14.04.12008, 11:23
Geza schrieb:Das Problem liegt in der falschen Übersetzung einer Völuspástrophe. Da heißt es im Original:
>Lá gaf Lodurr ok lito goda<.
Das wird überall übersetzt:
>Lá (Lebenswärme) gab Lodurr und blühende (gute) Farbe.<
Lá ist hierbei uninteressant, es geht um "lito goda". Das Eddaoriginal hat keine Akzente, deswegen kann "goda" sowohl mit "gut", als auch mit "göttlich" übersetzt werden (hätte es den Akzent "góda" könnte es nur "gut" bedeuten). Also "gute Farbe" oder "göttliche Farbe"? "Lit" ist aber nicht nur "Farbe", sondern auch Sehen, Aussehen, Ansehen, Antlitz, Gestalt (im deutschen litz, Antlitz noch vorhanden), Also ist die folgende Übersetzung auch möglich:
>Lá (Lohe) gab Lodurr und göttliche Gestalt.<
Nun bekommt die Sache nämlich einen Sinn und reiht diese Strophe in die ältesten Mythologien mit ein, wonach die Götter die Menschen nach Ihrem eigenen, göttlichen Aussehen erschaffen haben.
Somit können wir umgekehrt vom Aussehen der Menschen auf das Aussehen von Göttern schließen. Götter sind eben keine wabernden körperlosen Energien, auch keine Aliens. Götter haben Gestalt und diese ist Vorbild für die Menschengestalt gewesen...
Das ist allerdings dann verständlich, wenn man weiß, daß bereits die Genesis viel ältere, babylonische und sumerische heidnische Schöpfungsmythen übernommen und kompiliert hat. Ist daran zu erkennen, daß im gesamten 1. Kapitel der Genesis die Bezeichnung "Elohim" ("Götter") verwendet wird, dazu noch eine alte Formulierung erhalten blieb:
>Und Götter (Elohim) sprach: Laßt uns Menschen machen. Ein Bild, das uns gleich sei...<
Also Plural.
""Sehen, Aussehen, Ansehen, Antlitz, Gestalt, göttliche Farbe, Lebenswärme"" Da stellt sich mir die Frage, ob dies nicht alles eher Synonyme für das "gewünschte Wesen" des Menschen sind. Also die 'bildhafte Darstellung' der Nähe des Menschen zur 'Göttlichkeit' im Rahmen seiner Lebenseinstellung, Lebensweise, also im Einklang mit der gesamten Natur und all seiner Lebensformen zu existieren. Die 'Bildhafte Darstellung' der 'göttlichen Energie' in allem Seienden.
"">Und Götter (Elohim) sprach: Laßt uns Menschen machen. Ein Bild, das uns gleich sei...< Also Plural"" Bis ins letzte Jahrhundert kommunizierten selbst 'Paare' in "Sie- und Wir" Form, statt in "Du- und Ich-Form".
Außerdem, in Anbetracht dessen, dass man 'körperliche Gestalt' und Geist ohnehin als zwei Teile eines Individuums betrachtet, wäre für jeden Menschen die Wir-Form logisch, denn so ist jeder Mensch 'sein eigener Plural'.