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Kosmetik-Info
#17
Streit um Fluorid: Heilmittel oder Gift?

Für viele Zahnärzte ist Fluorid ein Muss bei der Kariesvorsorge. Kritiker warnen jedoch seit Langem vor Nebenwirkungen und Überdosierung. Allen Forschungen zum Trotz ist die Diskussion bis heute nicht verstummt: Zahnretter oder giftige Chemikalie? // Von Dietlind Arndt

Der lästige Plagegeist war buchstäblich in aller Munde: In den 70er-Jahren schaffte es die Karies als Volkskrankheit Nummer eins bis ins „Guinness-Buch der Rekorde“. Dass sich die Zahnkrankheit damals so rasant ausbreitete, lag vor allem am steigenden Zuckerverbrauch. Zahnärzte, die händeringend nach einer Lösung für das Problem suchten, wurden bald auf eine Substanz aufmerksam, die bis dahin auf dem Zahnpflegemarkt wenig Beachtung gefunden hatte: Fluorid. Die Salze des Fluors sorgten schon damals für stark polarisierte Meinungen. Die einen propagierten Fluorid als wirksames Mittel gegen Karies, da es die Aufnahme von Mineralstoffen in den Zähnen fördert und den Zahnschmelz stärkt. Kritiker warnten hingegen, es sei eine giftige Chemikalie, die in der Industrie als aggressives Insektizid, Holzschutz- und Konservierungsmittel verwendet würde. Dass die Vermarktung der Substanz ausgerechnet von der Zuckerindustrie unterstützt wurde, sorgte für zusätzliche Kritik.

Unbestritten ist: Fluorid wirkt in hoher Dosierung giftig. Bis heute wird die Substanz auch industriell genutzt, Toxikologen warnen vor direktem Kontakt: Wer Fluoridstaub einatmet oder berührt, muss mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, bei größeren Mengen auch mit schweren Organschäden rechnen. Zahnpflegeprodukte enthalten allerdings nur kleine Mengen der umstrittenen Substanz. In einer Tube mit 70 Gramm Zahnpasta stecken etwa 0,1 Gramm Fluorid.
„Die Dosis macht das Gift“

Dr. Ulrich Schiffner, Professor für Zahnheilkunde an der Universitätsklinik Hamburg, gibt sich deshalb in Sachen Fluorid gelassen und hat für die anhaltende Kritik wenig Verständnis. „Die Dosis macht das Gift“, lautet sein Fazit. Die Ansicht teilt er mit vielen seiner Kollegen. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) empfiehlt, die Zähne zweimal am Tag mit fluoridhaltiger Zahnpasta zu putzen und Speise­salz mit Fluoridzusatz zu verwenden.

Der Griff zum Rechenstift zeigt allerdings, dass die Gefahr einer schleichenden Über­dosierung nicht ausgeschlossen ist, vor allem, wenn man Fluorid gleich aus mehreren Quellen wie Zahnpasta, Mundwasser und Speisesalz aufnimmt. Die für die Kariesprophylaxe empfohlene optimale Fluoridaufnahme liegt bei einer täglichen Gesamtmenge von etwa 0,05 mg Fluorid je Kilogramm Körpergewicht. Vor allem bei Kindern kann dieses Quantum leicht überschritten werden. Bis zum Alter von sechs Jahren sollten sie deshalb auf jeden Fall spezielle Kinderzahnpasta verwenden und, so empfiehlt es das Bundesinstitut für Risikobewertung, keine fluoridhaltigen Mundspüllösungen.

Auch ganzheitlich orientierte Zahnärzte mahnen zur Vorsicht, einige raten ganz von fluoridhaltigen Produkten ab. Prof. Dr. Werner Becker, Präsident des Bundesverbands der naturheilkundlich tätigen Zahnärzte in Deutschland (BNZ) warnt vor Fluoridpro­dukten – auch in geringer Dosierung. „Fluorid“, so der überzeugte Naturheilpraktiker, „ist eines der stärksten Oxidationsgifte, die wir kennen“. Den Versuch, mit der von außen zugeführten Chemikalie den geschädigten Zahnschmelz zu reparieren, bezeichnet er als unsinnig: Eine solche Verbindung sei bei den Temperaturen im Mund unmöglich. Vor diesem Hintergrund ist seiner Meinung nach das Risiko einer Überdosierung nicht zu rechtfertigen ? erst recht nicht bei Kindern, die die süße Paste auf der Zahnbürste gerne schlucken.

Solange nicht eindeutig erwiesen ist, welche Auswirkungen die dauerhaft erhöhte Fluoridaufnahme auf den Körper haben kann, lehnen auch viele Naturkosmetik-Produzenten Fluoridzusätze ab. Unternehmen wie Logona, Weleda oder Wala setzen in Sachen Zahnpflege lieber auf natürliche Rohstoffe wie Kieselerde und Heilpflanzen. Sie bieten Zahnpflege-Serien mit unterschiedlichen natürlichen Inhaltsstoffen an – oft das Ergebnis jahrelanger Experimente und Forschungen. Einige Zahncremes von Weleda enthalten beispielsweise natürliche Fluoride: unter dem Namen Flussspat sollen sie die Widerstandskraft der Zähne stärken, in homöopathischer Dosierung. Logona setzt in Sachen Zahnpasta auf pflanzliche Wirkstoffe, die auch ohne Fluorid das Zahnfleisch stärken und die Abwehrkräfte der Zähne aktivieren sollen. Lavera bietet hingegen bewusst beide Varianten an: eine fluoridfreie Zahncreme mit Bio-Echinacea und Propolis sowie eine Mint-Zahncreme mit Fluoridzusatz, der den Zahnschmelz härten soll.

Die Entscheidung in Sachen Fluorid bleibt letztlich ? wie so oft ? den Käufern überlassen. Immerhin mehren sich anscheinend die Hinweise, dass Fluoridzusätze kein unausweichliches Muss für gesunde Zähne sind. Auch Prof. Ulrich Schiffner stellt fest: „Wer sich ausgewogen ernährt und mindestens einmal am Tag sehr gründlich putzt, schützt seine Zähne auch ohne Fluoride“. Allerdings fügt er hinzu, dass sich seiner Erfahrung nach kaum noch jemand Zeit für eine ausreichend gründliche Zahnpflege nehme.

Spurenelement Fluorid

Fluoride sind die Salze der Fluorwasserstoffsäure. Das aus Zahncremes bekannte Natriumfluorid verbindet sich im Mund mit vorhandenem Kalzium. Es soll das wert­volle Mineral an die Zähne binden und sie dadurch vor Karies schützen. Remineralisieren nennen Fachleute diesen Prozess.

Auch in der Ernährung gilt Fluorid als wertvolles Spurenelement für gesunde Kno­chen und Zähne. Diese Annahme konnte bislang aber nie wissenschaftlich bestätigt werden. Fluoridhaltige Nahrungsergänzungsmittel gibt es in Deutschland bisher keine. Fluoridtabletten sollten nur auf Rat eines Arztes eingenommen werden.

Fluoridzusätze stecken unter anderem in Speisesalz, müssen aber auf der Verpackung deklariert sein. Einige Lebensmittel, wie grüner und schwarzer Tee, Walnüsse, Fisch und Radieschen, enthalten natürliches Fluorid. Weil es dabei immer an andere Stoffe gebunden ist, wirkt natürliches Fluorid in Lebensmitteln sanfter als die chemisch isolierte Einzelsubstanz.

Quelle: Cosmia
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