Tal der weisen Narren
Leben im Wald - Druckversion

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Leben im Wald - Thorhall - 26.10.12019

Seit dem Aufwachen heute morgen begleitet mich das Geräusch der Kettensäge.Wie auch gestern und die Tage davor und letzte Woche, so dass man das Gefühl bekommt, dass dieses Geräusch nicht mehr verstummt, außer in den kurzen Momenten, wo das Krachen eines umstürzenden Baumes die Säge zum Schweigen bringt.
Wir wundern uns schon lange, warum die Menschen in den Wald ziehen, um dann die Bäume auf ihren Grundstücken niederzumachen, und ich spreche nicht von kranken Bäumen.
Man bekommt doch ruhige und abgeschiedene Grundstücke in den Dörfern und Gemeinden ringsherum ... aber nein, man muss in den Wald ziehen und mal eben 20, 30 Bäume oder so fällen, nur um einen bessern Blick auf den Weg oder zum Nachbarn zu bekommen oder um Rasen anzulegen oder sonst was für einen Blödsinn. Ich verstehe die Leute hier nicht, sie zerstören etwas so schönes, und ich glaube auch nicht, dass es daran liegt, dass es alles Großstädter sind.
Auf unserem Grund stehen noch hunderte von Bäumen, und das soll sich auch nicht ändern.


RE: Leben im Wald - verdandi - 26.10.12019

Diese Hoschis sind so hohl. Sie lassen rund einen Meter von jedem Baum stehen, wahrscheinlich, weil er dann als "nicht gefällt" gilt. Das sieht total bekloppt aus. Und jetzt kann man ihnen super auf den Teller gucken, aber wer will das schon, liegen wahrscheinlich Leichen drauf. Nicht mal im Wald hat man Ruhe vor denen. Tdown


RE: Leben im Wald - Paganlord - 27.10.12019

Weil sie zu faul sind die Wurzel zu roden. Kenne ich auch aus der Nachbarschaft. Der Stumpf soll dann über Jahre von selbst verfaulen.


RE: Leben im Wald - Dancred - 01.11.12019

Zwei Freunde vor meinem Haus

Inwischen reichen meine beiden Baumfreunde gut sechs Meter bis zu meinem Schlafzimmerfenster im zweiten Stock des Hauses. Wunderschön und stolz ragen sie in den Himmel.

   
Gerade, wenn ich diese Geschichte über meine beiden Ahorn-Freunde vor dem Haus hier nun schreibe, tragen sie ein lichtes sonnengelbes Laubkleid.

Es ist nun schon über zwanzig Jahre her, als ich in dieses kleine Haus (in dem wir heute noch leben) vor den Toren des Schwarzwaldes gezogen bin.

Kleine Fenster, kleine Räume, niedrige Decken und natürliche hellbraune Holzbalken in den Zimmern, ließen das karge Leben vor gut hundert Jahren sehr gut erahnen und nachempfinden. Besonders angetan aber war ich von dem großen offenen Kamin mit den schweren schmiedeeisernen Türen, der sich inmitten des kleinen, kaum 40 Quadratmeter messenden Wohnzimmers, befindet. Denn dieser Kamin versprach, gerade an den ungemütlich kalten Herbsttagen und natürlich auch im Winter, eine zusätzliche wohlig-warme Gemütlichkeit im ganzen Haus.

Das sicherlich nicht so leichte und einfache Leben der Menschen, die ganz früher, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in diesem Bauernhaus lebten, war wohl zu spüren, jedoch nicht im negativen Sinn, wie man vielleicht meinen könnte, sondern ganz im Gegenteil.

Ich behaupte sogar spüren zu können, dass dieser steinerne Zeitzeuge nie etwas absolut Negativem ausgesetzt war. Zeitlebens gab das Haus meiner Frau, mir und zahlreichen menschlichen und tierischen Gästen, die in den letzten Jahren hier so ein und aus gingen, eine wohlbehütende Heimat. Jeder kann beim Eintritt sofort spüren, in unserem Haus wohnt ein guter Spirit.

Es erscheint mir heutzutage umso mehr als Schutz- und Trutzburg vor der geradezu irrsinnigen und wildgewordenen Welt da draußen.

Und dann gibt es da ja, neben unserem Mops Vitus, noch zwei nichtmenschliche Freunde in meinem Leben. Sie stehen ständig und unentwegt, egal bei welchem Wetter, ob bei Sonne, bei Wind, Schneekälte oder Regen, vor meinem Haus. Vor allem habe ich sie nicht gerufen. Sie kamen ganz von selbst. Sie stellten sich doch tatsächlich, wie selbstverständlich, vor mein Häuschen.

Die Beiden pflanzten sich an den unmittelbar am Haus vorbeiführenden Asphaltweg, direkt unter das Wohnzimmerfenster, aus dem ich hinaus schaue, wenn ich an meinem Wohnzimmertisch sitze und esse, am Laptop arbeite, schreibe oder was auch immer ich sonst noch tue. Gleich zwei Feld-Ahornbäume bieten meinem Haus und somit auch mir nun Schutz.

In den ersten Jahren konnte ich die Bäumchen natürlich von meinem Platz am Wohnzimmertisch aus nicht direkt sehen, da sie noch so kleinwüchsig unter den Fenstern standen. Doch, von Jahr zu Jahr wuchsen sie geradlinig und stolz in die Höhe und natürlich auch in die Breite. Irgendwie gaben mir diese Ahornbäume regelrecht das Gefühl, dass sie es sogar recht eilig hatten, bald groß und prächtig zu werden.

Höchstwahrscheinlich unterliege ich da aber einer rein subjektiven Einschätzung. Denn ich denke nicht, dass es möglich ist, dass Bäume gewillt in unterschiedlichen Geschwindigkeiten wachsen, um einem Menschen, den sie sich scheinbar ausgesucht haben, den baldmöglichsten Schutz geben zu können – oder vielleicht doch? Wer weiß?

Lange Zeit war es für mich ein echtes Rätsel, warum sich diese Beiden gerade zu meinem Haus, und damit also zu mir selbst, gesellt hatten, bis ich durch Zufall, oder nein, Zufälle gibt es ja nicht, also bis das Schicksal oder mein Lebensplan nun wollten, dass mir im Internet eine Seite über Pflanzen unterkam, die sich unter anderem mit deren unterschiedlichen spirituellen Bedeutungen beschäftigt.

Natürlich schaute ich sogleich nach der entsprechenden Bedeutung von Ahorn-Bäumen, und siehe da, was konnte ich da unter anderem lesen:

… “Ahornbäume haben einen sehr lichten und heiteren Charakter, vor allem im Herbst. Sie gelten traditionell als Schutz versprechende Haus-Bäume, die Loslass-Prozesse begünstigen und zur Klärung der Gedanken beitragen. Auf Personen, die leicht erschrecken oder zwischen Extremen hin- und herpendeln, können sie besänftigend wirken. Außerdem fördern sie die Intuition, die Selbstfindung und den kommunikativen Ausdruck. Sie können Kraft-Bäume sein für Menschen, die zu wenig mit ihrem höheren Wesen verbunden sind. Zu ihren Stärken zählen weiters die Freiheitsliebe, der Idealismus, der Ehrgeiz, die Vielseitigkeit, die Willensstärke, das Selbstbewusstsein und die harmonische Vereinigung von Gegensätzen. Sie lieben Herausforderungen und scheuen keine Schwierigkeiten. Und all diese positiven Eigenschaften können sie uns vermitteln, wenn wir ihre Nähe suchen und uns auf ihre Schwingungen einlassen.“ …

Quelle: https://www.everyday-feng-shui.de/wesen-und-bedeutung-des-ahorn-baumes/?fbclid=IwAR3PycSWJ8FzbgpAZwiIkVy0_tTz5CjDP6Uxb6cn8botu0cOMDwDnDeqN_Q

Inwischen reichen meine beiden Baumfreunde gut sechs Meter bis zu meinem Schlafzimmerfenster im zweiten Stock des Hauses. Wunderschön und stolz ragen sie in den Himmel. Und im Sommer, wenn die beiden ihr sommergrünes Blattkleid tragen, geben sie einen wunderbaren Sichtschutz von der Straße aus, vor allzu neugierigen Blicken. Dann scheint sich das kleine Bauernhaus regelrecht hinter diesen Ahorn-Bäumen mit ihren weit ausladenden Zweigen zu ducken.

Gerne geben sich die Beiden auch als Gastgeber aller Arten von Tieren. Vor allem zahlreiche Vögel nehmen diese Einladung zum Verweilen sehr gerne an. Das gibt mir hin und wieder die schöne Gelegenheit allerlei Vogelpärchen, mal Amseln, ein anderes Mal kleine Spatzen oder Kohlmeisen, in den grünblättrigen Armen meiner Ahorn-Freunde in ihrem fröhlichen Treiben zu beobachten und dem unterschiedlichen Gesang zuzuhören. Gerade im Sommer, bei warmen und schönem Wetter am geöffneten Fenster, wenn ich ganz still und regungslos am Tisch sitze, darf ich solches dann ganz nah vor mir als ein wunderbares Naturereignis erleben. Die Vögel kommen dann so nah, dass ich beinahe versucht wäre meine Hände nach ihnen auszustrecken, um sie sacht zu berühren.

So manches Mal, wenn ich von meinem Platz am Tisch aus zu meinen beiden Baumfreunden hinausschaue, sehe ich sogar allerlei kleine Gesichter in ihrem Geäst. Es handelt sich dabei um so unterschiedliche Gesichter, wie man sie sich gar nicht ausdenken kann. Die einen haben große hakenartige Nasen und kleine Augen, sie tragen zerknitterte Hüte oder haben Mützen oder scheinbar wirres Haar auf ihren Köpfen. Sie scheinen mit ihren frechen Augen grinsend direkt in mein Wohnzimmer zu schauen.

Die anderen wiederum tragen eine große knollige Nase im Gesicht und schauen ernst, manchmal sogar fast grimmig drein. Wenn ein wenig der Wind weht, wiegen sie sich leicht schaukelnd im grünen Laub oder scheinen ihre Häupter in meine Richtung ins Zimmer zu neigen. Manchmal verändern sie dabei sogar ihre knorrigen Gesichter oder sie verschwinden so plötzlich wieder, wie sie aufgetaucht sind. Und jeden Tag kommen andere zu Besuch. In Ermangelung eines anderen passenden Begriffs nenne ich sie einfach „Baumwesen“ oder auch „Baumgeister“.

Diese geheimnisvollen Wesen scheinen in meinen beiden Ahorn-Bäumen ständig zu leben, wobei sie sich für mich wohl nur im Sommer, wenn die Bäume ihr dunkelgrünes Kleid tragen, zu erkennen geben wollen. Darüber hinaus, in den anderen Jahreszeiten, sind sie jedenfalls für mich nicht sichtbar. Sie sind Natur- oder Schutzwesen der Bäume bzw. sie sind das Baumwesen selbst. Sie beschützen und wehren Unheil von den Bäumen ab, damit diese ihren Auftrag gegenüber den Menschen und der Natur erfüllen können.

Gerade, wenn ich diese Geschichte über meine beiden Ahorn-Freunde vor dem Haus hier nun schreibe, tragen sie ein lichtes sonnengelbes Laubkleid mit grünen und braunen Tupfen. Es ist inzwischen Herbst geworden. Und oft werden sie jetzt durch stürmischen Wind und Regenwetter hin und her gepeitscht. Doch das macht ihnen nichts aus, stehen sie doch weiter stolz und unverdrossen mit weit ausgebreiteten Armen schützend vor meinem Haus. Enden möchte ich mit einem Zitat von Hermann Hesse, was, wie ich meine, sehr gut zu meiner Geschichte passt:

„Bäume sind Heiligtümer,
wer mit ihnen zu
sprechen vermag und
ihnen zuzuhören weiß,
der erfährt die Wahrheit.
Sie predigen nicht
Lehren und Rezepte, sie
predigen das Urgesetz
des Lebens.“

Ach ja, noch etwas zum Schluss. Auch Du kannst diese geheimnisvollen Wesen in den Bäumen entdecken, wenn Du nur ganz ruhig und gespannt, ohne irgendwelcher Ablenkung von außen, in einen Laubbaum hineinblickst. Und genau auf dem Höhepunkt der Stille deiner Konzentration erkennst Du sie plötzlich. Du kannst sie sehen, die lustigen und knorrigen Gesichter dieser seltsamen Baumwesen. Versuche es doch einfach einmal bei einer deiner nächsten Begegnung mit einem Baum oder im Wald!

© Jörg Schmidt