Die Verdrängung des frühheidnischen Matriarchats
#2
Die Verdrängung der frühheidnischen Matriarchate durch spätheidnische patriarchale Kulturen

(Teil 2)

Die Darstellung in der Mythologie

Ein so einschneidender Vorgang wie die Verdrängung der matriarchalen Gesellschaftsform, hat natürlich auch in der Mythologie seine Spuren hinterlassen. Wir finden diese Spuren, wenn wir zum Beispiel in der germanischen Völuspá lesen. Hier wird der Konflikt der beiden Gesellschaftsformen anschaulich beschrieben:

   
Für die althergebrachte Gesellschaftsform des Matriarchats steht die Priesterin Gullveig mit ihrem Volk der Wanen. Die Wanen sind das ältere der beiden europäischen Göttergeschlechter. Als Wanen werden die wilden Natur- und Fruchtbarkeitsgötter bezeichnet – die Götter des Herdfeuers und des Ackerbaus. Sie stehen für Reichtum, Fruchtbarkeit, Erdverbundenheit, Wohlstand und Glück. Die Wanen gelten als Meister der Magie, beschäftigen sich mit den Künsten, der Häuslichkeit und mit den schönen Dingen des Lebens. Sie leben in Harmonie, kennen keinen Krieg und sind die ursprünglichen Bewohner unserer heutigen Heimat.

Dem gegenüber stehen die aus Asien eingewanderten indogermanischen Stämme unter ihrem Anführer Odin. Diese Götter werden Asen genannt. Sie gelten als kriegerisch und stehen für Mut, Tapferkeit, Macht und Stärke. Alle Asen führen ihre Herkunft auf Buri und Bölthorn zurück, während die Wanen von Thjazi und Olvaldi abstammen.

Als die asischen Völker nun ins Land gezogen kommen, um sich hier niederzulassen, geht ihnen Gullveig, die hohe Wanin, entgegen. Der Name Gullveig bedeutet „Goldfaden“, „Goldstrahl“ oder „Goldkraft“. (* Zu späterer Zeit wird Gullveig mit der Göttin Freya gleichgestellt.) Es heißt, daß Gullveig goldene Tränen weint, daß sie Beziehungen mit allen Göttern und Elfen besitzt und daß sie die geheimsten Zauberkünste beherrscht.

Gullveig ist die dreigesichtige Göttin des Matriarchats und will mit den Asen verhandeln. Odin will jedoch nicht verhandeln, sondern will von Gullveig das Geheimnis des Goldes erfahren. Die Mythologie schreibt hierzu: „Odin verlangte von Gullveig, daß er ihr den Ursprung des Goldes enthülle.“ (* Gemeint ist hier das Geheimnis der Frequenzen.)

Gullveig weigert sich jedoch und wird deswegen von den Asen gefoltert und schließlich getötet. Die Völuspá schreibt hierzu: „Da wurde Mord in der Welt zuerst, da sie mit Geren Gulveig stießen …“

   
Gullveig wurde 3 x verbrannt und 3 x gemordet, und doch gelang es den Asen nicht, sie zu töten.

Aus diesen 3 Mordversuchen entstehen die 3 Nornen, die seitdem die Schicksalsfäden der Menschen spinnen. Die alte Norne Urd, die Hüterin der Weisheit, die Norne Verdandi, die für die Gegenwart steht, und die Norne Skuld, die jugendliche Norne, der die Zukunft gehört. Die dreifaltige Göttin ward wiedergeboren, aber in ihre Einzelteile zerlegt.

Die Wanen konnten sich diese Herausforderung nicht gefallenlassen, und so kam der Krieg in die Welt. Viele Generationen lang bekämpften sich die Wanen und die Asen, aber niemand konnte den anderen endgültig besiegen (* Hier wird die gewaltsame Landnahme, Zerstörung und Eroberung des matriarchalen Lebensraumes durch patriarchale Kulturen beschrieben.)

Nach langer Zeit der kriegerischen Auseinandersetzung entschlossen sich die beiden Gesellschaftsformen, fortan in Frieden nebeneinander zu leben. Das war nicht einfach, da viele Traditionen sehr verschieden aussahen. So praktizierten die Wanen beispielsweise noch die Geschwisterehe, welche von den Asen abgelehnt wurde.

Man beschloß die Edelsten der Wanen mit den Anführern der Asen zu vermählen, um so den Frieden zu sichern. (* Hier wird die schließliche Vermischung der beiden Gesellschaftsformen beschrieben.)

Der Älteste der Wanen hieß Njörd, und seine beiden Kinder Freya und Frey wurden zu den Asen geschickt. Im Gegenzug übergaben die Asen Hönir, einen großen gutaussehenden Mann, von dem behauptet wurde, daß er zum Anführer geeignet sei. Hönir wurde von Mimir begleitet, der Weiseste der Asen von dem behauptet wurde, daß er um alle Dinge wisse.

   
Odin findet den enthaupteten Mimir.

Sehr bald wurden die Wanen jedoch mißtrauisch gegenüber ihrem neuen Führer Hönir. Hönir pflegte sich stets mit dem weisen Mimir zu beraten, ehe er eine Entscheidung traf. Sie argwöhnten, daß sie betrogen worden wären und das Hönir gar nicht zum Führer taugen würde, wie die Asen behauptet hatten. Deshalb schlugen sie Mimir den Kopf ab und sandten ihn an Odin zurück.

Zum Glück führte dieser Vorfall nicht zu einem neuen Krieg. Denn der Kopf war das einzige, was Odin an Mimir wichtig gewesen ist. Odin schaukelte den Kopf, schmierte ihn mit Kräutern ein und sprach magische Runen über ihn. Der Kopf erwachte zu neuem Leben, ihm wurde die Macht der Sprache gegeben, damit Odin von der Klugheit des Mimir profitieren konnte. (* Hier wird der Baphomet-Computer, der sogenannte „Sprechende Kopf“ beschrieben.)

   
Odin beriet sich zukünftig vor wichtigen Entscheidungen mit Mimir oder wenn er bestimmte Fragen hatte, die er selbst nicht beantworten konnte. Im obenstehenden Bild sehen wir, wie sich Odin mit Mimir, dem sprechenden Kopf, berät. Schließlich bringt Odin den Kopf nach Mimirsbrunnr. Dort soll Mimir nun Wächter des Weisheitsbrunnen sein.

Fortan leben Asen und Wanen friedlich miteinander und gehen ineinander auf. Die Traditionen und Identitäten existieren jedoch noch lange Zeit – und so verkünden einige Stammesnamen bis heute, ob es sich um einen zugewanderten Asenstamm oder um einen ursprünglich einheimischen Wanenstamm handelt (z. B. Wanen: Variner, Wandalen, Wangionen oder z. B. Asen: Osen, Asdingen). Auch die Friesen (Freyr), Schwaben (Swari) oder die Angeln (Ing) haben ihre Namen nach alten wanischen Gottheiten gewählt und unterstreichen somit ihre Abstammung und Herkunft.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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Nachrichten in diesem Thema
Black Candles & Black Lights - von Paganlord - 01.05.12024, 15:27
Re: Die Verdrängung des frühheidnischen Matriarchats - von Paganlord - 31.03.12008, 15:56
Sonne, Mond, Gerechtigkeit - von Cnejna - 29.04.12024, 16:03
RE: Sonne, Mond, Gerechtigkeit - von Cnejna - 29.04.12024, 16:07
RE: Sonne, Mond, Gerechtigkeit - von THT - 29.04.12024, 21:57
RE: Sonne, Mond, Gerechtigkeit - von Paganlord - 29.04.12024, 22:17
RE: Sonne, Mond, Gerechtigkeit - von Hælvard - 30.04.12024, 07:39
Sonne, Mond, Gerechtigkeit - von Paganlord - 30.04.12024, 12:28
RE: Sonne, Mond, Gerechtigkeit - von Cnejna - 01.05.12024, 08:55

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