Tal der weisen Narren
Clockwork Orange - Druckversion

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- RavenDark - 12.06.12006

Wundert mich, dass der ultimative Film von Stanley Kubrick noch nicht genannt wurde...

[Bild: amkubrick.jpg]

Alex, "Leader der Droogs" und absoluter Beethoven-Fanatiker, hat im Großen und Ganzen nicht viel mehr mit seinem Leben anzufangen, als Schule zu schwänzen, nachts in der Corona Milchbar mit Drogen versetzte Milch zu trinken und dann mit seiner Gang loszuziehen und Leute zu verprügeln und auszurauben.

[Bild: a_clockwork_orange_large_04.jpg]

[Bild: Killer_Movie_25.jpg]

Irgendwann wollen seine Kumpels aber an die "richtig große Kohle" und legen sich mit Alex an. Und Alex kann Kritik überhaupt nicht vertragen. Er reagiert dementsprechend.

[Bild: 1107813148-A-Clockwork-Orange.jpg]

Die Sache ist vorab mal geklärt und alles wieder "righty right". Allerdings lassen sich seine Gangmitglieder eine derartige Behandlung nicht gefallen und sinnen auf Rache. Als bei einem Überfall Alex' Opfer stirbt, hauen ihn seine "Droogs" im wahrsten Sinne des Wortes in die Pfanne. Alex wird von der Polizei geschnappt und als Mörder verurteilt.

[Bild: filmk.2.jpg]

Nach zwei Jahren Gefängnis schlägt sich Alex als Versuchskaninchen für ein medizinisches Experiment vor, bei dem er dann darauf mittels eines übelkeitserregenden Serums darauf konditioniert wird, ohnmächtig auf (drohende) Gewalt zu reagieren, sprich, er kann sich selbst nicht mehr wehren.

[Bild: clockwork_orange_small.jpg]

Als er dann als "völlig geheilt" entlassen wird, geht für ihn der Albtraum erst richtig los. Er muss feststellen, dass er nun für alles büßen muss, was er früher begangen hat - und zwar ohne sich wehren zu können. Zu allem Übel sind seine früheren Droogs nun bei der Polizei...

[Bild: 5.jpg]

Ein ethisch anspruchsvoller Film, der es schafft, "Gut" in "Böße" zu verkehren und umgedreht. Er wirft viele Fragen auf, die ich euch nicht vorweg nehmen will. Hinzukommend besticht er durch eine sehr beeindruckende Bildgewalt und beklemmende Situationen. Mein absoluter Lieblingsfilm, habe ihn mittlerweile ca. 20 mal gesehen und kann noch immer nicht genug bekommen. Daumen hoch


- Paganlord - 13.06.12006

Für mich kein Kultfilm, sondern Dokumentation der Abartigkeit der heutigen Gesellschaft. Mir fiel mal auf, daß z. B. Hooligans und andere Gewaltbesessene diesen Film sehr mögen. Ein Film, der für ein bestimmtes Klientel gemacht worden ist, wohl mit dem Sinn ihr Dasein zu rechtfertigen und zu beschönigen.


- Novalis - 13.06.12006

Hallo,

da kann ich PL zustimmen. Ich habe diesen Film nie gesehen, weiß aber, daß viele die auch "Pulp Fiction", "Reservoir Dogs", "In China essen sie Hunde" und derartige Filme mochten, auch "Clockwork Orange" sehr gut fanden.
Ich habe diese gewaltverherrlichenden Filme niemals gemocht... und mit Schrecken festgestellt, daß sich die Bewusstseine derer die sich den Müll immer und immer wieder reingezogen haben stark veränderten. Da ging es dann nur noch um Gemetzel, Blut, Gewalt usw... Dazu dann die passende Musik, Kleidung, Bücher und schon hat man Vorzeige-Zombies, die keine eigenen Gedanken, Moral- und Wertvorstellungen mehr kennen, sondern diese mit den Abartigkeiten der Filmproduzenten ersetzt haben.

Aber sie merken es gar nicht, sondern bekräftigen sich gegenseitig dabei. Und wer anders denkt wird ganz schnell ausgegrenzt. Wie auch beim Rauchen, Kiffen, Fleischessen, Alkoholtrinken... so ist das eben bei den grauen Fallen ;-)

Grüße,
Novalis


- RavenDark - 13.06.12006

Interessant. Ich finde, der Zweck des Films, welcher auf einem Buch beruht, ist nicht, Gewalt zu verherrlichen, sondern sie im Gegenteil schockierend und nackt darzustellen und somit abzuschrecken. Desweitern werden die Fragen aufgeworfen "Sind wir Herrscher unseres Handelns?", "Wie weit darf Forschung gehen?", "Haben wir einen freien Willen?", "Ist Gegengewalt gleichzusetzen mit Gewalt und gibt es überhaupt 'Gegen'gewalt?" etc. ppa.

Es scheint wohl wieder einer dieser Punkte zu sein, in dem meine subjektive Auffassung sich sehr weit von der Anderer distanziert. Allerdings fällt es mir nicht schwer, mir vorzustellen, dass ohnehin gewaltbereite Menschen CO als zusätzliche Stimulans ansehen. Denn weder körperliche noch psychische Gewalt kommen in dem Film zu kurz, das steht fest.

Jedoch verwundert es mich, dass ihr ihn ebenfalls als gewaltverherrlichend empfindet, meiner Meinung nach sollte der Autor/Regisseur den Friedensnobelpreis erhalten. Oder etwas ähnliches.

Schließlich zeigt der Film in meinen Augen genau das, was Gewalt ist: Das Ergebnis, wenn sich sozial inkompetente Loser, geistig Zurückgebliebene und schwer psychisch, emotional und reaktionär verkehrte Freaks in einer zerstörten Welt, in der nur der Schein, die Fassade von Bedeutung ist, zusammenrotten, um irgendwie ihrer Frustration über ihr Dasein und ihre Perspektivenlosigkeit Ausdruck zu verleihen.

Ja, der Film wiegelt auf und fügt Schmerzen zu. Aber eigentlich ist er - meiner Auffassung nach - nicht mehr als ein Appell an die Menschlichkeit und der Versuch, den Massen die Augen über ihren bewusst aufgesetzten Tunnelblick zu öffnen. Möglicherweise sehe ich das Ganze aber auch grundlegend falsch. Das kann natürlich sein.

Grüße

RavenDark


- Wishmaster - 13.06.12006

Ich habe CO früher gemocht, weil er irgendwie zeigt, dass man sich im Grunde nur auf sich selbst und seine eigene Stärke verlassen kann. Während ich das selbst (frühere Tage) mit der eigenen körperlichen Gewalt und der damit ausgeübten Macht interpretierte, habe ich diese Ansicht im Laufe der Zeit verändert. Heute verstehe ich meine geistige Macht darunter, denn Schlägerkörper sind nichts weiter als nützliche Marionetten der geistigen Macht.


- Novalis - 13.06.12006

Für diejenigen die den Inhalt nicht kennen, eine lesbare Kritik zu dem Film:

http://www.filmstarts.de/kritiken/Uhrwerk%20Orange.html

Nach dem Lesen habe ich ehrlich gesagt noch weniger Lust mir den Streifen anzuschauen... Gesellschafts- und Sozialkritik hin oder her, es ist wieder mal ein Werk, das extreme Gewalt und Abartigkeiten in die Köpfe der Masse transportiert. Daß diese dann darüber nachdenkt und reflektiert halte ich für sehr unwahrscheinlich.

Grüße,
Novalis



- apollo - 14.06.12006

Ich weiß gar nicht was ihr habt, Pulp Fiction ist doch ein
Weltklasse Film, mit einem Top mainstream Niveau.

Weltbekannte Schauspieler, Top Musik und ein absolut
gewaltätiges Drehbuch. Mit vielen seiner sinnlosen Film
Abschnitte hat der Film sicher eine gute Kasse gemacht.

Nur noch von Natural Born Killers zu toppen Lol

Gruss

Apollo


- celestine - 14.06.12006

Als ich den Film C.O. das erstmal sah war ich schockiert über die Handlung und konnte nicht verstehen warum sie das machen. (kann ich bis heut nicht!)
Nach seiner "Behandlung" konnte er einem Leid tun. Ich befand Mitleid und Gerechtigkeit zugleich.
Was aber noch viel erschreckender ist; Wozu ist die HEUTIGE Forschung in der Lage?

....ich möchte es nicht wissen!!!

Denn das macht mir richtig Angst und könnte mir gut vorstellen das es für Stanley K.
ein wichter Punkt im Film gewesen ist.


RE: Clockwork Orange - Paganlord - 14.06.12006

Zitat:Was aber noch viel erschreckender ist; Wozu ist die HEUTIGE Forschung in der Lage?

....ich möchte es nicht wissen!!!

Denn das macht mir richtig Angst und könnte mir gut vorstellen das es für Stanley K.
ein wichter Punkt im Film gewesen ist.

Ich finde, Du sprichst hier einen sehr wichtigen Punkt an, der von anderen bisher übersehen bzw. nicht erwähnt wurde. Das könnte tatsächlich eine Motivation für den Regisseur gewesen sein.


- RavenDark - 14.06.12006

celestine schrieb:Wozu ist die HEUTIGE Forschung in der Lage?
Vor allen Dingen ist diese gezielte Behandlung, die bei Alex dann dazu führt, dass er absolut wehrlos ist, theoretisch sehr einfach durchzuführen - und würde mit Sicherheit auch funktionieren.

Man nehme ein brechreizerregendes Serum und einen Probanten. Man injiziere es ihm, fessle ihn dann derartig, wie in CO gezeigt, und schalte einen Film, in dem ausschließlich Gewalt und Bedrohung gezeigt wird, kurze Zeit bevor das Serum wirkt, ein.

Man wiederhole diesen Vorgang mehrmals täglich über einige Wochen hinweg. Irgendwann ist das Serum nicht mehr nötig, denn das Gehirn hat etwas gelernt, was dazu führt, dass Gewalt sofort Übelkeit (ggf. Schmerzen) erregt. Der Betroffene ist von nun darauf konditioniert, auf Gewalt automatisch so zu reagieren, wie es in CO durch Alex dargestellt wird.

Und das ist fast ausschließlich ein Lernprozess ohne wissenschaftliche Großanstrengungen.