09.06.12004, 23:18
>> Pallas Athene besprengte die Menschin Arachne im Weggehen mit Säften von Hekates Kraut. Kaum hatte das unheilvolle Zaubermittel ihr Haar berührt, ist es schon dahingeschwunden und mit ihm Nase und Ohren. Winzig wird der Kopf, und auch der Körper ist geschrumpft; an ihren Seiten hängen dürre Finger statt Beine; alles übrige beherrscht der Bauch; doch aus ihm entläßt sie einen Faden und übt ihre frühere Webkunst jetzt als Spinne aus.<< (Ovid, Metamorphosen)
Der Garten der Hekate
>Mond, schein hell; leise will ich
für dich singen, Göttin, und für
Hekate in der Unterwelt - die
Hunde zittern vor ihr, wenn sie
über die Gräber der Toten und das
dunkle Blut kommt. Sei mir ge-
grüßt, Hekate, Grimmige, und
bleib bei mir bis zum Ende. Mach
diese Zaubermittel so wirksam wie
die der Kirke, der Medea und der
blonden Perimede.<
Theokrit, 2. Eidyllion
Nach Hesiod war Hekate die Tochter der Titanin Asteria. Sie wurde von Zeus über alle Maßen verehrt und damit beschenkt, an Himmel, Erde und Meer (= Unterwelt) Anteil zu haben, d. h., dort wirken zu können.
Hekate lebte in einer Höhle, der Hekategrotte, die möglicherweise auf Samothrake lag. In Kolchis hatte sie einen >prächtigen Tempel<. Hekate war auch eine Göttin der Schamanen. Man nannte sie >Torgöttin<, >lauttosende Rennerin<, >die nächtlich Wandelnde<, >die Unterirdische<, die >schreckliche Göttin der Leitung/Rasende Wut einhauchend den flammenäugigen Hunden<, des >Tartaros Kind<, >Göttin der göttlichen Notwendigkeit< ...
Sie ist die Mutter der Kirke von Italien und Tante oder Mutter der Medea von Kolchis (= Georgien).
Sie sendet den Menschen drückenden Schlaf und lastende Träume, verursacht Epilepsie, die >heilige Krankheit<, und Wahnsinn (mania), konnte also veränderte Bewußtseinszustände hervorrufen.
Hekate ist die dreifältige Göttin, die sich gewöhnlich in drei Göttinnen manifestiert: Hekate, Artemis und Selene. Sie hat drei Köpfe: Pferd, Mensch und Hund, deswegen steht sie auch direkt mit dem Kerberos in Verbindung, der den Eingang zum Hades, zum Schatten- und Totenreich bewachte.
Außerdem hat der Kerberos die zwei wichtigsten Hexenpflanzen der europäischen Geschichte geschaffen. Als der halbgöttliche Held Herakles/Herkules im Rahmen seiner zwölf Arbeiten in die Unterwelt hinabsteigen mußte, brachte er den Kerberos erstmals ans Tageslicht. Der wütende Hund verspritzte zornig seinen Geifer. Wo er die Erde benetzte, sproßen die ersten Bilsenkräuter und Akonite.
>Der Geifer des Kerberos< war bereits in der Antike ein gefürchtetes Gift. Der Name akonitom wurde dann auch ein Sammelbegriff für mehrere Giftpflanzen. Vor allem wurden die verschiedenen Sturmhutarten dazugezählt. Vielleicht ist hierin ein Schlüssel zum Verständniß der Rolle des Sturmhutes im ursprünglichen Hekatekult zu erkennen. Denn diese Pflanze ist derart inniglich mit der Hexengöttin und ihren Priesterinnen verbunden, daß sie geradezu als das >klassische Hexenkraut< gilt.
Hekate war aufs innigste mit dem Sonnengott Apollon verbunden. Dieser war in der frühen griechischen Welt genauso fremdartig wie Hekate. Er war ein wilder und ekstatischer G*tt der Hyperboreer, der durch die antike Hellenisierung arg entstellt wurde. Sein ursprüngliches Wesen wird in seinem Beinamen deutlich: rituell wurde er in frühester Zeit Hekatos gerufen. Er war also eine Art Zwillingsgeschwister der Hexengöttin. Dem Apollon war der Lorbeer genauso geweiht wie der Hekate, seine heiligste Pflanze war jedoch das Weiße Bilsenkraut.
Hekate gilt auch als Gemahlin des Pluto und heißt dann Proserpina; auf der Erde ist sie gleichzeitig als Diana und im Himmel als Lucia (auch Lucina, >des Brautbetts Wächterin< bekannt. So stellt sie eine Schamanin dar, die mit den drei Reichen der Welt verbunden ist.
"Ich bin jene vielgestaltige Jungfrau, vom Himmel gekommen, mit dem Anblick eines Stiers, dreiköpfig, wild, mit goldenen Waffen, die in Künsten erfahrene Phöbe, die den Menschen lichtspendende Eileithyia (= Artemis als Geburtsgöttin), welche je drei Verbindungen der dreifachen Natur trägt, den feurigen Bildern des Äther ähnlich. Aber ich nehme mit weißem Gespann die Luft in Besitz, während die Erde das Geschlecht meiner schwarzen Kinder lenkt.
Jetzt sollst du mir alles tun, das Bild aber ist in ihm selbst. Ich habe die Gestalt der Ceres (= Demeter), der Königin der herrlichen Früchte, mit ganz weißen Kleidern und goldenen Schuhen an den Füßen. Den Gürtel aber umgeben krumme Drachen, die sich mit reinen Spuren in die Höhe richten, vom Haupte selbst herabhängend bis auf die Fußspitzen, im Kreise herum windend nach der Reihe."
Die schamanische Göttin wurde vor allem in Kolchis verehrt; dort lag auch ihr Garten und ihre Initiationshalle:
>Der Garten der Hekate, worin sie ihre giftigsten Gewächse und Arzneikräuter zog, lag am Phasis; er war nebst der Königsburg des Aetes mit unersteiglichen, neun Klafter hohen Mauern umgeben, durch sieben Basteien geschützt und durch drei eherne Tore verwahrt.<
Der kolchische Garten der Hekate barg zahlreiche Heilpflanzen:
>Hierauf folget ein Hain, im innersten Raum des Verschlosses,
Wo viel frisches Gehölz aufsteigt mit schattigen Wipfeln,
Lorbeerbäum` und Kornellen und schlank erhabne Platanen.
Dort sind auch viel Kräuter, gewölbt um die niederen Wurzeln:
Klymenos, sammt dem edlen Asfodelos, und Adiantos,
Aristereon, zart von Gewächs, und Kypeiron mit Thryon,
Kyklamis, gleich der Viol`, und Erysimon, sammt Hormion,
Stöchas, Paeonia dann, vom Busch Polyknemon überwuchert,
Polion dann, Mandragoras auch, und fahles Diktamnon,
Krokos von süssem Geruch, und Kardamom, neben dem Kemos,
Smilax, dunkler Mohn, und niederes Chamaemelon,
Panakes und Alkeja, mit Karpason und Akoniton,
Auch viele andere noch der schädlichen steigen vom Grund` auf.<
(Orphischer Argonautengesang)
Inmitten dieses Gartens stand ein heiliger Baum, eine mächtige Eiche, an der das mysteriöse Goldene Vlies, >das wie der Blitz des Zeus leuchtete<, befestigt war.
Dieser Zaubergarten bewahrte nicht nur die pharmakologisch kräftigen Pflanzen, er war auch ein Ort der Einweihung in die Mysterien der Hekate.
In der >Aeneis< beschreibt Vergil im 6. Buch die Unterweltsfahrt seines Helden Aeneas. Sie gelingt ihm nur unter der kundigen Führung einer Hekateprieserin und Sibylle (Orakelpriesterin/Wahrsagerin).
Im Garten der Hekate lebten zahlreiche Schlangen. Sie waren der Göttin heilig, denn Schlangen sind ebenso ambivalent wie Hekate selbst. Sie können mit ihrem Gift heilen und töten. Deshalb gehören zwei Schlangen zu den wichtigsten Attributen der Hexengöttin. Die eine symbolisiert Heilung und Gesundheit, die andere Krankheit und Tod. Außerdem dienten Schlangen, die in Tempeln gehütet wurden, seit minoischer Zeit der Divination und Prophetie.
>Ich preise, die an den Wegen
thront,
Des Kreuzwegs Schattenherrscherin Hekate,
Himmelskönigin, Erdenfürstin,
Meeresgöttin im Safrangewand.
Herrin der Gräber, mit Seelen
der Toten
Fahrend im nächtlich schweifenden Zug,
Perseia, Freundin der Einsamkeit,
Von schnellfüßigen Hirschen
erfreut.
Freundin der nächtlichen Meute,
Furchtbare Herrscherin!
Ungegürtete, Tierverschlingende,
Unbezwinglichen Angesichts
Fährst du mit Stieren dahin,
Schlüsseltragende Herrin des Alls.<
Orphischer Hymnus an Hekate
Fragt mich nicht warum, aber ich liebe sie !
Gruß,
Abnoba
Der Garten der Hekate
>Mond, schein hell; leise will ich
für dich singen, Göttin, und für
Hekate in der Unterwelt - die
Hunde zittern vor ihr, wenn sie
über die Gräber der Toten und das
dunkle Blut kommt. Sei mir ge-
grüßt, Hekate, Grimmige, und
bleib bei mir bis zum Ende. Mach
diese Zaubermittel so wirksam wie
die der Kirke, der Medea und der
blonden Perimede.<
Theokrit, 2. Eidyllion
Nach Hesiod war Hekate die Tochter der Titanin Asteria. Sie wurde von Zeus über alle Maßen verehrt und damit beschenkt, an Himmel, Erde und Meer (= Unterwelt) Anteil zu haben, d. h., dort wirken zu können.
Hekate lebte in einer Höhle, der Hekategrotte, die möglicherweise auf Samothrake lag. In Kolchis hatte sie einen >prächtigen Tempel<. Hekate war auch eine Göttin der Schamanen. Man nannte sie >Torgöttin<, >lauttosende Rennerin<, >die nächtlich Wandelnde<, >die Unterirdische<, die >schreckliche Göttin der Leitung/Rasende Wut einhauchend den flammenäugigen Hunden<, des >Tartaros Kind<, >Göttin der göttlichen Notwendigkeit< ...
Sie ist die Mutter der Kirke von Italien und Tante oder Mutter der Medea von Kolchis (= Georgien).
Sie sendet den Menschen drückenden Schlaf und lastende Träume, verursacht Epilepsie, die >heilige Krankheit<, und Wahnsinn (mania), konnte also veränderte Bewußtseinszustände hervorrufen.
Hekate ist die dreifältige Göttin, die sich gewöhnlich in drei Göttinnen manifestiert: Hekate, Artemis und Selene. Sie hat drei Köpfe: Pferd, Mensch und Hund, deswegen steht sie auch direkt mit dem Kerberos in Verbindung, der den Eingang zum Hades, zum Schatten- und Totenreich bewachte.
Außerdem hat der Kerberos die zwei wichtigsten Hexenpflanzen der europäischen Geschichte geschaffen. Als der halbgöttliche Held Herakles/Herkules im Rahmen seiner zwölf Arbeiten in die Unterwelt hinabsteigen mußte, brachte er den Kerberos erstmals ans Tageslicht. Der wütende Hund verspritzte zornig seinen Geifer. Wo er die Erde benetzte, sproßen die ersten Bilsenkräuter und Akonite.
>Der Geifer des Kerberos< war bereits in der Antike ein gefürchtetes Gift. Der Name akonitom wurde dann auch ein Sammelbegriff für mehrere Giftpflanzen. Vor allem wurden die verschiedenen Sturmhutarten dazugezählt. Vielleicht ist hierin ein Schlüssel zum Verständniß der Rolle des Sturmhutes im ursprünglichen Hekatekult zu erkennen. Denn diese Pflanze ist derart inniglich mit der Hexengöttin und ihren Priesterinnen verbunden, daß sie geradezu als das >klassische Hexenkraut< gilt.
Hekate war aufs innigste mit dem Sonnengott Apollon verbunden. Dieser war in der frühen griechischen Welt genauso fremdartig wie Hekate. Er war ein wilder und ekstatischer G*tt der Hyperboreer, der durch die antike Hellenisierung arg entstellt wurde. Sein ursprüngliches Wesen wird in seinem Beinamen deutlich: rituell wurde er in frühester Zeit Hekatos gerufen. Er war also eine Art Zwillingsgeschwister der Hexengöttin. Dem Apollon war der Lorbeer genauso geweiht wie der Hekate, seine heiligste Pflanze war jedoch das Weiße Bilsenkraut.
Hekate gilt auch als Gemahlin des Pluto und heißt dann Proserpina; auf der Erde ist sie gleichzeitig als Diana und im Himmel als Lucia (auch Lucina, >des Brautbetts Wächterin< bekannt. So stellt sie eine Schamanin dar, die mit den drei Reichen der Welt verbunden ist.
"Ich bin jene vielgestaltige Jungfrau, vom Himmel gekommen, mit dem Anblick eines Stiers, dreiköpfig, wild, mit goldenen Waffen, die in Künsten erfahrene Phöbe, die den Menschen lichtspendende Eileithyia (= Artemis als Geburtsgöttin), welche je drei Verbindungen der dreifachen Natur trägt, den feurigen Bildern des Äther ähnlich. Aber ich nehme mit weißem Gespann die Luft in Besitz, während die Erde das Geschlecht meiner schwarzen Kinder lenkt.
Jetzt sollst du mir alles tun, das Bild aber ist in ihm selbst. Ich habe die Gestalt der Ceres (= Demeter), der Königin der herrlichen Früchte, mit ganz weißen Kleidern und goldenen Schuhen an den Füßen. Den Gürtel aber umgeben krumme Drachen, die sich mit reinen Spuren in die Höhe richten, vom Haupte selbst herabhängend bis auf die Fußspitzen, im Kreise herum windend nach der Reihe."
Die schamanische Göttin wurde vor allem in Kolchis verehrt; dort lag auch ihr Garten und ihre Initiationshalle:
>Der Garten der Hekate, worin sie ihre giftigsten Gewächse und Arzneikräuter zog, lag am Phasis; er war nebst der Königsburg des Aetes mit unersteiglichen, neun Klafter hohen Mauern umgeben, durch sieben Basteien geschützt und durch drei eherne Tore verwahrt.<
Der kolchische Garten der Hekate barg zahlreiche Heilpflanzen:
>Hierauf folget ein Hain, im innersten Raum des Verschlosses,
Wo viel frisches Gehölz aufsteigt mit schattigen Wipfeln,
Lorbeerbäum` und Kornellen und schlank erhabne Platanen.
Dort sind auch viel Kräuter, gewölbt um die niederen Wurzeln:
Klymenos, sammt dem edlen Asfodelos, und Adiantos,
Aristereon, zart von Gewächs, und Kypeiron mit Thryon,
Kyklamis, gleich der Viol`, und Erysimon, sammt Hormion,
Stöchas, Paeonia dann, vom Busch Polyknemon überwuchert,
Polion dann, Mandragoras auch, und fahles Diktamnon,
Krokos von süssem Geruch, und Kardamom, neben dem Kemos,
Smilax, dunkler Mohn, und niederes Chamaemelon,
Panakes und Alkeja, mit Karpason und Akoniton,
Auch viele andere noch der schädlichen steigen vom Grund` auf.<
(Orphischer Argonautengesang)
Inmitten dieses Gartens stand ein heiliger Baum, eine mächtige Eiche, an der das mysteriöse Goldene Vlies, >das wie der Blitz des Zeus leuchtete<, befestigt war.
Dieser Zaubergarten bewahrte nicht nur die pharmakologisch kräftigen Pflanzen, er war auch ein Ort der Einweihung in die Mysterien der Hekate.
In der >Aeneis< beschreibt Vergil im 6. Buch die Unterweltsfahrt seines Helden Aeneas. Sie gelingt ihm nur unter der kundigen Führung einer Hekateprieserin und Sibylle (Orakelpriesterin/Wahrsagerin).
Im Garten der Hekate lebten zahlreiche Schlangen. Sie waren der Göttin heilig, denn Schlangen sind ebenso ambivalent wie Hekate selbst. Sie können mit ihrem Gift heilen und töten. Deshalb gehören zwei Schlangen zu den wichtigsten Attributen der Hexengöttin. Die eine symbolisiert Heilung und Gesundheit, die andere Krankheit und Tod. Außerdem dienten Schlangen, die in Tempeln gehütet wurden, seit minoischer Zeit der Divination und Prophetie.
>Ich preise, die an den Wegen
thront,
Des Kreuzwegs Schattenherrscherin Hekate,
Himmelskönigin, Erdenfürstin,
Meeresgöttin im Safrangewand.
Herrin der Gräber, mit Seelen
der Toten
Fahrend im nächtlich schweifenden Zug,
Perseia, Freundin der Einsamkeit,
Von schnellfüßigen Hirschen
erfreut.
Freundin der nächtlichen Meute,
Furchtbare Herrscherin!
Ungegürtete, Tierverschlingende,
Unbezwinglichen Angesichts
Fährst du mit Stieren dahin,
Schlüsseltragende Herrin des Alls.<
Orphischer Hymnus an Hekate
Fragt mich nicht warum, aber ich liebe sie !
Gruß,
Abnoba