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Rügen: Archäologen entdecken Zeremonienhaus
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Quelle und weitere Bilder: https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Ruegen-Archaeologen-entdecken-Zeremonienhaus-,kaparkona148.html


Rügen: Archäologen entdecken Zeremonienhaus

Nur wenige Meter von der Steilküste entfernt haben Archäologen am Kap Arkona auf Rügen einen sensationellen Fund gemacht. Die Forscher vom Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommerns sind auf Überreste eines Zeremonienhauses aus dem 11. Jahrhundert (einer Zeit vor der Chr*stianisierung dieser Region) gestoßen. Die jeweils ein Meter mal ein Meter große Pfostengruben an der Kliffkante gehören offenbar zu einem etwa acht Meter lang und zwölf Meter breiten Gebäude, vermuten die Experten. Rekonstruktionszeichnungen zufolge könnte das vermutlich auf Eichenpfosten errichtete Bauwerk bis zu zwölf Meter hoch gewesen sein

Erklärung für geheimnisvolle Gruben gefunden

Schon vor Jahren waren vier dieser geheimnisvollen Gruben entdeckt worden. Doch eine eindeutige Zuordnung war für die Experten nicht möglich. 2013 entdeckte das Team um Grabungsleiter Fred Ruchhöft eine fünfte Grube. Der Ur- und Frühgeschichtler ließ daraufhin weiter suchen. In diesem Jahr stieß die Archäologen schließlich auf eine sechste und siebente Pfostengrube.

   

Archäologen von der Größe des Bauwerks beeindruckt

Mit der leicht schiffsförmigen Anlage der Pfostengruben steht die im 11. Jahrhundert erbaute Halle in skandinavischer Bautradition, wie Ruchhöft sagte. Ähnliche Grundrisse von Zeremoniengebäuden befinden sich im dänischen Tissoe und im schwedischen Uppakra. "Das Gebäude ist größer als alle anderen Gebäude, die zwischen Elbe und Polen in der Slawenzeit entstanden." Die Forscher schließen aber aus, dass es sich bei der Halle um den eigentlichen Tempel des slawischen Gottes Swantevit handelt. Rätselhaft sei dennoch, warum ein vermutlich skandinavisches Gebäude in einem slawischen Heiligtum errichtet wurde.

   

Überreste der Tempelburg verschwinden im Meer

Das Zeremonienhaus wurde zusammen mit der Tempelburg Arkona bei einem Wikingerangriff im 12. Jahrhundert zerstört, wie die Archäologen vermuten. Das Gelände, auf dem die Anlage errichtet wurde, ist in den vergangenen Jahrhunderten aufgrund der Küstenerosion bereits zu zwei Dritteln ins Meer gestürzt - mit ihm auch die Fragmente des zentralen Tempels des Gottes Swantevit. Die verbliebenen Überreste stehen in 43 Metern Höhe direkt an der Kliffkante von Rügens Steilküste.

Grabungen am Kap Arkona

Die archäologischen Grabungen am Kap waren von Beginn an ein Wettlauf gegen die Zeit. Allein in den vergangenen 150 Jahren stürzte das Kliff auf einer Breite von bis zu 70 Meter ins Meer. 1921 unternahm der Archäologe Carl Schuchhardt die erste Ausgrabung. 1929 später legten der Vorgeschichtler Wilhelm Petzsch und der Bauforscher Günther Martiny das verbrannte Tor der Burg Arkona frei und dokumentierten Reste kurz vor dem Absturz. Weitere Grabungen folgten zwischen 1969 und 1971 und seit 1994 systematisch. Dabei wurden Opfergruben, Pfeilspitzen, Perlen und Münzen entdeckt. 2008 und 2011 nahm sich das Meer weitere, kurz zuvor freigelegte Abschnitte der inzwischen für Spaziergänger gesperrten Anlage. 2012 wurden die Notgrabungen weitergeführt. Vorsichtigen Schätzungen zufolge könnten die letzten Reste der Anlage in 100 Jahren verloren sein. (Quelle: dpa)

Wichtigster Fund der vergangenen Jahre

In Mittel- und Osteuropa konnten bislang erst sehr wenige vorChr*stliche Kultbauten identifiziert werden. Die Kulthalle in der Burg Arkona zählt deshalb zu den wichtigsten archäologischen Entdeckungen der vergangenen Jahre. "Die Arkona-Burg war wichtigstes und auch letztes großes Heiligtum der westlichen Slawen", sagte Ruchhöft. Sie ist nach Angaben der Archäologen ein kulturhistorisches und archäologisches Denkmal europäischen Ranges. Hier verehrten die Slawen zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert den vierköpfigen Slawengötzen Swantevit. Als heidnisches Zentralheiligtum stehe die Tempelburg neben dem legendären, aber bisher nicht gefundenen Rethra. Im Jahr 1168 eroberten die Dänen unter Bischof Absalon die slawische Trutzburg auf Rügen und Chr*stianisierten die Insulaner mit Feuer und Schwert.

Schädel als Kultopfer der Slawen?

2014 wurden erstmals seit 40 Jahren wieder menschliche Überreste am Kap gefunden. Die Schädelknochen stammen von jungen Männern und weisen Spuren von Gewalt auf. Für die Archäologen galt der Fund als Sensation. Da die Experten bislang ausschließlich Schädelteile, aber keine anderen Knochen entdeckt haben, gehen sie davon aus, dass die Schädel Siegestrophäen oder Kultopfer der Slawen sein könnten.

   
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