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Wilzen, Nordmark, Havelland und Spreewanen – meine Heimat - Druckversion +- Tal der weisen Narren (https://www.pagan-forum.de) +-- Forum: Gedichte, Gedanken, Bilder (https://www.pagan-forum.de/forum-13.html) +--- Forum: Fremdgeschriebenes (https://www.pagan-forum.de/forum-39.html) +--- Thema: Wilzen, Nordmark, Havelland und Spreewanen – meine Heimat (/thread-6425.html) |
Wilzen, Nordmark, Havelland und Spreewanen – meine Heimat - Paganlord - 19.09.12022 Das kleine Dorf Ribbeck liegt etwa 20 Minuten von hier. Schon oft stand oder saß ich dort im Schloß, und die Geschichte vom Birnbaum, die ist mir seit Kindertagen geläufig. Theodor Fontane hat sie für uns aufgeschrieben. Herr von Ribbeck Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland Ein Birnbaum in seinem Garten stand Und kam die goldene Herbsteszeit Und die Birnen leuchteten weit und breit Da stopfte wenns Mittag vom Turme scholl Der von Ribbeck sich beide Taschen voll. Und kam in Pantinen ein Junge daher So rief er Junge wiste ne Beer Und kam ein Mädel so rief er lütt Dirn Kumm man röwer ick hebb ne Birn So ging es viel Jahre bis lobesam Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende es war Herbsteszeit Wieder lachten die Birnen weit und breit Da sagte von Ribbeck ich scheide nun ab Legt mir eine Birne mit ins Grab Und drei Tage drauf aus dem Doppeldachhaus Trugen von Ribbeck sie hinaus. Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht sangen von des Helden Zuversicht Und die Kinder klagten das Herze schwer He is dod nu wer giwt uns nu ne Beer So klagten die Kinder das war nicht recht Ach sie kannten den alten Ribbeck schlecht. Der neue freilich der knausert und spart Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt Aber der alte vorahnend schon Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn Der wusste genau was damals er tat Als um eine Birn ins Grab er bat. Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus Ein Birnbaumsprößling sprosst heraus Und die Jahre gingen wohl auf und ab Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab Und in der goldenen Herbsteszeit Leuchtets wieder weit und breit. Und kommt ein Jung übern Friedhof her So flüsterts im Baume wiste ne Beer Und kommt ein Mädel so flüsterts lütt Dirn Kumm man röwer ick gew di ne Birn So spendet Segen noch immer die Hand Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Theodor Fontane (1819 – 1898) RE: Wilzen, Nordmark, Havelland und Spreewanen – meine Heimat - Cnejna - 19.09.12022 Wir waren vor kurzem dort gewesen. Angeblich steht der Nachfahre des alten Birnbaums noch in Ribbeck. Doch wenn man ihn sehen will erfährt man, dass er auf Kirchengrund steht, praktisch direkt neben dem Eingang der Kirche. Eine Enttäuschung für jedes Heidenkind ... doch natürlich stehen in Ribbeck noch mehr Birnenbäume, und Herr Ribbecks Birnbaum stand ja auch in seinem Garten ... nicht neben der Kirche. Übrigens: Dieses Gedicht ist nicht nur im Norden bekannt, sondern in ganz Deutschland berüchtigt. Im Saarland müssen es die Kinder in der Schule auswendig lernen - oder sie kriegen es von den Eltern vorgetragen. ![]() |