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Die Quitzows - ein Uradelsgeschlecht aus der Mark Brandenburg
#1
Im 14. Jahrhundert waren die Quitzows eines der mächtigsten Adelsgeschlechter der Mark Brandenburg. Ihnen gehörten 14 Dörfer, Städte, Schlösser und Burgen, darunter Bötzow (das spätere Oranienburg), Strausberg, Saarmund, Rathenow, Plaue, Friesack, Beuthen und Köpenick.

   
Stammwappen der von Quitzows

Heute sind sie hauptsächlich als Raubritter bekannt, wenn man von den Quitzows spricht, und verkennt dabei den Umstand der Inbesitznahme der Mark Brandenburg durch das Geschlecht der Hohenzollern.

Als 1411 Burggraf Friedrich VI. von Hohenzollern oberster Verweser der Mark wurde, verweigerten die Quitzows die Unterwerfung, was die Eroberung ihrer Burgen bis 1414 zur Folge hatte. Die Mark Brandenburg kam an die Hohenzollern 1415, als sowohl Friesack als auch Plaue gefallen waren.
Als Belohnung für die Niederwerfung der Raubritter in der Gegend wurde Friedrich mit der Mark Brandenburg belehnt und somit als Friedrich I. der erste Hohenzoller dieser Mark.

Anmerkung: Klar, wir ehren unseren Freund den Alten Fritzen oder den Großen Kurfürsten, brechen stets eine Lanze für Friedrich III./I. usw., weil ihre Verdienste und ihr Wirken für Brandenburg und Preußen eben unsere Anerkennung verdienen. Doch worauf sich ihr Handeln in der Mark Brandenburg begründet, wie sie überhaupt dazu kamen hier zu herrschen, bleibt oft unerwähnt.


Zwei Jahrhunderte vor dem Großen Kurfürsten (1620-1688) gab es Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg (1397–1420). Dieser, später erster Kurfürst von Brandenburg (dann Friedrich I.), bemächtigte sich der Mark durch geschickte Bündnispolitik mit dem Erzbischof von Magdeburg und den Herzögen von Braunschweig und Lüneburg sowie tatkräftiger Unterstützung durch Truppen aus seinen fränkischen Stammlanden, nachdem er zum Dank für seine Dienste von König Sigismund zum Obersten Hauptmann und 1411 zum Verwalter der Marken ernannt wurde.

Anmerkung:  Jemand, der sich von außen zum Entscheider der Mark hervortut, dem sich nun alle ansässigen Adelsgeschlechter unterwerfen sollen, wird von freiheitsliebenden Menschen nicht anerkennt werden. Und so kam es zur Auseinandersetzung zwischen den Quitzows (allen voran Dietrich (1366–1417) und Johann (Hans) (1370–1437) von Quitzow) und dem Eindringling der Hohenzollern.


Im Buch „Der beiden Quitzows letzte Fahrten“ steht zu lesen:
Groß war die Berühmtheit der Quitzows gewesen, groß die Vorstellung von ihrer Macht, ihrer Tapferkeit und Klugheit; sie waren teils hierdurch, teils durch ihren großen Anhang und ihrer weitgehenden Verbindungen die Wichtigsten des Landes gewesen. In der Mark hatte man nicht gewagt, ein Schwert gegen sie zu ziehen; sie hatten in der Gemeinschaft mit den Pommern selbst über Friedrichs Heer triumphiert, und als es bekannt geworden war, daß sie an der Spitze einer ausgebreiteten Adelsverbindung standen, deren Mitglieder zwar meist unbekannt waren, aber um so kräftiger im Geheimen wirken konnten, so zitterten Friedrichs Freunde für ihn, und sahen mit nicht ganz ungerechtfertigten Mißtrauen auf das gefährliche Wagestück, sie zu bekriegen, welches im Fall des Mißlingens ihn nur zu wahrscheinlich das Land kosten konnte, denn es fehlte ihm nicht an heimlichen Feinden, welche die Art wie er regierte, mit großen Besorgnissen ansahen, und die sich, wenn er Unglück gehabt hätte, ohne allen Zweifel gegen ihn erklärt hätten.
Die Quitzows, die mächtigste Familie des Landes, groß durch Güterbesitz, hohe Eigenschaften und allgemein anerkannten Ruf.


Unter Verwendung moderner Belagerungswaffen, insbesondere von Belagerungsgeschützen (Faule Grete) und Büchsen, gelang es im Februar und März 1414, alle wichtigen Schlösser und Burgen des rebellischen, märkischen Adels zu erobern, darunter Friesack, Plaue, Beuthen, Golzow.

An dieser Stelle sei erwähnt, daß man heute (2016) entschieden hat, in Treuenbrietzen das Wahrzeichen der Stadt, das Sabinchen, von ihrem Sockel zu nehmen, und statt dessen den Kurfürsten Friedrich I. vor dem Rathaus am Springbrunnen zu plazieren. Der Heimatverein begründet seine Motivation und sein Einsetzen für diese Entscheidung damit, daß die Stadt (Treuen-)Brietzen etwaige Berührungen mit Kurfürst Friedrich I. hatte, ja sogar, daß sich die Umbenennung von Brietzen in Treuenbrietzen hierin wiederfindet. Man übersieht meiner Ansicht nach jedoch den Fakt, daß es auch eine Zeit vor den Hohenzollern gab. Daß es eine Geschichte mit dem falschen Waldemar gibt, die nochmals 100 Jahre zuvor ihre Ernennung findet und worauf sich die Umbenennung der Stadt von Brietzen in Treuenbrietzen begründet. Dennoch wird das an acta gelegt, und man beruft sich nun auf den Eintritt der Hohenzollern in die Mark. Über die Motivation, die dahinterstecken mag, kann nur spekuliert werden ...

Anmerkung: Prinzipiell besitzt der Heimatverein eine sehr interessante Seite (Querverweis siehe unten) mit sehr vielen fundierten historischen Recherchen.
Anstatt der Verehrung von Friedrich VI./I. mit einem Denkmal, das bereits 1913 in Treuenbrietzen schon einmal eingeweiht wurde, dann aber auf Anordnung des Magistrats 1943 vom Sockel genommen und im Ratshof eingelagert wurde, müßten an dieser Stelle andere Verehrung finden, nämlich jene, die ebenso wie in Friesack Widerstand gegen die Besatzung leisteten.
Auch in Friesack findet sich heute ein Denkmal vom Kurfürsten Friedrich VI./I., anstelle der Quitzows als Verteidiger ihrer Heimat!



   
Hier im Bild: Die Belagerung Friesacks und Beschuß durch die "Faule Grete".
Das Geschütz wurde 1413 dem Markgrafen Friedrich I. von Brandenburg ausgeliehen, der mit dieser Hilfe innerhalb kurzer Zeit den Widerstand der märkischen Ritterschaft brechen und so die Grundlage für den Aufstieg der Hohenzollern-Dynastie in Brandenburg legen konnte. Der Beschuß erfolgte mit zum Teil 150 kg schweren Steinen, die vor Ort für den Gebrauch entsprechend bearbeitet wurden. Durch diese hohe Feuerkraft, mußte das Geschütz einen Tag lang abkühlen bevor es wieder in Gebrauch genommen werden konnte. Daher der Name "Faule Grete".


Zurück zur Bronzestatue des Kurfürsten in Treuenbrietzen:
Bis 1949 wurde sie dort noch gesehen. Nach Hinweisen von Bürgern der Stadt Treuenbrietzen sollen zwei Brüder aus der Stadt den bronzenen Kurfürsten mit einem Gummiwagen vom Ratshof abtransportiert haben, um ihn am Stadtrand zu zerschneiden und als Buntmetall nach Berlin/West zu verkaufen.

Anmerkung:“ ... sollen zwei Brüder aus der Stadt den bronzenen Kurfürsten abtransportiert haben ...“ Man könnte meinen, die Quitzow-Brüder hatten da ihr Auge drauf ... Blinzeln


Der Heimatverein schreibt zu den Berührungen mit Friedrich VI./I.:
„Zweifellos gab es jedoch mehrere stadtgeschichtliche Ereignisse, die solche Beziehungen zum damaligen Landesherrscher belegen, die eine Denkmalsetzung gerechtfertigt hätten:
Am 13. Juli 1412 huldigte die Stadt dem Burggrafen Friedrich VI. und beteiligte sich im Jahre 1414 – im Zusammenhang mit der Niederschlagung des Widerstandes von Teilen des Adels unter Führung von Kaspar Gans zu Putlitz sowie der Brüder Dietrich und Johann von Quitzow – auf Seiten Friedrichs an der Belagerung und der Einnahme des Schlosses Beuthen.

Anmerkung: Unerwähnt bleibt, daß Johann v. Quitzow seinen Knecht Dietrich Schwalbe nach Treuenbrietzen entsandte, um eben aus diesem Ort Verstärkung für die bevorstehende Belagerung der Burg Friesack durch die Hohenzollern zu holen. Dieser Auftrag zumindest wurde erfolgreich durchgeführt. Hintergrund hierzu sind Verbindungen von Dietrich Schwalbe nach Treuenbrietzen.


Weiter beschreibt der Heimatverein die Verbindung zwischen der Stadt und Friedrich I. wie folgt:
In Vorbereitung der Zerschlagung des Widerstandes gegen die Besatzung kam es am 11. Dezember 1413 sogar zu einer Begegnung der mit Friedrich verbündeten Fürsten in der Stadt, bei der die Einzelheiten des bevorstehenden Feldzuges besprochen wurden.

Darüber hinaus feierte der Kurfürst im Mai 1416 in Treuenbrietzen die Vermählung seines ältesten Sohnes Johann mit Barbara, der Tochter des Herzogs Rudolf von Sachsen. Die Trauung fand in der St. Marienkirche statt. Die Stadt wurde aus diesem Anlaß – unter der Bedingung, daß der Ort nicht von Brandenburg getrennt werden sollte – der Braut am 18. Mai 1416 als Leibgedinge verschrieben. Die Huldigung gegenüber der Fürstin erfolgte fast unmittelbar darauf am 28. Mai.

Man kann nun hin- und hergerissen sein zwischen der Verehrung einiger aus dem Hause der Hohenzollern und deren Verdienste für Brandenburg und Preußen und dem Kampf für die Freiheit unter Einsatz des eigenen Lebens (siehe die Brüder v. Quitzow) gegen jegliche Besatzung und den einheimischen Opportunisten mit eindeutig fragwürdigen Charakteren ...

Quelle betreffend der bevorstehenden Denkmal(er)setzung:
http://www.heimatverein-treuenbrietzen.de/2009/02/10/der-sabinchenbrunnen-in-treuenbrietzen/
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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Es bedanken sich: Saxorior


Nachrichten in diesem Thema
Die Quitzows - ein Uradelsgeschlecht aus der Mark Brandenburg - von Hælvard - 19.03.12016, 23:50

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