Tal der weisen Narren

Normale Version: Graphologie und äußere Einflüsse - Teil 2
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Wenn einem mal ein Notizzettel oder dergleichen von anderen Leuten in die Hand fällt und man nur einige Sekunden auf das Papier schaut, hört man oft den Ausspruch, daß das nur schnell geschrieben wäre, die eigentliche Schrift aber anders aussieht, nämlich viel schöner und lesbarer.

Das habe ich getestet: Was sich also bei den Versuchen bestätigt ist, daß sich bei einem Schmierzettel die Schreibgeschwindigkeit erhöht, die Zeilenhöhe und gegebenenfalls die Druckstärke bzw. variiert diese mehr.

Anbei zwei gegenüberstehende Einkaufszettel vom selben Schreiber.
Einmal mit Zeitdruck, einmal ohne Zeitdruck und somit für andere besser lesbar!


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Hier die Schnellschrift unter Zeitdruck!
Man erkennt u. a. beim Wort "Orangen", daß hier am Ende ein Faden entsteht. Ein Hinweis auf eine schnelle Geschwindigkeit beim Schreiben. Auch ist die Schrift etwas liederlicher als auf dem folgenden Einkaufszettel. Trotzdem hat der Schreiber noch soviel Zeit, Bereicherungen, wie die Schlaufe vom h beim Wort Duschbad, zu schreiben. Diese fehlt bei der ordentlichen Schreibweise und weicht womöglich der besseren Lesbarkeit. Der linke Rand eiert mehr, und die Druckstärke ist erhöht bzw. variiert. Es wurde hier eine harte Unterlage verwendet und ein Kugelschreiber, der weniger gut in der Hand liegt.

Zudem ist interessant, daß der vorhandene Platz auf dem Zettel mehr ausgenutzt wurde (die letzte Zeile liegt tiefer als beim in Ruhe geschriebenen Zettel). Das bedeutet, dieser Schreiber benötigt mehr Raum unter Streß. Ich habe dasselbe bei anderen Personen getestet. Hier gab es sogar ein komplett gegenteiliges Ergebnis. Unter Zeitdruck wurde weniger Platz verwendet als bei Schönschrift.


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Hier die Gegenüberstellung für den erstgenannten Schreiber:
Der Rand ist etwas vertikaler + weniger Platzverbrauch für dieselben Worte. Das Gesamtbild wirkt etwas aufgeräumter. Keine Fadenschrift, und es bleibt sogar die Zeit für Ausschmückungen bei einzelnen Buchstaben (siehe Doppel-f beim Wort Kaffee). Hier wurde extra Papier unter den zu beschreibenden Zettel gelegt und ein gut schreibender Kugelschreiber verwendet.

Der Schreiber ist also wiedererkennbar, egal ob er unter Streß oder in Ruhe schreibt, für sich selbst oder für andere, eine harte oder eine weiche Unterlage verwendet oder mit unterschiedlichen Stiften schreibt.

Fazit: Es ist, wie schon erwähnt, immer vorteilhafter, wenn man verschiedene (aktuelle) Schriftproben von ein und demselben Schreiber für Analysezwecke zur Verfügung hat. Im besten Fall noch mit der persönlichen Unterschrift ...
Im Laufe der Zeit und im Laufe vieler Analysen ist mir aufgefallen, daß es gar nicht so viele Menschen gibt, deren Schrift sich nach rechts neigt, was natürlich wäre aufgrund der Schreibrichtung von links nach rechts. Viele schreiben steil, viele schreiben nach links geneigt, obwohl sie Rechtshänder sind.

Was bedeutet das?

Das bedeutet, daß ausschließlich eine Handschrift, deren Buchtaben nach rechts geneigt sind, als rhythmisch bzw. harmonisch eingestuft werden darf.
Anhand dieser Einschätzung ziehen sich viele weitere Deutungen durch die Analyse. So z. B. bedeutet eine drucklose harmonische Handschrift etwas ganz anderes als eine drucklose unrhythmische Schreibweise.

Die Fragen, die sich hier aufwerfen sind, warum ist das so? Also warum schreiben so viele Menschen entgegen der natürlichen Schreibbewegung?

Als erste Ursache sei hier das schulische Erlernen des Schreibens genannt (eher steil).
Wobei ich mich tatsächlich erinnern kann, daß wir eine minimale Rechtslage der Buchstaben berücksichtigen sollten. Als Schreibanfänger malt man aber anfänglich die Buchstaben, anstatt sie zu schreiben, was zwangsläufig steil wird durch die fehlende Schnelligkeit des "Zeichnens". Genau diese Schnelligkeit ist es aber, aus der sich eine rechtsgeneigte Schrift entwickelt.

In einem weiteren Beitrag werde ich kurz auf die Schulschrift der 80iger eingehen.

Daß es nun die drei verschiedenen Schriftneigungen gibt, bedeutet nicht, daß alle diejenigen, die nicht nach rechtsgeneigt schreiben, unnatürlicher sind. Sie sind einfach vom Wesen her anders, was auch durch gesellschaftliche Dogmen und Erziehungsformen der eigenen Eltern beeinflußt wird. Ich denke, daß die Charakterstärke des Schreibers aus psychologischer Sicht ebenfalls einen Einfluß auf den Menschen und somit auf dessen Handschrift ausübt.


Hier eine nach rechts geneigte Handschrift:

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Allgemein kann gesagt werden, daß ein Schreiber, dessen Schrift sich nach rechts neigt, ambitioniert und ein schneller und flexibler Denker ist. Ein solcher Schreiber neigt auch zu Aggressionen, wenn er glaubt, seine Ziele nicht schnell genug zu erreichen. Er will halt fertig werden. Lächeln


Hier eine steile Handschrift:

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Eine steile Schreibweise repräsentiert Besonnenheit und eine gute Auffassungsgabe. Aber, jemand, der steil schreibt, neigt auch dazu unflexibel oder gar starrköpfig zu sein. Er (be)steht quasi auf seinem Standpunkt fest! (Das Schriftbeispiel ist bereits leicht links geneigt.)

Bei der steilen Handschrift müssen Tendenzen beachtet werden. i-Punkte, die links oder rechts vom i stehen, t-Striche, die rechts- oder linkslastig sind. Bei diesem Schriftbeispiel ist eine eindeutige Tendenz nach links zu erkennen (i-Punkte).


Hier eine nach links geneigte Handschrift:

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Der linksschräge Schreiber ist der Theoretiker. Introvertiertheit ist hier das Stichwort.


Generell können alle Schreibneigungen andersläufige Schriftmerkmale enthalten.
Betrachtet man dazu dann den Inhalt des Geschriebenen, wird es manchmal sehr interessant. Wir hatten ja das sehr ausführliche Beispiel mit dem Brief der Mutter an die Tochter.
https://www.pagan-forum.de/thread-6167-page-2.html
Die ursprüngliche Schreibenergie sollte ja von rechts nach links gehen bzw. oben nach unten und rechts nach links.

- Wie vereinbart man diesen ursprünglichen Drang, der ja durch die sozialisierte Schrift im Westen überstülpt wird?

- Hat das in manchen Fällen nicht auch einen Konflikt zur Folge, der entsprechend auch auf das Schriftbild (inkl. Neigung links/rechts) abfärbt?

- Bei den meisten ist ja die Körperenergie so geladen, daß rechts auspulsend ist und links eher aufnehmend. Also die rechte Hand eher geeignet ist zum Schreiben (= Ausdruck nach außen in die Welt bringen). Würden wir mit Schreibschrift (nicht Runenschrift) von rechts nach links schreiben, wären doch Linkshänder eher "unverkrampft" schreibfähig. Diese sind aber gerade die mit der invertierten Polarität im Körper. Wie paßt das zusammen? Oder ist es eher ein Thema der Schreibtechnik? Ich werde mal einen rechtshändigen Araber beim Schreiben beobachten, vielleicht gibt es da ja ein Video irgendwo....

Das sind sind jetzt eher etwas tiefergehende, teils "okkulte" Fragen, ist mir schon klar. Aber ich wollte es trotzdem in den Raum stellen.

Zu guter Letzt hat diese Richtungsfrage auch Auswirkung auf die Runenformeln. Da ist aber definitiv ein anderes Thema.
Zitat:Warum sollte die ursprüngliche Schreibenergie von links nach rechts gehen?

Du meintest von rechts nach links...

Weil ursprünglich spirituell aktive Zeichen und weltlicher/profaner Gebrauch EINS waren. Bzw. ganz früher gab es gar keinen profanen Gebrauch.
Die Trennung in Germanien fand dann irgendwann später statt, denke ich, also vielleicht 1000 vor Sepp, oder noch früher.

Die Idee mit dem an die Sonne gekoppelten Zeitverlauf und damit dem Schriftverlauf ist gut, hält aber leider nicht stand, denn die altnordische Runenschrift war auch linksläufig. Auch die jüdischen Völker wurden oberhalb des Wendekreises kreiert, Arabien wäre so ein Zwischending, im Süden Arabiens ist die Sonne linksläufig, im Norden rechtsläufig, zudem kommt deren Kultur ohnehin aus Babylon (nördlich) und diese wiederum von Sumer und diese direkt von der weltweiten Urkultur, welche auch die linksläufigen asiatischen Schriften geprägt hat (über Tibet).
In Japan schlägt man alle Bücher auf der "letzten Seite" auf...

Außerdem ist die spirituell bedeutende Schrift zeitlos. Man würde sich nicht nach vorher-jetzt-nacher ausrichten, meiner Meinung, sondern nur nach "Jetzt" und Drehrichtung -> linksdrehend (konstruktiv).

Der Grund, warum die ursprüngliche Schrift linksgerichtet sein sollte, ist also ganz einfach: es entspricht der inneren, rhythmischen "Denkweise".

Nein, ich denke in diesem Fall sind wir es im Westen, die es "falsch" machen...

Bzgl. Runenorakel: Das ist wahrscheinlich in Ordnung so, denn da geht es ja um einen weltlichen/profanen Vorgang (also etwas in der Zeit).
Würde man das Orakel um innerlich-spirituell relevante Dinge befragen -> man müßte es verdrehen.

Für die meisten Anwendung spielt es ohnehin keine große Rolle, es gibt ja auch Runenschriften, die sind beidläufig, also ändern die Richtung nach jeder Zeile - damit es eine Schlange, einen Kreis bildet und man nicht absetzen muß.


Zitat:Ja, beobachte mal einen Araber, und frag den dann, ob er einen Konflikt verspürt

Ja, habe mir ein paar Videos angesehen. Es funktioniert für die ganz locker und natürlich auch für Rechtshänder. Wie es scheint, ist die arabische Schrift derart kreiert, daß ein rhythmischer Schreibfluß linksläufig ermöglich wird. Die Hand wird eher unterhalb der Zeile gehalten.


EDIT: Also ursprünglich ging es mir darum, ob es Einflüsse haben kann.
Ich habe z. B. beim Kleinsten beobachtet, daß er Anfangs während der ersten Grundschuljahre permanent linksläufig schreiben wollte. Entsprechend waren überall Buchstaben und Zahlen gewendet mitten im Wort etc., er konnte auch mühelos rückwarts schreiben. Dies brachte die Mathe- und Deutschlehrer zur Verzweiflung, es wurde sogar von einem "Defekt" im Gehirn gesprochen etc.
Ich sprach ihm dann immer wieder zu, daß er es richtig machen will, aber heutzutage es eben anders herum läuft. Das konnte er dann akzeptieren, ohne als "blöd" dastehen zu müssen, und irgendwann war es dann überwunden.

Beim Mittleren eher sensitiven der drei ist es bis heute so, daß er alles lieber von rechts nach links lesen würde, das wäre "entspannter". Deswegen liest er jetzt auch lieber japanische Comic-Bücher, dann hat er das nervige Problem nicht.
Zitat:Ich sage nur, der Flügelschlag eines Schmetterlings.


Ein Flügelschlag, und hinter uns Äonen – so ließ es Familie Wagner auf den Pavillon Bayreuth schreiben. Diesen Pavillon hatte Wilhelmine von Bayreuth (Lieblingsschwester Friedrichs des Großen) ein Jahrhundert zuvor errichtet.

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Friedrich der Große mit Lieblingsschwester Wilhelmine als Kinder
Zitat:Wir kommen nicht umhin, dieses uns heute vorgesetzte System zu gebrauchen, und so werden auch die Schriften analysiert. [ ... ] Ob nun von links nach rechts oder von rechts nach links, richtet sich nach dem geläufigen System.

Ja genau, das ist einleuchtend.
Mir ging es um die Frage, ob dieser Faktor in der Analyse sichtbar werden kann bzw. diese verzerren könnte.
Antwort ist also: Ja, es kann, aber man müßte logischerweise vor der Analyse wissen, wie derjenige diesbezüglich tickt.
Zudem würde ich es auch eher als extrem seltenes Phänomen sehen, aber das war ohnehin klar, daß es sich hier bei dem Einwurf um eine Kuriosität am Rande handelt, die aber dennoch sehr interessant ist.


Zitat:Alles hat einen Einfluß. Ich sage nur, der Flügelschlag eines Schmetterlings. Die Chaostheorie ist Dir sicher bekannt,

Von dieser Art von Chaostheorie halte ich nichts. Habe ich noch nie viel davon gehalten.
Ja, es kann diesen Effekt geben, und das Thema ist interessant, aber er trifft nur wegen einer verborgenen Ordnung in Kraft. Die verborgene Ordnung wäre dann z. B. via Gaia oder PAN oder ein Ritual einer Hexe als Ursache. In der Matrix für die Logik sieht man dann -> aha, der Schmetterlingsschlag hat sich zu einem Orkan hochgeschaukelt. Das ist aber nur oberflächlich betrachtet so. Wäre wirklich alles "Chaos", es wäre schon alles auseinandergebrochen, die Natur ist hingegen stabil, trotz potentiellem "Chaos", weil sie intelligent und unbemerkt das Chaos kontrolliert.

-> Anders formuliert: Alles ist möglich, aber nur weil es möglich ist, passiert es nicht unbedingt.

So auch hier bei dem Einfluß der Schreibrichtung. Der Effekt an sich geht also in der Gesamtbetrachtung verloren, denn die Konditionierung stabilisiert den Schriftausdruck und verrät dennoch, wie die Person innerhalb dieser Konditionierung tickt.
Nur wenn die Person innerlich rebelliert, vom Schreibstil an sich angewidert wäre, würde es zum sichtbaren Problem und dann leider meist vom Graphologen fehlinterpretiert werden.

So habe ich das jetzt verstanden.