03.02.12005, 13:56
Ich bin mir nicht ganz sicher, was die Qualität dieser Eddaausgabe betrifft. Sollte jemand evtl. Fehler berichtigen können, wäre ich dankbar.
Lokis Zankreden
Götter und Göttinnen saßen beim Trunke in der Halle des Meerriesen Ägir; das war eine Friedensstätte, wo man sich an niemand vergreifen durfte. Nur Thor und Loki fehlten. Da kam Loki gegangen und traf vor der Tür den Koch des Riesen.
Er redete ihn an:
1
Sag mir, Eldir,
eh du einen Schritt
setzest vorwärts den Fuß:
was führen hier innen
für Älgespräche
die Söhne der Sieggötter?
2 Eldir:
Von ihren Schwertern
und von Schlachtmut reden
die Söhne der Sieggötter;
die Asen und Alben,
die hier innen sind,
sprechen alle arg von dir.
3 Loki:
Eintreten will ich
in Ägirs Halle,
das Saalfest zu sehn;
Hohn und Haß
bring ich den hohen Göttern
und mische Bosheit ins Bier.
4 Eldir:
Wisse, wenn du eintrittst
in Ägirs Halle,
das Saalfest zu sehn,
spritzt Gift und Geifer
auf die Götter Loki,
an ihm wischt man`s ab.
5 Loki:
Wisse, Eldir,
willst im Wortstreite du
dich messen mit mir,
arm werd ich nicht
an Antworten sein,
wenn du schnell nicht schweigst.
Darauf trat Loki in die Halle ein und sprach:
6
Durstig komm ich
zu dieser Halle
gar weiten Weg,
die Asen zu bitten,
ob mir einer des Mets
trefflichen Trank gebe.
7
Was verstummt ihr so,
stolze Götter?
Geruht zu reden doch!
Sitz und Stätte
gönnt im Saale mir
oder weiset mich weg!
8 Bragi:
Sitz und Stätte
werden im Saale nie
die Asen dir einräumen;
denn die Asen wissen,
wen sie von allen Wesen
zum Gelage laden sollen.
9 Loki:
Gedenke, Odin,
daß wir in alten Tagen
beide das Blut mischten!
Bier genießen
wolltest du nimmermehr,
wär`s nicht uns beiden gebracht.
10 Odin:
Steh auf, Widar!
Heiß des Wolfs Vater
sich setzen im Saal!
Nie möge Loki
mit Lästerung begrüßen
die Asen im Ägirsaal.
Da stand Widar auf und schenkte Loki Bier ein; aber ehe dieser trank, entbot er den Asen den Gruß:
11
Heil euch, Asen!
Heil euch Asinnen,
allen gnädigen Göttern -
außer dem reinen Asen,
der dort innen sitzt,
Bragi, auf der Bank!
12 Bragi:
Ring und Roß
aus meinen Reichtümern,
ein Schwert dazu schenk ich dir;
mit Unbill lohne
den Asen nimmer!
Reize die Rater nicht!
13 Loki:
Entbehren, Bragi,
wirst du beides stets,
Ringe wie Roß;
von den Asen und Alben,
die hier innen sind,
bist du der feigste im Gefecht
und der scheuste vorm Schuß.
14 Bragi:
Wisse, wär ich draußen,
statt daß drinnen ich
hier sitze im Saal,
dein Haupt hielte
in der Hand ich bald;
das wär deiner Lüge Lohn.
15 Loki:
Auf dem Sitz bist du tapfer,
doch die Tat wirst du meiden,
Bragi, du Bankzierde!
Komm zum Kampf,
wenn so kühn du bist!
Der Zaglose zaudert nicht.
16 Idun:
Ich bitte dich, Bragi,
damit die Bande nicht reißen
zwischen wahren und Wunschsöhnen,
daß du Loki nicht
mit Lästerung begrüßest
in der Halle hier.
17 Loki:
Schweig doch, Idun!
Scheinst du doch der Frauen
mannstollste mir,
seit des Bruders Töter
du mit beiden Armen,
den schneeweißen, umschlangst.
18 Idun:
Mit Lästerworten
begrüß ich Loki nicht
in der Halle hier:
ich besänftige Bragi,
den bierseligen,
da ich Hader verhüten will.
19 Gefjon:
Warum müßt ihr Asen
hier innen euch beide
mit Scheltworten schmähn?
Das ist Lokis Art,
daß er ein Lästerer ist
und die Himmlischen haßt.
20 Loki:
Schweig doch, Gefjon!
Den Göttern erzähl ich`s,
wer dich zur Liebe verlockt:
Schmuck schenkte
dir der schöne Knabe;
mit den Schenkeln umschlangst du ihn.
21 Odin:
Wirr bist du, Loki,
und wahnbetört,
da du Gefjons Groll erweckst:
denn der Welt Schicksal,
mein ich, weiß sie alles
ebenso wie ich.
22 Loki:
Schweig doch, Odin!
Gar schlecht verteiltest du
zwischen Kriegern das Kampfeslos:
gabst du doch oft,
dem du nicht geben solltest,
dem Feigeren Erfolg.
23 Odin:
Wisse, wenn ich gab,
dem ich nicht geben sollte,
dem Feigeren Erfolg,
acht Winter
warst unter der Erde du
als Melkerin und Magd,
da hast du Buben geboren,
das dünkt mich des Argen Art.
24 Loki:
Doch von dir erzählt man,
daß du gezaubert hast
und zu Samsey Seidwerk triebst:
in Zauberers Gestalt
zogst du durchs Volk;
das dünkt mich des Argen Art.
25 Frigg:
Euer einstig Schicksal
ließest den andern ihr
besser verborgen sein,
was vor Urzeiten
ihr zwei Asen triebt -
nicht soll man Altes aufrühren.
26 Loki:
Schweig doch, Frigg!
Du bist des Fjörgynn Tochter
und warst lüstern nach Liebe stets
We und Wili
hast du, Widrirs Gattin,
beide an die Brust gedrückt.
27 Frigg:
Wisse, säße mir ein Sohn
im Saale Ägirs
auf der Bank, ein Baldergleicher,
nicht kämst du hinaus
von den Kindern der Asen,
man böte dir Keckem Kampf.
28 Loki:
Du willst es, Frigg
daß ich weiter noch
Hohnreden halten soll:
mein Werk war`s
daß du nach Walhall reiten
den Sohn nicht mehr siehst.
Lokis Zankreden
Götter und Göttinnen saßen beim Trunke in der Halle des Meerriesen Ägir; das war eine Friedensstätte, wo man sich an niemand vergreifen durfte. Nur Thor und Loki fehlten. Da kam Loki gegangen und traf vor der Tür den Koch des Riesen.
Er redete ihn an:
1
Sag mir, Eldir,
eh du einen Schritt
setzest vorwärts den Fuß:
was führen hier innen
für Älgespräche
die Söhne der Sieggötter?
2 Eldir:
Von ihren Schwertern
und von Schlachtmut reden
die Söhne der Sieggötter;
die Asen und Alben,
die hier innen sind,
sprechen alle arg von dir.
3 Loki:
Eintreten will ich
in Ägirs Halle,
das Saalfest zu sehn;
Hohn und Haß
bring ich den hohen Göttern
und mische Bosheit ins Bier.
4 Eldir:
Wisse, wenn du eintrittst
in Ägirs Halle,
das Saalfest zu sehn,
spritzt Gift und Geifer
auf die Götter Loki,
an ihm wischt man`s ab.
5 Loki:
Wisse, Eldir,
willst im Wortstreite du
dich messen mit mir,
arm werd ich nicht
an Antworten sein,
wenn du schnell nicht schweigst.
Darauf trat Loki in die Halle ein und sprach:
6
Durstig komm ich
zu dieser Halle
gar weiten Weg,
die Asen zu bitten,
ob mir einer des Mets
trefflichen Trank gebe.
7
Was verstummt ihr so,
stolze Götter?
Geruht zu reden doch!
Sitz und Stätte
gönnt im Saale mir
oder weiset mich weg!
8 Bragi:
Sitz und Stätte
werden im Saale nie
die Asen dir einräumen;
denn die Asen wissen,
wen sie von allen Wesen
zum Gelage laden sollen.
9 Loki:
Gedenke, Odin,
daß wir in alten Tagen
beide das Blut mischten!
Bier genießen
wolltest du nimmermehr,
wär`s nicht uns beiden gebracht.
10 Odin:
Steh auf, Widar!
Heiß des Wolfs Vater
sich setzen im Saal!
Nie möge Loki
mit Lästerung begrüßen
die Asen im Ägirsaal.
Da stand Widar auf und schenkte Loki Bier ein; aber ehe dieser trank, entbot er den Asen den Gruß:
11
Heil euch, Asen!
Heil euch Asinnen,
allen gnädigen Göttern -
außer dem reinen Asen,
der dort innen sitzt,
Bragi, auf der Bank!
12 Bragi:
Ring und Roß
aus meinen Reichtümern,
ein Schwert dazu schenk ich dir;
mit Unbill lohne
den Asen nimmer!
Reize die Rater nicht!
13 Loki:
Entbehren, Bragi,
wirst du beides stets,
Ringe wie Roß;
von den Asen und Alben,
die hier innen sind,
bist du der feigste im Gefecht
und der scheuste vorm Schuß.
14 Bragi:
Wisse, wär ich draußen,
statt daß drinnen ich
hier sitze im Saal,
dein Haupt hielte
in der Hand ich bald;
das wär deiner Lüge Lohn.
15 Loki:
Auf dem Sitz bist du tapfer,
doch die Tat wirst du meiden,
Bragi, du Bankzierde!
Komm zum Kampf,
wenn so kühn du bist!
Der Zaglose zaudert nicht.
16 Idun:
Ich bitte dich, Bragi,
damit die Bande nicht reißen
zwischen wahren und Wunschsöhnen,
daß du Loki nicht
mit Lästerung begrüßest
in der Halle hier.
17 Loki:
Schweig doch, Idun!
Scheinst du doch der Frauen
mannstollste mir,
seit des Bruders Töter
du mit beiden Armen,
den schneeweißen, umschlangst.
18 Idun:
Mit Lästerworten
begrüß ich Loki nicht
in der Halle hier:
ich besänftige Bragi,
den bierseligen,
da ich Hader verhüten will.
19 Gefjon:
Warum müßt ihr Asen
hier innen euch beide
mit Scheltworten schmähn?
Das ist Lokis Art,
daß er ein Lästerer ist
und die Himmlischen haßt.
20 Loki:
Schweig doch, Gefjon!
Den Göttern erzähl ich`s,
wer dich zur Liebe verlockt:
Schmuck schenkte
dir der schöne Knabe;
mit den Schenkeln umschlangst du ihn.
21 Odin:
Wirr bist du, Loki,
und wahnbetört,
da du Gefjons Groll erweckst:
denn der Welt Schicksal,
mein ich, weiß sie alles
ebenso wie ich.
22 Loki:
Schweig doch, Odin!
Gar schlecht verteiltest du
zwischen Kriegern das Kampfeslos:
gabst du doch oft,
dem du nicht geben solltest,
dem Feigeren Erfolg.
23 Odin:
Wisse, wenn ich gab,
dem ich nicht geben sollte,
dem Feigeren Erfolg,
acht Winter
warst unter der Erde du
als Melkerin und Magd,
da hast du Buben geboren,
das dünkt mich des Argen Art.
24 Loki:
Doch von dir erzählt man,
daß du gezaubert hast
und zu Samsey Seidwerk triebst:
in Zauberers Gestalt
zogst du durchs Volk;
das dünkt mich des Argen Art.
25 Frigg:
Euer einstig Schicksal
ließest den andern ihr
besser verborgen sein,
was vor Urzeiten
ihr zwei Asen triebt -
nicht soll man Altes aufrühren.
26 Loki:
Schweig doch, Frigg!
Du bist des Fjörgynn Tochter
und warst lüstern nach Liebe stets
We und Wili
hast du, Widrirs Gattin,
beide an die Brust gedrückt.
27 Frigg:
Wisse, säße mir ein Sohn
im Saale Ägirs
auf der Bank, ein Baldergleicher,
nicht kämst du hinaus
von den Kindern der Asen,
man böte dir Keckem Kampf.
28 Loki:
Du willst es, Frigg
daß ich weiter noch
Hohnreden halten soll:
mein Werk war`s
daß du nach Walhall reiten
den Sohn nicht mehr siehst.