oder Rosenöl so wie ein Polierpuderballen), ansonsten einfach irgendwo kaufen.

Mann klopft mit dem Ballen Puder auf die Klinge, nimmt dann das Reispapier und feuchtet es mit dem Öl an, nicht naß machen, nur anfeuchten, etwa zwei Daumennägel groß. Jetzt zieht man das Reispapier mit kräftigem Druck über die Klinge bis alles Puder gut und restlos herunter poliert ist. Je nach Bedarf kann man diesen Vorgang wiederholen. Wenn man möchte, ist bei Edelstahlklingen aber nicht unbedingt notwendig, kann man nun noch einmal nur mit dem Öl und dem Tuch DÜNN Öl auf die Klinge auftragen als wenn man es einreiben wollte. Bei starker Verschmutzung kann man den ersten Durchgang auch nur mit Puder machen und den zweiten dann mit Puder und Öl .

Mal so als Hinweis für einige Herren.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#2
Super. Vielen Dank für diesen Hinweis.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#3
Hier noch weiteres. Alles nachfolgend gesagte gilt nur für handgeschmiedete Schaukampfwaffen (europäisch!). Nicht für die Billig- und Dekorklingen, die nur zu Dekozwecken verwendet werden sollten. Japanische Waffen sind ebenfalls nicht gemeint, hierzu kann Ninja gerne ausführen, sofern er will.

*******************

Ich empfehle grundsätzlich: Kohlenstoffstahl (zum Üben) oder noch besser: Federstahl (höchste Qualität, aber sehr teuer). Der Vorteil: Diese Schwerter bestehen aus professionell gehärtetem Federstahl (keine alten Blattfedern, sondern hochwertiges, neues Material) und sind bis ins Detail für den harten Einsatz in Schau- und Freikampf konzipiert. Die Klingen sind so elastisch, daß sie ohne bleibenden Verzug auf über 90 Grad gebogen werden können. Das äußerst geringe Gesamtgewicht von i.d.R unter 1,5 kg und die daraus resultierende, hervorragende Ausgewogenheit runden das Bild ab. Je nach Ausführung kostet ein Kohlenstoffstahlschwert bis zu 500 Euro und ein Federstahlschwert ab 500 Euro oft 4-stellig.

Alles andere ist Schund und hält nicht lange.

Mit dem Kauf eines Schwertes, einer Schwertscheide oder evtl. auch beidem zusammen kauft Ihr ein hochwertiges Produkt alter Handwerkskunst. Dessen solltet Ihr Euch im Klaren sein. Bei der richtigen Pflege und Aufbewahrung werdet Ihr lebenslang viel Freude an Eurer Klinge haben! Zu diesem Zweck im Folgenden ein paar Hinweise auf die Behandlung, Pflege und Lagerung. Bei Fragen, die über diese Zusammenstellung hinausgehen, bitte ich um entsprechende Rückfrage.


Schwerter:

- Faßt man möglichst nie mit bloßen Fingern an der Klinge an, da Handschweiß sehr aggressiv sein kann und das Material nachhaltig schädigt. Auch nicht rostfreie Griffteile mögen den Kontakt mit der Haut auf Dauer nicht.

- Hat man die Klinge doch einmal berührt so reinige man sie besser sofort als später mit einem sauberen, trockenem Tuch und öle sofort wieder nach. Die Griffteile reinigt und ölt man natürlich nach jedem intensiveren Hautkontakt.

- Man hüte sich aber bitte auch vor übermäßigem Gebrauch von Öl! Die Scheide besteht vollständig aus "saugfähigen" Materialien. Diese können, wenn man es übertreibt "durchweichen", was zu häßlichen Flecken führen kann. Ein leichter Ölfilm auf der Klinge genügt vollauf.

- Ein Schwert sollte nicht über größere Zeiträume (etwa zwei Wochen oder mehr) ohne regelmäßige Kontrolle und Pflege (Reinigen und Ölen) in der Scheide gelagert werden.

- Schwerter, die zum Einsatz in der historischen Kampfkunst gedacht sind, dürfen keinesfalls "Schneide auf Schneide" gegeneinander eingesetzt werden. Erstens ist das nicht historisch, und zweitens gibt es kein Material auf dieser Welt, welches dies unbeschadet überstehen kann.

- Schwerter mit Scharten sind erstens kaputt und haben zweitens nichts in der Scheide verloren, solange die entstandenen scharfen Kanten nicht sauber und vollständig ausgeschliffen worden sind! Diese zerstören sonst das "haarige" Innenleben und damit die Funktion des wertvollen Futterals!

- Wer mit seinem scharfen Schwert Schnitttests machen möchte, frage mich oder Ninja bitte vorher nach der richtigen und sinnvollen Ausführung. Das Schneiden mit dem Schwert ist schwierig und erfordert "Trockenübungen", sonst kann auch die beste Klinge beschädigt werden.

- Hochwertige Schwerter gehören zum Schärfen nicht in die Hände von Messer- oder den sprichwörtlichen Scherenschleifern!!! Die unsachgemäße Verwendung von Maschinen kann die Härte des Stahles und damit letztlich die Klinge zerstören.

Deshalb:
Wenn einmal ein hochwertiges Schwert stumpf geworden ist, kann man es ab etwa 250 Euro professionell schärfen lassen. Das lohnt sich also nur bei Schwertern, die über 1.000 Euro gekostet haben. Es gibt in Deutschland nicht viele Fachleute, die das Schärfen von Hand mit Steinen halbwegs beherrschen. Man hüte sich deshalb vor den oben genannten "Fachleuten" die leider, wie die Erfahrung gezeigt hat, oft keine sind ... Notfalls eben selbst machen (lassen) und dabei in Kauf nehmen - wie oben beschrieben. Das ist dann billiger und reicht notfalls auch.


- Es ist eine Frage des Anstandes, Schwerter, auch stumpfe, nicht gegen Menschen, Tiere und Pflanzen zu richten. Sei es nur "zum Spaß" oder gar zur Bedrohung. Wer diese einfache Regel beherzigt, zeigt damit Kompetenz im Umgang mit Schwertern und Respekt im Umgang mit seiner Umwelt und Mitlebewesen. Vor dem Training mit einem Partner bekundet man üblicherweise seine friedliche Absicht durch eine Begrüßung. Das geht auch hier in Europa, nicht nur im fernen Osten!


Schwertscheiden:

Im großen Ganzen gelten hier, vor allem für Metallbeschläge, ähnliche Regeln, wie für die Schwerter selbst, einige sind allerdings noch besonders wichtig:

- Verschmutzte Klingen, d. h. solche, die zuvor mit bloßen Fingern berührt, längere Zeit im Training benutzt, mit fragwürdigen "Pflegemitteln" behandelt worden sind, auf dem Boden gelegen haben oder gar rostig sind, sollte man tunlichst nicht zurück in die Scheide stecken, ohne sie vorher zu reinigen! Merkwürdige Öle o. ä. können auch durch Kontakt mit "fremden" Klingen aufgenommen werden. Rost in der Scheide oder an der Klinge fördert das Weiterrosten! Deshalb gilt diesem Punkt besondere Beachtung.


Übrigens:

Nach einem alten "Aberglauben" bringt es Unglück, eine ungereinigte Klinge zurück in die Scheide zu stecken. Das Unglück besteht aber in jedem Fall darin, daß die Scheide und die Klinge dadurch nach und nach kaputtgehen. Manche Scheidenkostruktionen, speziell frühe Exemplare z. B. der Kelten lassen vermuten, daß diese zur Reinigung des Scheideninneren zerlegbar waren.

- Man verwende möglichst ausschließlich entweder reines Kamelienöl zur Pflege von Klinge und Scheide, oder das japanische Nelkenöl, welches es z.B. bei der Firma "Dick" zu kaufen gibt. Das wäre die optimale Methode.

ABSOLUT UNGEEIGNET sind: Duftöle, ätherische Öle, Fette jeder Art, Waffenöle (Ballistol o. ä.) Pflanzenfette oder Öle aus der Küche (Stichwort: Fettsäuren), Maschinenöle, "Rostschutzmittel".

Auch das o. g. Nelkenöl aus der Apotheke eignet sich leider nicht immer zur Pflege und ist nur eine Empfehlung für Kohlenstoffstahlklingen oder andere Schwerter unter 500 Euro. Das japanische Nelkenöl ist kein reines Nelkenöl, sondern ein Verschnitt diverser, höchstwertiger Pflanzenöle.

- Man hüte sich aber bitte auch vor übermäßigem Gebrauch von Öl! Die Scheide besteht vollständig aus "saugfähigen" Materialien. Diese können, wenn man es übertreibt "durchweichen", was zu häßlichen Flecken führen kann. Ein leichter Ölfilm auf der Klinge genügt also vollauf.

- Scheiden können keine Wunder wirken! Deshalb: Wenn es auf einer Veranstaltung regnet: Ab ins Trockene. Niemals Schwert und/oder Scheide längere Zeit auf die Wiese legen. Ist doch einmal etwas naß geworden, kann man die Scheide (ohne Schwert!) langsam an einer nicht zu heißen Heizung wieder trocknen lassen. Gehänge und Beschläge sollten zuvor entfernt werden. Die Scheide wird erst dann wieder verwendet, wenn sie sicher trocken ist. Evtl. verändert sich beim Trocknen die Paßform etwas. Ich gebe dann gerne Tips zur Beseitigung solcher leichter Mängel.

- Ein Schwert sollte nicht über größere Zeiträume (etwa zwei Wochen oder mehr) ohne regelmäßige Kontrolle und Pflege (Reinigen und Ölen) in der Scheide gelagert werden.



Zubehör:

- Auch Lederpflegemittel sind fehl am Platze. Wer seinem ledernen Scheidenbezug etwas Gutes tun will, halte ihn einfach möglichst sauber. Bei Veloursleder ("raue" Seite außen) kann man ggf. mit einer nicht zu harten Bürste (z. B. vom Schuhmacher) von Zeit zu Zeit säubern. Gehänge aus dickem Gürtelleder kann man hin und wieder mit Lederöl oder - Fett behandeln. Dabei aber bitte aufpassen, dass der Scheidenbezug nicht verschmiert wird!

Am sichersten und einfachsten läßt sich arbeiten, wenn man das Gehänge und evtl. vorhandene Beschläge zuvor demontiert. Bei vielen historischen Konstruktionen ist dies mit wenigen Handgriffen möglich.

Kamelienöl und andere Pflegemittel gibt es auch bei mir zu kaufen. Nicht alles steht im Angebot der Internetseite, wird aber sicherlich noch nachgeholt. Bitte fragt, wenn ihr trotz aller Warnungen ein neues "Wundermittel" ausprobieren wollt, vorher wenigstens kurz nach, ob es nicht möglicherweise Klinge oder Futteral schädigen kann.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#4
Tolle Ausführung, manche Sachen hab ich selbst nicht mehr gewußt.
Danke.


Schneidübungen können wirklich gefährlich werden, wenn man das Schwert nicht richtig hält und bewegt. Sonst verkantet man z.B. leicht, und die Klinge bricht. Besonders Kohlenstoffstahlklingen sind sehr anfällig. Ein Kollege hatte sogar schon ein Machete von mir (welche ja zum Hacken gedacht ist) ruckzuck kaputt gemacht, weil er einfach im falschen Winkel und mit falscher Technik hackte.

Obige Ausführungen decken sich größtenteils aber auch für japanische Schwerter.

Früher schafften es japanische Schwertschmiede auch Schwerter zu schaffen, die relativ unbeschadet gegen eine andere Klinge geführt werden konnten. Es sind sogar Schwerttestübungen überliefert, bei denen Steine zerhackt wurden! Heutzutage bekommt das aber wohl niemand mehr hin. Dank technischem Fortschritt!
Tdown

Am Rande:
Der optimale Lagerort für ein Schwert und für jedes Metall, wäre eine korrekt konstruierte Pyramide. Pyramiden saugen jegliches Wasser/Feutigkeit nicht nur aus der Oberfläche, sondern auch aus dem Material selbst heraus. Dadurch wird die Güte und Härte erhöht. Unter einer Pyramide schleifen sich sozusagen Klingen selbst nach.
Leider haben Pyramiden ja negative Nebeneffekte auf das was drunter steht und auch auf das Umfeld, wenn sie in einer unrhythmischen Umgebung stehen bzw. nicht frequenztechnisch aktiviert sind.

ich habe mal eine Geschichte eines legendären (europäischen) Schmiedes gehört, der eine Pyramidengrube gehabt haben soll, in der er die Klingen fertigte und lagerte. Seine Klingen sollen unnerreicht gewesen sein. Keine Ahnung ob das stimmt, der Pyramideneffekt ist aber real, ich habe das mit Rasierklingen getestet.

Grüße

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#5
Es gibt wohl kaum ein "Ding" aus unserer Vergangenheit, um welches sich derart viele Legenden und Sagen ranken, wie um das Schwert. Seine "sagenhaften" Eigenschaften werden in Heldenepen besungen. Wer ein besonders gutes Schwert sein Eigen nennen darf, wird meist zum Helden und verdankt vor allem seinem Schwert Ruhm und Ehre.

Nach mehrtausendjähriger Tradition und Pflege diverser "Schwertkulte" ist es eignetlich wenig verwunderlich, daß uns diese "primitive" Waffe unserer Vorfahren auch heute noch in Ihren Bann zieht.

Tatsächlich entziehen sich aber die genauen Herstellungsmethoden und die damit verbundenen, seit jeher wie ein Schatz gehüteten Geheimnisse um das Mysterium der Herstellung noch heute weitestgehend unserer Kenntnis. Gerade darin sehen heutige Schwertschmiedereien ihre große Herausforderung...

Es ist nach Meinung traditioneller Schwertschmiede nur wenig sinnvoll, dabei alle in den Sagen besungenen Eigenschaften berühmt gewordener Schwerter unbesehen ins Reich der Legenden zu verweisen. Vielmehr ist es die Aufgabe des traditionellen Schwertschmiedehandwerkes, den Hinweisen in diesen Überlieferungen nachzugehen und sie soweit als möglich in wissenschaftlichem Sinne zu ergründen.

Ein moderner Pionier auf diesem Gebiet ist Dr. Stefan Mäder, der einige Frühmittelalterliche Saxe und Schwerter (Spathae) im Rahmen seiner Doktorarbeit metallographisch untersucht hat und zu erstaunlichen Erkenntnissen gelangen konnte. Das dabei die schmiede- und kampftechnischen Details im Vordergrund stehen, ist selbstverständlich. Denn vor einigen hundert Jahren war auch das Wissen um die Herstellung und Handhabung guter Schwerter ein gutgehütetes Geheimnis.

Das traditionelle Schwertschmiedehandwerk versucht heute, von den "alten Meistern" zu lernen, um nicht das Rad zum wiederholten Male erfinden zu müssen und nicht von selbsternannten "Damastgurus" oder "Meisterwaffenschmieden". Dies ist beileibe kein einfacher Weg, doch richtige Schwertschmiede scheuen keine Mühen, ihn zu bestreiten.

Trotz aller Wissenschaft bleibt die Fähigkeit, die "Geheimnisse des Stahles" zu kennen und zu beherrschen, eine selbst in unserer Zeit seltene Fähigkeit, die man, wo vorhanden, jederzeit anerkennen sollte.

Auch heute noch kann die Beschäftigung mit diesen alten Techniken zu neuen Erkenntnissen und Denkanstößen führen, worin auch die Berechtigung für die Erforschung dieser alten Verfahren zu suchen ist...

Ist es in unserer schnellebigen Zeit z.B. kaum noch sinnvoll, irgendein Werkstück in mehr als etwa drei Arbeitsgängen herzustellen, so waren doch an der Entstehung eines einzigen Schwertes allein bis zu 5 verschiedene Handwerker beschäftigt. Was uns heute an Qualitätsmerkmalen oftmals schmerzlich fehlt, hatten uns also unsere Vorfahren vor vielen Jahrhunderten bereits voraus...

Natürlich hat niemand jemals mit einem einzigen Schwert einen Krieg oder auch nur eine Schlacht gewonnen. Jedenfalls nicht im physischen Sinne. Aber es ist meine Überzeugung, daß Mancher das Schwert benötigt, um diese Erkenntnis verinnerlichen zu können.


heutige Schwerttypen

Wir unterscheiden im Wesentlichen zwischen drei Schwerttypen und ihren Anwendungsgebieten:

Schaukampfschwerter

Diese werden in Kampfchoreografien eingesetzt, wie sie z.B. bei Film, Theater und Fernsehen noch immer üblich sind. Pariert wird dabei ausschließlich mit der Schneide, was ein historisches, scharfes Schwert zerstören würde...
Aus diesem Grund haben Schaukampfschwerter eine "Schlagkante" von zwischen 2 mm (bei leichten Exemplaren) und 4mm (für hohe Beanspruchungen in besonders "actionreichen" Darstellungen).

Die Griffteile können sowohl aus Holz, als auch komplett aus Stahl (bei Schwertern nach der bewährten "Aldingerbauweise" mit 4 mm "Schlagkante") bestehen.


Fechtschwerter

Diese Schwerter sind ebenfalls stumpf, haben aber weit feinere "Schneiden" mit etwa 1,5mm bis 1mm und sind damit deutlich leichter, als Schaukampfwaffen.
Die Griffe bestehen aus Holz, was den originalen Vorbildern entspricht und das Gesamtgewicht deutlich senkt. Ihr Haupteinsatzgebiet ist die Rekonstruktion und Ausübung historischer Fechttechniken im Sinne sportlicher Kampfkunst.

Gesamtgewicht und Schwerpunkt sind den originalen Vorbildern sehr ähnlich, ebenso das äußere Erscheinungsbild. Die Montagemethoden sind bei diesen Schwertern ebenfalls weitgehend historisch korrekt gewählt.

Für den Schaukampfeinsatz sind sie, trotz höherer Härte (um 57 HRC) und feinerer Verarbeitung wegen der schmalen "Schlagkanten" nicht geeignet.


Scharfe Schwerter

...Dienen ausschließlich zu Sammler- und Liebhaberzwecken sowie zur Einübung von Kampfabläufen ohne Gegner (sog. "Katas" bzw. "Formen") im sportlichen Zusammenhang.

Diese Schwerter werden oft sehr aufwendig ausgeführt, weisen eine hohe Härte auf (ab etwa 57 HRC) und sind messerscharf ausgeschliffen.

Erst mit scharfen Klingen ist es möglich, ein feines Gespür für die Führigkeit alter Waffen zu entwickeln und die alten Kampfkünste in all ihren Feinheiten nachvollziehen zu können.

An dieser Stelle weise ich darauf hin, das auch das unbedarfte Ausführen solcher Formen mit scharfen Schwertern durchaus gefährlich sein kann.



Schmieden

Immer wieder geht das "Gerücht" um, das Schwertklingen nur dann etwas taugen, wenn sie geschmiedet sind. Schon allein unter dem bloßen Begriff "geschmiedet" verstehen viele Händler und auch Kunden soviel wie: "Hat einmal ein Feuer gesehen und ist mit dem Hammer bearbeitet worden"...

Technisch betrachtet ist weder das eine noch das Andere korrekt. Zwar ist es richtig, das die geschmiedeten Klingen unserer Vorfahren die höchste erreichbare Qualität hatten. Doch ist es nicht richtig anzunehmen, man könne durch bloßes "darauf herumprügeln" aus einem modernen Flachstahl ein "Superschwert" machen. Genauso falsch ist es aber, die Verwendung moderner Materialien und Bearbeitungsmethoden von vorneherein abzulehnen.

was oft nicht bedacht wird, ist nämlich Folgendes:

Es ist genauso möglich, durch geringfügige Fehler beim Schmieden (die sehr leicht passieren können) aus einem guten Stahl einen unbrauchbaren zu machen. Zwar weist ein sauber geschmiedeter, moderner Stahl tatsächlich ein leicht verbessertes Gefüge und meist eine etwas höhere Festigkeit auf, doch ist dies nur in sehr geringem Umfang der Fall, so das sich der Mehraufwand des Schmiedens nur dann lohnt, wenn man sich aus ideellen Gründen möglichst dem Original nähern möchte oder aber ohnehin ein Schweißverbundwerkstoff erzeugt und verarbeitet werden soll (Damaszenerstahl, Raffinierstahl o.ä.)

Wird eine Klinge aus einem modernen Flachstahl durch Fräsen und Schleifen herausgearbeitet und anschließend gehärtet, ist mit dem Material genau das geschehen, wofür es gemacht wurde und somit kann eine hohe und vor allem gleichbleibende Qualität erreicht und gehalten werden. Optimal ist das bei Schaukampf- und Fechtschwertern. Aber auch bei genau nach historischem Vorbild gefertigten Klingen kann das, auf Grund des günstigen Preis- Leistungsverhältnisses, sehr sinnvoll sein.

Wird eine Klinge aus modernem Material sauber geschmiedet, wie es bei hochwertigeren Stücken praktiziert wird, wirkt sich dies normalerweise günstig auf die physikalischen Eigenschaften aus, ist aber mit einem höheren Aufwand und damit auch einem deutlich höheren Preis verbunden.

Wird eine Klinge komplett aus durch das Schmieden überhaupt erst entstandenem Schweißverbundwerkstoff, also Raffinierstahl und/oder Damaszenerstahl gefertigt, so ist zweifellos ein Optimum an technischer und künstlerischer Qualität erreichbar. Aber nur, solange der Schmied sich keine Fehler erlaubt...




Das Härten

Die "richtige", das heißt "passende" Härte für Schwertklingen hängt von vielerlei Faktoren ab. Das Einsatzgebiet, die Stahlsorte, die Bauart des Schwertes und die Stärke der "Schlagkante" spielen dabei die wichtigsten Rollen.

Nachdem die Schwertklingen durch Schleifen und Fräsen (als moderne Verfahren...), oder aber durch Schmieden, Feilen und Schleifen (traditionell) in Form gebracht worden sind, müssen diese gehärtet werden.
Um ihnen ihre Flexibilität und Bruchsicherheit zu geben, sollte der Schmied hier nichts dem Zufall überlassen.

Die Klingen kommen zunächst in einen Salzbadofen, worin sie bei Temperaturen um etwa 800 Grad Celsius einige Minuten verweilen. Anschließend werden sie in einem sogenanntem "Warmbad" bei ca. 180°C bis 300°C sanft abgeschreckt.
Dieses sanfte Abschrecken verhindert starke Spannungen oder gar Risse, die bei der Härtung in Wasser zu befürchten wären. das dabei entstehende Kristallgefüge (sog. Bainit) ist außerdem besonders zäh.

Eine so behandelte Klinge hat nun eine Härte von über 60 HRC (Härtegrade nach "Rockwell", je nach verwendetem Stahl kann dieser Wert stark schwanken) und ist damit fast so spröde wie Glas.

Um ihr nun die hohe Elastizität zu geben, wandert die Klinge erneut in ein Warmbad, wo sie wiederum etliche Minuten bis Stunden, diesmal bei niedrigeren Temperaturen zwischen 120 und 350 Grad (abhängig von der verwendeten Stahlsorte), verweilt.

Durch dieses sogenannte "Anlassen" verringert sich die Härte etwas, Spannungen werden abgebaut, die Zähigkeit und damit auch die Bruchsicherheit nehmen aber zu.

Durch anpassen der Temperatur und der Temperaturhaltezeiten kann die gewünschte, endgültige Härte der Klinge auf ca. 1-2 HRC genau eingestellt werden.

Anschließend werden die Klingen nach dem "Rockwellverfahren" geprüft. Diese Prüfung ist anhand von kleinen, etwa nadelspitzengroßen Abdrücken der Diamantprüfspitze in der Angel zu erkennen, die allerdings später durch die Griffteile verdeckt, teilweise auch wieder ausgeschliffen werden.

Um einen Bruch der Klinge am "Auflager", dem Übergang zwischen Klinge und Angel, zu verhindern, bedient sich der kundige Schmied außerdem noch eines "Tricks" der alten Meister:

Nach der vollendeten Wärmebehandlung wandert der Angelbereich erneut ins Anlaßbad, wo dessen hohe Härte in wenigen Minuten auf ein zähelastisches Maß gesenkt wird. Eine erneute Prüfung der Angelhärte schließt das aufwendige Härteverfahren endgültig ab.

Nur so lässt sich eine größtmögliche Sicherheit bei langer Lebensdauer erreichen.



Schaukampf und Schaukampfschwerter

Schaukampfschwerter sind, anders als die zumeist scharfen Waffen unserer Vorfahren, höchsten Belastungen ausgesetzt. Wiederholte Schläge Schneide auf Schneide, oft mit viel Kraft ausgeführt, beanspruchen das Material und besonders die Verbindungen zwischen Griffteilen und Klinge extrem.
Das diese Aktionen nicht ganz ungefährlich sind, versteht sich von selbst.

Immer wieder hört man von umherfliegenden Knäufen oder Klingen, die sowohl die Darsteller als auch das Publikum verletzen können. Daher ist es notwendig, die Eigenschaften seines Schwertes so gut als möglich zu kennen. Wackelnde Knäufe oder Parierstangen können ein Indiz für baldigen Bruch sein. Solche Gerätschaften gehören nicht mehr in den Schaukampf vor Publikum oder gar in freie Schlachteninszenierungen!

Manchmal lassen sich solche Schäden reparieren, allerdings sollte man diese Arbeiten besser einem Fachmann überlassen. Dieser ist dann auch in der Lage, Auskunft über die weitere Schaukamftauglichkeit oder -untauglichkeit zu geben.

Bei "harten" Schaugefechten entstehen immer leichte Scharten. Diese bergen ein nicht geringes Risiko und müssen deshalb von Zeit zu Zeit ausgeschliffen werden. Dies kann mit einer nicht zu groben Feile oder einem Winkelschleifer mit Lamellenschleifscheibe selbst vorgenommen werden.

Aber auch das beste Schwert kann einmal brechen, die beste Verbindung kann sich lösen. Deshalb ist die Einhaltung eines genügend großen Sicherheitsabstandes zum Publikum unverzichtbar!


<span style='color:red'>NIEMALS darf mit scharf ausgeschliffenen Schwertern gekämpft werden!</span>


Für das sportliche Fechten nach alten Überlieferungen (z.B. Talhoffers Fechtbücher), fertigt man auch sogenannte "Fechtschwerter" an.
Diese haben eine weit dünnere Schlagkante von etwa 1,5mm bis 1mm und entsprechen in Gewicht und Balance fast einem scharfen Original.
Diese Schwerter sind für harte Schläge Schneide auf Schneide aber nicht geeignet!
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#6
Interessante Ausführungen. Sehr informativ.

Zum Thema will ich noch was beitragen:
Das Geheimnis des Stahls liegt nicht in der Materie, sondern im Geist.
Der vollendete Schwertschmied wird sicherlich den Weg zu seiner wahren Essenz gefunden haben müssen. Es ist ein Weg wie der eines Alchemisten.
Dies liegt an dem Material, das verarbeitet wird:
Eisen ist sehr verwandt mit Wasser. Eisen ist ein Werkstoff, der wie Wasser als ein Informationsträger verwendet werden kann (Homöopathie). Das Geheimnis von manchen Legierungen besteht darin, daß die Substanzen gar nicht mehr darin enthalten sein müssen, es reicht der Abdruck in der Struktur. Eisen kann Strukturen annehmen und damit verschiedene Eigenschaften "speichern".

Grüße

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#7
Hallo.

Ich weiß, dieses Thema ist schon etwas älter, aber ich wollte für meine Frage kein neues eröffnen, und dachte mir, dass ich hier reinschreiben könnte.


Und zwar habe ich vor kurzem einen alten k. u. k. Beamtensäbel von 1889 bekommen.


Hier ein Bild davon: http://www.hermann-historica.de/auktion/images48_gr/35356.jpg

Allerdings ist es kein Originalbild, mein Säbel ist wesentlich schlechter erhalten.
Nun würde mich interessieren, wie und womit ich den Säbel möglichst billig wieder zum glänzen bringen kann.
Er viele Jahre unbenutzt herumgelegen, die Klinge ist größtenteils schwarz gefärbt und die Goldbeschläge glänzen nur noch sehr matt.

Ich würde mich über alle hilfreichen Tipps freuen.


MfG
fuavarra
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#8
Hallo fuavarra!

Zitat:Nun würde mich interessieren, wie und womit ich den Säbel möglichst billig wieder zum glänzen bringen kann.

Dann empfehle ich Dir "Elsterglanz". Ein altes Ostprodukt in Neuauflage, aber wirklich gut. Die Tube für 3,45 Euro.

Elsterglanz ® Polierpaste

Elsterglanz ist eine legendäre Universalpolierpaste.
Elsterglanz reinigt, poliert und konserviert alle Gebrauchsmetalle wie Kupfer, Messing, Bronze, Zinn, Nickel, Silber, Gold und unübertrefflich Edelstahl. Elsterglanz ist säurefrei, ätzt nicht, ist also absolut materialschonend und hautfreundlich. Spezielle Inhaltsstoffe wirken wasserabstoßend und konservierend und geben so langanhaltenden Schutz vor Anlaufen und Wiederanschmutzen.
Elsterglanz eignet sich zum Putzen von Nirosta-Spülen, Ceran-Feldern, Herdplatten, für blanke Kessel und Töpfe, Autochrom und Musikinstrumente aus Metall.

Anwendung:
bei leichten Verschmutzungen etwas Elsterglanz auf einen nassen Schwammgeben, die Fläche damit abwaschen und anschließend trocknen.
Bei starken Verschmutzungen Elsterglanz trocken auftragen, ca 10 Min. einwirken lassen und abschließend abreiben.
Bei Metallen mit weichem Staubtuch, bei Backöfen, Pfannen, Herdplatten und Gasbrennern, etwas feine Putzwolle zur Hilfe nehmen.


Hier findest Du "Elsterglanz" und andere Metallreiniger/-polierer.

http://www.reinigungsbedarf-donath.de/reinpflege.htm

http://www.osthits.de/shop/product_info.php/products_id/14

Sei!
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#9
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#10
Moin moin,

die Tipps zur Schwertpflege waren sehr aufschlussreich, aber was hat es mit dieser "Pyramide" auf sich ?
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