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Die Mark wird 860 – Geschichtsfälscher am Werk!
#1
Allenortens hört man es, allenortens liest man es: Die Mark Brandenburg wird 850 Jahre alt. Dieser 850 Geburtstag wird mit mehr als 200 (offiziellen) Veranstaltungen gefeiert. Im Mittelpunkt steht die Stadt Brandenburg/Havel: Sie gilt als "Wiege der Mark". Am 11. Juni 1157 eroberte Markgraf Albrecht der Bär die Brandeburg – die heutige Havelstadt – zurück, die zuvor slawisch besetzt worden war. Auf dieses Ereignis gründet sich die Entwicklung des heutigen Bundeslandes.

So steht es in der Presse geschrieben, so predigt man es von den Kanzeln und Fernsehanstalten. Ganz geflissentlich unterschlägt man dabei die Tatsache, daß es sich um keinen Konflikt zwischen den Slawen und den Brandenburgern handelte. Sondern daß dieser Krieg ein chr**tlicher Eroberungskrieg in der Tradition der Kreuzzüge stehend, nur ein Ziel hatte, nämlich die alte heidnische Religion zwischen Elbe und Oder zu vernichten.

Der Askanierfürst Albrecht der Bär (auch: Albrecht von Ballenstedt) erhält von Kaiser Lothar III. die Nordmark als Lehen. Das Kuriose an der Sache ist nur, daß den Ch**sten die Nordmark bis dahin gar nicht gehört. Will Albrecht sein ihm von Kirche & Kaiser verliehenes Besitzrecht also ausüben, muß er es zunächst erobern. Genau das ist auch der Plan von Kirche, Papst und Kaiser.  

Unter Albrecht beginnt dann die planmäßige Kolonisierung und Ch**stianisierung der Mark. (Als Albrecht 1170 stirbt übernimmt sein Sohn Otto I. die Mark.) Während der Ch**stianisierung Brandenburgs tut sich ein geistlicher Orden besonders hervor, nämlich die Zisterzienser, sie gründeten mehrere Klöster. Unter diesen Klöstern befand sich auch das Kloster Lehnin, welches den Askaniern als Grablege diente.

In der Folgezeit werden Brandenburg, Mecklenburg und slawische Gebiete auf brutalste Weise chr**stianisiert. Die Bevölkerung wird unter dem Kreuz geknechet, jede freie Religionsausübung wird verboten und mit dem Tode bestraft.

Als sich die Preußen und die Balten der Ch**stianisierung entgegenstellen, wird zum Kreuzzug gegen Preußen und das Baltikum aufgerufen.

Die Altpreußen verehren die Natur, denn sie stellt etwas Heiliges dar. So waren – wie bei den alten Germanen – Thingplätze, meist unter heiligen Bäumen und Hainen zu finden. Laut dieser Naturreligion gilt die ganze Natur als belebt und beseelt. Eichen, Ulmen und Eschen wurden häufig als Schutzbäume von Familien oder Siedlungen verehrt. Das Abschälen der Baumrinde galt daher als Frevel. Neben dieser Naturverehrung gab es auch personifizierte Götter, wie den bärtigen Perkunos (Perun), einen DonnerG*tt – dem germanischen Thor vergleichbar. Daneben findet man Potrimpos, der ewige Jüngling und G*tt alles Schönen sowie der Fruchtbarkeit. Desweiteren Pikallos (Pikallen), der als hagerer Greis mit grauem Bart dargestellt wurde – ganz gleich dem germanischen Odin/Wotan. Überhaupt ergeben sich viele Parallelen zu den germanischen G*ttheiten und dem germanischen Glauben, so daß man sicherlich einen gemeinsamen Ursprung annehmen kann.

Von Reisenden der Vor-Ordenszeit (vor der Chr**tianisierung) wurde als Haupttugend der Altpreußen die Gastfreundschaft gepriesen und von einer tiefen Naturreligiösität sowie von einer großen Freiheits- und Friedensliebe berichtet. Während die weltlichen Fürsten die Herrschaft über das Land ausübten, wurde die Belange der Religion von Priestern und Priesterinnen vertreten. Den Oberpriester nannten die Altpreußen Kriwe und die lokalen Priester Weidelotten.

Weiterhin verehrte man viele Schutzgeister und auch die Kräfte, die in den Tieren enthalten sind. Das altpreußische spirituelle und geistige Leben wurde von einer Priesterklasse organisiert.

Der Obotritenfürst Niklot widerstand dem Kreuzzug, zu dem 1147 Bernhard von Clairvaux die sächsischen Bischöfe, Fürsten und alle Gläubigen gegen die heidnischen Wenden in Brandenburg aufgerufen hatte. Erst als 1151 Adolf von Holstein dem Fürsten Niklot gegen wilzische Stämme half, trat jener der Ch**stianisierung nicht mehr entgegen, die danach vor allem durch den Zisterziensermönch Berno eifrig betrieben wurde.

Außer bei den Preußen ist wohl in keiner deutschen Region bei der Einführung des Ch**stentums so viel Blut geflossen wie in Mecklenburg. In keinem deutschen Land hat die Kirche so viele "Märtyrer" aufzuweisen wie hier. Die ersten Chronisten Thietmar von Merseburg und Helmold von Bosau geben davon anschauliche Berichte, sparen aber auch nicht mit Kritik an der Macht- und Habgier der (inzwischen Ch**stianisierten) Sachsen. Selbst der Dänenkönig Sven Astridson ist der Meinung, daß die Slawenvölker längst bekehrt worden wären, wenn nicht die Habsucht der chr**tlichen Sachsen ein unüberwindliches Hindernis gebildet hätte, „denn diesen steht der Sinn mehr nach Steuern als nach Bekehrung der Heiden.“ Helmold überliefert die Worte, die im Jahre 1142 Pribislaw, Fürst der Wagrier und Polaben, vor seiner Taufe an den Lübecker Bischof Gerold richtete: „Unsere Fürsten – die chr**lichen Herzöge und Grafen aus Sachsen – verfahren mit solcher Strenge gegen uns, daß wegen des großen Druckes der Abgaben und der Knechtschaft der Tod uns lieber ist als das Leben ... Wie soll es uns dabei noch möglich sein, für diesen neuen Glauben Kirchen zu bauen?“

... Und wenn in diesem Jahr der 850 Jahrestag des Landes Brandenburg gefeiert wird, dann meint man damit den 850. Jahrestag der gewaltsamen Chr**tianisierung des Landes, den 850. Jahrestag der Unterdrückung und Auslöschung der ursprünglichen heidnischen Religion in dieser Gegend.


   
Albrecht der Bär, Denkmal an der Zitadelle in Spandau

Hier ein Bild des chr**lichen Eroberers. Das vorgehaltene Kreuz in seiner rechten Hand wurde aus ethischen Gründen retuschiert.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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Die Mark wird 860 – Geschichtsfälscher am Werk! - von Paganlord - 07.02.12007, 15:20
[Kein Betreff] - von Paganlord - 08.02.12007, 15:07
RE: Die Mark wird 860 – Geschichtsfälscher am Werk! - von AmbiGatus - 13.02.12007, 22:15
[Kein Betreff] - von Rakowitza - 18.02.12007, 20:00
[Kein Betreff] - von AmbiGatus - 19.02.12007, 02:07
[Kein Betreff] - von Paganlord - 14.03.12007, 18:26
[Kein Betreff] - von Nordrun - 14.03.12007, 18:56
[Kein Betreff] - von Paganlord - 14.03.12007, 19:23
[Kein Betreff] - von Gast - 14.03.12007, 21:17

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