Tal der weisen Narren

Normale Version: Starke Frauen
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Maurynna

Wahnsinn, dass sich Hypatia hier wiederfindet! Ich habe als jüngeres Mädchen ein Buch geschenkt bekommen, das mich total fasziniert hat. Einen Roman, aber eben aufbauend auf den damaligen Geschehnissen in Alexandria..Ich fand das Buch richtig toll!

Ich werd bei Gelegenheit mal einen Text über Livia Drusilla schreiben, die mich sehr fasziniert.
Livia Drusilla, ist das die Hohepriesterin von Rom und Gattin des Augustus? Da bin ich schon sehr gespannt!

Maurynna

Ja genau, so gesehen die "erste Augusta". Ick schau mal, wann ich die Zeit finde Lächeln
Aurelias erster Besuch bei ihren Schwiegereltern

Unter normalen Umständen zögerte Aurelia nicht lange, wenn es um die Wahl ihrer Kleider ging. Sie liebte leuchtende Farben und kombinierte sie gerne, und sie entschied ebenso schnell und ohne Umstände wie in allen anderen Dingen. Nachdem sie jedoch erfahren hatte, daß ihr Verlobter sie zu einem Besuch bei ihren zukünftigen Schwiegereltern abholen würde, zauderte sie. Schließlich wählte sie ein kirschfarbenes Unterkleid aus feiner Wolle, über das sie einen Überwurf aus rosenfarbener Wolle legte, fein genug, das Unterkleid durchschimmern zu lassen. Darüber legte sie einen zweiten Überwurf. Hellrosa und so fein wie ihr Hochzeitsschleier. Sie nahm ein Bad und parfümierte sich mit Rosenduft, doch das Haar wurde wie immer in einem schmucklosen Knoten zusammengefaßt, und den Vorschlag ihrer Mutter, ein wenig Rouge und Stibium aufzulegen, lehnte sie ab.

„Du bist zu blaß heute“, meinte Rutilia besorgt. „Das ist die Aufregung. Komm, versuche so gut wie möglich auszusehen, bitte! Nur einen Hauch Rouge auf die Wangen und eine zarte Linie um die Augen.“

„Nein“, sagte Aurelia entschieden.
Ihre Blässe spielte ohnehin keine Rolle, denn als der junge Gaius Julius Caesar kam, um sie abzuholen, nahm Aurelias Gesicht so viel Farbe an, wie ihre Mutter nur wünschen konnte.
„Gaius Julius“, sagte Aurelia und streckte ihm die Hand entgegen.
„Aurelia“, erwiderte er und nahm ihre Hand in seine.
Dann waren sie beide verlegen und wußten nicht, was sie tun sollten.
„Na, geht schon, auf Wiedersehen!“ sagte Rutilia gereizt. Es war ein seltsames Gefühl, das erste Kind an diesen ungemein gutaussehenden jungen Mann zu verlieren, wo sie sich selbst noch wie achtzehn fühlte.
Das Paar verließ das Haus, Cardixa und die beiden Gallier folgten ihnen.
„Ich sollte dich darauf vorbereiten, daß es meinem Vater nicht gut geht“, begann der junge Caesar, sichtlich um Fassung bemüht.
„Er hat ein bösartiges Geschwür in seiner Kehle, und wir fürchten alle, daß er nicht mehr lange unter uns sein wird.“
„Oh“, sagte Aurelia.
Sie bogen um die Ecke. „Als ich deine Nachricht erhielt“, sagte er, „suchte ich auf der Stelle Marcus Aurelius auf. Ich kann kaum glauben, daß du mich gewählt hast!“
„Ich kann kaum glauben, daß ich dich gefunden habe“, erwiderte sie.
„Meinst du, daß Publius Rutilius das absichtlich arrangiert hat?“
Aurelia mußte lächeln. „Ganz bestimmt.“
Sie gingen die Straße hinunter und bogen wieder um eine Ecke.
„Ich habe den Eindruck, du bist nicht sehr gesprächig“, bemühte sich der junge Caesar erneut, das Gespräch in Gang zu halten.
„Nein.“
Und das war ihre ganze Unterhaltung, bis sie zum Haus von Caesars Familie kamen.
Ein Blick auf die Braut seines Sohnes zerstreute Caesars Bedenken. Das war keine verwöhnte, anspruchsvolle Schönheit! Oh, was er gehört hatte, traf vollkommen zu, sie war außergewöhnlich schön, doch nicht in der üblichen Weise. Das, dachte er, war vermutlich der Grund, warum ihr nur der Zusatz „außergewöhnlich“ gerecht wurde. Was für wundervolle Kinder sie haben würden! Kinder, die er nicht mehr sehen würde.

„Setz dich, Aurelia.“ Seine Stimme war kaum hörbar, deshalb deutete er auf einen Stuhl neben sich, der ein Stück nach vornegerückt war, so daß er sie ansehen konnte. Sein Sohn setzte sich auf seine andere Seite.
Der alte Caesar berichtete Aurelia von der Unterredung, die Cotta und er über die Verwendung ihrer Mitgift geführt hatten.
„Dein Onkel und Vormund will Dir die Entscheidung überlassen. Möchtest Du lieber ein eigenes Haus oder ein Mietshaus?“
Was würde Cornelia, die Mutter der Gracchen, tun? Diesmal fand Aurelia die Antwort ohne langes Überlegen: Cornelia die Mutter der Graccen, würde sich für den ehrenhaften Weg entscheiden, egal wie hart er wäre. Nur ging es in ihrem Fall um die Ehre von zwei Personen, die ihres Liebsten und ihre eigene. Ein eigenes Anwesen wäre die bequemere und ihr vertrautere Lösung, aber es würde die Gefühle ihres Liebsten verletzen, wenn er in einem Haus wohnen mußte, das vom Geld seiner Frau gekauft worden war.
Sie wandte ihren Blick von Caesar ab und schaute seinen Sohn an. „Was wäre dir lieber“, fragte sie ihn.
„Es ist deine Entscheidung, Aurelia.“
„Nein, Gaius Julius, du mußt entscheiden. Ich werde deine Frau sein. Ich möchte eine Ehefrau sein, die weiß, was sich gehört, und die ihren Platz kennt. Du wirst der Herr des Hauses sein. Dafür, daß ich dir diesen Platz einräume, erwarte ich nur, daß du ehrlich zu mir bist und mich ehrenhaft behandelst. Die Entscheidung darüber, wo wir leben werden, liegt bei dir. Ich werde sie anerkennen, in Worten wie in Taten.“


Hælvard meint: In diesem Kapitel wird erneut das eigene Idol angesprochen (Cornelia, Mutter der Gracchen). Daran läßt sich gut erkennen, wie wichtig es sein kann ein entsprechendes Idol in der heutigen Zeit zu besitzen und sich bei schwierigen Entscheidungen die Frage zu stellen, wie würde das Idol handeln ...
Weiterhin legt dieses Kapitel eine sehr interessante Sichtweise Aurelias dar, die das Thema der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau verdeutlicht.
Entgegen der heutigen Annahme, Frauen müßten dasselbe leisten wie Männer und umgedreht. Die Folge: verweichlichte Männer und Mannsweiber.

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Gestern (am 18. Juni 2017) jährte sich der Todestag der Kurfürstin Louise Henriette von Oranien-Nassau zum 350. mal. Natürlich habe ich mir an diesem Sonntag die Zeit genommen und war sie besuchen, unsere Große Kurfürstin, die einzig wahre und echte.

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Viel habe ich schon über die Kurfürstin und ihren Mann, den Großen Kurfürsten (Friedrich Wilhelm), gesprochen. Oft habe ich schon vor diesem Denkmal gestanden, und immer bin ich vorher an einem anderen Denkmal vorübergegangen, ohne groß zu schauen.

Deshalb möchte ich den heutigen Tag zum Anlaß nehmen, um etwas über den engsten Vertrauten der Kurfürstin zu schreiben. Denn dieses Denkmal steht nicht ohne Grund ganz in der Nähe der Großen Kurfürstin.


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Reichsfreiherr Otto von Schwerin
(1616 - 1679)

Die Rede ist von Otto von Schwerin. Otto von Schwerin wurde bereits unter Kurfürst Georg Wilhelm in den brandenburgischen Hofdienst berufen. Nach dessen Tod 1640 stieg er rasch zum wichtigsten Beamten am Hof des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (lebte 1620 - 1688) auf.

Im November 1646 begleitete er Friedrich Wilhelm nach Den Haag, wo der Große Kurfürst Louise Henriette von Oranien-Nassau heiratete. Von Schwerin setzte die Eheverträge auf und wurde einige Tage nach der Hochzeit zum Hofmeister der jungen Kurfürstin ernannt. An ihrer Seite nahm er an den Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück teil und wurde 1648 von Kaiser Ferdinand III. (als Anerkennung für sein Verhandlungsgeschick und seinen Beitrag zum Westfälischen Frieden) in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

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Als engster Vertrauter des Kurfürstenpaares wurde von Schwerin zum Amtshauptmann von Oranienburg ernannt. Er betreute in dieser Zeit (1651 - 1654) alle Bauvorhaben der Kurfürstin und wachte über die Anlage ihrer Musterwirtschaften. Er war für Louise Henriette Freund und Seelsorger zugleich.

Die Kurfürstin persönlich berief von Schwerin zum Hofmeister des Kurprinzen Karl Emil und zum Erzieher der Prinzen Friedrich und Ludwig. Dieser Aufgabe nahm sich von Schwerin äußerst sorgsam an und führte über die Erziehung der Thronfolger akribisch Tagebuch. Er speiste mit den drei Prinzen, begleitete sie auf ihren Spazierfahrten und unterwies sie sowohl im Unterricht, als auch bei Spielen und Vergnügungen.

Wie Louise Henriette engagierte sich von Schwerin persönlich für Oranienburg und für die Mark Brandenburg. Er erwarb die Güter Drewitz und Rudow im Kreis Teltow und ließ dort kulturtechnische Maßnahmen zur Werterhöhung des Bodens durchführen.

1654 ernannte der Große Kurfürst Wilhelm Otto Freiherr von Schwerin zum Erbkämmerer der Kurmark im Territorium des Heiligen Römischen Reiches. Von Schwerin hatte damit als Erster Minister die höchste Stellung in der brandenburgischen Regierung inne. Er bemühte sich hier um eine maßvolle Innen- und Außenpolitik, was ihm den Beinamen: "der Rechtschaffende" einbrachte. Ein Prädikat und Werturteil, welches man sich für heutige Politiker sehr wünschen würde.

Otto von Schwerin starb am 14. November 1679 und wurde in der Stadtkirche von Altlandsberg (Uckermark) in der Familiengruft beigesetzt.
Kurz nach ihrem Todestag waren wir in Oranienburg zu einem Besuch bei Luise Henriette von Oranien-Nassau. Und natürlich haben wir auch beim Reichsfreiherrn Otto v. Schwerin gehalten, um ihm unsere Ehre zu erweisen.

Leider war gestern direkt unter dem Denkmal von Luise eine Werbeveranstaltung für Elektroautos auf dem gepflasterten Platz, wo einst nur Wiese war, so daß wir uns entschlossen, nur kurz dort zu verweilen. Unweit des Denkmales von Luise sind ein paar Informationstafeln aufgestellt, auf denen unter anderem ein Gemälde zu sehen ist, das die Gründung Oranienburgs darstellt.

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Bötzow, das zu Ehren von Luise zu Oranienburg wurde
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