Tal der weisen Narren

Normale Version: Es rauscht der Wind in den alten Bäumen
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verdandi

(Aus wetterbedingtem Anlass. Der Wind weht kräftig und gibt dem Instinkt eine Stimme.)

Es rauscht der Wind in den alten Bäumen,
er flüstert in den Gräsern, die den Bachlauf säumen,
er erzählt von fernen vergangenen Zeiten,
von Midgards unendlichen herrlichen Weiten.

Der Wind rauscht ewig, er kennet das Leben,
er weiß vom Faden, den die Nornen weben,
er blicket in Wälder, Wiesen und Seen,
Du hörst ihn brausend über Gebirge weh´n.

Er kennet Midgards Täler und Berge,
kennet das Volk der Trolle und Zwerge,
den Elfen und Feen ist er gut bekannt,
wohl besucht er auch das verborgene Land.

Höre sein Wispern, lausche ihm leise,
er erzählt Dir von alten magischen Weisen,
vom Wissen, das nun vergraben liegt,
bis das Gute einst wieder siegt.

Er flüstert von Wegen, die niemand mehr kennt,
von Göttern, die von der Welt verbannt,
vom heimlichen Wirken der heil´gen Natur,
- nur der Eingeweihte findet ihre Spur.

Der Wind weht ewig, lausche ihm leise,
lerne von ihm manch heimliche Weise!
Nur der Suchende wird schließlich sehen
und auf den geheimen Pfaden gehen.

(von Cordula von Dolsperg)

verdandi

„Es war ein Land - wir liebten dies Land -
Aber Grauen sank drüber wie Drüsensand.
Verweht wie im Bruch des Elches Spur
Ist die Fährte von Mensch und Kreatur -
Sie erstarrten im Schnee, sie verglühten in Brand,
Sie verdarben im Elend in Feindesland,
Sie liegen tief auf der Ostsee Grund,
Flut wäscht ihr Gebein in Bucht und Sund,
Sie schlafen in Jütlands sandigem Schoß -
Und wir letzten treiben heimatlos,
Tang nach dem Sturm, Herbstlaub im Wind -
(Mutter), Du weißt, wie einsam wir sind!“

Agnes Miegel