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Deutsche Geschichte
#18
Was verstehst du unter gesetzlich humanisiert? (Das hört sich so richtig schwammig an, so daß da keiner etwas mit anfangen kann.) Der Fritz hat die Hexenverfolgung in Preußen komplett abgeschafft, und das ist historisch sehr wohl belegt (!) - mit Dekret und allem was dazugehört. Das kannst du gerne im Internet recherchieren, dort finden sich alle diesbezüglichen Beweise.

Die gesetzluche Aufhebung der Hexenverbrennung und die gesetzliche Abschaffung der Folter im Gerichtswesen habe ich keineswegs bestritten, "humanisiert" meine ich, dass er sie zwar stark eingeschränkt hat, aber nicht gänzlich aufgehoben hat. So kann man das Spießrutenlaufen schon als Folter ansehen - auch wenn es aus der Zeit und der gesellschaftlichen Militarisierung heraus zu verstehen ist.

Wenn Joseph II. (Habsburg-Kaiser und Sohn Maria Theresias, der bei der Reichsregierung nicht mitreden durfte) ein Pionier auf diesem Gebiet gewesen wäre, und sich für die verfolgten Frauen (Hexen) eingesetzt hätte - bevor Preußen entsprechend handelte - dann wäre er in der Tat erwähnenswert.

Auch die Milderung der Todesstrafe gab es unter Joseph den Zweiten und eine zunehmende Duldung anderer Religionsgemeinschaften. Ob er die Hexenverbrennungen nun offiziell für beendet erklärt hat, weiß ich nicht. Jedenfalls spielt dieser Aspekt im 18. Jahrhundert, das zunehmend von der Aufklärung beseelt wurde, kaum noch (außer einzelner Verbrennungen) eine große Rolle.

So gilt dieser Verdienst in deutschen Landen alleine dem Fritz, der seit seiner Jugend die Kirche verachtete, "Frömmelnde" verspottete und dem als König entsprechende Taten folgen ließ. Damit rettete er ungezählten Frauen das Leben und ungezählten Familien die Mutter. Preußen wurde auf diese Weise zum Hort des Schutzes gegen die folternden Inquisitoren und bot Glaubensflüchtlingen aus ganz Europa eine neue Heimat.

Diese "folternden Inquisitoren" spielten doch in Preußen ohnehin keine Rolle, zumal das Land protestantisch war und keine Katholiken duldete. Im übrigen begann die Duldung von Hugenotten schon mit dem Edikt von Potsdam unter dem Großen Kurfürsten. Die Abkehr von dem mittelalterlichen Glaubensvorstellungen beschränkt sich nicht nur auf den König, sondern allgemein auf den aufgeklärten Zeitgeist.

Du implizierst, daß Friedrich den Krieg gewollt hätte? Das sicherlich nicht. Entweder bist du geschichtlich einseitig informiert oder du willst nur dagegenreden. Die Wahrheit sieht nämlich ganz anders aus.

Dies ist eine bloße Unterstellung. In Deinem Beitrag nimmst Du nur Bezug auf den protestantisch-katholischen Dualismus, der in dem Kontext eher sekundär war. Natürlich sollte man die Mächte (Russland, Östereich) nicht als "unschuldig" ansehen. Aber in dem Siebenjährigen Krieg ging es eigentlich hauptsächlich um Ländereien. Nicht umsonst wird er auch als der dritte Schlesische Krieg bezeichnet. Denn Friedrich war auch ein eigennütziger Mensch, für ihn bot Schlesien eine günstige Lage und sicherte auch das Aufsteigen Preußens zum Militärstaat. Genau wie Österreich war er an der Okkupation Schlesiens interessiert. Im übrigen war er es doch, der in Sachsen einmarscht war und somit den Krieg begann. Der Krieg widersprach deshalb der Absicht Friedrichs, weil er wirtschaftlich nicht dazu bereit war, ihn zu führen.

Blablabla. Zum Glück hat er es gemacht und sich nicht an die antiquierten Gesetze gehalten, die den einfachen Menschen kein Recht zugestehen wollten.

Dies sollte man ihn schon zu Gute halten: Aber letztendlich hat er sich in die Justiz eingemischt, was er nicht hätte tun sollen (weil dies seinen Auffassungen widersprach).

Und was ist daran verkehrt? Es kam alles den arbeitenden und schaffenden Menschen zugute! Der Fritz verschenkte Land und Bauernhöfe, Vieh und Seidenraupenfarmen und gründete damit Existenzen. Dafür wurde das verdiente Geld ausgegeben, ebenso für Volksbildung, Universitäten und Wissenschaften. Für was denn sonst?

Natürlich ist sein Pflichtgefühl für den Staat modern; aber letztendlich ging es bei seinen Toleranz- und Gewissensentscheidungen weniger um Humanität, als viel mehr darum, dass er auf diese Weise Untertanen gewann, die für den Staat zu Gute kommen.

Ich sehe beim Lesen, daß du nicht alles aus der "schlechten" Sicht betrachten möchtest, dich aber irgendwie genötigt gesehen hast, gewisse Dinge anzusprechen. Dafür danke ich dir, denn es gab mir heute Gelegenheit, ein gutes Wort für den Fritz einzulegen.

Natürlich weiß ich das Wirken und Handeln Friedrichs aus seiner Zeit heraus zu würdigen. Nicht destotrotz bin ich dafür, ihn allzusehr zu glorifizieren und ihn auch kritisch zu betrachten, vor allem seine Beweggründe für die Duldung. Denn sobald es gegen seine eigene Person ging, war auch Schluss mit der Toleranz.

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