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Medea
#10
   
Medeas Taten in Korinth auf einem römischen Sarkophag des 2. Jahrhunderts, Altes Museum, Berlin (im Louvre ist eine bildliche Darstellung des Reliefs ebenfalls vorhanden sowie sehr viele antike Kunstschätze, Büsten und Statuen).

Anmerkung:
Der linke Teil des Reliefs stellt bildlich dar, wie Medea ihre beiden Söhne schickt, um Glauce (in anderen Erzählungen auch Kreusa), die Verlobte von Medeas früherem Geliebten Iason, einen goldenen Kranz und ein kostbares (vergiftetes) Kleidungsstück zu überbringen.

Im mittleren Teil entfaltet das vergiftete Kleidungsstück seine Wirkung, und Glauce stirbt eines qualvollen Todes. Ihr Vater, König Kreon, steht rat- und machtlos neben ihr!

Rechts neben der sterbenden Glauce sieht man Medea, die, das Messer bereits aus der Scheide gezogen (wobei die Hand mit dem Messer auf dem Relief abgebrochen ist und man nur die Scheide in der anderen Hand erkennen kann), ihre noch spielenden Kinder umbringen will (laut jüngerer Überlieferungen).

   
Seltsamerweise ist auf der Darstellung im Louvre die Hand abgebildet, und beide Hände sind leer, also weder Messer noch Scheide sind zu sehen wie letzteres im Relief.

Ganz rechts besteigt Medea ihren von Drachen gezogenen Wagen, die beiden getöteten Kinder dabei (über ihrer Schulter) und flieht.


Neben den Geschichten Medeas in Kolchis und in Iolkos gab es auch eine weiterführende Erzählung ihres Lebens in Korinth. Teile der Medea-Sage sind bereits im 8. Jahrhundert v. d. Z. im Epos Korinthiaka des Eumelos von Korinth überliefert, welches allerdings nur in Fragmenten erhalten ist.

In der Überlieferung heißt es, daß der Sonnengott Helios seinem Sohn Aietes (Vater von Medea) die Stadt Korinth schenkte. Aietes regierte zunächst mit Hilfe von Statthaltern. Als kein geeigneter Statthalter mehr in Aussicht stand, baten die Korinther Medea aus Iolkos herbei, um sie als ihre Königin anzuerkennen. Damit wurde auch Iason als König von Korinth anerkannt. Anders als bei den jüngeren Überlieferungen, stellt sich diese Urfassung der Sage harmonisch dar! Demnach herrschte Eintracht zwischen Aietes und Iason!

Anmerkung: Diesen Punkt kann man durchaus auch bei der jüngeren Darstellung erahnen, weil Aietes nach der Hochzeit der beiden von der Verfolgung abläßt. Er gibt Medea also in die Obhut ihres zukünftigen Ehemannes! Die Übergabe der Braut durch den Brautvater an den Bräutigam.  


Medea und Iason erhielten also eine friedliche Aufforderung, den korinthischen Thron zu übernehmen.

Medea ist heute für die Ermordung ihrer Kinder bekannt, dabei ist in der von Eumelos und in einigen erhaltenen Notizen von Pindar (griechischer Dichter 522 - 446 v. d. Z.) überliefert, daß Medea die Kinder jeweils nach der Geburt in den Heratempel brachte und dort verbarg, um sie durch einen Zauber unsterblich zu machen. Da die Kinder wegen der Sterblichkeit ihres Vaters sterblich waren, wenngleich Medea als Enkelin des Sonnengottes zu den Unsterblichen zählte, war dieser Weg dennoch notwenig.

Anmerkung: Unsterblichkeit ist zum einen das Wissen um den ewigen Kreislauf, das Wissen von der Reinkarnation des Lebens. Zum anderen sind die Unsterblichen aus den Mythen auch Menschen, die noch über einen nicht alternden (atlantischen) Körper verfügen.


Das Vorhaben mißlang jedoch, und die Kinder kamen ums Leben. Iason weigerte sich, Medea den Tod der Kinder zu verzeihen. Daraufhin trennten sich die Wege von Iason und Medea.

Anmerkung: Der Tod der Kinder ist sinnbildlich zu verstehen, denn er beschreibt die Übergabe der Kinder an den Tempel und damit den "Verlust" der Kinder für die eigene Familie, wobei beim Betrauern des Verlustes bereits ein egoistisches Motiv (von Iason) zugrundegelegt werden muß! Magisch betrachtet, wäre das eine emotionale Blockade durch den Vater, wie seine Reaktion (Trennung von Medea) bestätigt! Die emotionale Reaktion des Vaters ist also mitverantwortlich dafür, daß die Ausbildung der Kinder mißlang! Hier fehlte dem Helden (zumindest in dieser Erzählung und Geschichte) scheinbar die Weitsicht und Einsicht für die Notwendigkeit einer Ausbildung der eigenen Kinder durch den Tempel.


Iason kehrte nach Iolkos zurück. Dort war er offenbar weiterhin angesehen, wurde also nicht für den Tod des Königs Pelias verantwortlich gemacht. Auch Medea verließ Korinth und kehrte über Athen nach Kolchis zurück.

In dieser Fassung erhält die Medea-Sage nun einen verhängnisvollen Aspekt: Medea hat – wenn auch in bester Absicht – den Tod ihrer Kinder herbeigeführt, daran zerbricht ihre Ehe. Hier zeigt sich, wie in der Pelias-Episode, die dunkle, unheimliche Seite der Zauberei, auch wenn Medea nicht als wirklich schuldig erscheint.

Anmerkung:
Andersherum interpretiert könnte man auch sagen, daß die Tragödie erst durch Iason geschehen ist, der die Ausbildung der Kinder nicht unterstützte und sich sogar gegen die alte Tradition stellte, indem er nach dem Einzug der Kinder in den Tempel seine Frau Medea verließ. In diesem Fall stellt Iason seine persönlich-emotionalen Bedürfnisse über die Tradition des alten Weges. Aus dieser Sichtweise heraus muß man ihm die entsprechende Verantwortung zusprechen!

Medea wird als eine Art Hexe beschrieben, während man Iason als männlichen Helden besingt.

Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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Es bedanken sich: Paganlord , Ajax


Nachrichten in diesem Thema
Medea - von Wilder Mann - 19.10.12017, 00:12
RE: Medea - von Hælvard - 19.10.12017, 19:06
RE: Medea - von Hernes_Son - 20.10.12017, 07:25
RE: Medea - von Waldläufer - 20.10.12017, 18:38
RE: Medea - von Hælvard - 26.10.12017, 11:20
RE: Medea - von Hælvard - 20.10.12017, 22:00
RE: Medea - von Hælvard - 26.10.12017, 08:11
RE: Medea - von Wilder Mann - 26.10.12017, 13:52
RE: Medea - von Hælvard - 27.10.12017, 21:57
RE: Medea - von Hælvard - 31.10.12017, 22:23
Das goldene Vlies - von Hælvard - 02.11.12017, 16:06
RE: Medea - von Hælvard - 07.02.12020, 11:52
Ariadne - von Paganlord - 25.01.12023, 14:00

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