Tal der weisen Narren

Normale Version: Rund um Australien: 365 Tage, 365 Marathons
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Als Janette Murray-Wakelin erfuhr, dass es nicht gut um sie stand, zog sie sich ihre Turnschuhe an und rannte los. Es war am 7. Juli 2001, in ihrer Brust war ein Tumor in der Größe eines Golfballs entdeckt worden. Was viele lähmen würde, löste in ihr einen regelrechten Bewegungswahn aus. Sie sei wie in Trance gewesen, erinnert sich Murray Wakelin.

Wenn man so will, hat der Wahn sich nie gelegt. Murray-Wakelin ist heute 64 Jahre alt, den Krebs hat sie überlebt. Und sie läuft. Jeden Tag einen Marathon.

365 Tage, 365 Marathons, das ist das Ziel, das sich Murray-Wakelin und ihr Mann Alan für dieses Jahr gesetzt haben. Die beiden wollen einmal rund um Australien laufen. Etwa 16.000 Kilometer, geschätzt 20 Paar Schuhe.

Am 1. Januar sind sie in Melbourne losgerannt, sie bewegen sich an der Küste entlang. Mit dem Mega-Marathon-Jahr will Janette inspirieren und motivieren. "Ich bin gut trainiert, deswegen ist es nicht so sehr die Herausforderung, die reizt. Es ist schön, etwas zu schaffen, das andere für unmöglich halten. Gerade nach einer Krebserkrankung."

"Aufgeben ist keine Option"

Was sich Janette vornimmt, zieht sie im Laufschritt durch. "Sobald ich als Kleinkind aufstehen und mich auf den Füßen halten konnte, bin ich auch losgerannt." 1950 in Wellington, Neuseeland geboren und aufgewachsen, wollte Janette als Mittelkind ihren vier Brüdern in nichts nachstehen. Es ist die kindliche Unbeschwertheit, die sie sich bewahrt hat, "dieses losgelöste, freie Davonstürmen hat es mir angetan", sagt sie.

Rennen bedeutet für Janette aber auch: barfuß sein, Bodenhaftung haben. "Weiches Gras oder rauhe Steine - das ist egal. Den Untergrund an der Fußsohle spüren" - das sei wichtig. Bis in ihre zwanziger Jahre trug die Frau von der Nordinsel Neuseelands fast nie Schuhe. Bei ihren täglichen Läufen tragen sie und Alan spezielle Barfuß-Schuhe ohne Polsterung, sogenannte "Vibram Five Finger Shoes".

Ihr ganzes Leben waren Alan und Janette unterwegs, 1975 bis 1979 segelten sie durch den Südpazifik, arbeiteten danach für vier Jahre auf ihrem eigenen Containerschiff in Europa. Mitte der achtziger Jahre ging es weiter nach Kanada und Europa. Seit Ende 2001 leben die beiden Weltenbummler in Australien.

Finanziert haben sich die Murrays ihren Lebensstil mit Kursen zu gesunder Ernährung, außerdem arbeiten sie als Motivationsredner. 48 internationale Marathons und 12 Ultra-Marathons haben sie insgesamt absolviert. Lauf-Erfahrung sammelten sie auch in ihrer Heimat: Zur Feier des Millenniums bewältigten sie in 51 Tagen eine Strecke von 2182,2 km - und rannten Neuseeland ab.

Plaudern beim Marathon

Ein ganzes Jahr lang eine Marathon-Strecke pro Tag zurücklegen - eine psychische wie auch physische Herausforderung. Um ihre Gesundheit macht sich Janette aber keine Sorgen. "Das Einzige, was passieren kann, ist ein Unfall. Ansonsten schaffe ich es ins Ziel." Und auf ihre Psyche wirkt sich jeder zurückgelegte Meter positiv aus. "Rennen hilft mir, mich zu konzentrieren. Beim Laufen finde ich mich selbst wieder."

Alan und Janette spornen sich an und sie lenken sich gegenseitig ab. "Wir haben in Melbourne gerade ein Haus gebaut. Beim täglichen Marathon sprechen wir darüber, wie wir den Garten gestalten wollen." Seit 43 Jahren sind die beiden verheiratet. "Andere Paare machen eine Stadtrundfahrt oder gehen spazieren, wir rennen. Das hält uns stärker zusammen als jede Heiratsurkunde."

Wenn sie ihr Tempo beibehalten, passieren die Murrays am 31. Dezember die Zielgerade in Melbourne. Danach will sie wieder laufen, natürlich, nur: "Es müssen dann keine 42 Kilometer mehr am Tag sein."


Ajax: Was der Bericht verschweigt, Janette Murray-Wakelin hat den Krebs aus eigener Kraft besiegt. Sie ist nicht ins Krankenhaus und hat sich auch ambulant nicht behandeln lassen.
Stattdessen hat sie ihre Ernährung auf 100% Rohkost umgestellt, und der Krebs verschwand von selbst.

Für so ein Projekt, einmal Australien mit einer täglichen Wegstrecke von 42 km zu umrunden, muss sie sich rohköstlich ernähren, da man laut ihrer Aussage diese Aufgabe gar nicht anders bewältigen könnte.
Nur so bekommt der Körper alles, was er benötigt. Kochnahrung und tierische Produkte würden zu lange im Körper verbleiben und eine gegenteilige Wirkung erzielen, was den körpereigenen Energiehaushalt betrifft, so die 64-jährige. Ihr Mann, ebenfalls Rohköstler, ist nochmal 4 Jahre älter.

Die Inspiration des Ehepaares: Gesund leben und bleiben bis ins hohe Alter.
Nebenher läuft eine Spendenaktion u. a. für den Tierschutz.