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Glossar Der Germanischen Mythologie
#5
Nachtrag zu Bragi

Bragi ist der Sohn des Odin; sein Vater verlieh ihm die Gabe der Dichtkunst, des Sanges und der Beredsamkeit. Schön und würdevoll ist er von Angesicht, seine erhabene Götterstirn leuchtet von den hohen Gedanken und aus seinen Augen sprühen die heiligen Funken der Begeisterung. Tief wallt ihm der weiße Bart auf die Brust herab, und man sagt zurecht dass kein Ase oder gar ein Menschenkind von Midgard eine solch stolze Hauptzierde trägt wie Bragi der Sangesmeister.

Tönende Lieder klingen von seinen Lippen, und seine Rede ist lieblicher als die Stimme der Vögel und das Rauschen der Wasser, denn man munkelt man habe ihm die Runen auf die Zunge geritzt. Von Bragi haben die Skalden und großen Redner ihre Gaben. Denn Bragis Talent der Harfe wird nur von seiner gewandten Zunge übertroffen. Niemand kennt so viele uralte Geschichten und Sagas wie er, und obwohl er kein Freund von wildem Schwerterwald ist, so genießt er als Hüter des vorväterlichen Erbes doch hohe Gunst unter den Asen.

Die Gemahlin des Bragi ist die Iduna, die Hüterin des immergrünen Gartens und der goldenen Äpfel. Verwunderlich scheint es dem stillen Beobachter unter den Asen, sieht er das jungendliche Antlitz der Iduna und das alterweise ihres Gemahls; doch täuschet euch nicht. Das Feuer der Jungend lodert auf, erhebt der G*tt seine wundervolle Stimme.

Die Verehrung Bragis unter den Völkern der Nordhjamar, der Vestlinge/Frenken und Danen.
Im Gegensatz zu anderen AsenG*ttheiten verfügt der Kult des Bragi über keine eigene Priesterschaft im eigentlichen Sinne. Auch eine völkerspezifische Verehrung lässt sich im Grunde genommen nicht finden; Bragi ist der G*tt der Skalden und Spielleute und somit sind sie in gewisser Hinsicht seine Priesterschaft, auch Bragis Gefolge genannt. Sieht man also einmal von den natürlichen Unterschieden der verschiedenen Menschenvölker ab, so sind die Skalden und Spielleute doch ein recht gleicher Haufen. Bescheiden (obwohl sich einige Skalden unter den Vestlingen neuerdings in recht prunkvoller Gewandung präsentieren), redegewandt und eines Instrumentes fähig.

Aber ein echter Skalde muss sich nicht nur auf die Sangeskunst und das Streichen seiner Saiten verstehen - er muss intelligent und gebildet zugleich sein. Er muss stets die neuesten Nachrichten kennen, die kühnsten Heldentaten und die wundervollsten Reckenlieder. Auch versteht sich Bragis Gefolge auf die Runenkunde, insofern die Runen als Schriftzeichen, nicht als Zauberzeichen, genutzt werden. So wundert es sicherlich keinen mehr, dass die wandernden Anhänger des Bragi in jeder Siedlung gern gesehene und geschätzte Gäste sind. Meist genügt schon ein Horn schlichten Mets, den die Anhänger des G*ttes Kwasirs Blut - den Dichtermet, nennen. Vielleicht liegt es an Bragis eigener bescheidener Natur, dass es keine direkten Rituale gibt um dem G*tt seine Ehrerbietung zu zeigen. Dem Herrn der Dichter reicht schon ein mit würdevoller Leidenschaft vorgetragenes Heldenlied.

Von den verlorenen Kindern des Bragi, die Barden der Kaltarer
Wie in jüngster Vergangenheit immer wieder aus Kaltara wiederkehrende Reisende berichten, scheint es auch im Land der dem Irrglauben verfallenen Sonderlinge Skalden zu geben. Obgleich diese Saiten streichenden Gesellen gleich wie die uns bekannten und geschätzten Diener des Bragi, der Harfe oder gar der Laute fähig sind, wollen sie von ihrem realen Herren wenig wissen. Die Kaltarer verfügen über ein eigenes, nicht mit den Asen oder Wanen verwandtes, Göttergeschlecht. Ob es nun ein Wink des von den Nornen bestimmten Schicksals ist oder der tatsächliche Unmut des Bragi; der Barde (kaltarisch für Harfenrührer) hat sich unter den Asengläubigen Völkern Midgards mittlerweile als Schimpfwort eingebürgert - für einen schlecht spielenden Skalden, der sich nicht um die Traditionen des Götterskalden schert.

Verfasst am 3. Ernting im Jahre 868 von Waldschrat

Salve
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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[Kein Betreff] - von Rica - 16.09.12004, 07:41

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