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Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas
#2
Üblicherweise erscheint ein Chef seiner Sektretärin wohl kaum je als Held, doch für Miss Dorothy F. Skerritt, die diesen Posten für lange Jahre bei Tesla innehatte, bis er mit siebzig Jahren sein Büro auflöste, blieb er ein „Übermensch“. In ihrer Schilderung des siebzigjährigen Erfinders schreibt sie ihm die gleiche faszinierende Persönlichkeit zu, von der die Beobachter bereits dreißig Jahre zuvor beeindruckt waren:

Mr. Tesla war ein großgewachsener, hagerer Mann. Er hatte fast etwas von einer göttlichen Erscheinung an sich. Noch mit siebzig hatte er eine vollkommen aufrechte Haltung; er kleidete sich stets in schlichte, makellose Anzüge, wobei er gedämpfte Farben bevorzugte. Einen Ring oder eine Krawattennadel sah man bei ihm nie. Das dichte schwarze Haar trug er in der Mitte gescheitelt und scharf nach hinten gekämmt; seine mächtige Stirn war von tiefen Furchen durchzogen, die von der ungeheuren Konzentration zeugten, mit der er über wissenschaftlichen Fragen nachsann. Seine sanften, grauen und doch stechenden Augen lagen tief unter ausgeprägten Brauen; sie vermittelten jedem Menschen den Eindruck, als könne er damit dessen geheimste Gedanken erfassen. Wenn er über neue Forschungsgebiete oder Errungenschaften in Begeisterung geriet, ging von seinem Gesicht ein nahezu ätherisches Strahlen aus, und er konnte seine Zuhörer dann weit von ihren alltäglichen Belangen entfernt in die phantastischen Reiche der Zukunft versetzen. Sein angenehmes Lächeln und sein tadelloses Betragen waren der äußere Widerschein jenes feinsinnigen Charakters, der ihm tief in die Seele geprägt war.

Bis zum Ende war Tesla peinlich auf seine Kleidung bedacht. Er wußte sich gut zu kleiden und tat dies auch stets. Im Jahre 1910 erklärte er einer Sekretärin gegenüber, daß er der bestgekleidete Mann der Fifth Avenue sei und dies auch weiterhin bleiben wolle. Dabei hatte es nichts mit persönlicher Eitelkeit zu tun, wenn er seine Kleidung sorgfältig auswählte: Dieser Zug Teslas fügte sich vollkommen harmonisch in seine sonstige Persönlichkeit ein. Einen zum Bersten gefüllten Kleiderschrank besaß Tesla genausowenig wie jede Art von Schmuck; sein Kleidungsstil war einfach ein Bestandteil seiner angenehmen Manieren. Gleichwohl hatte er die Beobachtung gemacht, daß ein Mensch in der Welt nach seinem äußeren Erscheinungsbild eingeschätzt wird und sich auf diese Weise die Verwirklichung einmal gesteckter Ziele erheblich erleichtern kann.

Tesla hatte eine Schwäche für taillierte Jacketts, doch was immer er auch trug, vermittelte ihm einen Zug zurückhaltender Eleganz. Erforderte ein Anlaß einen Hut, dann mußte es unbedingt ein steifer Bowler-Hut sein. Außerdem führte er einen Rohrstock mit sich und trug für gewöhnlich graue Wildlederhandschuhe.

Ein paar dieser Handschuhe kostete zweieinhalb Dollar; Tesla trug sie eine Woche lang und warf sie danach weg, obwohl sie nach dieser kurzen Zeit immer noch aussahen, als hätten sie gerade erst die Werkstatt des Handschuhmachers verlassen. Außerdem kaufte er jede Woche eine neue Krawatte für einen Dollar; das Muster spielte dabei keine wichtige Rolle, solange es außer Rot und Schwarz keine weiteren Farben enthielt.

Er trug ausschließlich weiße Seidenhemden. Wie auch bei anderen Kleidungsstücken aus seinem Besitz – etwa seinen Pyjamas - sorgte er dafür, daß sie auf der linken Brust mit seinen Initialen versehen wurden.
Handtücher kaufte er ständig und in großer Zahl, da er sie niemals in die Wäscherei gab; nach einmaligem Gebrauch wurden sie weggeworfen. Tesla bevorzugte eine gute Leinenqualität, war aber mit den handelsüblichen Marken durchaus zufrieden. Auch seine Kragen wurden niemals in die Wäscherei gegeben, da er sie stets nur einmal trug.

Neben Handtüchern und Kragen zählten bei ihm auch Servietten zu den nur jeweils einmal verwendeten Artikeln. Tesla war äußerst sensibel in Bezug auf Bakterien, was ihm den gesellschaftlichen Umgang nicht gerade erleichterte. Aus diesem Grund bestand er auch darauf, daß ihm im Speisesaal ein Tisch reserviert wurde, den außer ihm niemand sonst benutzen durfte. Vor jeder Mahlzeit mußte ein frisches Tischtuch aufgelegt werden; zusätzlich hatte zu seiner Linken ein Stoß von gut zwei Dutzend Servietten bereitzuliegen. Wenn dann das Besteck aufgetragen wurde – und er bestand darauf, daß das Tafelsilber unmittelbar vorher in der Küche sterilisiert wurde – faßte er vor dem Essen jedes einzelne Stück mit einer neuen Serviette und wischte es mit einer zweiten nochmals ab. Die gebrauchten Servietten ließ er anschließend auf den Boden fallen; selbst bei einer einfachen Mahlzeit verbrauchte er auf diese Weise für gewöhnlich seinen kompletten Serviettenvorrat. Besondere Abscheu zeigte er vor Fliegen. Suchte eine Fliege seinen Tisch als Landeplatz aus, dann mußten sämtliche Speisen abgetragen und durch frische ersetzt werden, ehe die Mahlzeit ihren Fortgang nehmen konnte.

Zu Teslas großem Glück wechselte der Oberkellner, der ihn im Waldorf-Astoria immer bedient hatte, später zum Pennsylvania über, wo Tesla anschließend für einige Jahre lebte. Derselbe Oberkellner dementierte nebenbei entschieden das Gerücht, dem zufolge sowohl das Waldorf wie auch das Pennsylvania angeblich eigens für den Erfinder einen Koch beschäftigt hätten.

In seinen jüngeren Jahren waren mächtige Steaks eine der Leibspeisen Teslas.
Mit den Jahren aß Tesla immer seltener Fleisch, schließlich wurde er vollends zum Vegetarier. Sein Hauptnahrungsmittel war nun warme Milch, und so sollte es bis an sein Lebensende bleiben.

Als junger Mann war Tesla ein starker Kaffeetrinker, und obwohl er allmählich begreifen mußte, daß der viele Kaffee ihm nicht guttat, fiel es ihm zunächst recht schwer, mit dieser Angewohnheit zu brechen. Als er sich endlich dazu durchgerungen hatte, auf den Kaffee vollkommen zu verzichten, gelang es ihm zwar, seinem Vorsatz treu zu bleiben, doch er litt sehr unter diesem Verzicht. Er konnte sein Verlangen nur bezwingen, indem er sich zu jeder Mahlzeit eine Tasse seines Lieblingskaffees einschenken ließ, so daß er sich beim Essen wenigstens am Kaffeeduft erfreuen konnte; es dauerte zehn Jahre, bis er endlich ohne dieses Ritual auskam. Tee und Kakao erachtet er nebenbei für genauso schädlich wie Kaffee.

In seiner Jugend war Tesla auch ein starker Zigarrenraucher. Als er etwa Anfang Zwanzig war, erkrankte eine seiner Schwestern, ihr Zustand wirkte besorgniserregend, und als sie ihrem Bruder mitteilte, sie wolle versuchen, wieder gesund zu werden, wenn er seinerseits das Rauchen aufgäbe, konnte sich Tesla dieser Bitte nicht verweigern. Die Genesung der Schwester machte tatsächlich gute Fortschritte, und er mied den Tabak auch weiterhin.

Tesla trank gerne Whisky, denn er betrachtete ihn als wohltuende Energiequelle und sah darin ein unschätzbares Mittel zur Verlängerung des Lebens. Dem Branntwein – davon war er überzeugt – verdankten schon seine Vorfahren ihr durchweg hohes Lebensalter; zu Beginn des letzten Jahrhunderts erklärte er sogar, der Whisky würde ihm eine Lebensspanne von hundertfünfzig Jahren gewähren. Als dann nach dem Ersten Weltkrieg die Prohibition verhängt wurde, bezeichnete er dieses als unerträglichen Eingriff in die Bürgerrechte, verzichtete aber gleichwohl als gesetzestreuer Amerikaner auf seinen Whisky und trank fortan nur noch Wasser und Milch. Dies hielt ihn allerdings nicht davon ab zu behaupten, daß der Verzicht auf Whisky seine Lebenserwartung auf allerhöchstens hundertdreißig Jahre herabsetzen würde.

Tesla sagte, daß er zum Denken niemals irgendwelche Anregungsmittel bedurft hätte. Ein Spaziergang erschien ihm weitaus geeigneter zur Beförderung seiner Konzentration.
Auf solchen Spaziergängen wirkte er wie in einem Traum versunken; selbst ihm durchaus wohlbekannte Menschen, die zufällig in seiner unmittelbaren Nähe vorüberkamen, erkannte er nicht, obwohl er ihnen geradewegs ins Gesicht zu blicken schien. In seinen Gedanken war er bei diesen Gelegenheiten eben an entfernten Orten. Wegen dieser Angewohnheit dürfte Tesla wohl auch im Jahre 1937 einen Verkehrsunfall verursacht haben, bei dem er von einem vorüberfahrenden Taxi erfaßt und ernstlich verletzt wurde. Zwei Jahre zuvor hatte er in der Tat in einem Interview eingestanden, daß er vermutlich einmal bei einer seiner unbesonnenen Straßenüberquerungen von einem Taxi oder einem Lastwagen überrollt werden würde.

Wird fortgesetzt...
Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!
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Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von Hernes_Son - 23.07.12010, 20:53
Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von THT - 24.07.12010, 15:30
Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von Katanka - 27.07.12010, 00:21
Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von Glückskind - 27.07.12010, 09:28
Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von Gast Katanka - 27.07.12010, 16:30
Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von Glückskind - 27.07.12010, 16:49

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