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Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas
#5
Tesla hat seit jeher behauptet, keine Nacht mehr als zwei Stunden Schlaf zu brauchen. Er würde sich – so sagte er – um fünf Uhr früh zur Ruhe legen und um zehn wieder aufstehen, von dieser Zeit aber nur zwei Stunden wirklich schlafen; drei Stunden Schlaf seien schon zuviel für ihn. Er räumte jedoch ein, sich einmal im Jahr fünf Stunden zu gönnen, aus denen er dann ungeheuere Kraftreserven beziehen würde. Doch selbst im Schlaf – so sagte er – würde er die Arbeit niemals unterbrechen. Tesla machte sich immer über Edisons Behauptung lustig, mit vier Stunden Schlaf auszukommen. Er sagte, daß er ihn wiederholt dabei beobachtet habe, wie er sich ein- oder zweimal täglich in seinem Laboratorium in einen ruhigen Winkel zurückzog, um dort für drei Stunden vor sich hin zu dösen.

Tesla bediente sich offenbar einer ganz eigenen „Schlaftechnik“. Hotelangestellte wußten jedenfalls zu berichten, sie hätten den Erfinder nicht selten für mehrere Stunden wie festgenagelt in seinem Zimmer stehen sehen; in diesem Zustand habe er keinerlei Reaktion auf seine Umgebung gezeigt, so als ob der Körperfahrzeughalter kurzzeitig nicht zu Hause wäre. Man konnte sein Zimmer in dieser Phase ohne weiteres aufräumen, ohne daß er davon Notiz genommen hätte.

Teslas legte eine unvergleichliche Konsequenz an den Tag, wenn es um Körperhygiene und Reinlichkeit ging:
Er war stets darauf bedacht, daß ihm in seinem Büro eine separate Toilette zur Verfügung stand, die außer ihm niemand benutzen durfte. Beim geringsten Anlaß hielt er es für notwendig, sich die Hände zu waschen; er hatte angeordnet, daß das benutzte Handtuch anschließend grundsätzlich gegen ein frisches ausgetauscht wurde.

Bei seinen Versuchen, der Gepflogenheiten des Händeschüttelns zu entgehen, entwickelte er eine eigene Strategie. Für gewöhnlich hielt er die Hände hinter dem Rücken verschränkt, sobald sich ihm jemand näherte, der ihm möglicherweise per Handschlag begrüßen wollte, und produzierte damit nicht selten peinliche Situationen. Wenn es einem Besucher trotzdem einmal gelang, ihm die Hand zu drücken, war Tesla sehr aufgebracht, daß er dessen Anliegen kaum anhörte und ihn abwies, noch ehe er es richtig vorgebracht hatte; anschließend eilte er unverzüglich zur Toilette und wusch sich die Hände. Wenn er mitbekam, wie einer seiner Arbeiter das Mittagessen mit schmutzigen Händen verzehrte, mußte er sich fast übergeben.

Tesla selbst war sich dieser Züge durchaus nicht unbewußt; es war ihm vollkommen klar, zu welchen Spannungen und Reibungen sie im alltäglichen Leben führen konnten, aber aufgrund seiner extrem sensiblen Sinnesorgane waren dies vollkommen selbstverständliche Reaktionen für ihn. Für andere Menschen scheinen diese Verhaltensweisen als extrem und übertrieben.

Sein Geist schien beständig unter einem geradezu explosiven Druck zu stehen. In jedem Augenblick drängte eine wahre Lawine neuer Ideen darauf, befreit zu werden. Es machte für Zeitgenossen und Freunde manchmal den Eindruck, als wäre der Erfinder selbst kaum in der Lage, mit dem geschwinden Strom seiner Gedanken Schritt zu halten; es war ihm einfach nicht möglich, all seine Projekte tatsächlich zu verwirklichen.
Selbst wenn ihm eine Armee gut ausgebildeter Hilfskräfte zur Verfügung gestanden hätte, wäre dies bei weitem nicht genug gewesen. Daher war es auch nicht verwunderlich, wenn seine Mitarbeiter in seiner Umgebung immer eine Art „Druck“ empfanden. Dabei war Tesla sowohl hinsichtlich der Löhne als auch der Arbeitszeiten ein großzügiger Arbeitgeber; wenn er auch gelegentlich Überstunden erwartete, so war er niemals kleinlich, sobald es um deren Bezahlung ging.

So wie er in seinen Privatangelegenheiten stets auf äußerste Sorgfalt bedacht war, erwartete er diese Haltung auch von seinen Mitarbeitern. Er war ein ausgezeichneter Mechaniker und hatte mit seinen eigenen Arbeiten sehr hohe Standards für die Leistung seiner Werkstätten gesetzt. Geschickte und mitdenkende Mitarbeiter wußte er sehr zu schätzen und zahlte ihnen nicht selten Prämien für die gute Ausführung schwieriger Aufgaben, doch angesichts von Dummheit oder Nachlässigkeit kannte er keine Nachsicht (dazu waren seine Experimente auch teilweise zu gefährlich, um Nachlässigkeiten durchgehen zu lassen).

Obwohl Tesla einen ganzen Stab technischer Zeichner beschäftigte, betraute er sie niemals mit der Entwicklung neuer Maschinen; das Zeichenbüro war ihm lediglich ein notwendiges Übel (nicht zuletzt, da er selbst in früheren Zeiten das Zeichnen nur unter größten Mühen fertigbrachte), das sich aus der Zusammenarbeit mit anderen Firmen ergeben hatte. Wenn Apparate für den eigenen Bedarf gebaut werden sollten, gab Tesla zur Ausführung jedes einzelnen Teils seine persönlichen Anweisungen. Dazu ließ er den jeweiligen Mitarbeiter an seinen Tisch kommen und entwarf in seiner Gegenwart auf einem großen Bogen Papier eine fast mikroskopisch kleine Skizze des geplanten Werkstückes. Wie fein dessen Details auch immer sein mochten – Teslas Skizzen waren fast nie größer als ein Zoll; wenn ihm beim Zeichnen der Bleistift ein wenig ausglitt, griff er nicht etwa zum Radiergummi, oh nein, er begann die ganze Skizze auf einem frischen Bogen von vorn. Die Abmessungen gab er dabei stets mündlich an. Nach erfolgter Anweisung vernichtete Tesla die Skizze; er ließ niemals zu, daß der Mitarbeiter sich dieser Zeichnung als Konstruktionshilfe bediente, sondern bestand darauf, daß er allein aus dem Gedächtnis arbeitete. Tesla selbst verließ sich in allen Einzelheiten eines Entwurfes auf sein Gedächtnis; für seinen eigenen Bedarf fertigte er niemals ein papierenes Gegenstück zu seinem geistigen Plan an – und er war fest davon überzeugt, daß jedermann mit etwas Übung gleichfalls diese Fähigkeit erlangen konnte.

Wer jemals für Tesla gearbeitet hatte, war voller Bewunderung für dessen unglaubliche Fähigkeiten, ohne schriftliche Aufzeichnungen über die feinsten Einzelheiten einer jeden Entwicklungsstufe der vielen Projekte, die er gleichzeitig betrieb, jederzeit im Bilde zu sein. Kein Mitarbeiter erhielt jemals mehr Informationen, als er zur Ausführung seiner Aufgabe benötigte; niemand erfuhr jemals, welchen Zweck eine Maschine oder ein Bauteil am Ende erfüllen sollte.

Eine der Aufgaben eines Meisters besteht darin, sich Schüler zu suchen, die sein Werk fortführen – doch für Tesla gab es diese Option nicht, denn niemand wäre imstande gewesen diese Aufgabe auch nur annähernd so zu vollenden, wie Tesla sie in seinem Geist konstruierte und plante. Aus diesem Grund war es für Tesla auch nahezu unmöglich mit anderen zusammenzuarbeiten, ihre Arbeit entsprach einfach nicht seinen Vorstellungen und sie behinderten ihn mehr, als das sie ihm halfen.
Auf die persönlichen Eigenarten der Menschen, mit denen er im Zuge seiner Arbeit zusammenkam, konnte Tesla ausgesprochen heftig reagieren; wer ihm einmal mißfallen war, den konnte er in seiner Umgebung nicht mehr ertragen. So wird es sicherlich nicht gerade zu seiner Beliebtheit beigetragen haben, daß er im Zuge der Turbinenarbeiten bei Allis Chalmers in Milwaukee etwa einige der Arbeiter aus der ihm zugeteilten Mannschaft entfernen ließ, weil ihm (so die offizielle Erklärung) deren Aussehen nicht behagte.
Weil die Betriebsingenieuere ohnehin schon gegen ihn aufgebracht waren, da er sie bei einigen Entscheidungen kurzerhand übergangen hatte, kann man annehmen, daß diese Arbeiten in einer wenig kooperativen Atmosphäre vonstatten gingen.

In Geldangelegenheiten tat sich Telsa eher schwer und legte eine besondere Großzügigkeit an den Tag, ohne Rücksicht auf seine Finanzen zu nehmen. Als er für die Union Sulphur Company an dem Turbinenprojekt arbeitete, hatte man im während der üblichen Arbeitszeiten ein Schiff zur kostenlosen Benutzung bereitgestellt; nach sechs Uhr abends mußte jedoch auch er dort einen Preis von 20 Dollar pro Stunde entrichten. Es gelang ihm natürlich niemals, seine Zeit so einzuteilen, daß er vor sechs an Bord ging. Darüber hinaus hatte er allabendlich der Schiffsbesatzung 10 Dollar für deren Abendessen zu zahlen; im Laufe des Jahres kam auf diese Weise eine Summe von 12.000!!! Dollar zusammen, die seine Bezüge empfindlich geschmälert haben dürften. Aber damit waren seine Sonderausgaben keineswegs abgetan. Fast jeden Abend gab er den Besatzungsmitgliedern, die ihm bei seiner Arbeit besonders zur Hand gingen, ein Trinkgeld in Höhe von fünf Dollar; einmal die Woche erhielt die gesamte Besatzung ein solches Trinkgeld. Immerhin war diese Großzügigkeit alles andere als Verschwendung, angesichts der machmal diktatorischen Art, in der er seine Helfer mitunter herumkommandierte, wird es sich hier eher um einen unverzichtbaren Ausgleich gehandelt haben.

Angestellte der Hotels, in denen Tesla gelebt hatte, gaben später an, er habe sich dem Personal gegenüber immer äußerst freigiebig verhalten.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seines Büros gegenüber war er immer sehr zuvorkommend. Wenn jemand hier eine Arbeit besonders gut erledigt hatte, wurden alle anderen umgehend darüber in Kenntnis gesetzt. Kritik hingegen äußerte Tesla hier grundsätzlich nur den jeweils Betroffenen gegenüber.
Machte es die Gelegenheit einmal erfoderlich, daß seine jungen Sekretärinnen und Stenotypistinnen längere Überstunden leisten mußten, so spendierte er ihnen anschließend regelmäßig ein Abendessen bei Delmonico's. Er bestellte dann jeweils ein Taxi für sich selbst und die Damen, nahm aber nicht an dem Diner teil, sondern brach gleich wieder auf, nachdem er die Rechnung im voraus beglichen und ein Trinkgeld hinterlegt hatte.

Tesla traf jeden Tag um zwölf im Büro ein. Er erwartete, daß seine Sekretärin sich sofort an der Tür bereithielt, um ihm Hut, Stock, und Handschuhe abzunehmen. Da das Büro bereits um neun öffnete, konnten alle Routinearbeiten vor Teslas Ankunft erledigt werden. Er hatte angeordnet, daß vor seiner Ankunft alle Rolläden zu schließen seien, so daß kein Tageslicht in die Räumlichkeiten eindringen konnte und dort eine künstliche Nacht herrschte. Der Erfinder war offensichtlich etwas „lichtscheu“, er schien des Nachts wesentlich leistungsfähiger zu sein als tagsüber und zog die Nacht in der Tat als Arbeitszeit vor.

Von dieser Regel gab es nur eine einzige Ausnahme: Wenn draußen ein Gewitter tobte, wurden die Rolläden geöffnet. Alle Büros, die Tesla jemals bezogen hatte, lagen einer unbebauten Fläche gegenüber. Von seinem Fenster im zwanzigsten Stock konnte Tesla die vor ihm liegende Stadt überschauen und hatte freie Sicht auf den Himmel.
Sobald ein fernes Donnergrollen das Herannahen des himmlischen Feuerwerks ankündigte, war es nicht nur gestattet, die Rolläden hochzuziehen – es war geradezu eine Pflicht. Tesla liebte es, den Blitzen zuzuschauen. Sein Sofa wurde dann eigens zu diesem Zweck ans Fenster gerückt, damit er dort vollkommen entspannt liegen konnte und einen ungehinderten Blick auf den Himmel hatte. Er neigte ohnehin zu Selbstgesprächen, aber während eines Gewitters entwickelte er eine ungeahnte Beredsamkeit. Es ist niemals eines der Gespräche, die er bei solchen Gelegenheiten führte, aufgezeichnet worden. Er hatte darum gebeten, das himmlische Spektakel allein und ungestört zu betrachten, und seine Sekretärinnen kamen diesem Wunsch nur zu gerne nach. Indem er die Sekunden zählte und die Blitze über den Daumen abschätze, war er in der Lage, deren Entfernung, Größe und Ladung zu bestimmen. Ja, Tesla genoß die Gewitter in vollen Zügen. Von seinem Sofa aus spendete er den Blitzen Beifall. Er erkannte die Leistung der Natur an. Und vielleicht war er sogar ein kleines bißchen eifersüchtig.

Wird fortgesetzt...
Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!
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Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von THT - 24.07.12010, 15:30
Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von Hernes_Son - 25.07.12010, 11:03
Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von Katanka - 27.07.12010, 00:21
Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von Glückskind - 27.07.12010, 09:28
Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von Gast Katanka - 27.07.12010, 16:30
Re: Das (Lebens-) Prinzip Nikola Teslas - von Glückskind - 27.07.12010, 16:49

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