02.05.12010, 16:42
Verhaltensänderung
Hormon Oxytocin macht Männer einfühlsamer
Mitgefühl per Nasenspray: Britische Wissenschaftler haben Männer mit dem Hormon Oxytocin sensibler gemacht. Gesunde Probanden waren nach Sprühen des Hormons so einfühlsam wie Frauen. Auch Gesichter konnten sie sich auf einmal besser merken.
Schon eine kleine Hormongabe macht Männer so sensibel wie Frauen. Das hat eine Studie Bonner Forscher ergeben. Das Hormon Oxytocin verbessert demnach bei Männern die Fähigkeit, sich emotional in andere Menschen hineinzuversetzen, wie die Universität Bonn am Donnerstag mitteilte. Forscher der Universität und des Babraham-Instituts im britischen Cambridge haben ihre Ergebnisse im "Journal of Neuroscience" veröffentlicht.
An dem Experiment beteiligten sich 48 gesunde Männer. Die eine Hälfte erhielt ein Oxytocin-haltiges Nasenspray, die andere Hälfte ein Mittel ohne Wirkstoff (Placebo). Danach zeigten die Wissenschaftler den Teilnehmern Fotos von emotional aufgeladenen Situationen, zum Beispiel ein weinendes Kind. Die Männer sollten angeben, inwieweit sie mit den abgebildeten Personen mitfühlten. Ergebnis: "Die Oxytocin-Gruppe gab signifikant höhere emotionale Empathie-Werte zu Protokoll als die Placebo-Gruppe", sagte René Hurlemann von der Klinik für Psychiatrie der Uni Bonn. Die Männer der Oxytocin-Gruppe hätten Werte erreicht, wie sie sonst für Frauen typisch seien.
Einsatz möglicherweise bei Schizophrenie
Das im Hirnbereich des Hypothalamus gebildete und von der Hirnanhangsdrüse abgegebene Oxytocin gilt als Bindungs- oder Treuehormon. Es hat unter anderem eine luststeigernde Wirkung und stärkt die Mutter-Kind-Bindung, löst aber auch Geburtswehen aus. Verschiedene Studien in der Vergangenheit zeigten bereits, dass es Einfluss auf die menschliche Psyche und das Sozialverhalten hat. Auch bei Autisten wirkte Oxytocin vertrauenssteigernd.
Bei einem zweiten Versuch der Forscher aus Bonn und Cambridge mussten die Teilnehmer am Computer einen einfachen Merktest absolvieren. Bei richtigen Antworten erschien auf dem Bildschirm ein lobendes, bei falschen Antworten ein tadelndes Gesicht. Alternativ wurde ein grüner (richtig) oder roter (falsch) Kreis gezeigt. Der Lernerfolg sei allgemein höher gewesen, wenn die Rückmeldung über Gesichter erfolgte. Die Oxytocin-Gruppe habe darauf aber noch deutlicher reagiert.
"Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass emotionales Einfühlungsvermögen durch Oxytocin moduliert wird", sagte Hurlemann. Möglicherweise könne das Hormon deshalb als Medikament bei Erkrankungen wie Schizophrenie eingesetzt werden.
lub/dpa
Hormon Oxytocin macht Männer einfühlsamer
Mitgefühl per Nasenspray: Britische Wissenschaftler haben Männer mit dem Hormon Oxytocin sensibler gemacht. Gesunde Probanden waren nach Sprühen des Hormons so einfühlsam wie Frauen. Auch Gesichter konnten sie sich auf einmal besser merken.
Schon eine kleine Hormongabe macht Männer so sensibel wie Frauen. Das hat eine Studie Bonner Forscher ergeben. Das Hormon Oxytocin verbessert demnach bei Männern die Fähigkeit, sich emotional in andere Menschen hineinzuversetzen, wie die Universität Bonn am Donnerstag mitteilte. Forscher der Universität und des Babraham-Instituts im britischen Cambridge haben ihre Ergebnisse im "Journal of Neuroscience" veröffentlicht.
An dem Experiment beteiligten sich 48 gesunde Männer. Die eine Hälfte erhielt ein Oxytocin-haltiges Nasenspray, die andere Hälfte ein Mittel ohne Wirkstoff (Placebo). Danach zeigten die Wissenschaftler den Teilnehmern Fotos von emotional aufgeladenen Situationen, zum Beispiel ein weinendes Kind. Die Männer sollten angeben, inwieweit sie mit den abgebildeten Personen mitfühlten. Ergebnis: "Die Oxytocin-Gruppe gab signifikant höhere emotionale Empathie-Werte zu Protokoll als die Placebo-Gruppe", sagte René Hurlemann von der Klinik für Psychiatrie der Uni Bonn. Die Männer der Oxytocin-Gruppe hätten Werte erreicht, wie sie sonst für Frauen typisch seien.
Einsatz möglicherweise bei Schizophrenie
Das im Hirnbereich des Hypothalamus gebildete und von der Hirnanhangsdrüse abgegebene Oxytocin gilt als Bindungs- oder Treuehormon. Es hat unter anderem eine luststeigernde Wirkung und stärkt die Mutter-Kind-Bindung, löst aber auch Geburtswehen aus. Verschiedene Studien in der Vergangenheit zeigten bereits, dass es Einfluss auf die menschliche Psyche und das Sozialverhalten hat. Auch bei Autisten wirkte Oxytocin vertrauenssteigernd.
Bei einem zweiten Versuch der Forscher aus Bonn und Cambridge mussten die Teilnehmer am Computer einen einfachen Merktest absolvieren. Bei richtigen Antworten erschien auf dem Bildschirm ein lobendes, bei falschen Antworten ein tadelndes Gesicht. Alternativ wurde ein grüner (richtig) oder roter (falsch) Kreis gezeigt. Der Lernerfolg sei allgemein höher gewesen, wenn die Rückmeldung über Gesichter erfolgte. Die Oxytocin-Gruppe habe darauf aber noch deutlicher reagiert.
"Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass emotionales Einfühlungsvermögen durch Oxytocin moduliert wird", sagte Hurlemann. Möglicherweise könne das Hormon deshalb als Medikament bei Erkrankungen wie Schizophrenie eingesetzt werden.
lub/dpa