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Kräuterwissen wieder im Kommen? - Druckversion

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Kräuterwissen wieder im Kommen? - Knight - 16.03.12012

Hallo zusammen,

gestern auf der Heimfahrt aus dem Büro lief im Radio auf OE1 wieder die Wissenschaftssendung "Dimensionen", diesmal ging es um Heilkräuter:

http://oe1.orf.at/programm/297942

Zitat:Heilkräuter. Eine Bestandsaufnahme in Geschichte und Gegenwart. Gestaltung: Gudrun Braunsperger

Ein Aufschrei ging im April des vergangenen Jahres durch Internetforen und über Mailinglisten: Panik vor dem Aus für natürliche Heilmittel hatte sich über die Stille Post im Netz breitgemacht. Tatsächlich wurde da ein Missverständnis zur virtuellen Massenhysterie aufgebauscht: Denn das Inkrafttreten einer EU-Richtlinie bedeutet tatsächlich kein Verbot, sondern die europaweite Neuregelung eines Registrierungsverfahrens für pflanzliche Heilmittel.

De facto bedeutet das die Einschränkung der Wildsammlung von Kräutern für die Verwendung als Arzneimittel, betroffen ist auch der Heilmittel-Markt der asiatischen Medizin: Für viele dieser Produkte gibt es keine ausreichende Regulierung, sie werden als Einzelprodukte verschrieben oder als Nahrungsergänzungen abgegeben.
Wirkungsweise und Qualitätssicherung

Die Kräuterelixiere der traditionellen chinesischen Medizin etwa bestehen aus Kräutermischungen, ihre multiple Wirkung lässt sich mit herkömmlichen naturwissenschaftlichen Methoden der westlichen Medizin nicht nachweisen. Aber ohne die Tests für das Zulassungsverfahren bestanden zu haben, müssten solche Produkte wenigstens seit 15 Jahren in Europa in Verwendung sein, nur dann dürften sie als Pharmazeutika vertrieben werden.

Aber gleichzeitig gibt es nach und nach auch vermehrt Forschung zur Wirkweise dieser Medizin, erzählt Johannes Saukel vom Institut für Pharmakognosie, und auch die Möglichkeit, diese Arzneidrogen in das europäische Arzneibuch aufzunehmen und auf diese Weise zuzulassen.

Qualitätssicherung ist sinnvoll und notwendig, betont Chlodwig Franz vom Institut für Botanik und Pharmakognosie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Pflanzenheilkunde bietet, wenn es nicht um bakterielle oder virale Erkrankungen geht, manche Vorteile, etwa vergleichsweise geringe Nebenwirkungen. Aber ihre Erfolge hängen auch ganz wesentlich von der Seriosität ihrer Anbieter ab.
Natürliche Heilmittel

Durch die Erfolgsgeschichte chemischer Medikamente seit dem 19. Jahrhundert ist die Bedeutung der Phytotherapie, der Pflanzenheilkunde, ins Hintertreffen geraten. Dabei haben Heilpflanzen eine Jahrtausende alte Tradition: In den mittelalterlichen Klöstern wurde antikes medizinisches Wissen weitergegeben und kultiviert, die Klostermedizin ist ein wichtiges Kapitel der Medizingeschichte. Natürliche Heilmittel spielen eine große Rolle in der Medizin anderer, zum Teil noch älterer kultureller Traditionen, und der Zugriff auf Ayurveda und Traditionelle Chinesische Medizin boomt inzwischen auch bei uns.

Die Pflanzeninhaltsstoffe ein und derselben Pflanze können jedoch höchst unterschiedlich sein, je nachdem, wie nährstoffreich oder aber pestizidbelastet die Böden sind, auf denen sie wachsen. Darüber hinaus haben Pflanzen noch eine andere Tücke: Primel etwa ist nicht Primel. Pflanzen sind, selbst innerhalb einer Art, höchst unterschiedlich.

Nicht nur deshalb ist die Wildsammlung nur etwas für Kenner. Auch, weil es höchst gefährlich sein kann, Giftpflanzen in Unkenntnis zu begegnen. Denn Pflanzenarzneimittel sind nicht harmlos, Pflanzen wehren sich auf ihre Weise gegen unliebsame Pflanzenfresser und können auch schädigend wirken. Nicht umsonst spricht man in der Sprache der Apotheker von Arzneidrogen. Denn Heil und Verderben liegt in der Pharmazie nahe beieinander.

Was mich besonders aufhorchen ließ, war die Bemerkung eines der Wissenschaftler, der meinte, er würde gerne im 16. Jahrhundert die Kräuterkundigen besuchen und von denen lernen (erwähnt wurde da namentlich Hildegard von Bingen). Auch wenn ich Hildegard sehr hoch schätze, müsste der Besuch viel weiter in die Vergangenheit reichen, noch vor die Chr*stianisierung ...

Grüße vom

Ritter