Tal der weisen Narren

Normale Version: Der Stein aus Kandramas
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Der Stein aus Kandramas

Lara pflanzte gerade den letzten Baum in die Erde. Etwas geschafft wischte sie sich mit der Hand über die Stirn und hinterließ eine schmutzige Spur. Als sie aufstand, blickte sie erfreut über ihren Garten. Lara hatte in den letzten Jahren hart gearbeitet um sich ihren Traum zu erfüllen. Sie wollte immer eine kleines Haus mitten im Wald. Es mußte nicht groß sein. Einfach nur ein kleines Häuschen mit Garten eben ...

Lara betrachtete ihre Hände und dann ihre Kleidung. Sie schmunzelte leicht. Als sie wieder aufblickte und noch einmal zur Einfahrt sah, war es ihr für einen kurzen Moment, als hätte dort jemand gestanden. Sie blickte genauer, doch es war nichts zu sehen. Sie schüttelte den Kopf und sagte zu sich selbst „Heute war es wohl zu viel Sonne für dich Lara!“ Sie drehte sich um und ging zum Haus. Dion, ihr getigerter Kater, sprang von der sonnengewärmten Fensterbank und lief ihr entgegen. Letztes Jahr hatte ihn irgendjemand in einem Karton vor ihre Einfahrt gestellt. Für sie war sofort klar, daß sie nun einen neuen Mitbewohner hatte. Dion schlich ihr um die Beine, und Lara wußte ganz genau was er wollte. Sie holte das Futter aus dem Schuppen und machte ein wenig in seinen Napf. Dion dankte es ihr mit einem kurzen Kopfschmusen an ihrer Hand.

Lara hatte es sich gemütlich gemacht. Es brannten einige Kerzen im Wohnzimmer, der warme Tee stand schon bereit, und Dion saß auch schon auf dem Sofa. Lara hatte sich heute vorgenommen die alte Kiste zu öffnen, die ihre Großmutter ihr hinterlassen hatte. Sie war vor zwei Wochen gestorben. Lara konnte den inneren Schmerz über den Verlust noch nicht überwinden. Für sie kam es sehr plötzlich, da ihre Großmutter mit 70 noch nicht wirklich alt und völlig gesund war. Sie ist einfach in ihrer Küche zusammengebrochen, ohne jegliche Vorwarnung. Man hatte Herzversagen diagnostiziert, aber für Lara war das sehr unglaubwürdig. Lara hatte sie gefunden. Sie hatte so ein vor Angst verzerrtes Gesicht, als hätte sie dem Tod selbst ins Auge geschaut.

Lara hatte auf dem Sofa Platz genommen und hielt nun die alte Kiste in der Hand. Ihre Großmutter hatte ihr immer wieder gesagt, daß sie eines Tages ihr gehören wird. Dann hatte sie immer etwas traurig auf Lara geschaut, als ob eine tiefe Bürde damit verbunden sei. Lara war bei ihrer Großmutter aufgewachsen. Ihr Vater kam bei einem Autounfall ums Leben ehe sie geboren wurde. Ihre Mutter starb kurz nach ihrer Geburt.

Lara betrachtete die Kiste. Sie war aus Holz und bemalt mit einer wunderschönen Ornamentik. Lara betrachtete das Schloß an der Vorderseite und schaute dann auf den Schlüssel, der um ihren Hals hing. Großmutter hatte ihr diesen kurz vor ihrem Tod geschenkt und gesagt, sie würde ihn bald gebrauchen. Jetz begriff Lara erst, daß ihre Großmutter wußte, das sie sterben würde. Tränen füllten ihre Augen, und eine davon fiel auf die Kiste. Lara wischte sie weg und bemerkte, das sich die Farbe von der Bemalung löste und sich darunter eine weitere befand. Sie holte einen Lappen aus der Küche und rieb die Kiste damit ab. Eine alte Schrift wurde erkennbar. Lara konnte sie aber nicht entziffern. Dion sprang auf einmal auf und lief nervös um die Kiste herum. Er spielte mit der Pfote an dem Deckel. „Dion, was soll das?“ Lara war verwirrt. Sie hatte das Gefühl, daß Dion sich bemühte sie zum Öffnen der Kiste zu bewegen. Unsicher nahm sie den Schlüssel von ihrem Hals und betrachtete ihn genauer. Der erste Buchstabe auf der Kiste war auch auf dem Schlüssel als Ornamentik zu finden. Dion wurde immer ungeduldiger und gab dies durch sein Meckern zu verstehen. „Ist ja gut Dion, ich mach sie ja schon auf!“ Als sie die Kiste öffnete, überfiel sie stechender Schmerz im Kopf. Sie hatte das Gefühlt, daß viele Stimmen auf sie einredeten. Sie ließ die Kiste fallen und hielt sich die Ohren zu. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie ihre Großmutter vor sich. Sie ergriff Lara an den Oberarmen. „Lara! Du hast nicht viel Zeit!“ Ihre Großmutter schreckte auf als ein Mann den Raum betrat. Ihre Großmutter schrie: „Das lasse ich nicht zu!“ Der Mann zog ein Messer und bewegte sich auf ihre Großmutter zu. Lara saß wie gebannt auf ihrem Sofa. Doch nun sprang sie auf, als der Mann das Messer gegen ihre Großmutter erhob. Sie wehrte das Messer mit ihren Händen ab. Der Mann hatte sie jedoch leicht an der rechten Hand mit dem Messer verletzt. Sie konnte jedoch nicht darüber nachdenken, da sie von ihre Großmutter zur Seite gestoßen wurde. Lara konnte nur noch sehen, wie der Mann wieder auf ihre Großmutter losging. Lara schrie auf und im selben Moment erwachte sie. Dion liefe nervös vor dem Sofa hin und her. Lara richtete sich auf. Sie war völlig durchgeschwitzt. Dion lief immer noch nervös hin und her. „Es war nur ein Traum, Dion.“ Lara berührte Dion mit ihrer rechten Hand, um ihn zu beruhigen. Als ihre Hand Dions Fell berührte, schreckte sie vor Schmerz zurück. Sie betrachtete ihre Hand und wurde schlagartig blaß. Eine Schnittwunde zierte ihre rechte Hand...

Fortsetzung folgt...
Das ist reichlich spannend und mysteriös, ganz nach meinem Geschmack!

Freue mich schon auf Folge 2.
;-)



Laras Blick ruhte für lange Zeit auf der Wunde auf ihrer Hand, bis sie ihre Fassung wiederfand. Sie konnte einfach nicht begreifen, was ihr geschehen war. Plötzlich fiel ihr die Kiste wieder ein. Sie wußte noch, daß sie diese fallengelassen hatte. Dion hatte sich neben die Kiste auf den Boden gesetzt und spielte mit der Pfote mit einem schwarzen Stein. Lara hob die Kiste und den Stein auf. Dion boabachtete, wie Lara den Stein genauer betrachtete. Er war kleiner als Laras Hand. Er hatte ein kleines Loch auf der einen Seite, als ob ihn schon einmal jemand um den Hals getragen hatte. Lara war wie gebannt von dem Stein. Sie konnte den Blick nicht mehr von ihm wenden. Auf einmal war sie in einen Traum versetzt. Sie wurde von zwei Männern festgehalten. Sie wehrte sich heftig. Ein junger Mann wurde vor ihren Augen hingerichtet... Lara blinzelte. Dion hatte sich mit seinen Vorderpfoten auf Laras Knie abgestützt und miaute besorgt. Lara schaute sich in ihrem Zimmer um, dann schaute sie wieder auf den Stein. Sie wußte nicht wo sie die Ereignisse einordnen sollte, schüttelte den Kopf und legte den Stein wieder in die Kiste. Als sie auf die Uhr sah, war es kurz nach 3 Uhr. Sie verstaute die Kiste in der großen Kommode neben dem Kamin und begab sich in ihr Schlafzimmer. Sie vergrub sich tief in ihre Decke. Kurze Zeit darauf schlief sie ein...
In ihrem Traum saß sie an einem Fluß und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser. Lara hatte halblange braune Haare, die sie immer zu einem Zopf geflochten hatte. Jetzt hatte sie schwarze lange Haare, die weit über ihre Schultern fielen. Ihre Nase war etwas spitzer. Eigentlich war sie es gar nicht, die sie dort in dem Spiegel sah aber irgendwie doch...
Dion meckerte vor der Fensterscheibe. Ungeduldig bäumte er sich auf und glitt mit den Pfoten über die ganze Scheibe. Die Sonne schien Lara ins Gesicht. Sie brauchte einige Sekunden um richtig wach zu werden. Sie stand auf und öffnete Dion das Fenster. Mit einem Satz war Dion im Zimmer und machte auf seinen Hunger aufmerksam. „Ja,ja! Darf ich mir wenigstens noch etwas anziehen?“ Dion gab eine liese Zustimmung von sich, die jedoch sehr ungeduldig klang. Nachdem sie Dions Hunger befriedigt hatte, ging sie durch ihren Garten und betrachtete ihre Kräuter, die sie in einer Ecke, verziert mit Steinen, gepflanzt hatte. Es war noch früh am Morgen. Der Tau schmückte noch viele Blätter. Lara rieb mit ihren Fingern an dem großen Thymianstrauch. Sie schloß die Augen und genoß den Geruch, der nun von ihren Fingern ausging.

Lara stand in einem großen Garten, gesäumt mit einer kniehohen Mauer. Die Sonne schien angenehm. „Rianne! Die Zeremonie beginnt in wenigen Momenten!“

Lara öffnete die Augen und stand wieder in ihrem Garten. Sie blickte sich mit leicht geöffnetem Mund um. Als ob sie hoffte, daß noch jemand Zeuge dieses Tagtraumes war. Mit schüttelndem Kopf ging sie in Richtung Briefkasten. Zwischen mehreren Werbeprospekten fand sie eine Einladung zu einer Ausstellung von alten Schrifttexten. Ihr fiel wieder die Inschrift auf der Kiste ein. Sie beschloß, der Ausstellung beizuwohnen. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, die Inschrift auf der Kiste zu übersetzen, vielleicht war es auch nur irgendeine Ornamentik, aber vielleicht auch nicht...

Lara betrachtete die verschiedenen Schriftstücke. Bis jetzt hatte keine davon auch nur Ähnlichkeit mit der Inschrift auf ihrer Kiste. Lara betrachtete die letzten Ausstellungsstücke. „Sie scheinen äußerst interessiert an der Ausstellung zu sein.“ Lara schaute zur Seite. Ein junger Mann mit blonden kurzen Haaren und breiten Schultern näherte sich ihr. Er trug ein helles Leinenhemd und eine dunkelblaue lockere Stoffhose. „Es ist schon interessant, was uns unsere Vorfahren hinterlassen haben. Es ist bloß schade, daß viele von uns vergessen haben, es zu verstehen. Ich gehöre leider auch dazu.“ Der junge Mann schmunzelte. „Ich bin Alexander, Alexander Nowka.“ Lara reichte Alexander die Hand „ Ich bin Lara Kruger.“ Beide Hände berührten sich, und das Bild des Mannes aus ihrem Traum schoß wie ein Blitz in ihren Kopf.

Fortsetzung folgt...
Lara sah den jungen Mann entgeistert an. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung? ... Frau Kruger?“ Lara konnte nichts erwidern. Mit immer noch geöffnetem Mund löste sie sich, so schnell sie konnte, aus dem Händedruck und rannte aus dem Gebäude.
Auf dem Weg nach Hause schossen ihr so viele Gedanken durch den Kopf. Sie fragte sich, ob sie langsam aber sicher den Verstand verlor. Und dann noch dieser peinliche Vorfall mit Alexander Nowka! „Lara! ... Dir bleibt nicht viel Zeit!“ Sie sah sich auf dem Gehweg um. Sie hatte deutlich die Stimme ihrer Großmutter gehört. Angst überkam sie. War sie wirklich verrückt, oder was sollte das alles? Lara setzte sich auf die Bank an der Bushaltestelle. Sie ließ die Hände über ihr Gesicht gleiten. Ein großes schwarzes Auto hielt vor ihr auf der Straße. Die Scheibe fuhr automatisch herunter. Ein Herr mittleren Alters kam zum Vorschein. „Heute fährt von dieser Haltestelle kein Bus mehr. Kann ich sie vielleicht mitnehmen?“ „Nein danke. Das ist sehr freundlich. Ich habe mich hier nur kurz ausgeruht.“ Sie war noch immer in Gedanken. „Sind sie sicher, Frau Kruger?“ Nun kehrte Lara wieder in die Wirklichkeit zurück. „Frau Kruger ist nicht interessiert. Sie hat sich, meiner Meinung nach, klar und deutlich ausgedrückt.“ Es war Alexander Nowka, der neben das Auto trat und den Herrn des Weges verwies. Noch einmal blickte der Herr aus dem Wagen zu Lara. Er lächelte gezwungen. „Auf Wiedersehen, Frau Kruger.“ Die Scheibe des Wagens schloß sich wieder, und das Auto setzte sich in Bewegung. Lara sah dem Wagen nach, wie er an der nächsten Kreuzung links abbog und dort hinter den Wohnhäusern verschwand. Jetzt richtete sie ihren Blick auf Alexander Nowka. Er schaute auch noch in die Richtung, in die der Wagen verschwunden war. Er bemerkte ihren Blick. „Kannten sie den Mann?“ „Nein.“ Lara erhob sich von der Bank. Sie lief unruhig auf und ab und rieb dabei ständig mit den Fingern über ihre Stirn. Sie war so vertieft die Vorfälle zu verarbeiten, daß sie Alexander völlig ausblendete, bis er sie wieder ansprach. „Frau Kruger?“ Lara blieb stehen und wendete sich zu Alexander. „Entschuldigen sie bitte. Ich möchte nicht unhöflich sein. Es überschlagen sich gerade sehr viele Ereignisse.“ „Ich weiß!“ Lara holte Luft und ... blieb sprachlos. Alexander lächelte. „Ich kenne ein gutes Café in der Nähe. Wir könnten dort gemeinsam etwas trinken...“

Lara starrte in ihren Kaffee. Sie saßen nun schon eine Viertelstunde in dem Café und hatten kein Wort gewechselt. „Sie sind wegen einer Kiste mit einer Inschrift in die Ausstellung gekommen.“ Lara schaute zu Alexander herüber. Wieder fand sie keine Worte. Sie lehnte sich zurück und griff wieder mit den Fingern an ihre Stirn. Nachdem sie sich wieder gesammelt hatte, verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust. „Was soll das alles? Und woher wissen sie von der Kiste?“ „Weil ich vor 5 Jahren den gleichen Stein wie sie bekommen habe. Meine Mutter hat ihn mir überlassen, bevor sie starb.“ Alexander zog an dem Lederband an seinem Hals. Ein Stein mit der gleichen Beschaffenheit wie ihrer kam unter Alexanders Hemd zum Vorschein. Lara beugte sich nach vorn und betrachtete den Stein. „Was hat das zu bedeuten?“ „Wie lange haben sie den Stein, Frau Kruger?“ „Bitte sagen sie Lara. Seit zwei Wochen. Ich habe die Kiste erst gestern geöffnet.“ Alexander fuhr sich mit der Hand über den Mund. „Dann haben die das aber extrem schnell mitbekommen!“ „Wen meinen sie, und was meinen sie mit schnell mitbekommen?“ Alexander wirkte sichtlich nervös. Lara bemerkte, wie er seine Gedanken ordnete. Dann berührte Alexander vertrauensvoll ihre Hand. „Lara. Du hast nicht viel Zeit!“ Lara zog ihre Hand zurück, „Das hat meine Großmutter auch gesagt!“ Lara griff nach ihrer Jacke. „Mir wird das hier alles zu viel. Ich weiß nicht, was das hier alles soll. Ich möchte jedenfalls einfach nur meine Ruhe! Sie entschuldigen mich bitte!“ Lara war gerade aus der Tür des Cafés heraus, als wieder ein schwarzer Wagen vor diesem hielt und zwei Männer ausstiegen. Lara wußte sofort, daß die Herren zu ihr wollten. Sie blieb wie versteinert stehen. Eine Hand ergriff vorsichtig ihren linken Unterarm. „Es klingt vielleicht albern, Lara. Aber vertrau mir bitte! Du hast wirklich nicht viel Zeit!“ Die Zeit schien für Lara stillzustehen. Was sollte sie tun? Einem Mann vertrauen, den sie eine halbe Stunde kannte? Die Männer, die sich in ihre Richtung bewegten, machten keinen sympathischen Eindruck. Lara suchte vorsichtig nach der Hand von Alexander und drückte diese fest. „Ich weiß nicht, auf was ich mich hier gerade eingelassen habe.“ Alexander erwiderte den Druck ihrer Hand. „Sag bitte Alexander.“

Fortsetzung folgt...

Karnickelkrieger

Wow, also bis jetzt bin ich von dem Inhalt begeistert. Kritik möchte ich an dieser Stelle nich ausüben nur wissen, wies weiter geht Fettes Grinsen
Alexander zog Lara zurück in das Café. „Wir setzen uns jetzt wieder an unseren Tisch. In der Öffentlichkeit werden sie es nicht versuchen.“ Alexander holte sein Telefon aus der Tasche. „Was werden sie nicht versuchen?“ Lara schaute wie gebannt auf die beiden Männer, die sich wieder in den Wagen setzten und warteten. „Sie wollen dich mitnehmen. Herausbekommen, was du weißt und vor allem was du kannst.“ Alexander hatte eine Nummer gewählt: „Enrico! Ich bin es, Alexander. Könntest Du bitte vor das Café gefahren kommen? ... Stell dich bitte direkt vor den Eingang.“ Lara wollte gerade etwas fragen aber sie konnte nur Luft holen. „Wir gehen jetzt langsam an den Thresen.“ Alexander schaute ihr tief in die Augen. Lara nickte mit offenem Mund. Dann standen sie fast gleichzeitig auf und Lara folgte Alexander zum Thresen. Lara schaute wieder verunsichert auf dem Weg zum Thresen auf den Wagen, in dem die Männer saßen. „Was soll ich können, Alexander?“
Sie hatte sich noch nicht einmal wieder zu ihm umgedreht, da zog er sie kraftvoll am Arm, in Richtung Ausgang. „Los! Lauf!“ Als sie die Tür öffneten ging die Tür des Wagens auf, der gerade vorgefahren war. Alexander schubste Lara auf den Rücksitz und folgte sofort darauf. Die Autotür war noch nicht einmal richtig geschlossen, als der Wagen mit Vollgas davonfuhr.
Alexander schaute aus dem Rückfenster. „Sie werden uns nicht folgen.“ Alexander blickte nun zu Lara herüber. Sie hatte die Beine angezogen und spielte nervös an ihrer Handtasche. „Mein Vater starb nicht bei einem Autounfall ehe ich geboren wurde. Ich saß mit im Wagen.“ Lara blickte zu Alexander herüber. „Ich kann mich wieder erinnern.“ Sie begann heftig an zu schluchzen. „Lara ... es tut mir leid.“ Alexander rutschte zu ihr herüber und legte den Arm um sie. Lara begann zu weinen. Tränen liefen über ihre Wangen und tropften auf ihre Handtasche. Ihr Weinen klang so schmerzhaft, daß es sogar Alexander fast innerlich zerriß.

Der Wagen hielt vor einem wunderschönen Haus mit einem riesigen Garten direkt an der Straße. Alexander trug Lara auf den Händen. Sie war tief und fest eingeschlafen. Enrico öffnete die Haustür. „Sag Jona bitte, daß sie das Gästezimmer zurechtmachen soll.“ Enrico nickte. Alexander legte Lara auf das Sofa. Als er sie zudeckte fiel sein Blick auf ihr Gesicht. Er setzte sich neben sie und betrachtete sie für einige Zeit. „Du bist genauso schön wie immer, Rianne“...

Ein lauter Schrei ließ Lara hochschrecken. Viele Lichter gingen im Haus an. Der Mann, der den Wagen gefahren hatte, trat ins Zimmer. Einige Sekunden später folgte eine Fau mittleren Alters. Enrico rannte die Treppe herauf, um nach dem Rechten zu sehen. Die Frau ging auf Lara zu. „Ich bin Jona, die Haushälterin von Herrn Nowka.“ Lara nickte kurz. Sie hielt sich an ihrer Decke fest und schaute sich im Zimmer um. Enrico kam wieder die Treppen herunter. Jona schaute besorgt. „Er ist wieder eingeschlafen.“ In letzter Zeit ist es sehr oft, daß er die Nacht aufschreit.“ Jona lief nervös im Zimmer auf und ab. „Entschuldigen sie bitte. Könnten sie mich bitte aufklären?“ Lara setzte sich auf und schob die Decken zur Seite. Jona stand nun am Fenster und betrachtete die Regentropfen, die gegen die Scheibe prallten. Jona drehte sich um. „Herr Nowka hat sehr schlechte Träume. Wie gesagt, sind sie in letzter Zeit sehr oft. Manchmal spricht er sogar in fremden Sprachen... Und manchmal bewegen ihn seine Träume so sehr, daß er mitten in der Nacht das Haus verläßt und sich in den Wald dort hinten zurückzieht und erst am nächsten Abend wiederkommt.“ Jona zeigte auf den Wald, der sich an den großen Garten von Alexander anschloß. „Er hat noch nie darüber gesprochen, was er träumt, aber es muß sehr grausam sein.“ ...


Fortsetzung folgt...

Als Lara erwachte, stieg ihr der Geruch von frisch gebackenen Brötchen in die Nase. Sie schob ihre Decke beiseite und richtete sich auf. Ihr Blick fiel durch das Fenster auf den Wald, von dem Jona letzte Nacht gesprochen hatte. Nachdem sich alles wieder beruhigt hatte, war sie noch ins Gästezimmer umgezogen. Lara schaute auf die Uhr. Es war kurz nach neun. Sie zog sich ihr Kleidung an und begab sich nach unten. Jona hatte schon den Tisch gedeckt. Lara schaute sich um. „Guten Morgen Frau Kruger! Herr Nowka wollte noch etwas erledigen. Er müßte aber jeden Moment wieder zurück sein.“ Jona goß Lara Kaffee ein, während sie sich setzte. Lara blickte aus dem Fenster. Sie dachte an Dion. Er hätte sie auf keinen Fall so lange schlafen lassen. Traurig rührte sie mit dem Löffel in ihrer Tasse.
Das Geräusch eines Wagens ließ sie aufhorchen. Es waren Enrico und Alexander. Jetzt war auch Jona zu hören „Wo haben sie den denn her? Dann brauchen wir ja noch Futter!“ Dann hörte sie Alexander lachen. Kurz darauf öffnete sich die Tür. Laras Gesicht begann zu strahlen. „Dion!“ Lara öffnete die Arme und Dion sprang sofort auf ihren Schoß. Alexander betrat das Zimmer. „Wie hast Du..?“ Alexander ging zum Fenster. „Lara Kruger ist ein seltener Name. Ich wollte nachsehen, ob sie schon in Deinem Haus waren. Dein Freund begrüßte mich sofort am Tor.“ Dion hatte sich auf Laras Schoß zusammengerollt. „Es ist erstaunlich. Dion läßt sonst überhaupt keinen Fremden an sich heran.“ Lara sah zu Alexander. „Kann ich jetzt wieder nach Hause?“ Alexander blickte immer noch aus dem Fenster. „Sie waren auf jeden Fall schon in deinem Haus Lara. Es sieht ziemlich schlimm aus.“ Alexanders kniff seine Augen zusammen, dann wandte er sich Lara zu. „ Sie haben den Stein gesucht. Sie waren nicht mehr da als wir heute morgen kamen, aber ich weiß nicht, ob sie wiederkommen.“ Lara war völlig schockiert. Lara wußte, was Alexander damit sagen wollte. Alles was sie sich aufgebaut hatte sollte sie jetzt aufgeben, wegen einem Stein. Sie strich über Dions Fell. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Wo soll ich denn jetzt hin? Das Haus ...Ich...“ Schluchzend setzte sie Dion auf den Boden. „Entschuldige mich bitte.“ Sie lief die Treppe herauf und verschwand im Gästezimmer.

Lara saß in dem alten Sessel, der direkt vor dem Fenster stand. Sie blickte auf diesen wundervollen Garten und den Wald, der an ihn grenzte. Bei ihr war es auch so schön. Sie blickte traurig auf ihre Hände. Tränen fielen auf ihren Pullover. „Lara!... Lara...“ Lara zuckte zusammen. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie blickte sich im Zimmer um. „Großmutter?“ Auf einmal war es ihr, als ob sie die Gegenwart ihrer Großmutter spürte. Lara begann zu zittern. Sie sprang auf und stellte sich mit ihrem Rücken an die Wand. Lara schluchzte und sank zusammen. Ihre angsterfüllten Augen schossen suchend durch das Zimmer. Plötzlich sah sie zwischen Tür und Bett einen Umriss. Sie kniff die Augen zusammen. Die Konturen wurden schärfer. Sie konnte es kaum glauben. Mit geöffnetem Mund sah sie wie ihre Großmutter immer stärker Gestalt annahm. Sie lächelte wie immer. Dann wurde ihr Blick ernst und traurig. „Lara. Es wird Zeit, daß ich dir einiges erkläre. Du hast nicht viel Zeit!“...

Dion erhob seinen Kopf und sprang von Alexanders Schoß. Er lief auf Lara zu und schmuste um ihre Beine. Lara lächelte und streichelte ihm den Kopf. „Hat sie mit Dir gesprochen?“ Alexander erhob sich von dem Sofa, während Lara ihn mit großen Augen ansah. „Woher wußtest du davon? “ Alexander drehte sich zu Lara um. „Ich habe sie hereingelassen.“ Lara setzte sich blaß auf das Sofa. Sie strich sich mit den Händen über ihr Gesicht, dann lehnte sie sich an und blickte zu Alexander herauf. „Du kannst...?“ Lara fehlten die Worte. „Ja ich kann so etwas auch sehen, Lara.“ Er schmunzelte. Lara öffnete den Mund, aber sie konnte nichts sagen. Alexander setzte sich ihr gegenüber auf den Sessel. „Lara. Es gibt sehr viel über das wir sprechen müssen.“ „Ich weiß, aber ich verstehe das alles noch nicht ganz!“ Lara fuhr sich mit der Hand durch ihre Haare. Sie stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu laufen. Nach einer Weile blieb sie aufgewühlt am Fenster stehen. „Lara“ Alexanders Hand berührte ihren rechten Oberarm.

„Baran! Sag ihnen was sie wissen wollen! Es ist es nicht wert!“ „Das ist es immer wert Rianne! Und das weißt du.“ Rianne wehrte sich gegen die Männer, die sie festhielten. Baran lächelte ihr ruhig und gelassen zu. „Ich werde dich nicht vergessen, Rianne.“ Dann wurde er geköpft...

„Laß mich nicht allein! Baran!“ Lara wehrte sich gegen die Hände, die sie sanft berührten. „Lara! ... Lara! Es ist vorbei.“ Lara war wieder in Alexanders Haus. Sie lag auf dem Boden. Sie rang nach Luft. Alexander half ihr sich aufzusetzen. Sie atmete immer noch hektisch. Dion lief nervös vor ihr hin und her und miaute besorgt. Sie brauchte einige Zeit sich zu beruhigen. Alexander kniete immer noch vor ihr. Lara blickte ihm tief in die Augen. Sie hatte einen Teil davon begriffen, was gerade geschehen war. Laras Augen füllten sich mit Tränen. „Entschuldige, ich...“ Sie stand auf und ging langsam die Treppen herauf zu ihrem Zimmer...

Fortsetzung folgt...

Lara lief durch Alexanders Garten, ohne nur einmal den Blick zu heben. Sie sah nur auf den schmalen Weg, der in das Waldstück führte. Dion folgte ihr. Er markierte mehrere Sträucher, schloß jedoch immer wieder auf. Es war alles so unreal und doch so vertraut. Sie wußte, das es keine Lügen waren, und doch widersprach es der Realität. Aber was ist Realität? ...Und wer legt die Grenzen dafür fest?...
Dion kam zügig an ihr vorbeigelaufen, als ob er auf jemaden zulief und blieb vor einer alten Eiche sitzen ... Lara schaute genauer in die Richtung ... Ihr Mund öffnete sich vor Staunen. Sie konnte es nicht glauben ... Zaghaft und doch voller Anmut und Stolz traten seine Hufen auf den Waldboden. Das braune Fell schimmerte in der Abendsonne und ließ die Pfeilspitzen, die über seinen Rücken hervorragten, in der Halterung aufblitzen.

...„Breche niemals den Eid, den Du geschworen hast!“ Der Kentaure überreichte ihr eine Kiste aus Gold. Merkwürdige Zeichen zierten sie. Sie sah sich, mit ihrer Hand darüber streichen. Sie blickte zu ihm auf. Sie sah in ein ernstes, verzweifeltes Gesicht. Für einen kurzen Moment sah sie Hoffnung in seinen Augen aufblitzen...

„Dargon!“ Lara war langsam auf ihn zugegangen. Nun standen sie sich wie damals gegenüber. Lara blickte noch immer ziemlich fassungslos. „Wie ist das möglich?“ Sie betrachtete ihn von seinen Hufen bis zu seinen schwarzen langen Haaren, die er offen über die Schultern trug. Als sie ihn berühren wollte, verstand sie. „Hat sie dich schon vorbereitet?“ Dargon blickte ernst. „So weit ich ihr folgen konnte. Ich kann mich noch nicht an viel erinnern. Deshalb verstehe ich Einiges noch nicht ganz.“ Lara wendete sich ab und fuhr sich mit den Händen über ihr Gesicht. Dann stützte sie die Hände unsicher an ihrer Hüfte ab und lief nervös zischen zwei jungen Eichen hin und her. „Ich unterhalte mich hier mit einem Kentauren, als ob das alles ganz normal wäre.“ Lara schlug ihre Händfläche gegen ihre Stirn und wendete sich wieder Dargon zu. Sie fuchtelte erklärend mit ihren Händen in der Luft. „Auf der einen Seite bin ich mir all dessen bewußt und empfinde es völlig normal. Auf der anderen Seite frage ich mich, ob ich ein Fall für die Psychatrie bin!“ Dargon stellte sich neben sie und blickte in Richtung Sonne. Lara rieb sich mit den Fingern an ihrer Stirn. „Vergiss einfach alles, was Du in diesem Leben erlernt und vorgelebt bekommen hast und höre dann auf Dich selbst.“ Lara holte Luft, um zur nächsten Frage anzusetzen, doch ihr Blick fiel ins Leere ...

Auf einer Lichtung hatte sich Lara auf einen großen Stein gelegt, an dem ihr Beine herunterhingen. Sie war noch sehr weit in den Wald gegangen und hatte über der Aussage von Dargon gegrübelt. Sie entspannte sich und schloß die Augen. Immer wieder hallten die Worte von Dargon durch ihren Kopf. Sie ließ all ihre Anspannung von sich. Sie befreite sich von jeder Last. Jeder Schmerz war erloschen. Sie ließ zu, was Dargon ihr geraten hatte. Lara hörte auf sich selbst! ...
Als sie nun ihre Augen öffnete, spürte sie ein ungewohntes Pulsieren, welches von dem Stein, auf dem sie lag, ausging. Sie setzte sich auf und betrachtete die Natur um sie herum. Lara sah sie, wie alles Leben floß. Im Augenwinkel sah sie, wie er neben sie an den Stein trat und den Wald mit den gleichen Augen betrachtete. Du warst das auch an meinem Gartentor. ... Nicht wahr?“ „Mmmh“ Es folgten Minuten der Stille. „Ich habe begriffen Dargon.“ ... „Dann wird es Zeit.“ Lara und Dargon blickten sich lächelnd an ...

Alexander stand im Mantel auf der Veranda und schaute auf seinen Garten. Er blickte auf Lara, als sie sich zu ihm gesellte. „Du warst sehr lange im Wald.“ Sie hatte sich mit den Händen auf das Geländer gestützt, wie Alexander es tat. „Mmmh.“ Alexander wendete sich Lara zu und schmunzelte. „Meine Koffer sind schon im Wagen.“ Lara blickte weiter auf den wundervollen Garten, als auch sie schmunzelte: „Das wird eine ganz schön lange Fahrt.“ „Eigentlich wollte ich mit dem Wagen nur bis zum Flughafen fahren.“ ...
Der Flug dauerte 5 Stunden. Lara und Alexander hatten nicht viel gesprochen. Sie waren sich bewußt, daß sie sehr viel verbindet, doch es fiel ihnen schwer darüber zu sprechen. Sie wollten sich eigentlich so viel sagen, doch es war noch nicht der Augenblick dafür...

„Es tut uns aufrichtig leid, aber ihr Gepäck ist hier nicht angekommen.“ Der Dame am Informationsschalter war diese Situation sehr unangenehm. „Ich sehe, daß ihr Gepäck mit im Flieger war, aber ich weiß nicht wo es jetzt abgeblieben ist. So etwas hatten wir noch nie.“ Alexander zog Lara etwas zur Seite. „Sie wissen, daß wir hier sind. Sie waren uns einen Schritt voraus.“ Alexanders Muskeln im Gesicht zuckten nervös. „Das heißt, daß sie hier sind!“ Lara fiel wieder die Situation im Cafe ein. Sie bekam am ganzen Körper Gänsehaut und rieb sich über ihren rechten Arm. „Was machen wir jetzt?“ „Hast du deinen Stein?“ Lara berührte mit ihrer Hand ihr Dekolleté. Der Stein zeichnete sich unter ihrem Pullover ab. Alexander nickte erleichtert. Alexander schaute sich sich suchend in der Halle um. Lara tat das Gleiche. Als ihr Blick auf die charismatische Frau fiel, wußte sie, daß Alexander nach ihr Ausschau gehalten hatte. Sie war um die fünfzig und trug eine Art Toga, wie sie hier üblich war. Sie war tiefgrün. Ihre langen schwarzen Haare reichten bis zu Hüfte und ihre grünen Augen leuchteten vor innerlicher Karft...

„Hier trennen sich unsere Wege Rianne! Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir uns wiedersehen.“ Die Frau nickte und löste ihre Hände aus den ihren. Sie wendete sich ab und nahm den Weg zurück in die Berge.

Alexander ging auf sie zu und begrüßte sie förmlich. Lara hatte sich noch keinen Schritt bewegt und den Blick immer noch auf sie gerichtet. Leise flüßterte sie ihren Namen: „Wala!“ Die Frau und Alexander hatten ihre Unterhaltung beendet. Nun wendete sie sich Lara zu. Langsam schritt Lara ihr entgegen. Wie damals legten sie ihre Hände ineinander, blickten sich tief in die Augen und ließen ihren Erinnerungen freien Lauf.
Ohne etwas zu sagen, verließen sie den Flughafen. Linea blieb unerwartet stehen und schaute sich um. „Wir werden nicht mit dem Wagen fahren können.“ Linea blickte zu Alexander herüber, welcher der Entscheidung mit einem Nicken zustimmte. Lara verstand es nicht und schaute etwas verwirrt. Sie stellte jedoch keine Fragen. Linea ging auf den Bus zu. Alexander und Lara folgten.
Der Bus setzte sich in Bewegung, und Laras Blick fiel nochmals auf den Wagen, den sie nicht nutzen konnten. Sie erschrak, als sie auf die Motorhaube sah. Sie drehte sich zu Alexander herum und griff ängstlich nach seiner Hand. Er schaute gefaßt und nickte. Lara sah nochmals auf den Wagen „Ich dachte so etwas gibt es nur in Gruselfilmen!“ Alexander erwiderte den Druck ihrer Hand und sah in die gleiche Richtung. „Das ist erst der Anfang Lara.“

Eckelhafte Wesen rissen an Laras Kleidung. Sie lief durch einen Wald. Plötzch prallte sie gegen eine Person und fiel zu Boden. Es war der Mann, der ihre Großmutter angegriffen hatte, als sie in ihrem Wohnzimmer den Stein das erste Mal berührte. „Du kannst mir nicht entkommen! Ich habe dich jedes Mal gefunden und konnte verhindern, was du vorhast! Auch dieses Mal wirst du scheitern! Dafür sorge ich!“
Lara wehrte sich gegen seine Hände, die sich fest um ihre Oberarme schlungen. Sie trat ihn und lief davon...


Lara erwachte vor dem Haus, welches sie gestern bezogen hatten. Sie waren zwei Stunden mit dem Bus unterwegs und sind dann noch mehrere Kilometer zu Fuß den Berg hinaufgelaufen, um das Haus zu erreichen. Lara hatte die Umgebung wiedererkannt, doch die Zusammenhänge lagen in tiefen Schleiern. Alexander kam aus der Tür gestürmt. „Ist alles in Ordnung?“ Er war noch etwas außer Atem, als er ihr diese Frage stellte und sie am Oberarm berührte. Lara zuckte vor Schmerz zusammen. „Was ist los?“ Lara zog den Ärmel ihres Hemdes hoch. Sie fing hektisch an zu atmen. Ihr Oberarm war stark gerötet, und blaue Flecken begannen sich abzuzeichnen. Sie schaute hektisch auf der anderen Seite nach. Auch dieser Arm hatte die gleichen Male. Lara ging langsam rückwärts, bis sie die Hauswand erreicht hatte. Sie ließ sich langsam an ihr heruntergleiten und zog ihre Beine ganz fest an sich. „Lara.“ Alexander ging vorsichtig auf sie zu. Lara zitterte am ganzen Körper. „Wie ist das möglich? Ich meine ...Ist es real. Wie?... Ich meine in Träumen...und...“ „Ihr müßt lernen euch zu schützen!“ Linea erschien an der Tür. Sie sah gefaßt auf die beiden. Dann ließ sie ihren Blick über die Berge schweifen. „Ihr solltet jetzt zu Bett gehen. Wir werden morgen einiges erledigen müssen.“ Alexander war aufgestanden und half Lara wieder auf die Beine. Er sah Lara nochmals an und wendete den Blick zu Linea, die ihn nicht erwiderte. Alexander und Lara verschwanden verunsichert im Haus. Linea hatte ihren Blick immer noch auf die Berge gerichtet. „Sie sind schon bis hierher gekommen. Sie werden nicht scheitern.“ „Das wird sich zeigen, Dargon!“ Linea blickte kurz zu ihm herüber. Sie schien sehr ernst und verbittert. Linea ließ ihren Blick auf den Boden fallen und richtete ihn dann wieder voller Hoffnung auf die Berge. „Wir haben so lange auf diesen Moment gewartet. So viele Leben sind verstrichen. Es wird einfach Zeit für uns. Wir sind schon viel zu lange hier!“ Dargon schmunzelte und nickte. Linea zog ihren Umhang fester an sich und begab sich noch für die restliche Zeit der Nacht in ihr Bett.

Fortsetzung folgt...
Den Rest der Nacht konnte Lara nicht mehr schlafen. Sie gestand sich ein, daß sie auch Angst hatte wieder zu träumen. War es überhaupt ein Traum? Alles war für sie neu einzuordnen. Und doch war es ihr, als hätte sie das alles schon gewußt. Lara schmiegte sich noch einmal fest in die Decke und döste noch bis es hell wurde.
Nach dem Frühstück fuhren sie gemeinsam in die Stadt. Sie beorgten sich neue Kleidung. Lara schlenderte über den Markt, sie erreichte die Mitte des Platzes. Ein hoher Springbrunnen stand an dieser Stelle, und Lara erkannte ihn wieder. Sie setzte sich an seinen Rand und ließ die Hände durch das Wasser gleiten.

... Ihre Hände trafen sich im Wasser. Ihre Fingerspitzen strichen sanft über seine Handfläche. Der Mond war voll, und sein Licht spiegelte sich in seinen kraftvollen dunklen Augen ...

„Es war unsere letzte gemeinsame Nacht.“ Lara ließ ihre Hand immer noch durch das Wasser gleiten und erwiderte: „Ich weiß.“ Alexander setzte sich neben sie. „Du hattest den Auftrag Netha vor ihnen zu erreichen, doch Liok hat dich verraten.“ Laras Augen füllten sich mit Tränen. „Ich erkannte die Gefahr und wollte dich warnen.“ Eine Träne glitt Lara über die Wange und fiel ins Wasser. „Ich kam zu spät!“ Seine Hand berührte die ihre. Wie damals strich sie mit ihren Fingerspitzen über seine Handfläche. „Ich habe dich nicht vergessen Rianne...“ Alexanders Stimme klang sanft. „Unsere Wege sollten sich jedoch erst jetzt wieder kreuzen.“
„Es war zu eurer Sicherheit.“ Linea trat zu ihnen an den Brunnen. Alexander und Lara schauten sie fragend an. „Mehr kann ich euch im Augenblick noch nicht sagen.“ Linea blickte auf ihre Uhr. „Wir müssen noch jemanden vom Flughafen abholen. Er wird in einer halben Stunde landen.“
Ein Herr in Lineas Alter kam den Flur entlanggelaufen. „Ich kenne ihn nicht.“ sagte Lara. „Aber ich!“ Alexander ging auf ihn zu. Beide Männer sahen sich fest in die Augen und begrüßten sich, indem sie mit der Hand den Unterarm des anderen berührten...

Lara stand auf einer Anhöhe und schaute die Berge hinab. Sie umgaben ein tiefes Tal, welches einst fruchtbar war. Eine kleine Stadt hatte im Zentrum gestanden. Lara hatte einmal hier gelebt. Die Stadt lag unter Geröll begraben. Sie konnte sich vage daran erinnern, daß es ein Erdbeben gab. Zu dieser Zeit hatte sie schon lange nicht mehr hier gelebt. „Hier haben wir uns das erste Mal getroffen.“ Lara drehte sich zu Alexander herum. Er schmunzelte. „Du hast hier an einem Baum gesessen.“ Lara lächelte verlegen und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Du hast anmutig auf deinem Pferd gesessen und nichts gesagt. Du hast mich einfach nur angesehen...“ Alexander stellte sich dicht vor Lara und sah ihr tief in die Augen. Er strich sanft über ihre Oberarme. Sie wanderten sanft zu ihren Ellenbogen und glitten dann auf ihren Rücken. Er zog sie vorsichtig an sich. Lara hatte das Gefühl etwas wiederzufinden, was sie lange verloren hatte. Es umgab sie Wärme und das Gefühl von Sicherheit. Sie berührte mit ihrer rechten Hand seine Wange und genoß das Gefühl seiner Haut.

... Sie legte ihre rechte Hand auf seine Wunde. Er umfaßte diese. Tränen überströmten ihre Wangen. Sie nahm seine Hand und hielt sie an ihre Wange, um sie noch einmal auf ihrem Gesicht zu spüren. „Wirst Du wie immer da sein?“ Sie sah ihm in die Augen. Sie hatten noch immer ihren Glanz und ihre Ausdrucksstärke. Er lächelte: „Du weißt doch. Ich bin immer dagewesen!“ „Ich werde auf Dich warten!“ ...

Lara löste sich aus der Umarmung. „Ich kann das nicht!“ Lara verschränkte ihre Arme und rieb sich an ihren Oberarmen. „Ich verkrafte das nicht noch einmal!“
„Genau aus diesem Grund ist soviel Zeit verstrichen, bis ihr wieder aufeinandergetroffen seid.“ Linea und Gregor betraten die Anhöhe. „So lange wie ihr nicht in Kauf nehmen könnt, daß sie alles daran setzen werden, daß ihr eure Aufgabe nicht erfüllt und sie euch mit dem Tod des Anderen erpressen können, werden wir immer wieder scheitern.“ Gregor übernahm das Wort: „Ihr seid wieder hier. Gemeinsam. Versteht ihr, was wir sagen wollen?“ Es verstrich einge Zeit des Schweigens. Gregor und Linea verließen den Ort, und die beiden blieben allein zurück.
Lara und Alexander setzten sich auf einen großen Stein. „Hast du es verstanden?“ Alexander blickte zu Lara herüber. Sie nickte. Sie griff vorsichtig nach seiner Hand. „Es ist trotzdem ein tiefer Schmerz, der einen in diesem Moment durchbohrt.“ Alexander erwidert den Druck ihrer Hand. Er sah sie ernst an. „Ich weiß.“

... „Syria! Was haben sie dir angetan?“ Sie legte ihre Hand auf seine Wange, um noch einmal seine Haut zu fühlen. Tränen liefen über seine Wangen. Dann wurde alles dunkel ...

Lara legte ihre Hand auf seine Wange. Seine Muskeln zuckten auf seinen Wangen. „Es ist es immer wert, Lara!“ Tränen füllten ihre Augen. „Du hast recht.“ Er zog sie sanft zu sich. Er küßte sie. Seine Lippen waren so sanft und der Kuß so sinnlich. So wie immer...
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