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Gestern, 22:10
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Gestern, 23:03 von Munin.)
Einzigartiges Relikt in Altdorf
Schäferka*elle war vorchri*tliche Kultstätte
Drei Runen finden sich über den Fensterbögen an der Außenwand, erläutert Pfa**er Ulrich Kleinhempel: die Zeichen für die Göttin Gefjon, für den G*tt Ing und für Wodan
Die Schäferka*elle in Rasch war ursprünglich eine vorchri*tliche Kultstätte. Darauf deutet eine ganze Indizienkette hin, unter anderem Runen an der Außenwand und die Ausrichtung der Ka*elle von Nord nach Süd. So bauten germanische Stämme ihre Tempel. Chri*tliche Ki*chen dagegen sind in einer Ost-West-Achse angeordnet. In Süddeutschland ist die Ka*elle damit einzigartig. Es gibt ganz wenige vergleichbare Relikte am linken Niederrhein.
RASCH — In Rasch beteten die Menschen Wodan an, den höchsten, den mächtigsten G*tt im germanischen Götterhimmel, den Seher, den einäugigen Krieger mit dem Raben auf der Schulter. Sie beteten zu Wodan auf einer Anhöhe über der Schwarzach, errichteten ihm dort eine Weihestätte und brachten ihm Opfergaben dar. Die Kultstätte ist bis heute erhalten, sie befindet sich unmittelbar neben der Michaels-Ki*che – das sagt der Pfa**er und Religionswissenschaftler Ulrich Kleinhempel.
Dass die Rascher St. Michaels Ki*che eine bedeutende Rolle bei der Missionierung in der Region spielte, ist seit langem bekannt. Die heute als Einsegnungshalle genutzte Schäferka*elle war ehemals Taufki*che, von der aus zu Zeiten des Frankenapostels Willibald im 8. Jahrhundert das Chri*tentum in der Gegend verbreitet wurde. Die chri*tlichen Missionare (Monster) fanden damals eine Wodans-Weihestätte vor, so Kleinhempels These, und chri*tianisierten sie – ganz nach der Vorgabe von Papst Gregor dem Großen, der sie angewiesen hatte, den Glauben der Heiden nicht in Bausch und Bogen zu verdammen, sondern ihn einfach in die chri*tlichen Kulthandlungen zu integrieren.
Türe wurde zugemauert
Genau dies geschah in Rasch: Die von den an die germanischen Götter glaubenden Menschen erbaute Weihestätte hatte eine Nord-Süd-Ausrichtung – unmöglich für eine chri*tliche Ki*che, für die eine Ost-West-Achse nötig ist. Deshalb baute man die Weihestätte zur Ka*elle mit Ost-West-Symbolik um. Die Tür im Süden mauerte man zu. Über den Fenstern an der ehemals prächtigen Südseite der Ka*elle finden sich bis heute Zeichen, die Kleinhempel als Runen interpretiert und ihnen Bedeutungen zuordnet, unter anderem den Raben als Zeichen für Wodan. Warum die Chri*ten nach der Umgestaltung des ehemaligen Wodansheiligtums die Runen nicht beseitigten, ist freilich ein Rätsel. „Die Runen haben eine gemeinsame Bedeutung, sie verweisen auf drei Bereiche, die zusammen gehören: Auf das Land, das einem gehört, auf die Fruchtbarkeit, die man sich erbittet für Vieh, Menschen und Felder, und auf die Heilung von Vieh, von Pferden und Menschen“, erläutert Kleinhempel. Wodan galt im germanischen Götterhimmel nicht nur als großer Krieger, sondern auch als großer Heiler.
Erinnert ein wenig an eine berühmte Burg in NRW...
Hirten brachten Votivgaben
Bis in die Neuzeit kamen in der Schäferka*elle die Hirten der Umgebung zur Andacht zusammen. Darüber berichtet der Altdorfer Historiker Georg Andreas Will 1796 und erläutert damit die Herkunft des Ka*ellen-Namens. Nicht nur zur Andacht kamen die Schäfer zusammen, sie brachten auch Votivgaben mit, die sie in der Ka*elle hinterlegten. 1988 fand man bei Grabungen verschiedene Tiere, Pferde, Hunde, Schafe Rinder, dazu ein paar Menschen in Gebetshaltung. „Votivgaben darzubringen ist ein vorchri*tlicher Brauch, der ins katholische Chri*tentum übernommen wurde“, so Kleinhempel dazu. Der Religionswissenschaftler geht davon aus, dass die Hirten der Gegend bei ihren Zusammenkünften in der Rascher Schäferka*elle die Bedetuung der Runen über den Fenstern an der Südseite des Gebäudes erahnten. „Schäfer und andere mit ihnen haben hier offenbar noch lange die alten Kulttraditionen gepflegt.“
Parallelen bei Stabki*chen
Dass ein ehemaliges Wodan-Heiligtum umgewidmet wurde in eine chri*tliche Michaels-Ki*che, wie in Rasch geschehen, ist in Europa kein Einzelfall. Parallelen finden sich bei norwegischen Stabki*chen ebenso wie auf dem berühmten Mont Saint Michel in der Normandie oder in der Michaelska*elle auf dem Heiligenberg bei Heidelberg. Eine dem Erz*ngel Michael gewidmete Ki*che weist in der Regel darauf hin, dass sie sich auf dem Boden eines ehemals germanischen Heiligtums befand. Warum? Weil Michael der Anführer der himmlischen Heerscharen war und damit Ähnlichkeiten hatte mit Wodan, dem kriegerischen Herrscher im Götterhimmel der Germanen. Die Parallele sollte bei der Chri*tianisierung den Menschen den Übergang von der alten zur neuen Religion erleichtern, so Kleinhempel.
In der Reformation ging es mit der Schäferka*elle bergab. Die ehemalige Wodansstätte und spätere chri*tliche Kapelle wurde entweiht und zur Scheune degradiert. Ein romanischer Taufstein aus dem 8. Jahrhundert, in dem Ganzkörpertaufen durchgeführt werden konnten, diente als Ablage und Mülleimer – bis in die jüngste Zeit. Dabei handelt es sich um den ältesten Taufstein weit und breit, Relikt aus der Mutterki*che vieler anderer Ki*chen der Region.
Die Schäferka*elle steht im Schatten der sie überragenden Michaels-Ki*che
Warum wird das Wort vorchri*tlich genutzt anstatt germanisch?
Wie offensichtlich die Chri*ten alten Wissen vernichten und es wird darstellt, als wäre das normal. Sie leugnen es ja nicht einmal... Und wenn die damaligen Menschen nicht bereit waren, die Lügen anzuerkennen, dann hat man einfach alles vermischt. Und wenn das nicht geholfen hat, dann hat man einfach einen neueren schicken Laden daneben aufgemacht, um den alten abzuwerten und als "Mülleimer" zurückgelassen... Frechheit!
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Hier ist noch ein ausführlicher Text dazu, wie man heidnische Tempel, Riten und Brauchtümer einfach umgemünzt hat. Ganz offensichtlich, wie eine "neue" Religion Stück für Stück eingesetzt worden ist. Hier ein paar Auszüge davon:
Den ganzen Text findet ihr hier: https://www.oding.org/poesie-2/artglaube/ein-heiligtum-des-wotan
Zitat:Zum Synkretismus der Missionspraxis
Dieses integrative Vorgehen hatte zur Folge, dass sich aus erhaltenen Festbräuchen, Kultorten und aus der Wahl der Ki*chenpatrone oft gute Rückschlüsse auf den vorchri*tlichen Kult und auf die verehrten Gottheiten und Rituale ziehen lassen. Dabei verbanden und vermischten sich religiöse Vorstellungen und Bräuche vielfach. Dieser „Synkretismus“ bedeutet keineswegs nur die Vermischung zweier Religionen zu einer neuen, sondern bezeichnet auch die Übernahme von Elementen einer Religion in eine andere. Ganz eindeutig!
So erklärt der Bayreuther Religionswissenschaftler Ulrich Berner: „Aus zwei Systemen kann eines entstehen, indem die Grenze zwischen den Systemen aufgehoben wird und die heterogenen Elemente zu Elementen eines neuen umfassenden Systems erklärt werden. Diesen Prozess könnte man „Synkretismus aus System-Ebene“ nennen. ... Die Begegnung verschiedener Systeme kann aber auch dazu führen, dass neue Elemente entstehen und sich das betreffende System damit so wandelt ... Dieser Prozess könnte „Synthese“ genannt werden.“ Eigenschaften, Funktionen und Kultbräuche germanischer heidnischer Götter wurden auf chri*tliche Heilige übertragen (die es vorher gar nicht gab!), die gleichsam einen Teil des Wesens und der Aufgaben ihrer „Vorgänger“ erbten. Dabei mündete der synkretistische Prozess in eine Synthese. Wir können also annehmen, dass dieser Prozess nicht nur einseitig erfolgte, sondern beidseitig. D. h., dass sowohl auf ritueller Ebene wie im Hinblick auf die Heiligen und Kultorten zugeschriebenen Eigenschaften eine gute Portion Heidentum in das mittelalterliche kath*lische Chri*tentum aufgenommen wurde und zuweilen bis in die Gegenwart lebendig ist. Ein genauer Blick auf kath*lisches Volksbrauchtum dürfte in vielen Fällen einen Schlüssel zur Rekonstruktion heidnischer Bräuche und Riten liefern. Im Hinblick auf einen Berg im Allgäu, den „Säuling“, hat dies beispielsweise Elisabeth Wintergerst durchgeführt; ebenso ist Sybil Gräfin Schönfeldt in ihren Büchern zu Bräuchen und Festen des Jahreskreises vielfach deren heidnischen Wurzeln nachgegangen. Es ist ein breites Feld, mit vielen örtlichen oder religionssystematischen Zugängen. In diesem Zusammenhang kann an die Arbeiten Jacob Grimms erinnert werden. Spätestens seit der Romantik ist ein Bewusstsein von kulturell verankerten religiösen Besonderheiten in den Ländern des germanischen Sprachraums verbreitet, die diesen Wurzeln zugeschrieben werden. Der von U. Berner beschriebene Prozess der Synthese als einer möglichen Ausformung solcher Durchdringung kann durchaus systematisch aufgenommen werden.
Unabhängig von der Intention einer solchen Ersetzung wird dabei ein Prozess des Synkretismus in Gang gesetzt: die implizite Identifikation der alten und neuen numinosen Entität ermöglicht Kultkontinuität und die Übertragung von Eigenschaften und Ritus, sowie religiösen Anliegen und Verehrung auf die neue Entität. Die hierdurch in die neue religiöse Sphäre übertragenen religiösen Vorstellungen und Praktiken erweisen sich oft als ausgesprochen langlebig. Daneben bestehen zuweilen Elemente des alten Kults fragmentarisch oder in einer religiösen Subkultur fort, wenn sie im Zusammenhang mit einem weiterhin geübten Ritus stehen. So überdauerten Formen des in den altsächsischen Siedlungsgebieten besonders verbreiteten Wodanskultes in Niedersachsen, Westfalen und England bis in die Gegenwart, hier verbunden mit Spuren des Wissens um ihre ursprüngliche Bestimmung. Über Jahrhunderte blieb nach der Chri*tianisierung in ländlichen Gemeinschaften ein Wissen um die ursprüngliche Bestimmung eines Kultortes lebendig - vielfach in Sagenform, bezogen auf einen „niederen“, als „Aberglauben“ bezeichneten, numinosen Bereich - ein Wissen um die spezifischen „Kräfte“ und „Zuständigkeiten“ des Heiligtums, die sowohl der alten wie der neuen dort anwesenden transzendenten Wesenheit zugeschrieben wurden, wobei die neue Eigenschaften der älteren aufnehmen konnte, und drittens, Formen der Verehrung und des Kultes, zuweilen in oberflächlicher Adaption an die Kultgebräuche der neuen Religion - so dass etwa aus Opfergaben Votivgaben des Volkskatholi*ismus wurden. Dieser Synkretismus kann als Synthese vollzogen werden. Daneben gibt es auch das von der neuen Religion geduldete Fortbestehen älterer Praktiken. So beobachtete Jacob Grimm, dass bis in die Neuzeit hinein, besonders in Niedersachsen und Westfalen, Pfa**er zur Erntezeit an bäuerlichen Opferriten für Wodan teilnahmen und dafür honoriert wurden. Wenn diese Notiz zutrifft, verweist sie darauf, dass heidnische Praktiken nicht nur außerhalb der Ki*che, sondern zumindest in ländlichen Gemeinden bis in die Neuzeit hinein im Raum der Ki*che stattfanden und geduldet wurden. Der Hinweis auf teilnehmende Pfa**er, die selbst dem ländlichen Milieu entstammt sein dürften, könnte darauf hindeuten, dass diese Riten als Teil des allgemeinen Volksbrauchtums empfunden und akzeptiert wurden, vergleichbar den Perchten-Läufen im altbayrisch-österreichischen Raum oder der alemannischen Fassnacht.
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Die Schäferka*elle als eine erhaltene heidnische Kultstätte
Im Folgenden soll anhand einiger signifikanter Merkmale dieser Kapelle dargelegt werden, dass es gute Gründe für die Annahme gibt, dass diese nicht nur an der Stelle eines ursprünglichen Wodansheiligtums steht, sondern dass sie im Wesentlichen die Gestalt und wahrscheinlich auch Teile des ursprünglichen Wodanstempels in baulicher Kontinuität enthält. Ebenso ist wahrscheinlich zu machen, dass Kultkontinuität hier auch im Hinblick auf die Riten und die „Kultgemeinde“ bestand. Dafür sprechen 1. das Patronat der Erzen*els Michael, 2. mittelalterliche Votivgaben, die im Boden der Schäferka*elle gefunden wurden, und zur überlieferten Rolle Wodans als Heiler von Tieren, insbesondere von Pferden, passen, 3. dass an verborgener Stelle an der Außenwand der Schäferka*elle, über den Südfenstern, drei Symbole zu finden sind, von denen zwei als Runen, wahrscheinlich „Gebo“ und „Ingwaz“ zu deuten sind, somit als Symbole der Gefjon und des Ing, das dritte als Rabe und Symbol des Wodan zu identifizieren sind, 4. die Namenstradition der Schäferka*elle, 5. der Grundriss der Ka*elle, der sich erheblich und signifikant von der Grundform romanischer Ki*chen sowie der altki*chlichen Basilika-Form mit ihrer liturgischen Symbolik unterscheidet, 6. die Erhaltung der Schäferka*elle als Vorgängerbau der Michaelski*che mit seinem alten Grundriss und den Ornamenten aus Gründen der Statik, 7. die Lage des Ki*chenkomplexes auf einem Ki*chenberg über dem Fluss. Zusammen lassen sie keinen Zweifel daran, dass diese Schäferka*elle im Wesentlichen die Gestalt und Ornamente eines heidnischen germanischen Tempels bewahrt hat.
Die Lage der Schäferka*elle auf einem Berg am Fluss
Die Lage der Schäferka*elle auf einer Anhöhe über dem kleinen Fluss, der Schwarzach, entspricht der Lage vieler Wodans- bzw. Michaelsheiligtümer auf einem Berg. Viele „Michaels“-Ki*chen sind auf Bergen und Anhöhen gelegen wie ehemals dem Wodan geweihte Heiligtümer: so der Mt. St. Michel in der Normandie, der St. Michael’s Mount in Cornwall, ebenfalls auf einer Insel, sowie der Michelsberg in Heidelberg oder der Greinberg bei Miltenberg. Die Lage der „Schäferka*elle“ weist damit auf Kultkontinuität hin. Dass noch lange nach der Chri*tianisierung Michaelska*ellen auf Bergen oder künstlichen Anhöhen gegründet wurden, weist auf das Fortbestehen heidnischer Vorstellungen hin. Die Hinweise darauf, dass sich dort, wo im 8. Jahrhundert die Michaelski*che erbaut wurde, eine Stätte des Wodanskultes von offenbar regionaler Bedeutung befand, passen zu dieser Lage der Schäferka*elle. Auch die Lage der Schäferka*elle an der Schwarzach könnte bedeutsam sein. Es gibt eine Entsprechung zur Lage des Klo*ters Niederaltaich in Niederbayen, das im Jahr 731 gegründet wurde. Dieses, so berichtet der Chronist Placidus Hayden im 18. Jahrhundert zur Tausendjahrfeier des Klo*ters, wurde dort errichtet, wo eine heilige Eiche als Kultstätte an der Donau stand. Der Name des Klo*ters gehe darauf zurück: „die Niedere alte Aich, von einer an der Donau gestandenen, übergrossen Eichen, bey welcher das tumme Heyden-Volck der Göttin Isidi viel Opfer abgestattet ... Dieser abscheuliche Höllen-Dienst dauerte so lange, biß der H. Pirminius ... als ein andrer Josias, diesen abgöttischen Baum niedergehauen, und einen neuen, dem höchsten G*tt gewidmeten, will sagen, dieses annoch stehende Clo*ter ... darauf gepflanzt und aufgerichtet hat“ Die hier als Isis angesprochene Göttin war nach der interpretatio romana mit der Venus identifiziert, diese nach der interpretatio germanica mit der Göttin Frija. Zu ihrer Identität und zur Frage ihrer Abgrenzung von Freya bemerkt Rudolf Simek: „Hauptgöttinnen sind im nordischen Pantheon nur zwei zu finden, nämlich Frigg, die Gattin Odins, und Freya. Da im südgermanischen Bereich Frigg den Namen althochdt. Frija, langob. Frea trug und die Skandinavier den aus dem lateinischen dies Veneris „Tag der Venus“ übersetzten friadagr aus dem Süden übernahmen, statt ihn selbst zu übersetzen, ist die gängige Trennung der Funktionen in Frigg als Frau des Odin und Götterfürstin und Freya als Liebesgöttin, die von mittelalterlichen Autoren ganz selbstverständlich für Venus eingesetzt wird, nur schwer haltbar.“ Simek schlägt eine späte Differenzierung der etymologisch verwandten Göttinnen Frija und Freya vor, sowie fließende Identitäten, die fallweise zu ihrerIdentifizierung geführt haben können, trotz ihrer verschiedenen - jedoch zuweilen auch schwankenden - Zuordnung zu den Asen und Wanen. Das schließt nicht aus, dass sie dort, wo beide bekannt waren, auch als verschiedene Wesenheiten verstanden wurden. Ihre fallweise Identifikation miteinander ist für unseren Zusammenhang jedoch interessant, indem eine der Runen der Rascher Schäferkapelle, Gefjon (in angelsächischer Lesart) somit auf Frija hinweist. Denkbar ist, dass Placidus Haiden eine Verwechslung unterlaufen ist, so dass er eine etwaige Erwähnung von „idisi“, in seiner Quelle, also die Idisen, wie sie im Ersten Merseburger Zauberspruch als heilkundige weibliche göttliche Wesen und Schutzgottheiten, erwähnt sind, mit „Isis“ identifizierte. Hier wäre allerdings der Wechsel zum Singular zu erklären. Die Idisen waren häusliche G*ttheiten; ihnen wurde auch die Fähigkeit zugesprochen, Gefangene zu befreien. Ihre kultische Verehrung ist aus Skandinavien bezeugt. Sofern P. Haiden in seiner Quelle nicht eine „Isis“ fand, könnte er eine „Venus“ vorgefunden haben, die er im Kontext des 18. Jahrhunderts als „Isis“ bezeichnete, die damals zugleich Symbolgestalt des Kosmotheismus war. Wahrscheinlich dürfte P. Haiden die Germania des Tacitus bekannt gewesen sein, der ausdrücklich eine Verehrung der Isis - in einer Reihe mit Wodan (Mercurius) und Donar (Hercules) bei den Sueben erwähnt. Damit ist ein Bezug zur Frija wahrscheinlich. Die Entsprechung zu den „Donarseichen“ als Kultstätten ist auffällig. Demnach hätte Frija in Niederaltaich eine Kultstätte an einer mächtigen Eiche im Auwald an der Donau gehabt. Der Name „Niederaltaich“ ist wahrscheinlich von „niedere alte Ach“ abgeleitet und verweist damit auf die Lage an einem kleinen Fließgewässer. So wäre auch die Nähe des Schäferka*elle zur Schwarzach, die unter dem Ki*chenberg dahinfließt, bedeutsam. Stand der „Berg“ mit Wodan in Verbindung, so die Flussaue der Schwarzach mit Frija. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang eine Notiz von Clemens Alexandrinus, der eine Beobachtung Cäsars zur Divination bei den Germanen wie folgt wiedergibt: „Auch gibt es unter den Germanen so genannte heilige Frauen, die durch Betrachtung der Wirbel in Flüssen und der Gegenströmungen und durch das Hören auf die Geräusche der Ströme, künftige Dinge vorherwissen und vorhersagen. Sie ließen ihre Männer nicht gegen Cäsar kämpfen, bis der Neumond aufging.“
Über die Symbolik der Himmelsrichtungen und die Achsen der Schäferka*elle
Die Schäferka*elle steht annähernd in Ost-West-Richtung; allerdings weicht ihre Achse um einige Grade von der in einem Abstand von 1 - 3 Metern südwärts und annähernd parallel zu ihr stehenden „geosteten“ Michaelski*che ab, die im 11. Jahrhundert errichtet wurde. Deren Gestalt ist romanisch, mit normgerechtem Grundriss. Dass die romanische Michaelski*che nicht auf dem Platz der Schäferka*elle selbst errichtet wurde, deren Gestalt damit zerstört worden wäre, ist wahrscheinlich auf statische Gründe zurückzuführen. (Oder man versuchte dort Energie zu klauen? Oder man hatte Angst vor den wirklichen Göttern!) Die Schäferka*elle ist direkt an der Kuppe des Hügels, des „Ki*chenbergs“, errichtet worden. Dieser Platz hätte wohl das Gewicht der größeren Michaelski*che nicht getragen. So wurde sie direkt vor die Schäferka*elle gesetzt. Von Seiten der Archäologie wird inzwischen die Auffassung vertreten, dass die heutige „Schäferka*elle“ an der Stelle der ursprünglichen Michaelski*che stehe, während die heutige Michaelski*che im 11./12. Jahrhundert daneben neu erbaut worden sei. 1988-89 wurden durch das Bayrische Landesamts für Denkmalpflege unter Leitung von R. Koch Grabungen in der Schäferka*elle durchgeführt, die durch das abrutschende Fundament der am Hang erbauten Schäferka*elle sowie des sich ebenfalls senkenden Chorbogens in ihr, notwendig geworden waren. Im Verlauf dieser Probesondierungen wurde in zwei Metern Tiefe auch das Ziegelpflaster, das den ursprünglichen Fußboden bildete, entdeckt. Der heute vermauerte Südeingang reicht auf dieses alte Bodenniveau hinunter. Die Aufschüttung stammt wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert Unter dem alten Bodennviveau in zwei Metern Tiefe hat man Geröll gefunden, das drauf hinweist, dass hier von Anfang an ein Steinbau gestanden haben könnte. Zur Frage der baulichen Kontinuität der „Schäferka*elle“ und zur Gestalt des ursprünglichen Baus, vor seiner frühgotischen Überformung, gibt es keine abschließende Stellungnahme. Im 15. Jahrhundert wurde die Michaelski*che und die Schäferka*elle samt dem umgebenden Friedhof mit einer Mauer zur Festungsanlage ausgebaut. Dabei wurde die Nordwand der Schäferka*elle in die Festungswand einbezogen und bildet deren nördliche Seite. Der Boden der Schäferka*elle ist wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Ausbau der Festungsanlage nachträglich erhöht worden. Dafür spricht, dass die umgebende Fläche auch gegenüber dem Bodenniveau der im 11. Jahrhundert erbauten Michaelski*che erhöht wurde. In ihr ist das alte Bodenniveau erhalten geblieben. Treppen führen fast 2 Meter hinab in die Ki*che. Mit diesen baulichen Veränderungen wird die Raumgestalt und ihre Symbolik in signifikanter Weise verändert, wie im Folgenden ausgeführt. Der Grundriss der Schäferka*elle entspricht in symbolisch wichtigen Elementen nicht der romanischen Normalform einer Basilika. Der ursprüngliche Haupteingang liegt nach Süden. Er ist offenbar im Zusammenhang mit der Anhebung des Bodenniveaus zugemauert worden, so dass er heute nur noch als Relief in etwa 10 cm tiefer Wandvertiefung an der Innenwand zu erkennen ist, wo er etwa einen Meter über das heute Bodenniveau herausragt. Angesichts seiner ursprünglichen Höhe von etwa 3 Metern und seiner Breite von über einem Meter ist deutlich, dass dies das Hauptportal der Schäferka*elle war. Das heutige Tor im Westen steht auf dem neuen Bodenniveau, das im 15. Jh. geschaffen wurde. In dieser Hinsicht gleicht die Schäferka*elle einer sehr alten Ki*che in der Oberpfalz, die laut Grabungsbefund auf das 9. Jahrhundert datiert wurde: der Ki*he von Penk. Diese Ki*che weist bis heute ein großes Südportal auf, sowie einen zugemauerten Eingang nach Norden. Das Langhaus ist weitgehend unverändert erhalten. Ein Vorgängerbau aus Holz, dessen Reste gefunden wurden, stand wohl bereits im 8. Jahrhundert. Die Kir*che von Penk diente - so die Hinweise aus der Namensüberlieferung - als Gerichtsort („Penk“ von: Gerichts-„Bank“) und auch als Thingplatz. Indem die Rechtssprechung in heidnischer Zeit eine sakrale Dimension hatte, ist dies ein religiös bedeutsamer Ort und wahrscheinlich ein Kultort gewesen. Der Dachgiebel nach Westen lässt noch das bauliche Vorbild rechteckiger Holzhäuser erkennen, welche die Normalform heidnischer germanischer Tempel war. Die ältesten erhaltenen Ki*chen Englands, die im 6. und 7. Jahrhundert in der Zeit der Chr*stianisierung errichtet wurden, haben diesen schlichten Grundriss eines Rechtecks bewahrt. Die Ki*che von Escomb aus dem 7. Jahrhundert ist unter ihnen die am besten Erhaltene. Auch sie hat eine anhand der Tore erkennbare symbolische Nord-Süd-Achse. Die umliegenden Gräber scheinen darauf ausgerichtet zu sein. Im Osten hat die Schäferka*elle eine flache, eckige Apsis. Diese stellt eine Abweichung vom Grundriss der Form eines schlichten Langhauses dar, wie ihn germanische Kultbauten hatten. Man kann annehmen, dass diese im Zuge des gotischen Umbaus der Kapelle entstand und nicht den ursprünglichen Abschluss nach Osten hin bildete....
Wie gesagt, den ganzen Text findet ihr wie oben erwähnt.
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(Vor 6 Stunden)Munin schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-90046.html#pid90046Hier ist noch ein ausführlicher Text dazu, wie man heidnische Tempel, Riten und Brauchtümer einfach umgemünzt hat. Ganz offensichtlich wie eine "neue" Religion Stück für Stück eingesetzt worden ist. Hier ein paar Auszüge davon:
... und die Leute haben es mitgemacht, damals wie heute. Die Inquisition hat alle Hexen, Magier und Zauberkinder ermordet. Die die übrig blieben waren nur die Mitläufer, denen man im Grunde immer alles erzählen kann. Und in 2-3 Generationen waren auch die "alten Gewohnheiten" weg und noch 2-3 Generationen später – waren das alles nur noch "Märchen", "Geschichten" und "Mythen". Die Götter haben dann einfach aufgehört mit diesen Verrätern zu sprechen. Bis heute. Keiner hört ihnen mehr zu. Der neue G*tt sowieso nicht und die alten Götter auch nicht mehr. Diese Menschen sind dem Untergang geweiht. Völlig zu Recht.
Die Götter sammeln alle ein, die sie gebrauchen können. Der Rest bleibt hier in der Matrix bei den Chr*sten und Monotheisten.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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