Tal der weisen Narren

Normale Version: Vergißmeinnicht
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Der Knabe und das Vergissmeinnicht

Der Knabe

O Blümelein Vergissmeinnicht!
Entzieh Dich meinem Auge nicht.
Ihr, Veilchen! Nelken! Rosen!
Auf euch verweilt der Sonne Licht,
Als wollt es mit euch kosen;
Doch wenn die Sonne tiefer sinkt,
Wenn Nacht die Farben all verschlingt,
Da reden süße Düfte
Von eurem stillen Leben mir
Und die vertrauten Lüfte
Die bringen eure Grüße mir.
Doch ach! Vergissmeinnicht, von Dir
Bringt nichts, bringt nichts mir Kunde.
Sag, Blümlein, lebst dem Aug Du nur?
Flieht mit den Farben jede Spur
Mir hin von Deinem Leben?
Hast keine Stimm, die zu mir spricht
Wenn Schatten Dich umgeben?

Vergissmeinnicht

Die Stimme ach Süßer, die hab ich nicht.
Doch trag ich den Namen Vergissmeinnicht,
der, wenn ich auch schweige,
dem Herzen spricht.

Karoline von Günderode
(1780 - 1806 (Freitod)), deutsche romantische Dichterin


In diese kleinen Blumen verliebte ich mich als 3-jähriges Kind, und sie haben für mich bis heute nichts an ihrem Liebreiz verloren. Früher gab man dem Gamander-Ehrenpreis den Namen Vergissmeinnicht. Grund hierfür war die rasche Vergänglichkeit der Blüten und ihr leichtes Abbrechen, was mit der den Männern nachgesagten Treulosigkeit verglichen wurde. Andersherum wird gleichsam überliefert, dass die Blüten die Frau an ihren Geliebten und ihre versprochene Treue erinnern sollte. Vergissmeinnichte und Ehrenpreise wurden in früherer Zeit auch „Männertreu“ genannt (heute heißt die Pflanzenart Lobelia erinus).
Der Name Vergissmeinnicht ist seit dem 15. Jahrhundert bezeugt.
Auf griechisch Myosotis = Mäuseohr.