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Alexander, wie alles begann
#9
Träume und Geheimnisse

„Wird es unser Geheimnis bleiben?“ Olympias räkelte sich auf dem gemeinsamen Nachtlager und reichte Philipp einen Becher frischen Wassers.

Philipp nahm mit beiden Händen den Becher von Olympias entgegen. Mit steifen Schritten ging er zur steinernen Bank und ließ sich ächzend auf das Bärenfell fallen. „Parmenion und Antipatros haben mir die Geschichte vom ahnungslosen König jedenfalls abgekauft …“ lächelte Philipp „… nur Aristandros und andere der Priester hier auf Samothrake wissen um unser Geheimnis.“

„Sie werden schweigen.“ Olympias sah Philipp mit bewundernden Blicken an. Philipp war nicht nur König der Makedonen, sondern auch ein außerordentlich gutaussehender junger Mann von 25 Jahren. Olympias begann Gefallen an dieser Aufgabe zu finden, die ihr vom Tempel auferlegt worden war. „Es sind Priester, sie haben ein Schweigegelübde abgelegt und würden niemals die Pläne des Tempels durch unbedachte Reden gefährden.“

„Du hast Recht“ pflichtet Philipp ihr bei. Auch er betrachtete Olympias, seine Königin, in die er sich bis über beide Ohren verliebt hatte. „Aber da wäre noch …“ Philipp holte Luft.

„… Arybbas, mein Onkel“ unterbrach Olympias ihn.

„Ja, aber ohne seine Hilfe hätte ich wohl kaum deine Gunst gewinnen können.“ Philipp sprach mit Olympias zum ersten Mal über die vielen Tage, an denen er mit Arybbas redete, um ihn auf seine Seite zu ziehen. Arybbas willigte schließlich ein und gewann Olympias für Philipp.

„Meinst du ich habe nicht gemerkt wie du mich angesehen hast?“ Olympias erhob sich aus dem Ehegemach und ging hinüber zu Philipp, der noch immer auf dem Bärenfell saß.

Philipp liebkoste seine Frau und küßte sie auf ihre nackten Brüste. „Deinen wachen Blicken entgeht aber auch gar nichts?“

Olympias lächelte. „Vielleicht wäre es gar nicht nötig gewesen meinen Onkel zu bemühen?“ neckte Olympias Philipp. „Vielleicht wollte ich nur genießen, wie sich ein König der Makedonen um mich, Olympias das Waisenkind, bemüht?“

„Jetzt stapelst du tief“ schnaufte Philipp und nahm noch einen Schluck Wasser aus dem Becher. „Du magst zwar eine Waise sein, aber Aiakos, der der Großvater des Achilles ist und Neoptolemos, der Sohn des großen Achilles, haben dein Geschlecht begründet.“

„Das beeindruckt dich?“ provozierte ihn Olympias.

„Pah!“ Philipp rammte den Becher auf die Tischplatte und grinste seiner Königin zu. „Ich selbst stamme durch Karanos von Herakles ab, bin also ein würdiger König für meine Gemahlin!“

„Ja das bist du“ lächelte Olympias und sah Philipp dabei lüsternd zwischen die Beine. „Ohne jeden Zweifel ein würdiger Gemahl in allen Belangen“ schmunzelte sie. Dann küßte sie Philipp und verschwand mit ihrem Kopf an die Stelle, die sie gerade noch so lustvoll angesehen hatte. Während sich Philipp genießend zurücklehnte war sich Olympias indes sicher, daß Philipp nicht ahnte, daß ihre Hochzeit schon seit Jahren vom Tempel vorbereitet wurde. Ohne daß es große Aufmerksamkeit erregt hatte, war Philipp bereits vor einem Jahr hier auf Samothrake erschienen. Olympias bildete ihn persönlich in den wichtigsten Belangen der Mysterien aus und Philipp verliebte sich – wie vorgesehen – in seine junge, damals gerade 18jährige Lehrerin. Auch Arybbas, Olympias Onkel war nicht eingeweiht, und Olympias erinnerte sich, wie amüsiert sie dieses Spiel beobachtete, in dem sich Philipp und auch Arybbas verfingen. Sie waren letzten Endes Puppen, wenn auch wichtige Puppen, da ihnen eine Hauptrolle im folgenden Spiel zukommen sollte. Selbst Philipps Traum, nach dessen Bild er das Mosaik seiner zukünftigen Frau anfertigen ließ, war von den Priestern Samothrakes inspiriert, lange bevor Philipp jemals seinen Fuß auf die Insel gesetzt hatte.

Über alle diese Dinge hatte Olympias zu schweigen gelobt. Ihre Loyalität galt dem Tempel, denn sie wußte wie wichtig die Durchsetzung dieser Belange, wie wichtig die Befreiung Ägyptens von der Persern ist. Was ist schon ein einziges Leben in einer Reihe so vieler Inkarnationen? Und überhaupt: Olympias gefiel diese Aufgabe, und auch König Philipp gefiel ihr jeden Tag mehr. Sie mußte sich tatsächlich schon vorsehen, daß sie sich nicht wirklich in ihn verliebte und ihm damit verfallen wäre. Das aber würde – trotz aller Sympathie – nicht geschehen. Olympias wurde über die Jahre in Samothrake genau darin trainiert und hatte nur ein Ziel vor Augen: den Sohn zu gebären, der Ägypten befreien und dem alten Glauben, der Religion der großen Muttergöttin, neues Gewicht verleihen würde. Ares persönlich würde inkarnieren müssen, um diese gewaltige Aufgabe zu bewältigen. Persien war mächtig, sehr mächtig, und nur ein Kriegsg*tt würde es bezwingen können.
Philipp war ein nützliches Werkzeug, aber er hatte versprochen zu helfen, war sich seiner Rolle also bewußt. Olympias glaubte ihm sein Versprechen, auch wenn Aristandros und der Ägypter warnten, daß Sethus auf dem Weg zu Philipp wäre, um ihn herumzudrehen. Genau darauf würde Olympias aber achten, und sie beschloß, Philipp von sich und ihren Liebeskünsten abhängig zu machen, so daß Philipp niemals auf jemand anderen hören würde als auf sie – Olympias, Nachfahrin des Achilles.

Seitdem war ein Jahr vergangen, und Philipp selbst hatte sich die Komödie ihres überraschenden Kennenlernens ausgedacht, obwohl sie bereits seit einem halben Jahr miteinander verlobt gewesen waren. „Es wäre nötig“ hatte Philipp gesagt, „sonst geriete der Tempel auf Samothrake ins Visier seines Geheimdienstes, unter die argwöhnischen Augen des Antipatros und seines Spionageapparates.“ Olympias und der Tempel hatten eingewilligt. Philipp war ein Mann für den alles so aussehen mußte, als würde er selbst der Denker und Lenker hinter den Vorgängen und Ereignissen sein. Vor allem war es wichtig, daß es nach außen so erschiene, denn auch darauf fußte die Macht des makedonischen Königs.

Philipps Schnaufen wurde heftiger, und plötzlich stöhnte der König genußvoll auf – Olympias wußte, daß sie diesen Mann im Griff haben würde. Olympias ließ ihre Zunge noch eine kleine Weile kreisen, dann erhob sie sich und griff nach dem Becher mit dem Wasser, von dem sie jetzt einen kräftigen Schluck nahm. Auch Philipp trank, gluckste und trank noch einmal. „Ja, es wird unser Geheimnis bleiben, und auch Arybbas hat es mir auf die Hand versprochen! – aber …“ und Philipp sah zuerst auf sein nun schlaff herunterhängendes Glied und dann auf Olympias Mund, mit dem sie ihn eben noch liebkoste: „Wollten wir nicht einen Krieger zeugen, der Ägypten befreit? Ich glaube, daß das auf solche Weise nicht funktioniert“ lächelte Philipp verschmitzt und wollte mit dem Reden fortfahren ...

„Das ist schon längst passiert, gestern im Tempel während der Zeremonie“ unterbrach ihn Olympias, die sich nun ankleiden wollte und deshalb nach der Sklavin rief.

Die Sklavin erschien sofort, aber Philipp schickte sie mit einer Handbewegung wieder hinaus. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“ bohrte Philipp nach.

Olympias ging zu Philipp hinüber, sah ihm fest in die Augen und sagte: „Eine Priesterin weiß um solche Dinge. Außerdem habe ich in der Nacht vor unserer Eheschließung geträumt, daß es zuerst donnerte und mir danach ein Blitz in den Leib geschlagen ist. Von dem Schlag entzündete sich ein heftiges Feuer, das in hellen Flammen aufloderte, nach allen Seiten hin um sich griff und dann verlöschte.

Philipp sah seine Frau an, als ob er sich vor ihr fürchtete. „Was hast du?“ fragte ihn Olympias.

„Es ist nichts“ antwortete Philipp. Dennoch fröstelte ihn vor den Hexenkünsten seiner Königin, die er während seiner Einweihung in die Mysterien kennengelernt hatte. „Wir sollten einen der Seher fragen, was dieser Traum zu bedeuten hat.“

Olympias klatschte die Sklavin herein. „Tue das“ sagte sie zu Philipp gewandt „… und du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten, solche Künste und Eigenschaften sind normal, sie sind den heutigen Menschen nur abhanden gekommen. Zu Zeiten des goldenen Atlantis gab es niemanden, der diese Dinge nicht beherrschte.“

Damit war das Gespräch beendet, denn Parmenion und Aristandros verlangten Philipp zu sprechen, um ihm über den Vorfall mit Attalos zu berichten. Philipp küßte Olympias auf den Mund und hauchte ihr ein: „Ich fürchte mich vor nichts“ ins Ohr, bevor er den Raum verließ, um sich seinem obersten Feldherrn und seinem obersten Priester zuzuwenden.

Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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Alexander, wie alles begann - von Paganlord - 07.05.12005, 14:16
[Kein Betreff] - von Paganlord - 07.05.12005, 14:47
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