Tal der weisen Narren
Rätsel von Friedrich Schiller - Druckversion

+- Tal der weisen Narren (https://www.pagan-forum.de)
+-- Forum: Gedichte, Gedanken, Bilder (https://www.pagan-forum.de/forum-13.html)
+--- Forum: Fremdgeschriebenes (https://www.pagan-forum.de/forum-39.html)
+--- Thema: Rätsel von Friedrich Schiller (/thread-1455.html)

Seiten: 1 2


Rätsel von Friedrich Schiller - Anubis - 26.12.12006

Zwei Eimer sieht man ab und auf
In einem Brunnen steigen,
Und schwebt der eine voll herauf,
Muß sich der andre neigen.
Sie wandern rastlos hin und her,
Abwechselnd voll und wieder leer,
Und bringst du diesen an den Mund,
Hängt jener in dem tiefsten Grund;
Nie können sie mit ihren Gaben
In gleichem Augenblick dich laben.



Unter allen Schlangen ist eine,
Auf Erden nicht gezeugt,
Mit der an Schnelle keine,
An Wuth sich keine vergleicht.
Sie stürzt mit furchtbarer Stimme
Auf ihren Raub sich los,
Vertilgt in einem Grimme
Den Reiter und sein Roß.

Sie liebt die höchsten Spitzen;
Nicht Schloß, nicht Riegel kann
Vor ihrem Anfall schützen;
Der Harnisch - lockt sie an.

Sie bricht wie dünne Halmen
Den stärksten Baum entzwei:
Sie kann das Erz zermalmen,
Wie dicht und fest es sei.

Und dieses Ungeheuer
Hat zweimal nie gedroht -
Es stirbt im eignen Feuer;
Wie's tödtet, ist es todt!



Wie heißt das Ding, das Wen'ge schätzen?
Doch ziert's des größten Kaisers Hand;
Es ist gemacht, um zu verletzen;
Am nächsten ist's dem Schwert verwandt.
Kein Blut vergießt's und macht doch tausend Wunden,
Niemand beraubt's und macht doch reich;
Es hat den Erdkreis überwunden,
Es macht das Leben sanft und gleich.

Die größten Reiche hat's gegründet,
Die ältsten Städte hat's erbaut;
Doch niemals hat es Krieg entzündet,
Und Heil dem Volk, das ihm vertraut!



Ich wohne in einem steinernen Haus,
Da lieg' ich verborgen und schlafe;
Doch ich trete hervor, ich eile heraus,
Gefordert mit eiserner Waffe.
Erst bin ich unscheinbar und schwach und klein,
Mich kann dein Athem bezwingen,
Ein Regentropfen schon saugt mich ein;
Doch mir wachsen im Siege die Schwingen.
Wenn die mächtige Schwester sich zu mir gesellt,
Erwachs' ich zum furchtbarn Gebieter der Welt.

von Friedrich Schiller


- Falk Breitenborn - 15.10.12007

Hallo Mitglieder des Tales der weisen Narren,

habe das Rätsel von Friedrich Schiller bei euch gefunden! "Wie heißt das Ding, das wen´ge schätzen? Doch ziert´s des größten Kaisers...
Habe einen Verdacht für des Rätsels Lösung: 1. Der Gänsekiel oder 2. Das Gesetz ?!
Was sagt ihr dazu? Gibt es Vorschläge?

Liebe Grüße Falk Breitenborn


- Nuculeuz - 15.10.12007

Interessant.

Gesetz?! Wohl eher nicht. Gesetze berauben und sind für die "Viel-zu-vielen" - die Unmenschen. Denk mal drüber nach.

Ich werd auch mal drüber nachdenken.
;-)



- bärenmädchen - 26.10.12007

hallo, ich bin neu hier und hoffe nicht allzuviele fehler zu machen.


habe gerade von jemanden die anregung PFLUG erhalten. was sagt ihr dazu?

lg. bärenmädchen


- Nuculeuz - 27.10.12007

Zitat:hallo, ich bin neu hier und hoffe nicht allzuviele fehler zu machen.

Das ist schon der erste "Fehler".

Zitat:habe gerade von jemanden die anregung PFLUG erhalten. was sagt ihr dazu?

Gar nicht mal so schlecht.

Doch was ist beispielsweise mit:
"Doch ziert's des größten Kaisers Hand;"

und

"Es macht das Leben sanft und gleich."-
> Hier paßt z.B. der Gänsekiel m. M. besser.

Ich kann mich leider zu wenig in Schillers Gedankenwelt hineinversetzen, um zu verstehen oder zu erahnen, wer für ihn denn nun der "größte Kaiser" ist. :-(

Da Dichter aber in der Regel zur Selbstüberhebung neigen, gehe ich von dem Gänsekiel als korrekte Antwort aus. ;-)

Die Antwort ist mir zudem auch genehm, um dem G*tt Thoth/Tehuti zu schmeicheln. Denn ohne Wissenschaft und Technik - und die Schrift ist eben die nötige Grundvorraussetzung für Wissenschaft aller Formen - gibts nun mal keine fortschrittliche Zivilisation.

Das alles ist natürlich nur wahr für den degenerierten Menschen, den es aber seit vielen tausend Jahren nur noch ausnahmslos gibt. Ohne göttliche Sicht und Gedächtnis und mit der Überbevölkerung (in diesem Sinne sind schon hunderttausend Menschen weltweit als Überbevölkerung zu sehen) braucht man eben die Schrift.

Gruß


- bärenmädchen - 27.10.12007

ach wie schön!
ein anfang mit fehler. sowas passiert halt. ist sicher nicht der letzte, denn ich muss mich erstmal reinfinden. aber offensichtlich kann man das hier ab.

"gänsekiel" hört sich irgendwie so....banal an.
vielleicht SPRACHE oder, wie du bereits sagtest:SCHRIFT könnte ich mir eher vorstellen.

einen schönen abend allerseits!




- KATANA - 27.10.12007

Jasas

Also eigentlich sind das ja 4 Rätsel.

Zum ersten fällt mir noch nichts ein.

Mit dem zweiten ist, denke ich, der Blitz gemeint.

Mit dem vierten der Funke der zum Feuer führt.

Bei drei tendiere ich auch zur Feder.

Poesie


- bärenmädchen - 27.10.12007

schiller schreibt: DAS DING, das wen'ge schätzen...

deswegen glaub ich, dass er EINE sache gemeint hat.



- Nuculeuz - 27.10.12007

Es sind schon 4 verschiedene Rätsel, die inhaltlich eindeutig voneinander abgegrenzt sind.

Wir hatten uns bisher nur über No.3 unterhalten.

Zitat:"gänsekiel" hört sich irgendwie so....banal an.

Nicht banaler als Pflug. Ein Dichter ist zudem ein Mensch des Geistes, er wird folglich auch nur ein Werkzeug des Geistes als derart mächtig erachten.

Ich finde es zudem gar nicht banal, denn der Kiel steht ja symbolisch für Schrift und Sprache. Du weißt Dichter sprechen gerne in Bildern, Symbolen und Gleichnissen. Nur wenige wie z.B. W. Busch bevorzugen den unverblühmt direkten Weg.

Und mach Dir mal wegen "Fehlern" keine Sorgen, das ist ja kein Wettbewerb hier! Was manche so denken... ?

Gruß


- KATANA - 27.10.12007

Man lese stets von Anbeginn

dann macht auch eine Antwort Sinn.

Zur Mitte raus, ich sage Dir,

mag wirklich keiner leiden hier.