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Antike Reden und Legenden
#1
- Ehre, Ruhm und Ansehen eines Menschen -

Eine wenig faßbare oder definierbare Eigenschaft?

Die antike römische Aristokratie benutzte hierfür ein Wort: Dignitas.

Dignitas vereint in sich alles was einen Menschen ausmacht: Es ist die Summe seines persönlichen Stolzes, seiner Aufrichtigkeit, seiner Worte, seiner Intelligenz, seiner Verdienste, seiner Fähigkeiten, seines Wissens, seines Ansehens, seiner Wertschätzung.

Dignitas überlebt den Tod eines Menschen; Sie ist der Triumph des Menschen über seine Auslöschung als lebendes Sein.


Rom - 65 v.d.Z.

Gaius Julius Cäsar und Marcus Licinius Crassus über eine alte Legende -
der "goldene" Sarkophag von Alexander dem Großen


Ich habe gehört, sagte Cäsar, um den Stier in Crassus hervorzulocken, daß die Ptolemäer (Anm.: makedonisches Herrschergeschlecht in Ägypten) so dumm waren, den ägyptischen Staatsschatz bis auf die letzte Drachme durchzubringen.

Der Stier in Crassus schnaubte, aber mehr verächtlich als wütend. Unsinn! Absoluter Unsinn! Nicht einmal der dümmste Ptolemäer könnte auch nur ein Zehntel seiner Einkünfte ausgeben. Mit seinen Einkünften wird das Land unterhalten - er bezahlt davon eine Armee von Bürokraten, Soldaten, Seeleuten, Polizisten, Priestern und stattet damit seine Paläste aus. Sie haben seit Jahren keinen Krieg mehr geführt, höchstens untereinander, und selbst dann ist das Geld wieder an Ägypter gegangen und hat das Land nicht verlassen. Sein privates Einkommen legt er auf die Seite; er hat es nicht einmal nötig, seine Schätze - Gold, Silber, Rubine, Elfenbein und Saphire, Türkise, Chalzedone und Lapilslazuli - zu Bargeld zu machen. Sie werden nirgendwo gelagert. Abgesehen von den Stücken, die er den Handwerkern gibt, damit sie ihm Möbel oder Schmuck daraus anfertigen.

Und was ist mit dem Diebstahl des goldenen Sarkophages von Alexander dem Großen? fragte Cäsar provokativ. Der erste Ptolemäer, der sich Alexander nannte, muß so arm gewesen sein, daß er ihn zu Goldmünzen schmelzen ließ.

Da haben wir es wieder! empörte sich Crassus. Diese lächerlichen Ammenmärchen sterben nicht aus! Dieser Ptolemäer hat sich ganze fünf Tage in Alexandria aufgehalten, bevor er fliehen musste. Willst Du mir tatsächlich weismachen, er habe innerhalb von fünf Tagen ein Objekt aus massivem Gold im Werte von viertausend Talenten wegtransportieren und in so kleine Stücke schneiden lassen, daß sie in den bechergroßen Schmelztiegel eines Goldschmiedes paßten, um sie dann eines nach dem anderen zu mehreren Millionen Münzen verarbeiten zu lassen? Das hätte länger als ein Jahr gedauert! Und nicht nur das. Wo ist dein gesunder Menschenverstand geblieben, Cäsar? Ein transparenter Sarkophag auf Felskristall, der groß genug für einen menschlichen Körper ist - auch wenn ich wohl weiß, daß Alexander der Große ein kleiner Mann war -, würde zehnmal soviel kosten wie ein Sarkophag aus massivem Gold. Und wenn man ein passendes Stück gefunden hat, dauert es Jahre, ihn daraus herzustellen. Nein, die Logik sagt mir, daß irgend jemand dieses passende Stück gefunden hat, und zufällig wurden die Sarkophage gerade in der Zeit ausgetauscht, als der Ptolemäer Alexander in der Stadt war. Die Priester des Sema wollten, daß die Menschen Alexander den Großen tatsächlich sehen konnten.

Igitt! sagte Cäsar.

Nein, nein, sie haben ihn perfekt konserviert. Er soll heute noch so schön sein, wie er im Leben war.
Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!
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#2
So konnte auch nur Crassus antworten. Ihm völlig unverständlich, wie jemand vielleicht nicht auf die beste Art und Weise mit Geld umgehen konnte xD

Ohne ihn wäre das Triumvirat ja auch geldtechnisch nicht mal angegangen. Für mich der definitive Verlierer der damaligen Akteure, im wahrsten Sinne des Wortes - Carrhae hat es ja dann bewiesen.
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#3
Gaius Popilius Laenas

Es war einmal ein sehr schlechter und böser König, der hieß Antiochus. Er war nicht der erste König von Syrien mit Namen Antiochus und auch nicht der größte – sein Vater hatte sich bereits Antiochus der Große genannt, deshalb hatte er eine Zahl hinter seinem Namen. Es war Antiochus IV. Obwohl sein Land reich war, gelüstete es ihn nach dem benachbarten Königreich Ägypten. Dort herrschten gemeinsam seine Vettern Ptolemaios Philometer und Ptolemaios Euergetes der Dicke und seine Cousine Kleopatra. Kleopatra war die zweite ihres Namens, auch sie hatte deshalb eine Zahl hinter ihrem Namen, Kleopatra II. Obwohl sie Bruder und Schwester, Mann und Frau waren, kämpften sie seit Jahren gegeneinander und hatten das schöne und fruchtbare Land am Nil schon fast zugrunde gerichtet. Als König Antiochus beschloß, Ägypten zu erobern, rechnete er fest damit, daß er wegen des Zwistes zwischen den beiden Ptolemaios und Kleopatra leichtes Spiel haben würde.

Kaum hatte er Syrien verlassen, da zwangen ihn einige aufsässige Untertanen umzukehren. Zur Strafe für diesen Ungehorsam ließ er etliche Köpfe abhacken, einige Körper verstümmeln und einige Zähne ziehen. Es dauerte vier Jahre, bis König Antiochus sein aufständiges Volk der alten Ordnung unterworfen hatte und zum zweiten Mal aufbrechen konnte, um Ägypten zu erobern. Diesmal war Syrien während seiner Abwesenheit ruhig und gehorsam. König Antiochus fiel also in Ägypten ein, eroberte Pelusium und zog dann das Nildelta hinauf bis Memphis. Er eroberte auch Memphis und marschierte dann das Delta auf der anderen Seite in Richtung Alexandria hinunter.

Die Brüder Ptolemaios und ihre Schwester Kleopatra hatten Land und Armee ruiniert, und so blieb ihnen nichts übrig, als Rom gegen König Antiochus zu Hilfe zu rufen, da Rom der beste und größte aller Staaten war. Sie schickten den vornehmen und tapferen Konsular Gaius Popilius Laenas nach Ägypten. Jedes andere Land hätte seinem Helden eine große Armee mitgegeben, aber der Senat und das Volk von Rom gaben Gaius Popilius Laenas nur zwölf Liktoren und zwei Sekretäre mit. Die Liktoren durften, da es ins Ausland ging, rote Tuniken tragen und in die Rutenbündel das Beil stecken. Gaius Popilius Laenas war also nicht ganz ohne Schutz. Und dann machten sie sich in einem kleinen Schiff auf den Weg und langten in der großen Stadt Alexandria an, als König Antiochus gerade den in Kanopos mündenden Nilarm in Richtung Alexandria hinuntermarschierte. Dorthin waren nämlich vor Angst die Ägypter geflohen.

Angetan mit seiner purpurgeränderten Toga und hinter den zwölf karmesinrot gekleideten Liktoren einherschreitend, verließ Gaius Popilius Laenas Alexandria durch das Sonnentor und marschierte nach Osten. Er war kein junger Mann mehr, mußte sich beim Gehen bereits auf einen langen Stab stützen, und sein Schritt war so gemächlich wie seine Miene friedvoll. Er kam schließlich in die Nähe des riesigen Hippodroms, in dem die Alexandriner Pferderennen veranstalteten, und stieß auf einer Mauer syrischer Soldaten und wurde so gezwungen anzuhalten. König Antiochus kam Gaius Popilius Laenas entgegen.

„Rom hat in Ägypten nichts zu suchen!“ sagte der König und runzelte unheilverkündend die Stirn.

„Syrien hat in Ägypten auch nichts zu suchen“, entgegnete Laenas und lächelte heiter und gelassen.

„Kehre nach Rom zurück“, befahl der König.

„Kehre nach Syrien zurück“, sagte Laenas.

Aber keiner der beiden wich auch nur ein Zoll zurück.

„Du kränkst den Senat und das Volk von Rom“, sagte Gaius Popilius Laenas, nachdem er das wilde Gesicht des Königs eine Weile betrachtet hatte. „Ich bin beauftragt, dafür zu sorgen, daß Du nach Syrien zurückkehrst.“
Der König begann zu lachen und wollte gar nicht mehr aufhören.

„Und wie willst Du das erreichen?“ fragte er schließlich. „Wo ist deine Armee?“

„Ich brauche keine Armee, König Antiochus. Alles, was Rom ist, war und sein wird, steht in diesem Moment vor Dir. Ich bin Rom, genauso wie ich Roms größte Armee bin. Und ich fordere Dich im Namen Roms abermals auf: Kehre nach Hause zurück!“

„Nein“, erwiderte König Antiochus.

Da trat Gaius Popilius Laenas ruhig vor und zog mit seinem Stab im Staub einen Kreis um den König.

„Bevor Du diesen Kreis verläßt, König, denke genau nach. Und wenn Du ihn verläßt, dann in Richtung Osten, weil Du nach Syrien zurückkehren wirst.“

Der König sagte nichts und tat keinen Mucks. Auch Gaius Popilius Laenas sagte nichts und tat keinen Mucks. Sein Gesicht zeigte dabei eine heitere und gelassene Miene, die für jedermann sichtbar war. König Antiochus Gesicht hingegen bedeckte ein gekräuselter, mit Draht durchflochtener Zerermonialbart, aber seine Erregung war im dennoch deutlich anzusehen. Die Zeit verstrich. Und dann drehte sich der mächtige König von Syrien, der immer noch in dem Kreis stand, nach Osten um. Er verließ den Kreis und marschierte mit seinen Soldaten nach Syrien zurück.
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#4
   
Ansprache Alexanders des Großen vor der Schlacht bei Issos

aufgeschrieben von General Ptolemaios; überliefert in Arrianus, Anabasis Buch II, 7.

Alexander rief nun die Oberanführer, die Führer der Reiterscharen und die Befehlshaber der Bundesgenossen zusammen und redete ihnen zu, Mut zu fassen:

Sie haben ja die bisherigen Kämpfe rühmlich bestanden und jetzt als Sieger es nur noch mit schon Besiegten zu tun. Auch streite Amun-Zeus selbst für sie, da dieser es dem Darius in den Sinn gegeben habe, seine Streitkräfte aus einer weiten Ebene her in die Engpässe zusammenzudrängen, wo für die Griechen immerhin Raum genug vorhanden sei, die Reihen ihres Fußvolkes zu entfalten, für den Feind dagegen, der ihnen weder körperlich noch geistig gleichkomme, seine Massen im Gefechte ganz unbrauchbar sein werden. Denn Makedonier, an Kriegsarbeiten und –gefahren längst schon gewöhnt, werden mit Persern und Medern, seit alten Tagen verweichlichten Menschen, und zumal freie Männer mit Sklaven handgemein werden. Auch soweit hier Griechen gegen Griechen zu kämpfen haben werden, handle es sich nicht um denselben Preis; vielmehr fechten die Griechen auf Darius Seite für Lohn und zwar keinen großen, dagegen verteidigen die in ihren Reihen Streitenden freiwillig die Sache Griechenlands. Hinwiederum seien es von Ausländern: Thrakern, Päoniern, Illyrierern, Kelten, Sachsen und Agrianern die in Europa kräftigsten und streitbarsten Völkerschaften, welche den am meisten verzärtelten und verweichlichten Stämme Asiens entgegentreten werden. Zudem führe Alexander den Oberbefehl gegen einen Darius.

Dies alles zählte er zum Beleg für ihre zu hoffende Überlegenheit im Waffenstreite auf; dann wies er ihnen nach, daß auch der Lohn des Kampfes groß sein werde. Denn nicht die Satrapen des Darius würden sie jetzt besiegen, noch die am Granikos aufgestellte Reiterei, auch nicht die zwanzigtausend fremden Mietstruppen, sondern was nur bei den Persern und Medern zu den Kerntruppen gehöre, und alle übrigen, den Persern und Medern unterworfenen Völker, welche Asien bewohnen, und den persönlich anwesenden großen König selbst. Und endlich nach diesem Kampfe sei nichts mehr für sie zu tun übrig, als von ganz Asien Besitz zu ergreifen und ihren vielen Mühseligkeiten ein Ziel zu setzen.

Überdies erinnerte Alexander nicht nur an ihre im ganzen mit Ruhmesglanz vollbrachten Taten, sondern rief auch noch einen jeden, der etwa im einzelnen bei einem rühmlichen Wagnis sich ausgezeichnet hatte, unter Anführung seiner Verdienste namentlich auf, indem er zugleich den Umstand, daß er selbst in Schlachten Gefahren nicht gescheut habe, so wenig als möglich verletzend berührte.

Auch hat Alexander Xenophons und seiner Zehntausend Erwähnung getan, wie dieselben mit ihnen weder an Zahl noch an sonstiger Geltung zu vergleichen seien, da jenen weder Thessalier noch Böotier, noch Peloponnesier, weder Makedonier, noch Thrakier, noch was sonst an Reiterei in ihren Reihen fechte angehörte und auch keine Bogenschützen noch Schleuderer zu Gebot gestanden haben, außer einigen wenigen Kretern und Rhodiern: eine Waffe, welche von Xenophon zudem erst im Augenblicke der Gefahr aus dem Stegreif gebildet worden sei. Und doch habe jener Xenophon den persischen Großkönig mit dessen ganzer Heeresmacht fast unter Babylons Mauern in die Flucht schlagen können und sich durch alle Völkerschaften, welche ihnen auf ihrem Rückzug nach dem euxinischen Meere entgegentraten, siegreich einen Weg gebahnt.

Dies und anderes der Art sprach Alexander, was sonst noch in solch einem Augenblick vor Bestehung gefahrvoller Kämpfe ein tapferer Heerführer tapferen Männern zu ihrer Ermutigung ans Herz legen mag. Da ergriff nun einer von ihnen nach dem anderen des Königs Hand, und indem sie durch ihre Worte Alexanders Zuversicht noch steigerten, verlangten sie von ihm, unverzüglich gegen den Feind geführt zu werden.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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