März 1848
#2
   
"Glorreicher Barrikadenkampf der Berliner Bürger gegen das Militär“: So lautet der Titel dieser kolorierten Kreidelithografie von 1848. Die schwarz-gold-rote Fahne symbolisiert die deutsche Einheit und eine deutsche Republik.

Gespalten ist die Stimmung unter den mehreren Tausend Menschen, die sich am Nachmittag des 18. März 1848 vor den Toren des Berliner Schlosses versammeln. Die vorne stehenden „besseren Stände“, die Zylinder und dunkle Anzüge tragen, sind vergnügt, die sich hinten drängenden „einfachen Leute“, allen voran Arbeiter, skeptisch.

Seit dem Morgen dieses frühlingshaft warmen Sonnabends machen sensationelle Nachrichten die Runde: König Friedrich Wilhelm IV. hat die Pressefreiheit gewährt, vorbehaltlos. Und er hat den Vereinigten Landtag, die Ständeversammlung, vorfristig einberufen. Seiner Majestät geht es um nichts weniger als eine politische Neugestaltung des 1815 gegründeten Deutschen Bundes. Er verlangt, „dass Deutschland aus einem Staatenbund in einen Bundesstaat verwandelt werde“.

Etwa 10.000 Menschen befinden sich schließlich auf dem Schlossplatz, als der König auf einem der Balkone des Schlosses erscheint. Die von hinten nachrückenden Leute werden unruhig, als sie die einsatzbereiten Soldaten sehen, die an den Portalen zu den Schlosshöfen Stellung bezogen haben. Rufe werden laut: „Militär zurück!“, „Die Soldaten fort!“ Stattdessen rücken eine Schwadron Dragoner mit gezogenen Säbeln und eine Kompanie Grenadiere vor. Sie sollen den Platz räumen. Plötzlich, es ist kurz nach 14.30 Uhr, krachen zwei Schüsse. Die Menge stiebt panisch auseinander, schreit: „Verrat! Verrat! Man mordet das Volk! Zu den Waffen! Zu den Waffen!“

An der Ecke Königstraße/Burgstraße kommen dem Tierarzt Friedrich Ludwig Urban Flüchtende entgegen. Er, der im Garde du Corps gedient hat, überblickt rasch die Situation; er fürchtet, dass die Soldaten in die Wohnviertel eindringen. Daher schreit er spontan: „Barrikaden!“ Sturmglocken läuten. Unter Urbans Kommando entsteht an der Neuen Königstraße Richtung Alexanderplatz eine wehrhafte Befestigung – sie wird als eine der wenigen von stadtweit etwa 200 standhalten.

Der Diplomat und Schriftsteller Karl August Varnhagen von Ense wird auf dem Weg zu seinem Wohnhaus in der Mauerstraße 36 von den Ereignissen überrascht. „Um nicht ausgesperrt zu werden, musst ich eilen, nach Hause zu gelangen, wo die Tür schon verschlossen war“, schreibt er kurz darauf in sein Tagebuch. „Rechts nach der Jägerstraße, links nach der Behrenstrasse, vorwärts in der Französischen Straße, deren ganze Länge man von meinen Fenstern aus übersehen konnte, stiegen rasch die Schutzwehren empor, hinter denen wir uns bald wie in einer Festung abgeschieden fanden.“ Varnhagen sieht junge und alte Leute „eifrig am Werk“: Droschken und Wagen werden angehalten und umgestürzt, Fässer und Kästen herbeigeholt, Steine aus dem Straßenpflaster gerissen, etliche davon auf die Dächer der Eckhäuser geschleppt. „Noch bei Tage, dann aber heftiger bei Nacht (im hellen Mondschein), von allen Seiten Kampf, Gewehr- und Geschützfeuer (...) Der Kampf dauerte die ganze Nacht, bis nach 5 Uhr.“

Insgesamt 283 Zivilisten fallen dem Barrikadenkampf zum Opfer (nach Angaben des Historikers Rüdiger Hartmann in seinem 2022 erschienenen Buch „1848. Revolution in Berlin“), davon sind 270 namentlich bekannt; schätzungsweise 1000 Menschen werden verletzt. Unter den Soldaten gibt es mindestens 63 Tote (laut dem damaligen Innenminister Ernst von Bodelschwingh) und vermutlich 250 Verletzte.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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März 1848 - von Paganlord - 18.03.12025, 09:50
März 1848 - von Paganlord - 18.03.12025, 09:56

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