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Starke Frauen
#1
Zwar ein bißchen verspätet, aber dennoch aktuell, möchte ich anläßlich des zurückliegenden Frauentages und des Geburtstages von Königin Luise ein paar Zeilen zu dieser einzigartigen Frau schreiben.

In der preußischen Geschichte gab es wohl nur zwei Frauen, die sich mit Herzblut und treuer Hingabe zum Heimatland engagierten und einen großen Verdienst an der Entwicklung Preußens und dadurch natürlich auch an Deutschland hatten. Beide trugen den Namen Luise.

Einmal Kurfürstin Luise Henriette von Oranien Nassau und Königin Luise Auguste Wilhelmine Amalie von Mecklenburg- Strelitz.
Beiden gebührt unsere Anerkennung. Dennoch möchte ich heute, anläßlich Ihres zurückliegenden 230. Geburtstages, meine Aufmerksamkeit Königin Luise widmen. Als einzige volkstümliche Königin des Hauses Hohenzollern galt Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Königin von Preußen (1776-1810) - kurz Königin Luise genannt. Ihr Andenken wurde durch ihr bewegendes Lebensschicksal, ihr anmutig-schlichtes Wesen, ihre menschlich rührenden Züge, ihre Vaterlandsliebe und ihren frühen Tod verklärt.

Luise Auguste Wilhelmine Amalie erblickte am 10. März 1776 in Hannover das Licht der Welt. Ihr Vater, Karl II. Herzog von Mecklenburg-Strelitz (1741-1816), residierte als Gouverneur des englischen Königs in Hannover, das in Personalunion mit England verbunden war. Ihre Mutter, Friederike Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1752-1782), starb, als Luise erst sechs Jahre alt war.
Als wenige Jahre danach auch die Stiefmutter starb, kamen Luise sowie ihre Schwestern Charlotte (1769-1818), Therese (1773-1839) und Friederike (1778-1841) im Jahre 1785 zu ihrer Großmutter nach Darmstadt in Hessen. Dort verbrachte Luise ihre Kindheit und Jugend. Sie wird als lebhaft und eigenwillig geschildert, und es heißt, sie habe nicht gerne gelernt. Da man damals keinen großen Wert auf Bildung der Mädchen legte, war ihr Bildungsstand entsprechend.
Im März 1793 begegnete Luise in Frankfurt am Main dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm III. (1770-1840). Die beiden verliebten sich ineinander und heirateten am 24. Dezember 1793 in Berlin. Aus der mustergültigen Ehe gingen zwischen 1795 und 1809 neun Kinder hervor, darunter die späteren Herrscher Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) und Wilhelm I. (1797-1888).

1797 bestieg Friedrich Wilhelm III. den preußischen Königsthron. Seine charmante, herzliche und auf natürliche Weise würdevolle Gemahlin übernahm unangenehme Repräsentationspflichten, begleitete ihn auf Inspektionsreisen und eroberte bald die Herzen der Bevölkerung. Luise zeichnete sich immer mehr durch Bildungsstreben aus und sah Ihre Notwendigkeit darin, Ihre Pflichten als Königin bestmöglichst wahrzunehmen. Für diese Zeit eher untypisch, daß eine Frau über soviel Wissen verfügte, wurde Ihr Bildungsstreben von prüden Zeitgenossen oftmals als unpassend angesehen.

Im Februar 1806 schloß das politisch isolierte Preußen ein Bündnis mit Frankreich und tauschte Kleve, Neuburg und Ansbach-Bayreuth für das Kurfürstentum Hannover ein. Als im August 1806 bekannt wurde, daß der französische Kaiser Napoléon I. (1769-1821) England die Rückgabe Hannovers anbot, trat Friedrich Wilhelm III. überstürzt in den Krieg gegen Frankreich ein. Während dieser schwierigen Zeit gab Luise, die eine entschiedene Gegnerin Napoleons war, ihrem unentschlossenen Mann mit ihrer Standhaftigkeit Halt.

Nach den für Preußen verlorenen Schlachten von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 mußte das Königspaar mit den Kindern im Januar 1807 vor den französischen Truppen nach Königsberg und Memel fliehen. Am 6. Juli 1807 führte die 31jährige Königin in Tilsit eine vergebliche Unterredung mit Napoléon I., bei der sie mildere Friedensbedingungen für Preußen erreichen sollte. Am 5. Juli 1807 kam Kaiser Alexander zu Luise und Friedrich Wilhelm und überbrachte einige Schriftstücke mit Forderungen Napoleons. Napoleons Oberstallmeister Caulaincourt stieß hinzu und überbrachte die Einladung. Kaiser Napoleon könne das neutralisierte Tilsit nicht verlassen, werde aber die Königin, wenn sie nach Tilsit komme besuchen und einladen. In einem Gespräch mit dem schwedischen Gesandten Karl Gustav von Brinckmann äußerte Königin Luise: "Ich bin erst dreißig Jahre, aber ich habe mich schon selbst überlebt."
Am Nachmittag des 6. Juli 1807 fuhr Königin Luise mitten durch russische und französische Truppen zur Memel, setzte mit einer Fähre über und traf sich in Tilsit mit Friedrich Wilhelm, Alexander und August Friedrich Graf von der Goltz, dem neuem Minister des Auswärtigen. Bald darauf wurde der französische Kaiser gemeldet.
Napoleon machte auf sie (wie sie der Gräfin Voß sagte) einen überraschend positiven Eindruck. Friedrich Wilhelm hatte sie vorgewarnt, er habe etwas Gemeines in seinem Aussehen. Die Königin konnte das nicht finden. - Leider hat Luise keine persönlichen Aufzeichnungen über das insgesamt nur 45 Minuten dauernde Gespräch gemacht. Jedoch haben zahlreiche Mitglieder ihrer Umgebung (darunter besonders der schwedische Gesandte von Brinckmann) das notiert, was sie ihnen nach dem Treffen berichtete. Der auf den zeitgenössischen Abbildungen immer wieder im Hintergrund dargestellte französische Außenminister Talleyrand hat an dem Gespräch nicht teilgenommen.
Luise, die selbstverständlich fließend französisch sprach, bedauerte, daß der Kaiser genötigt gewesen sei, eine derart hohe Treppe zu ihr hinaufzusteigen (er war beim Hinaufsteigen leicht gestolpert). Napoleon erwiderte gewandt: "Auf dem Wege zu einem solchen Ziele darf man vor keinem Hindernisse zurückschrecken." Mit einem Anflug von Ironie beklagte sie den für ihn und seine Truppen beschwerlichen Aufenthalt im nordisch kalten Preußen. Napoleon antwortete etwas verlegen mit einem Kompliment.
Dann kam Luise zur Sache. Sie sagte, daß sie sich über die Lage Preußens im klaren sei. Sie sei sich bewußt, daß man Opfer werde bringen müssen. Jedoch möge man Preußen nicht von Provinzen trennen, die seit Jahrhunderten dazu gehörten. Insbesondere machte sie sich wiederholt für Magdeburg stark, das unter allen Umständen bei Preußen bleiben müsse.
Napoleon versuchte auszuweichen und machte Komplimente. "Sie tragen da ein schönes Kleid," bemerkte er. "Wo ist es gearbeitet? in Breslau? Macht man Krepp in Ihren Fabriken?" "Sollen wir jetzt über Putz reden in diesem Augenblicke?" erwiderte die Königin. Verdutzt mußte der Kaiser feststellen, daß seine Scherze nicht fruchteten. Luise war schlagfertig und charmant. Später hat Napoleon gestanden, daß er Luise die Gesprächsführung habe lassen müssen (es finden sich in Napoleons Geschichte keine weiteren Beispiele dafür). Nochmals versuchte sie, seine edleren Gefühle anzusprechen. Sie sagte, seine Siege würden ihm doppelt Ehre machen, wenn er sich auch Rechte auf Dankbarkeit erwerbe. Mit Worten wie Großmut und Hochherzigkeit versuchte sie Mitleid und Menschlichkeit zu bewirken. Sie setzte sich entschieden auch für die Zukunft ihres Gatten und ihrer Kinder ein, wie man es von einer Ehefrau und Mutter nur erwarten konnte.
Napoleon war in die Enge getrieben, aber er konterte mit Höflichkeit. Immerhin konnte sie ihm ein "wir wollen sehen" abringen. - In diesem Augenblick betrat Friedrich Wilhelm III. den Raum. Wäre er nur ein wenig länger im Vorzimmer geblieben! Man weiß nicht, was Luise vielleicht noch erreicht hätte. Napoleon sagte am selben Tag zu Kaiser Alexander: "Er erschien zur rechten Zeit. Eine Viertelstunde später, und ich würde der Königin alles versprochen haben." - Noch einige Komplimente, dann verabschiedete sich Napoleon. Luise blieb hoffnungsfroh zurück.

Am Abend fuhr Luise zum Diner zu Napoleon. Er empfing sie auf der Straße und führte sie zum Essen hinauf, an dem außer Napoleon und dem Königspaare Kaiser Alexander I, dessen Bruder Großfürst Konstantin Pawlowitsch, Prinz Heinrich von Preußen, Kronprinz Ludwig von Bayern, Gräfin Voß und Joachim Murat, Napoleons Schwager teilnahmen. Die Stimmung war gut, die Unterhaltung lebhaft. Napoleon fragte, wie nur Preußen mit seiner geringen Macht einen Krieg gegen ihn habe anfangen können. Luise gab darauf die berühmte Antwort: "Sire, der Ruhm Friedrichs des Großen hat uns über unsere Mittel geteuscht." Diese Episode geht auf französische Quellen zurück. Talleyrand berichtete später, dies habe großen Eindruck auf Napoleon gemacht. Napoleon verehrte Friedrich II.
Nach Tisch bearbeitet die Königin Napoleon erneut und legte sich besonders für Magdeburg ins Zeug. Eine Rose, die ihr der Kaiser anbot, wollte sie nur mit dem Versprechen der Rückgabe Magdeburgs annehmen. Später, als die Königin die Tafel bereits verlassen hatte, sagte Napoleon zu Kaiser Alexander: "Die Königin von Preußen ist eine reizende Frau, ihre Seele entspricht ihrer Gestalt; auf Ehre, anstatt ihr eine Krone zu nehmen, möchte man versucht sein, ihr eine zu Füßen zu legen." Nach dem Treffen stieg die Hoffnungsfreude in hohem Maße. Alexander und auch einige Franzosen begückwünschten Luise zu dem Erfolg, den sie errungen habe. - Die Hoffnungsträume währten nur eine kurze Sommernacht.
Am Morgen des 7. Juli 1807 ließ Napoleon den Grafen von der Goltz zu sich rufen, um ihm die Friedensbedingungen zu diktieren. Er sei mit Rußland zu einem Einverständnis gekommen. Der König von Preußen habe es nur Kaiser Alexander zu verdanken, daß man ihn und seine Dynastie nicht davongejagt und seinen Bruder Jerome zum König von Preußen gemacht habe. Bessere Bedingungen seien ein für alle Mal unmöglich. Die Zeit der Verhandlungen sei vorüber. Es folgten Schmähungen gegen Friedrich Wilhelm III. und kritische Bemerkungen über Luise. Schließlich: "Wenn die Rache mir die Vernichtung Preußens als Großmacht diktiert, so werden meine politischen Kombinationen die Interessen Frankreichs sicherzustellen wissen."
Es zeigte sich also nicht die geringste Spur einer Milderung, ganz im Gegenteil. Talleyrand machte in der Zusammenkunft deutlich, daß der Friedensvertrag ohne jede Aussicht auf Milderung binnen zwei Tagen unterschrieben werden müsse. Er ließ dabei Goltz noch nicht einmal Zeit, den Vertragsentwurf, den er bei sich führte und ihm zeigte, zu lesen.

Am Abend des 7. Juli holte Berthier Luise zum Diner mit Napoleon ab. Die Stimmung war auf dem Nullpunkt. Gleichwohl richtete die Königin, die über die letzten Vorkommnisse im Bilde war, einige bittende Worte an Napoleon. "Wie können Sie mir noch zu guter Letzt etwas abpressen wollen!" war seine Erwiderung. Napoleon und Luise schieden voneinander und sahen sich nicht wieder. Die Schmähungen der französischen Zeitungen waren von Stund an beendet.
Luise war nach dem vergeblichen Gespräch mit Napoleon geistig und körperlich am Ende, wie sie ihrem Bruder Georg schrieb. Welche Konsequenzen der Bittgang auf lange Sicht jedoch haben würde, konnte sie nicht ahnen. Das Echo der Geschichte machte den Moment der tiefsten Erniedrigung im Nachhinein zu einem Triumph von geradezu mythologischer Bedeutung. Der Opfergang hatte die Legende.

Weieterhin unterstütze Luise den neuen Reformenkurs von Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757-1831) und Karl August von Hardenberg (1750-1822). Stein wurde nach dem Frieden von Tilsit am 30. September 1807 als leitender Minister in die preußische Regierung berufen, mußte im November 1808 vor Napoléon flüchten und wurde politischer Berater des russischen Zaren Alexander I. (1777-1825). Hardenberg, den man 1807 nach dem Frieden von Tilsit auf Befehl Napoléons als leitenden Minister entließ, wurde 1810 zum Staatskanzler in Preußen und 1814 zum Fürst ernannt.
Ende 1809 kehrte Königin Luise nach Berlin zurück. Im Sommer 1810 erkrankte sie an einer Lungenentzündung, der sie am 19. Juli 1810 im Alter von nur 34 Jahren in Hohenzieritz bei Neustrelitz (Mecklenburg) erlag. Sie wurde in einem bescheidenen Mausoleum in Berlin-Charlottenburg beigesetzt.

Heinrich von Kleist (1777-1811), Achim von Arnim (1781-1831), Clemens Brentano (1778-1842), Friedrich de la Motte-Fouqué (1777-1843), Theodor Körner (1791-1813), Friedrich Rückert (1788-1866) und François René de Chateaubriand (1768-1848) widmeten der sympathischen Königin lyrische Huldigungen und Totenklagen. Heinrich von Kleist pries Luise mit folgenden Worten: "Dein Haupt scheint wie von Strahlen mir umschimmert; Du bist der Stern, der voller Pracht erst flimmert, Wenn er durch finstre Wetterwolken bricht!" Als Napoléon von Luises Tod erfuhr, sagte er, seine größte Feindin sei gestorben.

Das sollte nur ein kurzer Einblick in das Leben von Königin Luise sein. Es zeigt eine der wohl geistig stärksten Frauen der deutschen Geschichte. Sie zeigt, wie man der Rolle als Frau auch in heutiger Zeit gerecht werden kann. In ihr vereinigten sich Schönheit und Anmut mit Klugheit und Geist. Ich denke eine sehr schöne Kombination, dessen Vorbild es nachzueifern gilt. Lächeln

Liebe Grüße Iduna

Froher Sinn bringt Gewinn!
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#2
An die Königin Luise.
(1813) Theodor Körner


Du Heilige, hör' deiner Kinder Flehen!
Es dringe mächtig auf zu deinem Licht!
Kannst wieder freundlich auf uns niedersehen,
Verklärter Engel! Länger weine nicht!
Denn Preußens Adler soll zum Kampfe wehen.
Es drängt dein Volk sich jubelnd zu der Pflicht,
Und jeder wählt - und keinen siehst du beben -
Den freien Tod für ein bezwungnes Leben.
Wir lagen noch in feige Schmach gebettet;
Da rief nach dir dein besseres Geschick.
An die unwürd'ge Zeit warst du gekettet;
Zur Rache mahnte dein gebrochner Blick.
So hast du uns den deutschen Mut gerettet.
Jetzt sieh auf uns, sieh auf dein Volk zurück,
Wie alle Herzen treu und mutig brennen!
Nun woll' uns auch die Deinen wieder nennen!

Und wie einst, alle Kräfte zu beleben,
Ein Heil'genbild, für den gerechten Krieg
Dem Herresbanner schützend zugegeben,
Als Oriflamme in die Lüfte stieg:
So soll dein Bild auf unsern Fahnen schweben
Und soll uns leuchten durch die Nacht zum Sieg.
Luise sei der Schutzgeist deutscher Sache,
Luise sei das Losungswort zur Rache!

Und wenn wir dann dem Meuterheer begegnen,
Wir stürzen uns voll Zuversicht hinein.
Und mögen tausend Flammenblitze regnen,
Und mögen tausend Tode uns umdräun:
Ein Blick auf deine Fahne wird uns segnen.
Wir stehen fest, wir müssen Sieger sein.
Wer dann auch fällt für Tugend, Recht und Wahrheit,
Du trägst ihn sanft zu deiner ew'gen Klarheit.
Lebe für Deine Ideale!
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#3
Heute will ich auch einmal von einer Schwester im Geiste erzählen, der meine tiefe Hochachtung und Zuneigung gilt.


Hypatia von Alexandria


Es gab in Alexandria eine Frau mit Namen Hypatia, Tochter des Philosophen Theon, die in Literatur und Wissenschaft so erfolgreich war, dass sie alle Philosophen ihrer Zeit übertraf. Zugelassen zur Schule Platons und Plotins hielt sie Vorlesungen über die Grundlagen der Philosophie. Viele Hörer kamen von weither, um von ihr unterrichtet zu werden. Dank ihres souveränen Auftretens und ihrer eleganten Erscheinung, die sie sich als Folge ihrer Geisteskultur angeeignet hatte, erschien sie häufig in der Öffentlichkeit in Gegenwart hoher Staatsbeamter. Sie scheute sich auch nicht, in öffentliche Versammlungen von Männern zu gehen. Alle Männer bewunderten sie dafür auf Grund ihrer außerordentlichen Würde und Tugend um so mehr.

Socrates Scholasticus, Kirchengeschichte


In den historischen Quellen werden Hypatia (ca. 370 – 415) außergewöhnliche Intelligenz und Charakterstärke nachgesagt. Socrates Scholasticus schildert sie als selbstbewußte Frau und preist ihr großes Wissen, mit dem sie sämtliche Philosophen ihrer Zeit ausstach. Hypatia war eine allseits bekannte Persönlichkeit. Ihre Teilnahme am öffentlichen Leben von Alexandria stellte in der damaligen Zeit eine nicht zu unterschätzende Besonderheit dar, denn das antike Weltbild legte den Frauen im wesentlichen Zurückgezogenheit und Bescheidenheit auf. „Die beste Frau ist die, von der man am wenigsten spricht“, lautete ein von dem antiken Historiker Thukydides verbreiteter Grundsatz. Das Leben der Frauen vollzog sich somit jenseits der Öffentlichkeit im Kreis der Familie. Die den Männern zugänglichen Bildungseinrichtungen blieben ihnen versperrt, der Unterricht durch Väter und Ehemänner stellte für viele Frauen die einzige Möglichkeit dar, überhaupt eine fundierte Bildung zu erlangen.
Hypatia hatte Glück.

Sie war die Tochter des Mathematikers Theon von Alexandria und die Schwester des Mathematikers Epiphanius. Ihr Vater, der als Gelehrter am Museion von Alexandria tätig war, unterrichtete sie zunächst in Mathematik. Im Museion und wohl auch in der neuplatonischen Schule von Alexandria, sowie in Athen und Italien dehnte sie ihr Studium dann weiter auf Philosophie, Astronomie und Musik aus. Nach und nach versammelte sie einen Kreis von Schülern um sich, die sie zunächst zuhause unterrichtete. Im Alter von 31 Jahren übernahm die unverheiratete Hypatia die Leitung der neoplatonischen Schule in Alexandria, deren Gedankengut im 19. Jahrhundert in England und Deutschland die ersten Vegetarier-Vereinigungen mit hervorgebracht hat. Dort umfaßte ihre Lehrtätigkeit das gesamte Gebiet der Philosophie im damaligen Verständnis, also neben der Philosophie im engeren Sinne auch Mathematik, Mechanik und Astronomie. Wahrscheinlich trug sie die neuplatonische Lehre im Sinne des Iamblichos von Chalkis vor. Zu ihren Schülern gehörten u.a. Synesius, mit dem sie auch privaten Briefwechsel pflegte.
Als ihr bedeutenstes Werk gilt der 13-bändige Kommentar zur ‚Aritmetica‘ des Mathematikers Diophantos (um 250), den man als ‚Vater der Algebra‘ bezeichnet. Dabei entwickelte sie alternative Lösungen und formulierte neue Problemstellungen, die jedoch später mit dem Werk Diophantos` verschmolzen wurden.
Der achtbändige Kommentar Hypatias zu den Kegelschnitten (eine Grundlage für den Durchbruch des heliozentrischen Weltbilds) des Mathematikers Appolonius von Perge (um 262 – 190 v. d. Z.) enthält auch eine Zusammenstellung astronomischer Übersichtstafeln. Wahrscheinlich verfaßte sie für ihren Vater auch den Kommentar zum Werk ‚Almagest‘ des Astronomen, Mathematikers und Geographen Ptolemäus (ca. 100 – 180), einer Sammlung des gesamten astronomischen und mathematischen Wissens seiner Zeit. Außerdem arbeitete sie an einer revidierten Fassung des Hauptwerkes ‚Elemente/Stoichea‘ des griechischen Mathematikers Euklid (ca. 300 v. d. Z.) mit.
Zudem befaßte sie sich mit Mechanik und angewandter Technologie und tat sich auch als Erfinderin hervor. Sie entwickelte ein Hydrometer und ein Astrolabium. Die Senkwaage zeigte das spezifische Gewicht von Flüssigkeiten an. Es handelte sich dabei um eine versiegelte Röhre, an deren einem Ende ein Gewicht angeschlossen ist. Je nachdem wie tief dieses Rohr in eine Flüssigkeit einsinkt, kann man auf einer Skala das spezifische Gewicht ablesen. Mit dem Astrolabium läßt sich der Stand der Sonne, der Sterne und Tierkreiszeichen bestimmen.
So kann vermutet werden, daß sie ihre Hörer vor allem durch anschaulich-experimentellen Vortrag beeindruckte, also eher moderne Naturwissenschaft trieb als antike spekulative Philosophie.

Von vielen Zeitgenossen wurde Hypatia bewundert und verehrt, und trotz ihrer Freundschaft zu verschiedenen Ch**sten blieb sie ihrem Glauben treu und war mit dem römischen Präfekten Orestes, einem erbitterten Gegner des Bischofs Cyrillus, befreundet. Man beschuldigte sie, Orestes gegen den Bischof aufgehetzt zu haben.
Ohnehin war sie – als Nichtch**stin und Anhängerin des aufklärerisch wirkenden hellenistischen Bildungsguts – den Vertretern des sich in Alexandria immer stärker ausbreitenden Ch**stentums ein Dorn im Auge. Dem Ch**stentum galt die hellenistische Wissenschaft und Philosophie als heidnisch, ketzerisch und als Werk des Teufels. Zudem provozierte Hypatia auch als Frau durch ihre unabhängige Lebensweise, da sie sich gegen eine Ehe entschieden hatte, die sie zur damaligen Zeit höchstwahrscheinlich in die Abhängigkeit eines Mannes gebracht hätte.
So nahm die Tragödie ihren Lauf.

Socrates Scholasticus schreibt wie folgt:

Aber sogar sie fiel dem politischen Neid zum Opfer, der zu jener Zeit herrschte. Denn da sie häufig mit Orestes Gespräche führte, wurde unter der ch**stlichen Bevölkerung verleumderisch verbreitet, dass sie es sei, die Orestes daran hindere, sich wieder mit dem Bischof zu versöhnen. Daher lauerten ihr einige, die von einem wilden und scheinheiligen Ehrgeiz getrieben wurden, deren Anführer ein Vorleser namens Petros war, auf ihrem Heimweg auf, zogen sie aus ihrer Kutsche, brachten sie in die Kirche namens Kaisarion, wo sie sie nackt auszogen und dann mit Ziegelsteinen erschlugen. Nachdem sie ihren Körper in Stücke gerissen hatten, brachten sie ihre verstümmelten Glieder zu einem Ort namens Kinaron und verbrannten sie dort...

Der koptische Bischof Johannes von Nikiu, ein Autor des 7. Jahrhunderts beschreibt ihre Ermordung in seiner Weltchronik folgendermaßen:

Und eine Menge Gläubiger erhob sich unter der Führung des Ratsherrn Peter – dieser Peter war ein vollkommen rechtsgläubiger Anhänger J*su Ch**sti – und sie zogen los, die Heidin zu suchen, die das Volk und den Präfekten durch ihre Zauberkünste behext hatte. Und als sie erfuhren, wo sie war, drangen sie zu ihr vor und fanden sie in einer Sänfte sitzend; und sie zwangen sie, auszusteigen und schleiften sie zur großen Kirche von Caesarion. Es war Fastenzeit. Sie rissen ihr die Kleider vom Leib und schleiften sie durch die Straßen, bis sie tot war. Dann brachten sie sie zu einem Ort, der Cinaron hieß, und verbrannten ihren Leichnam mit Feuer. Und alles Volk versammelte sich um den Patriarchen Kyrillos und nannten ihn den Theophilus; dafür, dass er zerstört hatte die letzte Reste der Götzenverehrung in der Stadt.

Hypatia lebte zu einer Zeit heftiger Machtkämpfe zwischen Heiden und Ch**sten in Alexandria auf der einen Seite und fanatischen, fundamentalistischen Ch**sten auf der anderen, welche die endgültige Vernichtung des Heidentums forderten. Im Jahr 391 hatte der Patriarch Theophilus von Alexandria alle heidnischen Tempel zerstören lassen, wie es ein Dekret des Kaisers Theodosius verlangt hatte. Einige Einblicke in die politischen Wirren der Zeit bieten die Briefe, die Hypatias prominentester Schüler und Bewunderer, der spätere Bischof Synesius von Kyrene an sie geschrieben hat. In einem Brief beklagt er sich über die ch**stlichen Eiferer: Ihre Philosophie besteht in der simplen Formel, stets G*tt als Zeugen anzurufen, wie es Platon tat, wenn sie etwas behaupten oder bestreiten. Jeder Schatten würde diese Leute übertreffen, wenn er sich zu irgendetwas äußern würde ( Fettes Grinsen ). Aber ihre Anmaßung ist enorm. In diesem Brief teilte er Hypatia außerdem mit, daß diese Leute ihn angeklagt hätten, weil er unautorisierte Kopien von Büchern in seiner Bibliothek verberge.
Die in der Spätantike aufkommende Bestrafung der Hexerei geht auf ein Dekret Kaiser Constantinus` zurück, der zur Bekämpfung des Aberglauben angeordnet hatte, daß alle Zauberer in Rom den wilden Tieren vorgeworfen werden sollten; in den Provinzen aber sollte ihnen das Fleisch mit eisernen Haken heruntergerissen werden.
Hypatias Tod passt zu diesem Gesetz. So kann sie als eines der ersten, wenn nicht sogar als das erste Opfer der ch**stlichen Hexenverfolgung angesehen werden. Mit ihrer Ermordung gab es eine 'Ketzerin‘ und wohl auch eine Fürsprecherin für Natur und Tiere weniger und auch die alexandrinische Mathematikschule erlosch mit ihrem Tod. Vermutlich ist das Martyrium der heiligen Katharina eine spätere Umdichtung dieses Geschehens.

In diesem Sinne, um es mit Palladas zu sagen:

Darf ich dich sehen, hören, huldige ich kniend,
das Sternenhaus vor Augen, wo die Jungfrau wohnt.
Denn auf zum Himmel weist dein Handeln und die Kunst,
mit der du sprichst, erhabene Hypatia.


(Anthologia Palatina)


Ewig währt der Toten Tatenruhm.
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#4
Zitat:Die in der Spätantike aufkommende Bestrafung der Hexerei geht auf ein Dekret Kaiser Constantinus` zurück, der zur Bekämpfung des Aberglauben angeordnet hatte, daß alle Zauberer in Rom den wilden Tieren vorgeworfen werden sollten; in den Provinzen aber sollte ihnen das Fleisch mit eisernen Haken heruntergerissen werden.

Na die müssen sich ja wohl nicht mehr über Kaiser Nero aufregen, wenn ich sowas hier lese...

Ein Gast
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#5
tja das läuft dann wohl unter Nächstenliebe Wow
Ein schwacher Verstand ist wie ein Mikroskop, das Kleinigkeiten vergrößert und große Dinge nicht erfaßt.
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#6
Cornelia Gracchus

Cornelia, eine Tochter von Scipio Africanus, der Hannibal besiegt und den Karthagern Spanien entrissen hatte, war mit neunzehn Jahren mit dem fünfundvierzigjährigen Tiberius Sempronius Gracchus verheiratet worden, einem Römer aus edelster Familie.

Cornelia war Tiberius Sempronius Gracchus eine vorbildliche Ehefrau, und während der beinahe zwanzig Jahre ihrer Ehe gebar sie ihm zwölf Kinder. Die Kinder waren jedoch ausnahmslos kränklich, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, daß die Kinder von zwei blutsverwandten Familien abstammten. So überlebten nur drei das Kindesalter, die Tochter Sempronia und die beiden Söhne Tiberius und Gaius.

Mit großer Sorgfalt unterrichtete sie ihre Kinder im geeigneten Alter selbst. Als ihr Ehemann starb, blieb sie mit der fünzehnjährigen Sempronia, dem zwölfjährigen Tiberius, dem zweijährigen Gaius und den anderen Kindern, die bis dahin überlebt hatten, zurück.
Viele bewarben sich um die Hand der Witwe, denn sie hatte ihre Fruchtbarkeit mit erstaunlicher Regelmäßigkeit unter Beweis gestellt und war immer noch im gebärfähigem Alter. Zudem war sie die Tochter des berühmten Scipio Africanus, und Witwe des Tiberius Sempronius Gracchus. Und sie war reich, einfach unvorstellbar reich.

Unter ihren Freiern war auch König Ptolemaios Euergetes der Fette, ehemaliger König von Ägypten und regierender König der Cyrenaica. In den Jahren zwischen seiner Entthronung und seiner Wiedereinsetzung als König von Ägypten, neun Jahre nach Tiberius Sempronius Gracchus Tod, war er ein häufiger Besucher in Rom. Er blökte dem Senat, der seiner gründlich überdrüssig war, die Ohren voll, hetzte und bestach, weil er unbedingt wieder auf den ägyptischen Thron wollte.

Als Tiberius Sempronius Gracchus starb, war Cornelia sechsundreißig, Ptolemaios war acht Jahre jünger als sie und um die Leibesmitte noch deutlich schlanker. Er bemühte sich gleichermaßen beharrlich um ihre Hand und um seine Wiedereinsetzung als König von Ägypten, doch beides blieb erfolglos. Cornelia, die Mutter der Gracchen, wollten keinen seltsamen ausländischen König heiraten, und mochte er noch so reich und mächtig sein.

Tatsächlich hatte Cornelia beschlossen, überhaupt nicht mehr zu heiraten. Eine edle Römerin, die mit einem ebenso edlen Römer verheiratet gewesen war, hatte keinen Grund, noch einmal in den Stand der Ehe zu treten. So wurde Freier nach Freier mit erlesener Höflichkeit abgewiesen, und die Witwe kümmerte sich ausschließlich um die Erziehung ihrer Kinder.

Und sie erlebte schwere Schicksalsschläge. Ihr Lebensmut wurde weder durch die Ermordung ihres Sohnes Tiberius während seiner Amtszeit als Volkstribun gebrochen noch durch die Gerüchte über eine Beteiligung ihres Vetters und Schwiegersohnes Scipio Aemilianus an diesem Mord. Auch die entsetzlichen Vorkommnisse in der Ehe ihrer Tochter Sempronia mit Scipio Aemilianus und dessen mysteriöser Tod, bei dem man munkelte, daß er ermordet worden sei – von seiner Frau, Cornelias Tochter -, konnte ihren Lebenswillen nicht erschüttern. Sie umsorgte ihren geliebten Sohn Gaius Gracchus und unterstütze ihn auf seinem politsichen Weg.

Als dann Gaius Gracchus eines entsetzlichen Todes starb, dachte jedermann, daß sich die inzwischen siebzigjährige Cornelia, die Mutter der Gracchen, von diesem Schlag nicht mehr erholen würde. Doch sie fuhr fort, das Leben in ihrer gewohnten Art mit erhobenem Haupt zu meistern - verwitwet, ihrer vielversprechenden Söhne beraubt, das einzige überlebende Kind die verbitterte, unfruchtbare Sempronia.

Cornelia zog sich aus Rom zurück, doch nie vom Leben, und sie verfolgte weiterhin alle Geschehnisse. In ihrer weitläufigen Villa in Misenum, in der sie von nun an lebte, war alles vereint, was Rom an Geschmack, Kultur und Pracht zu bieten hatte. Hier begann sie auf Bitten ihrer Freunde, ihre Briefe und Schriften zusammenzufassen, und sie erlaubte dem betagten Sosius von Argiltum, diese zu veröffentlichen. Wie ihre Verfasserin waren sie lebhaft, voller Anmut, Charme und Witz, und doch vermittelten sie Stärke und Tiefe. In Misenum fügte sie dieser Sammlung noch viel Neues hinzu, denn trotz ihres Alter verlor sie weder ihre Aufgeschlossenheit noch ihrer geistige Regsamkeit.

Als Cornelia dreiundachtzig war stattete die Familie Cotta mit ihrer stattlichen Kinderschar ihr einen Besuch ab – kein langweiliger Pflichtbesuch, sondern ein aufregendes Ereignis. Bevor sie die Mutter der Gracchen aufsuchten, wurde die gesamte Nachkommenschaft, unter Androhung aller erdenklichen Strafen, ermahnt, keinen Lärm zu machen, still zu sitzen und aufs Wort zu gehorchen.
Marcus Cotta und Rutilia hätten sich die Ermahnungen, die auch eigentlich gar nicht in ihrer Art lagen, sparen können. Cornelia wußte so ziemlich alles, was es über kleine und große Jungen zu wissen gab. Cornelia war von den lebhaften und intelligenten Kindern beeindruckt.

Aber nicht nur sie, sondern auch eine junge Dame, zu diesem Zeitpunkt gerade einmal sechzenjährig. Sie schwor sich, ihr zukünftiges Leben nach den gleichen hohen Maßstäben von Stärke, Ausdauer, Würde und Geduld auszurichten. Sie begann, ihre Bibliothek mit sämtlichen Schriften der alten Dame zu füllen, und damit wurde der Grundstein für ein Leben gelegt, das ebenso bemerkenswert verlaufen sollte wie das von Cornelia, der Mutter der Gracchen.

Jener Besuch konnte nicht wiederholt werden, denn im darauffolgenden Winter starb Cornelia, die Mutter der Gracchen. Sie saß aufrecht auf einem Stuhl und hielt die Hand ihrer Enkelin, die gerade von ihrer offiziellen Verlobung mit Marcus Fulvius Flaccus Bambalio in Kenntnis gesetzt wurde. Er war der einzige überlebende der Familie Fulvius Flaccus, alle anderen Mitglieder der Familie waren tot, weil sie Gaius Graccus unterstützt hatten. Für Cornelia war es eine tiefe Befriedigung, daß ihre Enkelin, die Erbin des riesigen Vermögens der Sempronier, dieses nun in ein Haus einbringen würde, das sein Vermögen für die Sache von Gaius Gracchus geopfert hatte. Und mit größtem Vergnügen teilte sie ihrer Enkelin mit, daß sie immer noch genügend Einfluß im Senat besaß, um ein Dekret zu erwirken, das ihre Enkelin von den Bestimmungen der lex Voconia de mulierum hereditabius ausnahm. So war das riesige Vermögen geschützt für den Fall, daß irgendein entfernter Verwandter auftauchen sollte, um das Vermögen mit Hilfe dieses frauenfeindlichen Gesetzes an sich zu bringen. Dieses Dekret, fügte sie hinzu, galt auch für die darauffolgenden Generationen, fals Sempronia nur weibliche Erben haben würde.

Was würde Cornelia, die Mutter der Gracchen tun? Was würde die Mutter der Gracchen denken? Wie würde Cornelia, die Mutter der Gracchen empfinden? Sie war Vorbild vieler junger Frauen, aber nur eine konnte ihr in Zukunft auch nur annähernd das Wasser reichen:
Aurelia Cotta, das kleine sechzehnjährige Mädchen, und die zukünftige Mutter von Gaius Julius Cäsar...
Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!
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#7
Aurelia stand immer dann in besonderer Zurückhaltung, wenn ihr Mann Gaius Julius in Rom weilte.
War er aber nicht zugegen, ging sie eifrig ihrer Geschäftigkeit nach. Sie unterhielt in der Subura, dem ärmsten Stadtteil in Rom, ein mehrstöckiges Mietshaus, in dem sie selbst lebte. Die Organisation als Vermieterin ging ihr spielend von der Hand. Außerdem kümmerte sie sich um ihre Kinder und mußte dabei den selten anwesenden Vater ebenso ersetzen, wie sie Mutter sein mußte.

In einem Brief an Publius Rutilius Rufus schreibt Sulla:
"Wenn Aurelia in Schwung kommt, steht die ganze Männerwelt Kopf. Helena von Troja hätte ihr schwerlich das Wasser reichen können."
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#8
Zitat:Aurelia stand immer dann in besonderer Zurückhaltung, wenn ihr Mann Gaius Julius in Rom weilte.
War er aber nicht zugegen, ging sie eifrig ihrer Geschäftigkeit nach. Sie unterhielt in der Subura, dem ärmsten Stadtteil in Rom, ein mehrstöckiges Mietshaus, in dem sie selbst lebte. Die Organisation als Vermieterin ging ihr spielend von der Hand. Außerdem kümmerte sie sich um ihre Kinder und mußte dabei den selten anwesenden Vater ebenso ersetzen, wie sie Mutter sein mußte.

In einem Brief an Publius Rutilius Rufus schreibt Sulla:
"Wenn Aurelia in Schwung kommt, steht die ganze Männerwelt Kopf. Helena von Troja hätte ihr schwerlich das Wasser reichen können."

Ah, noch ein Aurelia-Freund, wie vor zweitausend Jahren also. Ogrins

Aurelia war eine ganz besondere Frau; sehr weiblich, aber auch sehr rational; diszipliniert und eisenhart zu sich selbst, aber vor allen Dingen ihrem Sohn Cäsar gegenüber; mit einem ausgezeichneten gesundem Menschenverstand, der es ihr erlaubte Dinge wahrzunehmen, die selbst Gaius Julius Cäsar immer wieder in Erstaunen versetzte. Er ging deshalb immer gerne zu Aurelia, um sich von ihr in allen möglichen Lebenslagen, seien sie politischer oder persönlicher Natur, beraten zu lassen. Klug wie sie war, konnte man ihr immer die "Bälle" gut zuspielen. Aurelia verdient es, daß man sich mit ihr näher beschäftigt...


Aurelia Cotta

Aurelia wuchs in wahrhaft faszinierenden Verwandschaftsverhältnissen auf: Von der Seite ihres Vaters hatte sie einen älteren Halbbruder und von der Seite ihrer Mutter drei jüngere Halbbrüder, die gleichzeitig ihre Vettern waren, da ihr Vater deren Onkel gewesen wäre und ihr Onkel Marcus gleichzeit deren Vater war. (Als Aurelia fünf Jahre alt war, starb ihr leiblicher Vater, nur wenige Tage nach Ablauf seiner Amtszeit als Konsul. Seine junge Witwe – Rutilia war gerade vierundzwanzig – suchte Trost bei Lucius Cottas jüngeren Bruder Marcus. Sie entdeckten ihre Liebe füreinander, und mit der Erlaubnis ihres Vaters und ihres Bruders heiratete Rutilia elf Monate nach dem Tod von Lucius ihren Schwager.)
Die Familie wuchs schnell, und Aurelia blieb das einzige Mädchen in der Familie.
Die Verwandschaftsverhältnisse waren besonders für Uneingeweihte äußerst verwirrend, vor allem, wenn die Kinder sie erklärten.

Sie ist meine Cousine, sagte Gaius Cotta und zeigte auf Aurelia.

Er ist mein Bruder, erwiderte Aurelia und zeigte auf Gaius Cotta.

Er ist mein Bruder, meinte Gaius Cotta und wies auf Marcus Cotta.

Sie ist meine Schwester, fuhr Marcus Cotta nun fort und deutete auf Aurelia.

Er ist mein Vetter, sagte Aurelia schließlich und zeigte auf Marcus Cotta.

Sie konnten Stunden damit weitermachen, bis den Besuchern der Kopf schwirrte. Die verwirrenden Verwandtschaftsverhältnisse belasteten die selbstbewußten und eigenwilligen Kinder nicht im geringsten – sie liebten einander und kamen gut miteinander aus, und alle genossen die liebevolle Zuwendung ihrer Eltern, die eine sehr glückliche Ehe führten.
Die Meute, die unter dem Dach des Marcus Aurelius Cotta und seiner Frau Rutilia lebte, war ziemlich reich, und zudem sahen alle sehr gut aus. Aurelia war zweifellos die Hübscheste von allen.

Makellos!, fand Lucius Licinius Crassus Orator, einer ihrer glühendsten Bewunderer und einer der wichtigsten Bewerber um ihre Hand.

Herrlich!, schwärmte Quintus Mucius Scaevola, Crassus Cousin und bester Freund. Er hatte sich ebenfalls auf die Lister der Freier setzen lassen.

Aufregend!, sagte Marcus Livius Drusus. Er war Aurelias Vetter und wollte sie unbedingt heiraten.

Helena von Troja, nannte Gnaeus Domitius Ahenorbabus der Jüngere sie, als er um ihre Hand anhielt.

Die Situation war verzwickt, ganz Rom wollte Aurelia heiraten. Daß einige der Bewerber bereits verheiratet waren, spielte keine Rolle. Eine Scheidung war einfach, und Aurelias Mitgift war so groß, daß kein Mann Bedenken haben mußte, die Mitgift seiner früheren Frau zu verlieren.

Ich komme mir vor wie König Tyndareus, den jeder wichtige Prinz oder König um Helenas Hand bittet, sagte Marcus Aurelius zu seiner Rutilia.
Er hatte Odysseus, um das Problem zu lösen, erwiderte sie.
Nun, ich wünschte ich hätte auch einen Odysseus! Egal, wem ich sie gebe, ich werde alle beleidigen, die sie nicht bekommen.

Doch dann erschien Marcus Cottas Odysseus in Gestalt von Publius Rutilius Rufus.
Nachdem die Kinder einschließlich Aurelia zu Bett gegangen waren, wandte sich die Unterhaltung wie so oft Aurelias Heirat zu. Rutilius lauschte interessiert.

Es ist doch ganz einfach, Marcus Aurelius, sagte er.
Erleuchte meinen Verstand, Odysseus!
Nun ich sehe keinen Grund, wie Odysseus ein Lied darüber zu singen oder zu tanzen. Wir leben im modernen Rom, nicht im alten Griechenland. Wir können nicht einfach ein Pferd schlachten, es in vier Stücke teilen und alle Freier darauf stellen, damit sie dir den Treueid schwören, Marcus Aurelius.

Wie romantisch die alten Griechen doch waren. Nein, Publius Rutilius, ich fürchte wir haben es mit einem ganz andern Schlag zu tun - mit einer Reihe von streitsüchtigen, verbissenen Römern.Komm, Bruder, erlöse uns und erzähle uns von Deiner Idee, drängelte Rutilia.

Wie ich schon sagte, meine liebe Rutilia, ganz einfach. Aurelia soll sich ihren Ehemann selbst aussuchen.

Cotta und seine Frau starrten ihn verblüfft an.
Meinst du wirklich, daß das klug wäre? fragte Cotta.
In dieser Lage kann Klugheit nicht weiterhelfen, was habt ihr also zu verlieren?, entgegnete Rutilius Rufus. Ihr habt es nicht nötig, Aurelia mit einem reichen Mann zu verheiraten. Auf eurer Liste gibt es keine notorischen Mitgiftjäger, beschränkt also ihre Wahl auf die Liste. Es ist unwahrscheinlich, daß die Familie der Aurelier, der Julier oder der Cornelier gesellschaftliche Emporkömmlinge anziehen. Und schließlich besitzt Aurelia eine gehörige Portion gesunden Menschenverstand, sie ist absolut nicht sentimental und ganz bestimmt nicht romantisch. Sie wird euch nicht enttäuschen, nicht meine Aurelia!

Du hast recht, sagte Cotta und nickte.
Es gibt keinen Mann, der Aurelia den Kopf verdrehen könnte.

Und so riefen Cotta und Rutilia Aurelia am nächsten Tag in Rutilias Wohnraum und eröffneten ihr, was sie beschlossen hatten.

Sie kam herein, weder schlendernd noch mit der Hüfte wackelnd, ihre Schritte waren weder zu lang noch trippelnd. Aurelia hatte einen stolzen, aufrechten Gang, ihre Bewegungen waren präzise und zielbewußt, sie hielt Rücken und Schultern gerade, den Kopf erhoben. Ihre Figur war vielleicht etwas schmal, denn sie war groß und hatte nur kleine Brüste. Sie trug Gewänder von untadeliger Eleganz und verachtete hochhackige Korkabsätze und auffallenden Schmuck. Ihr dichtes, glattes, dunkelblond schimmernendes Haar war in einem schlichten Knoten auf dem Hinterkopf zusammengefaßt, so daß ihr Gesicht dem Betrachter ohne schmückenden Rahmen dargeboten wurde.
Es gab viele Diskussionen was genau Aurelias Reiz ausmachte. Manche sagten, es seien diese nachdenklichen violetten Augen, andere meinten, es sei die bemerkenswerte Reinheit ihrer Haut, wieder andere gaben der Klarheit ihrer Gesichtszüge den Vorzug.

Es ist nichts davon und doch alles zugleich, ihr Narren!, knurrte Lucius Licinius Crassus Orator.

Sie ist eine vestalische Jungfrau, die frei herumläuft, sie ist Diana, nicht Venus! Unerreichbar! Und darin liegt ihre Faszination.

Nein, es sind diese veilchenblauen Augen, widersprach ihm Scaurus.
Violett – die edelste der Farben. Sie ist ein lebendes, atmendes Omen.

Als das lebende, atmende Omen den Wohnraum betrat, so ruhig und makellos wie immer, verbreitete es keinerlei dramatische Atmosphäre – Aurelia hatte keinen Hang zum Theatralischen.

Setz dich, Tochter, sagte Rutilia.
Aurelia nahm Platz und faltete die Hände im Schoß.
Wir wollen über Deine Heirat mit dir sprechen, begann Cotta und räusperte sich. Er hoffte, sie würde ihm helfen, einen Anfang zu finden, doch Aurelia sah ihn nur höflich interessiert an.

Wie denkst du darüber?, fragte Rutilia.
Aurelia kräuselte die Lippen und zuckte mit den Schultern.
Nun, ich hoffe ihr werdet jemanden aussuchen, den ich mag.
Das hoffen wir auch, versicherte Cotta.
Gibt es jemanden, den Du nicht magst?, fragte ihre Mutter.
Gnaeus Domitius Ahenorbabus den Jüngeren, erwiderte Aurelia ohne zu zögern.
Cotta verstand das voll und ganz. Sonst noch jemand? fragte er.
Marcus Aemilius Scaurus den Jüngeren.
Oh, wie schade!, rief Rutilia. Ich finde ihn sehr nett.
Ich gebe zu, er ist nett, meinte Aurelia. Aber er ist schüchtern.
Cotta versuchte nicht sein Grinsen zu verbergen.
Hättest Du nicht gern einen schüchterne Ehemann, Aurelia? Du wärst die Herrscherin im Hause.
Eine gute römische Ehefrau beherrscht ihren Ehemann nicht.

Nun, soviel zu Scaurus. Aurelia hat gesprochen.
Cotta bebte vor unterdrücktem Lachen. Sonst noch jemand, der Dir nicht gefällt?

Lucius Licinius.
Was stört Dich bei ihm?
Er ist fett.
Nicht gerade anziehend, hm?
Es zeigt einen Mangel an Selbstdisziplin, Vater.

Manchmal redete Aurelia Marcus mit Vater an, manchmal nannte sie ihn Onkel. Das richtete sich immer streng nach logischen Gesichtspunkten: War es deutlich, daß Cotta die Vaterstelle vertrat, war er “Vater”, handelte er in einer verwandschaftlichen Rolle, war er “Onkel”.

Du hast recht, das tut es, meinte Cotta.
Gibt es einen Bewerber, dem du den Vorzug vor den anderen geben würdest? versuchte Rutilia eine neue Taktik.

Nein, Mutter, eigentlich nicht. Es ist mir ganz recht, wenn ihr entscheidet, du und Vater.
Was erhoffst Du Dir von der Ehe?
Einen Ehemann, der meinen Rang entspricht - und dessen Rang ich entspreche – wohlgeratene Kinder.

Eine Antwort wie aus dem Lehrbuch, sagte Cotta. Du kannst dich in die erste Reihe setzen.
Rutilia warf ihrem Gatten einen belustigten Blick zu. Sag es ihr, Marcus Aurelius.

Cotta räusperte sich noch einmal. Nun, Aurelia, du bereitest uns ein wenig Kopfzerbrechen. Bei der letzen Zählung waren es siebenunddreißig Bewerber auf der Liste. Keiner dieser hoffnungsvollen Freier kann als ungeeignet angesehen werden. Einige von ihnen stehen im Rang über uns, einige sind reicher als wir, ein paar sind sogar vornehmer und reicher! Das bringt uns in eine mißliche Lage. Wenn wir Dir einen Gatten aussuchen, werden wir uns viele Feinde machen, weil wir viele abweisen müssen. Das ist für uns nicht weiter schlimm, aber wir müssen an die Zukunft Deiner Brüder denken. Das verstehst du sicher.

Natürlich, Vater, sagte Aurelia ernsthaft.
Nun, dein Onkel Publius hat uns den einzig vernünftigen Weg aus diesem Dilemma gezeigt – du wirst Deinen Gatten selbst auswählen, meine Tochter.

Aurelia schaute ihn entgeistert an. Ich?
Du.

Sie preßte ihre Hände an die geröteten Wangen. Aber das geht nicht, rief sie. Das ist – das ist nicht römisch!
Ich stimme Dir zu. Es ist ganz und gar nicht römisch. Es ist rutilisch.

Oh!, Aurelia rang die Hände. Nein!
Was ist denn, Aurelia? Warum glaubst du, daß du die Entscheidung nicht treffen kannst?, fragte Rutilia.
Nein, das ist es nicht, antwortete Aurelia und wurde abwechselnd rot und blaß. Es ist nur ... nun.. Sie erhob sich. Kann ich gehen?
Natürlich.

An der Tür wandte sie sich um und sah Rutilia und Cotta ernsthaft an.
Wie lange habe ich Zeit, um meine Entscheidung zu treffen?
Oh, das hat keine Eile, meinte Cotta leichthin. Du wirst zwar Ende Januar achtzehn, aber du mußt nicht sofort heiraten, nur weil du das entsprechende Alter erreicht hast. Laß dir Zeit.

...
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#9
Ihre Stellung als einziges Mädchen unter so vielen Brüdern brachte
Aurelia viele Vorteile: sie wurde umhegt und verwöhnt und hätte sich mit
Leichtigkeit zu einer verzogenen jungen Dame entwickeln können, wäre die
Anlage dazu vorhanden gewesen. In ihrer Familie herrschte jedoch
übereinstimmend die Meinung, daß es unmöglich war, Aurelia zu verziehen,
denn es gab keinen Funken Habgier oder Neid in ihrem Charakter.

Das bedeutete allerdings nicht, daß sie besonders liebenswürdig oder
umgänglich war, im Gegenteil, es war viel einfacher, sie zu schätzen und
zu respektieren, als sie zu lieben. Als Kind hatte sie den Angebereien
ihrer Brüder so lange unbewegt zugehört, bis sie genug hatte. Dann hatte
sie dem Aufschneider eine Ohrfeige versetzt, die ihm die Ohren klingen
ließ, und war wortlos davongezogen.

Was würde Cornelia, die Mutter der Gracchen tun? Dieses Mal fand Aurelia
keine befriedigende Antwort auf ihre Frage, weder Logik noch Instinkt
halfen ihr, ihr eigenes Dilemma auf das Leben einer Frau zu übertragen,
deren Eltern ihr nie und nimmer erlaubt hätten, den Gatten selbst
auszuwählen.

Natürlich konnte sie verstehen, warum ihr Onkel diese
Lösung vorgeschlagen hatte. Ihre klassische Bildung war breit genug, daß
sie die Parallele zu Helena von Troja erkannte, auch wenn sie sich
selbst nicht für unwiderstehlich schön hielt, sondern in erster Linie
für eine gute Partie. Schließlich kam sie zu dem Schluß, den Cornelia,
die Mutter der Gracchen, gutgeheißen hätte. Sie würde ihre Bewerber mit
größter Gewissenhaftigkeit prüfen und den besten auswählen.

Das bedeutet nicht, daß sie sich am meisten zu diesem Mann hingezogen fühlen mußte,
sondern daß er dem römischen Ideal am nächsten kommen mußte. Er mußte
also aus einer guten Familie stammen, die zumindest Senatoren unter
ihren Mitgliedern hatte und die ihre dignitas, ihr öffentliches Ansehen,
ihren Rang von der Gründung der Republik an durch Generationen hindurch
makellos und unbefleckt bewahrt hatte.

Er mußte mutig sein, beherrscht, keinesfalls geldgierig oder bestechlich,
moralisch unanfechtbar, und er mußte bereit sein, wenn nötig sein Leben für Rom
und seine Ehre zu opfern. Hohe Erwartungen!

Und wie konnte ein Mädchen, das so behütet lebte wie
sie, sicher sein, daß es richtig urteilte? Sie beschloß, mit den drei
Erwachsenen ihrer Familie, mit Marcus Cotta, Rutilia und ihrem älteren
Halbbruder Lucius, zu sprechen und sie um ihre offene Meinung zu jedem
der Männer auf der Liste ihrer Freier zu bitten.

Die drei waren zwar etwas erstaunt, doch sie versuchten, Aurelia zu helfen, so gut sie
konnten. Unglücklicherweise mußte jeder von ihnen bei näherem Nachfragen
zugeben, daß persönliche Sympathien oder Abneigungen sein Urteil
beeinflußten. So war Aurelia wieder da, wo sie angefangen hatte.

Keiner gefällt ihr wirklich, sagte Cotta bekümmert zu seiner Frau.
Nicht einer!, seufzte Rutilia.

Es ist unglaublich, Rutilia! Ein achtzehnjähriges Mädchen, das sich zu
keinem Mann auch nur ein wenig hingezogen fühlt! Was ist los mit ihr?


Woher soll ich das wissen? Sie hat das bestimmt nicht von meiner Seite
der Familie!


Nun, von mir hat sie es mit Sicherheit auch nicht! schnappte Cotta.
Dann riß er sich zusammen, gab seiner Frau einen Kuß und verfiel wieder
in dumpfes Grübeln.
Wir sollten sie zu meinem Bruder schicken, sagte Rutilia. Er wird mit
ihr reden.

Eine ausgezeichnete Idee! meinte Cotta erleichtert.

Und so machte sich Aurelia am nächsten Tag in Begleitung ihrer Dienerin
Cardixa und zweier kräftiger gallischer Sklaven auf den Weg von der
Villa Cottas auf dem Palatin zu Publius Rutilius Rufus Haus in der
Carinae. Cotta und Rutilia wollten Aurelias Gespräch mit ihrem Onkel
nicht durch ihre Anwesenheit stören, und so blieben sie zu Hause.

Publius Rutilius Rufus war als Konsul von Rom ein vielbeschäftigter
Mann. Vor allem seit er die gesamten Verwaltungsaufgaben übernommen
hatte, um seinen Mitkonsul Gnaeus Mallius Maximus zu entlasten, während
dieser die riesige Armee zusammenstellte, die er gegen Ende des
Frühlings nach Gallia Transalpina führen wollte. Aber für
Familienangelegenheiten hatte Rutilius Rufus immer Zeit. Marcus Cotta
hatte ihn kurz vor Einbruch der Dämmerung aufgesucht und ihm die
Situtation geschildert.

Rutilius Rufus war amüsiert. Oh, diese Kleine! rief er aus, und seine
Schultern bebten vor Lachen. Eine Jungfrau durch und durch. Nun, wir
müssen dafür sorgen, daß sie nicht die falsche Entscheidung trifft und
als alte Jungfer endet, trotz der vielen Bewerber.


Ich hoffe, du hast eine Idee, Publius Rutilius, denn ich bin mit meiner
Weisheit am Ende.


Ich denke, ich weiß, was zu tun ist, meinte Rutilius Rufus verschmitzt.
Schicke sie kurz vor der zehnten Stunde hierher. Wir werden zusammen zu
Abend essen. Ich werde sie in einer Sänfte und gut bewacht nach Hause
bringen lassen, mach Dir also keine Sorgen.


Als Aurelia ankam, führte Rutlius Rufus sie in sein Eßzimmer und deutete
auf einen Stuhl, von dem aus sie es sich bequem mit ihrem Onkel – der
nach römischer Sitte im liegen essen würde – und dessen Gast unterhalten
konnte. Cardixa und die gallischen Sklaven wurden in die Räume der
Dienerschaft geschickt, um dort zu essen und bei Bedarf aufzuwarten.

Ich erwarte nur einen Gast, sagte Rutilius Rufus, während er es sich
auf seiner Liege bequem machte. Brrr! Kalt, findest du nicht? Möchtest
Du nicht ein paar warme Socken, Nichte?


Jede andere Achtzehnjährige wäre lieber erforen, als etwas so wenig
Kleidsames anzuziehen wie ein Paar dicke Wollsocken. Nicht jedoch
Aurelia, die die Temperatur des Raumes gegen ihr körperliches
Wohlbehagen abwog und dann bejahend nickte.
Ich danke dir, Onkel Publius, sagte sie.

Cardixa wurde hereingerufen und gebeten, sich von der Haushälterin ein
Paar warme Socken geben zu lassen, was sie mit bemerkenswerter
Geschwindigkeit erledigte.

Während die Mädchen ganz mit den Socken beschäftigt waren, wurde der
erwartete Gast hereingeführt. Sie schauten beide nicht auf, als Rutilius
Rufus ihn begrüßte und ihn bat, es sich auf der Liege zu seiner Linken
bequem zu machen.

Als Aurelia sich dann wieder aufrichtete, sah sie Cardixa in die Augen
uns schenkte ihr eines ihrer seltenen Lächeln. Es lag immer noch auf
ihren Lippen, ebenso wie eine leichte Röte auf ihren Wangen, die von der
gebückten Haltung herrührte, als sie sich vollständig aufsetzte und über
den Tisch hinweg den Gast anblickte. Sie sah atemberaubend aus.

Der Gast zog hörbar den Atem ein. Ebenso Aurelia.

Gaius Julius, das ist die Tochter meiner Schwester, Aurelia, sagte
Publius Rutilius Rufus liebenswürdig. Aurelia, ich möchte dich dem Sohn
meines alten Freundes Gaius Julius Cäsar vorstellen. Er heißt Gaius wie
sein Vater, ist aber nicht der älteste Sohn.


Ihre veilchenblauen Augen wirkten noch größer als sonst. Aurelia sah in
das Gesicht, das ihr Schicksal bestimmen sollte, und dachte weder an
römische Ideale noch an Cornelia, die Mutter der Gracchen. Oder
vielleicht tat sie es auf einer anderen, tieferen Ebene, denn Gaius
Julius Cäsar sollte sich als ein Mann erweisen, der ihren Idealen
standhielt. Dies würde jedoch erst die Zeit zeigen, und im Augenblick
war sie von dem länglichen Gesicht mit der römischen Nase, den
tiefblauen Augen, dem dichten, welligen, goldenen Haar und dem schönen
Mund vollständig in Bann geschlagen.

Nach all ihren inneren Kämpfen, all den sorgfältigen und doch fruchtlosen Erwägungen löste sich ihr Problem auf die natürlichste und einfachste Art der Welt – sie verliebte sich.

...
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#10
Wie Haelvard schon treffend bemerkte, unterhielt Aurelia ein Mietshaus in der Subura und kümmerte sich vollständig um Verwaltung und Finanzen. Sie hätte dafür natürlich jemanden einstellen können, aber da Aurelia sehr gut mit Zahlen umgehen konnte und geschickt im Organisieren war, wollte sie diese Aufgabe unbedingt selbst erledigen. Ihr Ehemann Gaius Julius Cäsar sah dies gar nicht gern und besaß dafür wenig Verständnis, daher verheimlichte sie ihm mehr oder weniger ihre Tätigkeit. Da dieser in seiner Tätigkeit als Quästor oft und sehr lange im Ausland unterwegs war, war dies für Aurelia keine große Sache.
Es gab allerdings, am äußersten Ende ihres Mietshauses, einen Kreuzwegeverein, der ihr ziemliche Kopfschmerzen bereitete...

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Jetzt mußte sich Aurelia aufraffen, um mit den Männern von der Taverne an der Ecke zu verhandeln. Sie hatte sich lange vor dieser Aufgabe gedrückt. Obwohl die Taverne baulich zu ihrer Insula gehörte, konnte sie dort keine Miete kassieren, denn der Ort galt als Treffpunkt einer religiösen Bruderschaft. Die Taverne hatte zwar nicht den Status eines Tempels oder Aedes, war aber immerhin in den Büchern des Stadtprätors offiziell registriert.

Die Taverne war für alle eine Plage. Tag und Nacht wurde dort gelärmt, die Besucher stießen andere Leute vom Bürgersteig, aber keiner hielt es für nötig, den ständig wachsenden Müllberg auf dem Bürgersteig einmal wegzuräumen. Cardixa war die erste, die mit der düsteren Seit der religiösen Bruderschaft in der Taverne in Berührung kam. Als sie den kleinen Laden neben Aurelias Vordertür betrat, fand sie die Besitzerin – eine alte Frau aus Galatien, die sich mit Heilkräutern und Salben, Wundermitteln und Säften auskannte – angstvoll an die Rückwand gedrängt. Zwei niederträchtig aussehende Männer verhandelten darüber, welche der vielen Flaschen und Gläser sie zuerst zerschlagen sollten. Dank Cardixa ging nichts zu Bruch – dafür schlug sie gehörig auf die beiden Übeltäter ein. Mit ziemlichen Nachdruck holte sie die Wahrheit aus der völlig verschüchterten alten Frau heraus. Sie gestand, daß sie ihre Schutzgebühr nicht bezahlen könne und deshalb von den Männern bedroht worden sei.

Jeder Laden muß der Bruderschaft eine Gebühr bezahlen, berichtete Cardixa ihrer Herrin.
Sie behaupten, das Geld sei der Lohn dafür, daß sie die Gegend vor Überfällen und Diebstählen schützten. Dabei sind sie die einzigen, die Geschäftsleute überfallen und ausrauben! Vor allem, wenn die Ladenbesitzer die Gebühr nicht bezahlen. Die arme alte Galaterin hat erst vor kurzem ihren Mann begraben, es war eine schöne Beerdigung, jetzt hat sie keinen Sesterz mehr übrig, Dominilla.

Jetzt reicht's! Komm, Cardixa, denen werden wir es zeigen!

Aurelia wappnete sich zum Kampf.

Energisch marschierte sie zur Tür hinaus und in jeden Laden am Vicus Patricii hinein. Alle Ladenbesitzer mußten ihr sagen, wieviel Schutzgebühr sie an die ominöse Bruderschaft bezahlten. Aus den Berichten schloß sie, daß sich die Geschäfte der Bruderschaft weit über ihre Insula hinaus erstreckten, und nachdem sie schließlich die gesamte Nachbarschaft abgeklappert hatte, kannte sie die ganze Geschichte dieser erstaunlich unverfrorenen Erpressung.

Selbst die beiden Frauen von der öffentlichen Latrine auf der anderen Seite der Subura Minor mußten der Bruderschaft einen gewissen Teil ihrer Einnahmen abtreten. Sie verkauften Schwämme, die an kleinen Stöcken befestigt waren, mit denen sich besser betuchte Römer nach einem Besuch der Latrine den Hintern säuberten. Außerdem holten die Frauen auf Wunsch die Nachttöpfe aus den Wohnungen ab, leerten und reinigten sie. Als die Bruderschaft davon erfuhr, zerschlugen sie alle Nachttöpfe, und die Frauen mußten neue beschaffen. Die Bäder neben der öffentlichen Latrine waren, wie alle Bäder in Rom, in Privatbesitz. Hier erhob die Bruderschaft ihre sogenannten Gebühren dafür, daß die Kunden nicht so lange unter Wasser gehalten wurden, bis sie fast ertrunken wären.

Am Ende ihrer Ermittlungen schäumte Aurelia fast vor Wut. Sie beschloß, erst einmal nach Hause zu gehen und sich zu beruhigen, bevor sie sich in die Höhle des Löwen begab.

Von meinem Haus aus! Meinem Eigentum!
empörte sie sich.
Mach Dir keine Sorgen, Aurelia, wir werden ihnen die gerechte Strafe verpassen! beschwichtigte Cardixa.

Aurealia erhob sich. Dann laß uns gehen, damit wir es hinter uns bringen.

Im Innern der Taverne brannte nur ein trübes Licht. Aurelia stand im Türrahmen, von Sonnenlicht umflutet, im vollen Glanz der Schönheit, die sie Ihr Leben lang behalten sollte. Das laute Stimmengewirr in der Taverne brach abrupt ab, setzte aber um so heftiger wieder ein, als Cardixas hünenhafte Gestalt sich hinter Aurelia auftürmte.

Da ist das Ungeheuer, das uns heute morgen verprügelt hat!
ertönte eine Stimme aus dem Hintergrund.
Einige Männer rückten unruhig auf den Bänken hin und her. Aurelia marschierte schnurstracks hinein und blickte sich herausfordernd um, und Cardixa postierte sich wachsam am Eingang.

Wer trägt die Verantwortung für Euch Flegel? fragte Aurelia in schneidendem Ton.

Ein kleiner, dünner Mann um die vierzig mit unverwechselbar römischen Gesichtszügen erhob sich am hintersten Tisch in der Ecke. Ich, sagte er, während er nach vorne kam. Lucius Decumius, zu Deinen Diensten.

Du weißt, wer ich bin?
Er nickte.
Du wohnst – mietfrei! - auf meinem Grund und Boden.
Das hier gehört nicht Dir, sondern dem Staat, Gnädigste!
Das stimmt nicht. Aurelias Augen hatte sich allmählich an die düstere Beleuchtung gewöhnt, und sie blickte sich um. Dieser Ort ist eine Schande. Du kümmerst dich überhaupt nicht darum. Ich kündige Dir hiermit.

Plötzlich hatte es allen die Sprache verschlagen. Lucius Decumius kniff die Augen zusammen. Er war jetzt auf der Hut.

Du kannst uns nicht kündigen.
Das wirst Du schon sehen!
Ich werde mich beim Stadtprätor beschweren.
Tu das ruhig! Er ist ein Vetter von mir.
Dann gehe ich eben zum Pontifex Maximus.
Gut. Er ist auch ein Vetter von mir.

Lucius Decumius ließ ein Schnauben vernehmen, es war schwer zu sagen, ob vor Wut oder vor Lachen. Sie können ja wohl nicht alle deine Vettern sein!
Sie können, und sie sind es. Aurelia zeigte ihre Zähne. Mach keinen Fehler, Lucius Decumius. Du und deine dreckige Bande, ihr werdet verschwinden.

Nachdenklich ließ Lucius Decumius seinen Blick über sie wandern und kratzte sich mit einer Hand am Kinn. Im Winkel seiner klaren blauen Augen meinte Aurelia ein Zwinkern zu entdecken. Er trat zur Seite und wies mit einer galanten Armbewegung zu dem Tisch, von der er gerade aufgestanden war.

Wie wäre es, wenn wir unser kleines Problem in aller Ruhe besprechen? fragte er in butterweichem Ton.
Da ist nichts zu besprechen. Ihr verschwindet.
Ach was! Einen gewissen Verhandlungsspielraum gibt es doch immer. Also, Gnädigste, am besten setzen wir beide uns erstmal hin, schmeichelte Lucius Decumius.
Mit Schrecken bemerkte Aurelia, daß sie diesen Lucius Decumius eigentlich ganz gut leiden konnte! Lächerlich. Aber es war so.

Also gut. Cardixa, stell dich hinter meinen Stuhl.
Lucius Decumius zog einen Stuhl für sie heran und nahm selber auf der Bank Platz.
Einen Schluck Wein, Gnädigste?
Auf keinen Fall.
Hm.
Also?
Also was?, fragte Lucius Decumius.
Du wolltest etwas besprechen.
Ach ja, stimmt, so wars. Lucius Decumius räusperte sich.
Tja, was war es nochmal genau, was Dich stört?
Deine Anwesenheit unter meinen Dach.
Sachte, sachte. Das ist ja vielleicht ein bißchen sehr allgemein gesprochen, oder? Wir werden uns sicher irgendwie einigen können – jetzt erzählst du mir mal, was du auszusetzen hast, und dann kümmere ich mich darum, so gut ich kann.

Wie schäbig und heruntergekommen es hier aussieht. Der Dreck. Der Lärm. Daß ihr glaubt, euch gehört die Straße, das ganze Viertel, alles, und nichts davon stimmt! Aurelia zählte einen Punkt nach dem anderen auf. Vor allem eure kleinen Geschäfte in der Nachbarschaft! Anständige Geschäftsleute in Angst und Schrecken versetzen! Sei auspressen wie Zitronen! Das ist abscheulich, niederträchtig, gemein!

Lucius Decumius blickte sie ernst an und beugte sich ein wenig vor.
Es gibt Wölfe und Schafe auf dieser Welt, Gnädigste. Das ist die Natur. Wir wissen doch alle, daß auf jeden Wolf mindestens tausend Schafe kommen. Wir hier drinnen sind die Wölfe in diesem Revier, so mußt du Dir das vorstellen. Dabei sind wir nicht einmal so böse wie die Wölfe. Wir haben nur kleine Zähne, schnappen mal hier, mal dort zu, aber wir brechen niemanden das Genick.

Dein Vergleich ist abstoßend und kann mich keineswegs umstimmen. Du verschwindest.
Oh, ich armer Kerl! Was bin ich für ein armer Tropf! Lucius Decumius richtete sich auf und warf Aurelia einen schnellen Blick zu. Sind sie wirklich alle Vettern von Dir?

Mein Vater war der Konsul Lucius Aurelius Cotta. Mein Onkel ist der Konsul Publius Rutilius Rufus. Mein anderer Onkel ist der Prätor Marcus Aurelius Cotta. Mein Mann ist der Quästor Gaius Julius Cäsar.


Aurelia lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, neigte den Kopf zur Schulter, schloß die Augen und säuselte süffisant Und Gaius Marius ist mein Schwager.

Ha, ha, und mein Schwager ist der König von Ägypten. Lucius Decumius hatte genug Namen gehört.
Dann gehst Du am besten nach Ägypten zurück, würde ich vorschlagen.
Lucius Decumius kläglicher Versuch sarkastisch zu sein, hatte Aurelia kein bisschen aus der Ruhe gebracht. Der Konsul Gaius Marius ist mein Schwager.
Ja ja, und die Schwägerin von Gaius Marius lebt selbstverständlich in einer Insula im letzten verkommenen Winkel der Subura! gab Lucius Decumius zurück.

Die Insula gehört mir. Das war meine Mitgft, Lucius Decumius. Mein Mann ist nicht der älteste Sohn seines Vaters. Einstweilen wohnen wir hier in meiner Insula, später werden wir sicher woanders leben.

Gaius Marius ist wirklich dein Schwager?
Von Kopf bis Fuß, jawohl.
Lucius Decumius seufzte schwer. Mir gefällt es hier, laß uns also verhandeln.
Ich will, daß du verschwindest.

Schau, Gnädigste, ein paar Rechte habe ich doch immerhin auch. Das hier ist ein Kreuzwegebruderschaft, Gnädigste, so steht es in den amtlichen Büchern des Stadtprätors, wir hüten den heiligen Schrein dieser Kreuzung. Rechtmäßig. Du glaubst vielleicht, bei all deinen Vettern gehört dir der Staat – aber wenn wir ausziehen, werden andere Gauner kommen, stimmts? Soll ich dir ein kleines Geheimnis verraten? Er beugte sich wieder vor.

Alle Brüder der Kreuzwegevereine sind Wölfe! Du und ich wir könnten eine Vereinbarung treffen. Wir halten den Ort hier sauber, klatschen frische Farbe an die Wände, laufe nach Einbruch der Dunkelheit nur noch auf Zehenspitzen, helfen alten Damen über Rinnsteine und Abflußgitter, unterlassen für immer unsere kleinen Geschäfte mit der Nachbarschaft – werden alles in allem, zu tragenden Säulen der Gesellschaft! Wie hört sich das an?

Aurelia versuchte vergeblich ein Lächeln zu unterdrücken. Mit dir fahre ich besser, als wenn ich die Katze im Sack hier einziehen lasse, das willst du mir sagen, oder?
Viel besser! bestätigte Lucius Decumius freundlich.
Ich muß zugeben, daß es keine besonders angenehme Vorstellung ist, dieses ganze Theater noch einmal mit einer solchen Bande wie euch zu veranstalten. Also gut, Lucius Decumius, du bekommst eine Bewährungsfrist von sechs Monaten! Aurelia erhob sich und ging zur Tür, Lucius Decumius begleitete sie. Aber glaub bloß nicht einen Moment lang, ich hätte nicht den Mut, euch rauszuschmeißen und mir die neue Bande zu zähmen! Mit diesen Worten trat sie hinaus auf die Straße.

Lucius Decumius begleitete sie den Vicus Patricii entlang. Auf fast magische Weise traten die Menschen vor ihnen zur Seite. Ich versichere dir, Gnädigste, wir werden Säulen der Gesellschaft sein.
Aber wenn man sich einmal an ein gewisses Einkommen gewöhnt hat, ist es doch schwer, mit weniger auszukommen, sagte Aurelia.

Keine Sorge, Gnädigste! gab Lucius Decumius fröhlich zurück. Rom ist eine große Stadt. Wir werden unsere Geschäfte auf andere Teile der Stadt verlagern, so daß du in keiner Weise belästigt wirst. Der Viminal, der Wall, die Fabrikviertel – es gibt genug Möglichkeiten. Zerbrich dir nicht deinen süßen Kopf über Lucius Decumius und seine Brüder von der heiligen Kreuzwegebruderschaft. Wir kommen schon zurecht.
Das ist keine Antwort! Für mich ist das kein Unterschied, ob ihr hier die Nachbarschaft terrorisiert oder anderswo!
Lucius Decumius war ehrlich überrascht über soviel Beschränktheit. Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß. So ist das Leben.
Sie waren vor Aurelias Haustür angekommen. Sie blieb stehen und sah in mitleidig an.
Tu, was Du für richtig hältst, Lucius Decumius. Aber sorge dafür, daß ich nie herausfinde, wohin du deine Geschäfte, wie du das nennst, verlagerst hast.

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