Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Seele
#18
Rabe schrieb:Verstehe Deine Ansicht, Paganlord.
Und wie benennst Du dann genau die verschiedenen Ebenen ?

Zur Vervollständigung noch ein paar Ausführungen über das Wort "Seele". Ich habe ein paar relevante Autoren/Werke ausgewählt und hin und wieder eigene Anmerkungen zugefügt.


Seele

Das altgermanische Wort "Seele" war weiblich; Mystiker wie Meister Eckhart und Goethe verwendeten dieses Wort im gleichem Sinne wie das indische Shakti: als "die weibliche Letzte Wirklichkeit". (Evans-Wentz: XXXV. Evans-Wentz, W.Y. (Hrsg.): Bardo Thodol. London: Oxford University Press 1927)

Die meisten der alten Bezeichnungen für die Seele waren ebenfalls weiblich: Psyche, Pneuma, Anima, Alma. G*tt-Seelen waren Göttinnen: Kore, Sophia, Metis, Sapientia und Juno. Die Alten glaubten, jeder Mann habe über seine irdische Mutter von der Mutter-Göttin eine weibliche Seele erhalten.

Alle Ägypter waren mit sieben Seelen ausgestattet; diese wurden ihnen von den sieben Erscheinungen der Hathor gegeben – Feen, welche die Planetensphären bewachten und als Feen-Patinnen bei der Geburt eines jeden Kindes zugegen waren. Die Seelen waren (1) aakhu, (2) ab, (3) ba, (4) ka, (5) khaibut, (6) khat und (7) ren:

(1) der im Blut wohnende Geist der Ur-Lebens
(2) das aus dem Herzblut der Mutter geformte Herz
(3) der Geist, der nach dem Tod erschien und oftmals in Gestalt eines Vogels im Grab ein- und ausflog
(4) die äußere Erscheinung oder das im Spiegelbild sichtbare andere Selbst
(5) der Schatten
(6) der materielle, lebendige Körper, der nach dem Tode "im Fleisch" wiederauferstehen sollte
(7) der geheime Name oder Name der Seele (H.Smith, 24. Smith, Homer: Man and His Gods. Boston: Little, Brown & Co. 1952)

Die Griechen verbanden unterschiedliche Aspekte der Seele mit verschiedenen G*ttheiten. Psyche, die Kraft der Seele, war mit Eros (oder Amor), dem Körper, bis zu ihrer Trennung durch den Tod vermählt; dies war die philosophische Bedeutung des romantischen Märchens von Amor und Psyche. In dem unterirdischen Reich der Persephone waren die Seelen Schatten, umbrae, sie entsprachen den ägyptischen khaibut. Die im Wasser existierenden Spiegel-Seelen waren offenbar mit der Wassergöttin Echo verbunden; der Mythos von Narzissus deutet jedenfalls darauf hin.

Patriarchale Autoren legten besonderen Nachdruck auf die Existenz des pneuma, (der Atem-Seele), weil dies die einzige Art von Seele war, die ein Kind von seinem Vater erhalten konnte. Der Gedanke kam aus dem vedischen Indien. Patriarchale Brahmanen nannten das Lebensprinzip das Selbst- oder Seele-Atmen; "Atem" ist verwandt mit dem griechischen atmos (Luft): Brahmanen-Väter gaben ihren Kindern Atem-Seelen – im Gegensatz zu den von den Müttern beigesteuerten Seelen des Blutes, des Herzens, des geheimen Namens, des Fleisches, des Gemüts und des Schattens. Die Atem-Seele wurde deshalb von den Brahmanen als die einzig wichtige Seele angesehen. Ein brahmanischer Vater gab vor, sein neugeborenes Kind durch dreimaliges Anhauchen in das Leben zu bringen und die Seele in dessen Körper zu übertragen. (Hays, 223. Hays, H.R.: In the Beginning. New York: G.P.Putnam's Sons 1963.)

Anmerkung Paganlord: Das “Anhauchen, Einatmen” hat etwas mit dem Einzug eines neuen Körperbesitzers zu tun. Ein Körper ist fähig, auch ohne einen Fahrzeughalter zu existieren.


Wie alle alten Vorstellungen tauchte auch diese Jahrhunderte später in Europa wieder auf – in einem magischen Glauben über Löwen: "Drei Tage nach der Geburt gaben die Jungen der Löwin immer noch kein Lebenszeichen von sich, aber am dritten Tag kam der Löwe und brachte sie mit seinem Atem ins Leben zurück." (Möle, 15. Möle, Emile: The Gothic Image. New York: Harper & Row 1958.)

Der biblische G*tt vollbrachte das gleiche Wunder und erweckte bereits zu Knochenhaufen verrottete tote Krieger mit seinem Atem wieder zum Leben. Auf das Bittgebet des Ezechiel hin sandte der Bibelg*tt seinen Atem durch den Wind "und sie wurden wieder lebendig und richteten sich auf ihre Füße und ihrer war ein sehr großes Heer" (Ezechiel 37, 10). Wir sind immer wieder erstaunt über die Leichtigkeit, mit der die alten Propheten derartige Wunder wirkten, die nach menschlichem Ermessen so nie stattgefunden haben können.

Das Je*uswort "das Reich G*ttes ist inwendig in euch" (Lukas 17, 21) stammte ursprünglich von den ionischen Philosophen des fünften und sechsten vorch**stlichen Jahrhunderts. Sie sahen in der Luft-Seele G*tt und meinten, daß der göttliche Funke im Menschen eben die Luft war, die der Mensch atmete; das "subtilste aller Elemente", das gleichzeitig die persönliche Seele und die Über-Seele bildete.


Diogenes von Apollonia erläuterte diese Lehre folgendermaßen:

Menschen und Tiere leben von der Luft, die sie atmen; die Luft formt ihre Seele und ihr Gemüt. Die Seele aller Lebewesen ist der Atem, der wärmer ist als die Luft außerhalb des Körpers und doch viel kälter als die Luft in der Nähe der Sonne. Meiner Meinung nach ist die Einsicht in dem, was die Menschen Luft nennen; von ihr wird alles geleitet, und sie hat Macht über alle Dinge – es ist genau diese Substanz, die ich für G*tt halte.

Die Philosophen folgerten aus der Formel G*tt=Luft=Seele, daß diese Luft in einem atmenden Menschen die Existenz eines G*ttes bewirke, der die Taten des Menschen beurteilte – ein inneres Gewissen. So heißt es bei dem Dichter Philemon:

Ich bin der, vor dem sich niemand verbergen kann, bei keinem Schritt, den er tut, tun wird oder gerade getan hat, sei er nun G*tt oder Mensch. Mein Name ist Luft, doch nennt mich auch Zeus. ich bin, wie es sich für einen G*tt geziemt, überall – hier in Athen, in Patrae, auf Sizilien, in allen Städten, in jedem Heim und in jedem von euch. Es gibt keinen Ort, wo Luft nicht ist. Und er, der allgegenwärtig ist, weil er allgegenwärtig sein muß, weiß alles. (Guthrie, 142. Guthrie, W.K.C.: The Greek and Their Gods. Boston: Beacon Press 1955.)

Anmerkung Paganlord: Hier muß umdefiniert werden. Das, das alles berührt ist immer nur eine Frequenz – nicht die Luft. Die Luft besteht aus Ionen und im kleinsten Teil aus Frequenzimpulsen. Indem man einer Aktivität einen Namen und ein Geschlecht, hier Zeus/männlich, zuordnete, brachte man Chaos in den Rhythmus ein. Eine Frequenzaktivität muß immer der Muttergöttin oder (weil wir beim Thema Seele sind) jetzt Weltenseele, Ur-Rhythmus, Urimpuls, Urkraft zugeordnet werden. In dieser Urkraft gibt es weder einen Namen noch ein Geschlecht, sondern ausschließlich eine neutrale Aktivität.


Die Ch**sten haben die Luft-Seele-Theorie im wesentlichen übernommen und daraus ihre Auffassung von unsichtbaren Geistern bezogen, die wie die Luft zwar gefühlt, nicht aber gesehen werden können; die Vorstellung, daß wie der Atem auch die Seele durch Nase oder Mund aus dem Körper entweichen kann, stammt ebenfalls teilweise hierher – aber auch wesentlich ältere Vorstellungen über die Seele haben diese Theorie beeinflußt.

Die ägyptische Lehre von den sieben Seelen, die von den sieben planetarischen Sphären herabgestiegen sind, erschien im gnostischen Chr**tentum in der Lehre von den sieben Eigenschaften der Seele, die von den planetarischen Sphären angezogen und von ihnen beeinflußt werden. Auf ihrer Reise vom Himmel herab in einen neugeborenen Körper verlor die Seele bei ihrem Weg durch die Sphären ihre ursprüngliche Reinheit durch Sünde und Leidenschaft: "Indem die Seele herabsteigt, befleckt sie sich mit der Trägheit des Saturn, dem Zorn des Mars, der Begierde der Venus, der Gewinnsucht des Merkur und der Machtlüsternheit des Jupiters." Die Seele erwarb die sieben Todsünden also von den sieben Sphären; sie konnte sich allerdings nach dem Tode davon reinigen, wenn sie die Sphären auf ihrer Reise zum Himmel wieder in umgekehrter Richtung durchquerte. Den Ch**sten zufolge war jeder Mensch mit nur einer Seele ausgestattet; einige Gnostiker behaupteten allerdings, daß jeder Mensch zwei Seelen habe: eine, die aus dem ursprünglichen Geist strömte und eine sogenannte G*tt-schauende Seele, "die durch die Umdrehung des Himmels in den Leib gelangt". (Jonas, 157, 160. Jonas, Hans: The Gnostic Religion. Boston: Beacon Press 1963.)

Anmerkung Paganlord: Hier erkennt man bereits die Verdrehung. Im gnostisch-chr**tlichen Glaubensprinzip hat der Bibelg*tt 7 Welten erschaffen. Damit lehnt man an die traditionelle Lehre der 7 Töchter der Hathor/Isis an, an die magische Zahl 7, die Einheit, das Allwissen. Um den eigenen G*tt zu fördern, müssen die früheren und älteren Götter denunziert werden, was hier mit dem Sphärenabstieg dargestellt wird. Einfach an die 7 Teufel denken, die der biblische Je*us der Maria Magdalena austrieb. Von der Symbolik her betrachtet, handelt es sich um einen rituellen Einweihungsweg, um die Erkenntnis.


Über den physischen Sitz der Seele im Körper gab es eine Vielzahl unterschiedlicher Theorien. Die Alten lokalisierten die Seele meist im Herzen oder in der Leber. Patriarchale Denker behaupteten, daß die Seelen seiner zukünftigen Kinder in den Hoden eines Mannes enthalten seien; Thomas von Aquin und andere chr**tliche Autoritäten teilten diese Ansicht. Einige Seelen hatten auch ihren Sitz in abgestoßenen Körperteilen: sie weilten in der Nabelschnur, in der Plazenta, in abgeschnittenen Nägeln und in abgeschnittenem Haar; jede Verletzung dieser Stoffe würde der Person schaden. Eine Theorie aus der Frühzeit der Aufklärung besagt, der Sitz der Seele sei die Zirbeldrüse.

Anmerkung Paganlord: Indem man Mensch und Kosmos im Dualitätsprinzip auftrennte, trennte man Talente und Wissen in Logik und Instinkt und ordnete es neuen Verhaltensmustern zu. Von Nabelschnur bis Haar wird von Symbolen wie auch den Symbolen zugeordneten Kräften gesprochen. Wird ein Symbol verdreht (Haar geschnitten) ist der Impulskreislauf unterbrochen, ein Rhythmus wird durch Chaos ersetzt.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
Zitieren
Es bedanken sich: Alva


Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von Paganlord - 24.07.12006, 12:06
Was ist Seele? - von Paganlord - 30.03.12015, 09:48
[Kein Betreff] - von unbeliever - 24.07.12006, 18:51
[Kein Betreff] - von Anubis - 24.07.12006, 20:04
[Kein Betreff] - von Maus - 07.08.12006, 11:39
[Kein Betreff] - von Paganlord - 07.08.12006, 13:48
[Kein Betreff] - von Sonnenfinsternis - 07.08.12006, 13:58
[Kein Betreff] - von Paganlord - 07.08.12006, 14:15
[Kein Betreff] - von Sonnenfinsternis - 07.08.12006, 18:27
[Kein Betreff] - von Hælvard - 07.08.12006, 22:06
[Kein Betreff] - von Wishmaster - 08.08.12006, 08:46
[Kein Betreff] - von Sonnenfinsternis - 08.08.12006, 14:23
[Kein Betreff] - von Paganlord - 09.08.12006, 15:54
[Kein Betreff] - von orlando - 20.09.12006, 15:29
[Kein Betreff] - von Paganlord - 20.09.12006, 17:14
[Kein Betreff] - von Rabe - 12.01.12008, 13:54
[Kein Betreff] - von Paganlord - 12.01.12008, 14:08
[Kein Betreff] - von Rabe - 12.01.12008, 14:26
[Kein Betreff] - von Paganlord - 21.01.12008, 19:04
[Kein Betreff] - von nguyen - 22.01.12008, 23:32
[Kein Betreff] - von Paganlord - 23.01.12008, 13:58
[Kein Betreff] - von femme - 23.01.12008, 15:14
[Kein Betreff] - von nguyen - 23.01.12008, 18:47
[Kein Betreff] - von Alexis - 25.01.12008, 19:07
[Kein Betreff] - von THT - 26.01.12008, 23:29

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Termine

Nächster Vollmond ist in 28 Tagen am 23.05.12024, 15:54
Letzter Vollmond war vor 1 Tag, 13 Stunden und 39 Minuten
Nächster Neumond ist in 12 Tagen und 13 Stunden am 08.05.12024, 05:23
Letzter Neumond war vor 16 Tagen und 19 Stunden