Tal der weisen Narren
Rombinus - Druckversion

+- Tal der weisen Narren (https://www.pagan-forum.de)
+-- Forum: Märchen, Mythen, Sagen - verstecktes Wissen (https://www.pagan-forum.de/forum-5.html)
+--- Forum: Märchen, Mythen und Sagen (https://www.pagan-forum.de/forum-20.html)
+--- Thema: Rombinus (/thread-7495.html)



Rombinus - Erato - 10.11.12025

Rombinus
Willkischker Höhenzug, Litauen

   

Der Rombinus war eines der Hauptheiligtümer der Prußen (Preußen). Man berichtet, daß an diesen Orten ein ewiges heiliges Feuer brannte. Sagen berichten von vielen friedlichen Berggeistern, die sich den Menschen zeigten. Sie konnten lieblich singen und belohnten die Menschen, die freundlich zu ihnen waren. Menschen, die schlecht zu ihnen waren, bestraften sie.

„Oben auf dem Berg, die Litauer, haben ihr Feuer schon hoch. Sie singen eine Weile. Das Feuer brennt über dem Stein, ruhig, nur manchmal greift der Wind von oben her in das offene Rund hinab und dreht die Flammen auseinander.“
Johannes Brobowski

   
Denkmal für Opferstein auf dem Rombinus


><><><><><><><><


Der Opferstein auf dem Rombinus


Zitat:„Er war ein länglich-runder Block mit einer schräg geebneten Oberfläche", so wird berichtet, „der 15 Ellen im Umfange, an der niedrigeren Seite gegen 5 und an der höheren gegen 9 Fuß maß."

Seine Ausrichtung wird auf der Nord-Süd-Achse beschrieben. Tief in der Erde war er verankert und soll aus rotschwarzem Granit bestanden haben. Überliefert ist auch, daß ihn Glyphen zierten:
Zitat:„Ein Schwert in fast diagonaler Richtung in der mittleren Gegend der Oberfläche, darunter ein Zeichen, welches einem Tempel ähnlich war, weiter eine Hand, ein Menschenfuß und eine Menge von Tierfußtapfen waren seine Hieroglyphen.“


Niemals durfte der Opferstein beschädigt werden! Die Alten überlieferten die Heiligkeit dieses Ortes, der „geweiht“ von den alten Göttern war. Über tausende von Jahren kamen die Menschen zu diesem alten Heiligtum und opferten. Und auch über Leben und Tod wurde an diesem Ort Gericht gehalten. Es war also ein heiliges urheidnisches Zentrum des Landes. Selbst mächtige Fürsten und Könige kamen mit Geschenken zu diesem heiligen Platz und unterstreichen durch ihr Handeln die hohe Stellung des Rombinus.

Zitat:Auch Kranke aller Art fanden sich ein, berührten den Stein, um geheilt nach Hause zurückzukehren, Brautleute gingen zu ihm und flehten um glückliche Ehe,' Wöchnerinnen dankten hier für ihre Genesung und baten um Segen für den Neugeborenen.


Zitat:„Göttersitz der alten Preußen, an dem die Götter Laima, Lauma und Potrimpus verehrt wurden.

In der ursprünglichen Kultur durchzog eine matriarchale Gesellschaftform das Leben der Menschen. Die Göttin Laima wird auch als Schicksalsgöttin beschrieben. Heute meint man, daß sie eine Göttin des Glücks ist. Das ist eine Fehlinterpretation. Denn es gibt kein Schicksal, das uns vorbestimmt ist. Es gibt nur das Schicksal, das wir selbst für uns weben. Vorrangig ist sie diejenige, die an diesem Ort verehrt wurde und durch ihre Priesterinnen verkörpert wurde. Einen Hinweis auf unsere Göttin finden wir an diesem Ort durch die gefunden Armringe und Kränze, die oft Schlangen darstellten. Die Schlange als ursprüngliches, ja urheidnischem Symbol der Göttin, wie sie auf allen Kontinenten zu finden ist. was benötigt man mehr als Beweis?

   
Göttin Laima, Hergestellt von JURGACreations


Potrimpus, der als Fruchberkeitsg*tt oder G*tt der Fließgewässer in Erscheinung tritt, ist in die Patriarchale Zeit einzuordnen und übernimmt das Sinnbild der dreifaltigen Göttin gemeinsam mit Patollos/Pikollos (Tod) und Perkunos (Fruchtbarkeit). Und auch an dieser Übermittlung in die heutige Geschichte, erkennt man die geplante Verwirrung für den Leser. Wenn Fruchbarkeit und Tod durch Patollos und Perkunas versinnbildlicht werden, sollte Potrimpus eigentlich das Sinnbild der Jugend und Unschuld zugestanden werden. An welchem Punkt der Geschichte den Göttern andere Funktionen zugetragen wurden, kann ich nicht beurteilen.


   
Tod, Fruchbarkeit und Jugend in patriarchaler Darstellung

Die gefundene Sage soll die Geschichte des heiligen Ortes abrunden, obwohl eben Potrimpus nicht den ursprünglichen Kult dieses Ortes widerspiegelt. Doch sie gibt uns einen Einblick in die Magie dieses Ortes und den Zauber, der den straft, der einen heiligen Ort zerstört.


DER OPFERSTEIN AUF DEM ROMBINUS


Bei der Stadt Ragnit [Neman, Неман] an der Memel, aber drüben jenseits des Flusses, erhebt sich ein bewaldeter und zerklüfteter Berg, der heißt Rombinus. Vorzeiten war auf ihm der alten Litauen berühmtestes und größtes Heiligtum, mit einem riesigen Steinaltar, auf welchem dem G*tte Potrimpos seine Opfer dargebracht wurden. Der G*tt selbst sollte diesen Stein an jenen Ort gelegt haben und unter denselben eine goldene Schüssel und eine silberne Egge begraben, weil er der G*tt der Fruchtbarkeit und der Ernte war. Da war des Opferns auf dem Rombinus kein Ende, und die Sage ging schon damals, solange der Stein auf dem Berge liege, werde Litauen in Glückesblüte stehen, würde aber der Stein hinweggerückt, so werde der Berg selbst einstürzen und Unglück das Land heimsuchen, und diese Sage ging von einem Jahrhundert in das andere, als längst keine Opfer mehr auf dem Rombinus gebracht wurden.

Da kam - im Jahre 1811 soll es geschehen sein - ein deutscher Müller nach dem Dörfchen Barten (Bardehnen) nordöstlich vom Rombinus, der wollte zwei neue Windmühlen anlegen und suchte in der Gegend umher nach festen Steinen. Da kam er auch auf den Rombinus, und der Opferstein dünkte ihm baß geeignet zu seinem Werke. Allein die Umwohner sagten ihm, diesen Stein dürfe er nicht wegnehmen, von dem hänge das Glück des Landes ab. Der Müller sagte den Leuten, daß sie noch im heidnischen Aberglauben befangen seien, ging zum Landrat und ließ sich die Erlaubnis schriftlich geben, den Stein wegnehmen zu dürfen. Diese erhielt er, denn der Landrat wollte nicht minder aufgeklärt sein wie ein deutscher Windmüller. Aber siehe da, die Erlaubnis half erst recht nichts, denn es rührte kein Arbeiter ringsumher eine Hand, auch nicht um den reichsten Lohn, den der Müller bot. Jetzt mußte der Müller erst im Lande herumreisen, sich herzhafte und nicht abergläubische Leute zu suchen. Endlich fand er nach langer Mühe drei kecke Gesellen, die erboten sich, den Stein zu sprengen und vom Berge wegzuführen, es war aber keiner von ihnen aus der Nähe des Rombinus. Einer war aus Gumbinnen, der zweite aus Tilsit und der dritte aus Altpreußen bei Tilsit. Jetzt gingen die vier Männer zum Rombinus hinauf und begannen die Arbeit. Der Müller tat den ersten Schlag auf den Stein, da fuhren zwei Splitter davon, die schossen ihm in die Augen, daß er alsobald erblindete und blind blieb sein Lebelang; vielleicht, daß er noch am Leben ist. Der Geselle aus Tilsit krellte sich beim zweiten Schlag, den er tat, den Arm so stark, daß ihm die Markröhre zersprang und er einen dritten Schlag nicht tun konnte. Aber den beiden andern Gesellen geschahe nichts, sie ließen sich auch nicht warnen, überwältigten den Stein und schafften ihn vom Berge herab. Als aber der Gumbinner Geselle nach getaner Arbeit wieder in seine Heimat wanderte, hat er diese nimmer erreicht und ist elendiglich am Wege hinter einem Zaun verstorben. Die goldene Schüssel und die silberne Egge, von der die Sage ging, hat keiner gefunden. Seit der Stein hinweg war, begann der Memelstrom am Berge zu arbeiten und zu nagen und ihn zu unterhöhlen, und im Jahre 1835, im September, geschahe nachts ein donnerähnliches Krachen und war ein großes Stück des Rombinus eingestürzt, und viele fürchteten, es werde noch mehr einstürzen und die alte Unglücksprophezeiung sich erfüllen.
Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853


   


Quellen:
https://johannesbobrowski.de/orte-an-der-memel/
https://wiki.genealogy.net/Rombinus,_der_heilige_Berg_im_Memelland
https://www.sagen.at/texte/sagen/russland/deropferstein.html