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Medea
#1
Medea

   

In der griechischen Mythologie begegnen wir der Medea, der Tochter des Königs Aietes von Kolchis. Iason von Iolkos, hatte von seinem Onkel Pelias den Auftrag bekommen, nach Kolchis zu reisen, um das goldene Vlies von Aietes zu holen und es in seine Heimat zu bringen. Dieses Unternehmen ist auch als Zug der Argonauten bekannt geworden, benannt nach dem Schiff, der „Argo“, mit dem der Zug unterwegs war. Als er nach langer Reise vor den König Aietes trat, um die Herausgabe des Vlieses zu erbitten, erblickt ihn Medea und verliebt sich augenblicklich in ihn (erzählt wird, das Eros von Athene und Hera geschickt wurde, um diese Liebe in Medea zu entfachen).

Anmerkung:
Der Liebespfeil des Eros, der Medea trifft, symbolisiert Medeas Paarungsbereitschaft, es ist der rechte Zeitpunkt gekommen, sich den passenden Mann auszusuchen.


Iason erhält von Aietes das Vlies nur unter der Bedingung, daß er sich drei bestimmten Prüfungen stellt und diese meistert. Nur wenn es ihm gelingt, die beiden feurigen Stiere (ein Geschenk des Hephaistos an Aietes, der ein Sohn des Helios ist) des Aietes zu bändigen, mit ihnen das Feld pflügt um die Zähne eines Drachens dort auszusäen und schließlich die daraus erwachsenden Krieger besiegt, würde er das Vlies bekommen. Aufgaben, die unmöglich erscheinen, und die Iason erst mit Hilfe der zauberkundigen Medea bestehen kann.

Anmerkung:
Bei den beiden Stieren auch an Gefion denken, die mit vier Ochsen Dänemark umpflügt und damit bestellt. Auch Dänemark steht hier symbolisch für die Heimatscholle, die Erde, auf welcher der Landmann sät und erntet.

Anmerkung:
Uns begegnet hier ein beliebtes Thema der griechischen Mythologie: Ein Heros sieht sich einer gewaltigen Aufgabe gegenüber, die er nur mit Hilfe einer Frau (die ihn liebt) bewältigen kann (man denke z. B. noch an Theseus und Ariadne und das Labyrinth des Minotaurus). In der Zeit, als die griechischen Mythen aufgeschrieben wurden, herrschte in Griechenland bereits eine patriarchale Herrschaftskultur vor. So wurden die alten Mythen in diesem Geiste umgedichtet, und der Mann erscheint als herrschender und handelnder Teil, während die Frau ihm zur Seite steht. Denkt man jedoch in matriarchalen Strukturen, wird umgekehrt ein Schuh daraus. Im vorliegenden Falle hätten wir die wissende, zauberkundige Medea, die sich ihren männlichen Heros erwählt.
Unter magischen Gesichtspunkten wäre anzumerken, daß durch die Kombination von männlichen und weiblichen Kräften starke Schubkräfte entstehen, die auch scheinbar unmögliche Aufgaben oder Ziele erreichen können.
Das bewusste Zusammenwirken von Ursache (Heros) und Wirkung (Frau) bewirkt das Erreichen des gesteckten Zieles.
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#2
Doch um an das Vlies zu kommen, das an einer Eiche in einem heiligen Hain des Ares hängt, muß Iason noch einem Drachen vorbei, der den Eingang bewacht. Auch hier hilft ihm Medea, indem sie den Drachen mit einem Wacholderzweig und einem Zaubertrank zum Schlafen bringt.

Iason verläßt daraufhin Kolchis, um der Rache des Aietes zu entgehen; Medea, noch immer in Iason verliebt, folgt ihm auf die „Argo“, um mit ihm zusammen in dessen Heimat Iolkos zurückzukehren.

   
Iason und Medea, die den Wächter in Gestalt eines Drachens mit einem Wacholderzweig in Schlaf versetzt.

Anmerkung:
Das goldene Vlies kann als antike Datenbank angesehen werden. Das Symbol des Widders weist auf Ares hin, möglicherweise der Besitzer dieses Gegenstandes. Der Hain des Ares wird bewacht von Aietes, einem Sohn des Helios (der Sonne) und seiner Tochter Medea. Beide gehören offenbar der Priesterschaft des Ares an. Die Symbole der Krieger, die Iason besiegen muß, weisen ebenfalls in diese Richtung. Der Drache, der den Hain bewacht, ist ein antikes Schutzprogramm. Nur Berechtigte (in diesem Falle Medea) sind in der Lage, das Programm anzuhalten und Zugriff auf das Vlies zu bekommen.

Doch warum gewährt Medea den Zugriff auf das goldene Vlies? Würde Iason unberechtigt handeln, wäre Medeas Unterstützung als Verrat zu werten. Aus der patriarchalen Sichtweise ist es nicht erwünscht, von weisen, zauberkundigen Frauen zu berichten. Eine Priesterin, die einen Verrat an ihrem Heiligtum begeht, scheint da sehr willkommen zu sein.



Zusatzanmerkung:
Durch die Entwendung des goldenen Vlieses aus dem heiligen Hain wird der Strom zum Gaia Grid abgeschaltet, die Datenbank stellt ihre Funktion ein (analog zu versetzten Runensteinen in Nordeuropa).
Vom Vlies wird auch gesagt, es hinge im Garten der Hekate; das goldene Vlies wäre dann eine atlantische Datenbank, die zu Hekate gehört. Dazu steht in unserem Forum:

„Hekate lebte in einer Höhle, der Hekategrotte, die möglicherweise auf Samothrake lag. In Kolchis hatte sie einen prächtigen Tempel.
[…]
Sie ist die Mutter der Kirke von Italien und Tante oder Mutter der Medea von Kolchis (= Georgien).
[…]
Hekate ist die dreifältige Göttin, die sich gewöhnlich in drei Göttinnen manifestiert: Hekate, Artemis und Selene.
[…]
Der kolchische Garten der Hekate barg zahlreiche Heilpflanzen:
Hierauf folget ein Hain, im innersten Raum des Verschlosses,
Wo viel frisches Gehölz aufsteigt mit schattigen Wipfeln,
Lorbeerbäum' und Kornellen und schlank erhabne Platanen.
Dort sind auch viel Kräuter, gewölbt um die niederen Wurzeln:
Klymenos, sammt dem edlen Asfodelos, und Adiantos,
Aristereon, zart von Gewächs, und Kypeiron mit Thryon,
Kyklamis, gleich der Viol', und Erysimon, sammt Hormion,
Stöchas, Paeonia dann, vom Busch Polyknemon überwuchert,
Polion dann, Mandragoras auch, und fahles Diktamnon,
Krokos von süßem Geruch, und Kardamom, neben dem Kemos,
Smilax, dunkler Mohn, und niederes Chamaemelon,
Panakes und Alkeja, mit Karpason und Akoniton,
Auch viele andere noch der schädlichen steigen vom Grund auf.<
(Orphischer Argonautengesang)
[…]
Inmitten dieses Gartens stand ein heiliger Baum, eine mächtige Eiche, an der das mysteriöse Goldene Vlies, das wie der Blitz des Zeus leuchtete, befestigt war.
Dieser Zaubergarten bewahrte nicht nur die pharmakologisch kräftigen Pflanzen, er war auch ein Ort der Einweihung in die Mysterien der Hekate.
[…]
Im Garten der Hekate lebten zahlreiche Schlangen. Sie waren der Göttin heilig, denn Schlangen sind ebenso ambivalent wie Hekate selbst. Sie können mit ihrem Gift heilen und töten. Deshalb gehören zwei Schlangen zu den wichtigsten Attributen der Hexengöttin. Die eine symbolisiert Heilung und Gesundheit, die andere Krankheit und Tod. Außerdem dienten Schlangen, die in Tempeln gehütet wurden, seit minoischer Zeit der Divination und Prophetie.
[…]
Ich preise, die an den Wegen thront,
Des Kreuzwegs Schattenherrscherin Hekate,
Himmelskönigin, Erdenfürstin,
Meeresgöttin im Safrangewand.
Herrin der Gräber, mit Seelen der Toten
Fahrend im nächtlich schweifenden Zug,
Perseia, Freundin der Einsamkeit,
Von schnellfüßigen Hirschen erfreut.
Freundin der nächtlichen Meute,
Furchtbare Herrscherin!
Ungegürtete, Tierverschlingende,
Unbezwinglichen Angesichts
Fährst du mit Stieren dahin,
Schlüsseltragende Herrin des Alls.

Orphischer Hymnus an Hekate

(Zitat Ende, Quelle: http://www.pagan-forum.de/Thema-Der-Garten-der-Hekate-laaang?highlight=Hekate)


Medea war damit eine Priesterin der Hekate und diente in deren Tempel in Kolchis. Die Zitate zuvor beschreiben anschaulich ihr Wissen über Kräuter- und Heilkunde.

Warum läßt nun eine Hekate-Priesterin einen offenbar Fremden in den Tempel vordringen und gewährt ihm obendrein Zugriff auf die dortigen Heiligtümer (hier: das goldene Vlies)?
Entweder ist Iason der rechtmäßige, wahre König, der das Vlies aus dem Hain holen darf (analog zur Geschichte von Excalibur, das nur der wahre König aus dem Stein ziehen kann. Der wahre König = die Sonne).
Oder Medea ist eine Überläuferin und begeht aus Gründen der „Liebe“ Verrat.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#3
Um vor Aietes fliehen zu können, tötet Medea ihren Bruder Apsyrtos und zerstückelt seinen Leichnam (erinnert an die Osiris-Mythe). Während Aietes die Glieder seines toten Sohnes aufsammelt, können Iason und Medea sicher auf der Argo entkommen. Durch diese Tat soll Zeus einen Fluch auf die beiden gelegt haben. Um sich davon reinzuwaschen, reisen die beiden auf die Insel der Zauberin Kirke (bei der später auch Odysseus landete), welche auch die Tante der Medea ist. Kirke opfert dem Zeus ein junges Ferkel und wäscht damit die Last von ihrer Nichte und Iason ab.

Anmerkung:
Tieropfer haben noch niemals eine Schuld abwaschen können, im Gegenteil, wer so etwas macht, bekommt die Tritte PANs und des Tieres zu spüren. Eine typische graue Denk- und Handlungsweise, die hier beschrieben wird. Es gibt andere Möglichkeiten, sich reinzuwaschen, man denke an die einfache Reinigung mit Wasser bis hin zur Bannfluchlösung.



Die Reise geht weiter, und die Argo, ihre Mannschaft und damit Iason und Medea landen auf der Insel der Phaiaken mit ihrem König Alkinoos. Sie werden gastfreundlich aufgenommen, doch schon bald erreicht Aietes ebenfalls die Insel. Er fordert von den Argonauten die Herausgabe seiner Tochter, um sie zurück nach Kolchis zu bringen. Medea wendet sich an König Alkinoos um Beistand. Dieser bietet seinen militärischen Schutz an unter der Voraussetzung, daß Medea und Iason vermählt seien. Auf Medeas Drängen hin, vollziehen Iason und Medea die Ehe; unter dem Schutz der Phaiaken lässt Aietes nunmehr von der Verfolgung der beiden ab.

Anmerkung:
Durch den Vollzug der Ehe mit Iason schneidet Medea endgültig alle Verbindungen zu Ihrer Heimat = dem Tempel der Hekate ab (Bildlich: sie verliert ihre Unschuld). Profan betrachtet: Medea reift von der Jungfrau/Mädchen zur Frau heran, symbolisiert dies durch den Vollzug der Ehe (bei der Hochzeit übergibt der Vater symbolisch seine Tochter an den Bräutigam in dessen Obhut, dieser sorgt fortan für sie. In der Mythe vollzieht Medea die Ehe mit Iason, der Vater ist nun von seiner Fürsorge entbunden, dies wird symbolisiert durch die Aufgabe der Verfolgung.)
Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!
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#4
Iason und Medea fahren nun zurück nach Iolkos, damit Iason mit der Heimbringung des goldenen Vlieses dort den Thron für sich beanspruchen kann. Doch Pelias verweigerte die Übergabe des Thrones und ließ Iason der Stadt verweisen. Medea verkleidet sich daraufhin, geht in die Stadt und bietet dem König eine Verjüngungskur an. Sie zerstückelt ein altes Schaf, kocht es in einem Kessel und mischt alles mit Zauberkräutern durch. Schließlich entsteigt dem Kessel ein junges Lamm. Davon überzeugt, läßt Pelias diesen Vorgang ebenfalls über sich ergehen. Doch Medea verändert die Zutaten, und Pelias stirbt.

Anmerkung:
Profan betrachtet, wird der ewige Kreislauf vom Vergehen und Wiedergeburt beschrieben; das alte Schaf stirbt, im Frühling wird das junge Lamm geboren.
Im geheimen Wissen geht es um das Wissen der Reinkarnation, man stirbt nicht wirklich, es wird nur das Körperkleid abgelegt.
In unseren Wissen geht es um den magischen Übersprung von einem Körper in den neuen. Man kann sein Wissen direkt mitnehmen und z. B. als König unmittelbar weiterregieren.



Nach Pelias Tod übernimmt dessen Sohn, Akastos, den Thron. Iason und Medea verlassen Iolkos endgültig und siedeln sich in Korinth an. Dort leben beide zusammen, und Medea bekommt zwei Kinder.
Iason verliebt sich später in die Königstocher Kreusa/Glauke und bittet Medea um Auflösung der Ehe. Zum Schein willigt Medea ein. Zur Hochzeit schenkt sie Iasons Braut ein giftgetränktes Gewand, und als diese das Kleid anzieht, stirbt sie eines grausamen Todes.
Medea nimmt ihre beiden Kinder in den Hera-Tempel und tötet sie dort vor Iasons Augen. Unmittelbar danach flieht sie in einem von Drachen gezogenen Wagen. Iason stribt, als er allein am Strand im Schatten seines alten Schiffes auf das Meer blickt und vom herabfallenden Mast getroffen wird.

Anmerkung:
In der chr*tlich gefärbten Überlieferung wird gerne berichtet, daß man den heidnischen Tempeln Kinder (traditionell die Erstgeborenen) opfert. Es war jedoch üblich, eben diese Erstgeborenen (die mit den besten Anlagen und Eigenschaften) in den Tempel zur magischen Ausbildung zu geben. In Mythen wird diese Handlung gerne als Aussetzen der Kinder oder als Tod beschrieben: die Kinder lassen ihr altes Leben hinter sich (= Sterben) und beginnen ein neues Leben, eine magische Ausbildung.
Medeas Drachenwagen bringt abschließend nochmals das Symbol der Schlange. Erneut wird versucht, einer weisen Frau (die es nicht geben darf) von grauer Seite eine Niederträchtigkeit anzuhängen. Die „böse“ Frau flieht schließlich vom Ort ihres Verbrechens mit Hilfe der „bösen“ Schlangen/Drachen (eine Symbolik, welche sich in der chr*tlichen Bibel bei Adam und Eva ebenfalls wiederfindet).
Die eigene Disziplin, sich zu einer Tat zu zwingen und
einen Gedanken nicht zu denken, ist eine Notwendigkeit.
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Es bedanken sich: Paganlord
#5
Medea als Opernaufführung.

Auf der Seite des Erfurter Theaters kann man folgendes nachlesen:
Zitat:Die Frau, die ihre Kinder umbringt – Medea, das verruchte Weib der Mythologie –, erregt gleichermaßen Mitleid und Abscheu. Für ihre Liebe zu Jason hat sie alles gegeben: ihr Land verraten, ihren Bruder getötet und das heilige goldene Vlies gestohlen. Als Jason sie nun verläßt, um Dirce zu heiraten, beginnt die brutale Rache der Medea. Ihr vielschichtiger Charakter – ihre geheimnisvolle Schlangennatur, ihre Liebe, ihr leidenschaftlicher Rachetrieb, der Gram der Verstoßenen und das Leid der Mörderin – ist in Cherubinis Oper als beeindruckendes Seelenpanorama ausgedeutet.

Es wird die geheimnisvolle Schlangennatur im gleichen Atemzug mit Eigenschaften wie Verruchtheit, Verrat und Diebstahl genannt. Eine klare Diffamierung der alten Religion.

Genau deswegen ist es wichtig, die alten Sagen und Mythen zu entschlüsseln, damit die Fehlinterpretationen richtiggestellt werden!

Wer dennoch in der Nähe von Erfurt zugegen ist und sich die Aufführung ansehen möchte, Termine findet man auf der Seite vom Theater. https://www.theater-erfurt.de/Spielplan.html
Auch Orpheus und Eurydike wird derzeit dort aufgeführt. Siehe auch: http://www.pagan-forum.de/Thema-Orpheus
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#6
Medea reicht dem Drachen ein Betäubungsmittel, und Iason erbeutet das goldene Vlies.
Sehr gut zu erkennen sind das Widderfell und der Widderkopf, die das Vlies bilden.

   
Ein Relief von Chr*stian Daniel Rauch, 1818 begonnen, aber unvollendet.
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#7
(20.10.12017, 18:38)Waldläufer schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-52791.html#pid52791Iason und Medea verlassen Iolkos endgültig und siedeln sich in Korinth an. Dort leben beide zusammen, und Medea bekommt zwei Kinder.
Iason verliebt sich später in die Königstocher Kreusa/Glauke und bittet Medea um Auflösung der Ehe. Zum Schein willigt Medea ein. Zur Hochzeit schenkt sie Iasons Braut ein giftgetränktes Gewand, und als diese das Kleid anzieht, stirbt sie eines grausamen Todes.
Medea nimmt ihre beiden Kinder in den Hera-Tempel und tötet sie dort vor Iasons Augen. Unmittelbar danach flieht sie in einem von Drachen gezogenen Wagen.

Bisher war der Verbleib von Medea nach ihrer Flucht aus Korinth unbekannt. In der Theseus-Sage taucht sie jedoch wieder auf. Sie war von Korinth nach Athen geflohen und lebte jetzt mit Aigeus (König von Athen) zusammen. Sie wollte mit Hilfe ihrer Zauberkünste Aigeus endlich den Kinderwunsch erfüllen. Da sie die Anwesenheit von Theseus fürchtete, überredete sie den König, ihn zu einem Essen einzuladen, um ihn dann mit dem aus dem Geifer des Kerberos gewonnenen Akonit (Eisenhut) zu vergiften. Als Theseus jedoch das Schwert verwendete, um damit das Fleisch zu schneiden, erkannte Aigeus dieses, welches er nach der verbrachten Nacht mit Aithra, Tochter des Pittheus', König von Troizen, mit einem Paar Sandalen zusammen unter einem schweren Stein versteckte. Sollte Aithra einen Sohn gebären, soll dieser, wenn er stark genug sei, den Stein zur Seite rollen und mit dem Schwert und den Sandalen den Weg zu ihm nach Athen antreten.

König Aigeus stieß augenblicklich den Becher mit dem Gift um. Medea gelang es anschließend, in Nebel gehüllt, zu fliehen.

Es bleibt abzuwarten, wo wir ihr wieder begegnen werden ...
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#8
Zitat:Es bleibt abzuwarten, wo wir ihr wieder begegnen werden ...

Medea ist wieder zu Hause in Kolchis, dem heutigen Georgien angekommen. In der Stadt Batumi hat man ihr ein Denkmal errichtet. Ihre Gestalt steht auf dem zentralen Platz in der Stadt, in ihrer Hand das goldene Vlies, das sie wie zu alten Zeiten hütet und bewacht:

   
   
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#9
In Georgien wird Medea scheinbar vielerorts verehrt. Eine weitere Medea-Skulptur befindet sich in Abchasien (eine an das Schwarze Meer grenzende Region im Süden des Kaukasus), im südlichen Teil der Stadt Pitsunda.

Anmerkung:
• Als Alexander der Große Persien eroberte, wurden Kolchis und Iberien unabhängig.

• Georgien war bis auf Kolchis (das mit Iberien freundschaftlich verbunden war) vereint und pflegte gute Beziehungen zu dem Diadochen Seleukos.

• In den mithridatischen Kriegen standen Kolchis als Provinz und Iberien als Verbündete auf Seiten von Pontos und somit gegen Rom. 66 v. d. Z. eroberte der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus nach dem Sieg über Pontos auch Iberien und Kolchis.


Die Skulptur der Medea wurde vom Bildhauer Merab Isidorovich Berdzenishvili erstellt und in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts installiert.

Das Denkmal ist aus Bronze und auf dem gepflasterten Boden montiert. Die Gesamthöhe der Skulptur beträgt fast fünf Meter.

   

Die Skulptur zeigt Medea mit ihren beiden Kindern, wie sie diese auf ihre Füße drückt. Der Legende nach hat Medea, die kolchische Prinzessin, die dem Argonauten Jason geholfen hat, das Goldene Vlies zu stehlen, sich zur Rache entschieden, als ihr Geliebter die Auflösung der Ehe vollzog.

Warum wird Medea in Georgien verehrt?
Ein unausgesprochener Grund dafür könnte sich in der Geschichte Georgiens finden lassen.
So wurde dieses Land nach persischer Besetzung 333. v. d. Z. von Alexander befreit, geriet dann unter römische Besatzung und konvertiere 337 n. d. Z. als einer der ersten Staaten zum Ch***tum, was mit einer gewaltsamen Unterdrückung und Vernichtung der vorherigen religiösen Gepflogenheiten einherging.
642 n. d. Z. kamen die Araber, die in mehreren Kriegen Georgien unterwarfen und den Islam zu etablieren versuchten, was ihnen aber nicht gelang.
1065 griffen die Türken das Land an ... nicht mal 200 Jahre später kamen die Mongolen, dann wieder die Perser und schlußendlich die Russen, um nur einen kurzen Abriß der geschichtlichen Unterdrückung dieses Landes zu erwähnen. In den 1970er Jahren kam es dann zur nationalen Bewegung in Georgien. Man wehrte sich gegen die zunehmende Russifizierung ...

Es gibt für mich drei Anhaltspunkte, warum Medea in Georgien verehrt wird:
- Medea ist in Georgien (Kolchis) mythologisch beheimatet.
- Historisch betrachtet, kann man Medea als eine Symbolfigur des Widerstandes betrachten. Medea zu verehren, bedeutet für das Volk der Georgier zu trotzen und Rache für die Jahrhunderte voll Schmach und Unterdrückung durch Krieg, Tribute und Besatzung zu nehmen bzw. Widerstand zu leisten.
- Geht man noch weiter zurück, findet sich hier die Verehrung der Göttinnenkultur (die zauberkundige Medea in ihrem Drachenwagen).
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#10
   
Medeas Taten in Korinth auf einem römischen Sarkophag des 2. Jahrhunderts, Altes Museum, Berlin (im Louvre ist eine bildliche Darstellung des Reliefs ebenfalls vorhanden sowie sehr viele antike Kunstschätze, Büsten und Statuen).

Anmerkung:
Der linke Teil des Reliefs stellt bildlich dar, wie Medea ihre beiden Söhne schickt, um Glauce (in anderen Erzählungen auch Kreusa), die Verlobte von Medeas früherem Geliebten Iason, einen goldenen Kranz und ein kostbares (vergiftetes) Kleidungsstück zu überbringen.

Im mittleren Teil entfaltet das vergiftete Kleidungsstück seine Wirkung, und Glauce stirbt eines qualvollen Todes. Ihr Vater, König Kreon, steht rat- und machtlos neben ihr!

Rechts neben der sterbenden Glauce sieht man Medea, die, das Messer bereits aus der Scheide gezogen (wobei die Hand mit dem Messer auf dem Relief abgebrochen ist und man nur die Scheide in der anderen Hand erkennen kann), ihre noch spielenden Kinder umbringen will (laut jüngerer Überlieferungen).

   
Seltsamerweise ist auf der Darstellung im Louvre die Hand abgebildet, und beide Hände sind leer, also weder Messer noch Scheide sind zu sehen wie letzteres im Relief.

Ganz rechts besteigt Medea ihren von Drachen gezogenen Wagen, die beiden getöteten Kinder dabei (über ihrer Schulter) und flieht.


Neben den Geschichten Medeas in Kolchis und in Iolkos gab es auch eine weiterführende Erzählung ihres Lebens in Korinth. Teile der Medea-Sage sind bereits im 8. Jahrhundert v. d. Z. im Epos Korinthiaka des Eumelos von Korinth überliefert, welches allerdings nur in Fragmenten erhalten ist.

In der Überlieferung heißt es, daß der Sonnengott Helios seinem Sohn Aietes (Vater von Medea) die Stadt Korinth schenkte. Aietes regierte zunächst mit Hilfe von Statthaltern. Als kein geeigneter Statthalter mehr in Aussicht stand, baten die Korinther Medea aus Iolkos herbei, um sie als ihre Königin anzuerkennen. Damit wurde auch Iason als König von Korinth anerkannt. Anders als bei den jüngeren Überlieferungen, stellt sich diese Urfassung der Sage harmonisch dar! Demnach herrschte Eintracht zwischen Aietes und Iason!

Anmerkung: Diesen Punkt kann man durchaus auch bei der jüngeren Darstellung erahnen, weil Aietes nach der Hochzeit der beiden von der Verfolgung abläßt. Er gibt Medea also in die Obhut ihres zukünftigen Ehemannes! Die Übergabe der Braut durch den Brautvater an den Bräutigam.  


Medea und Iason erhielten also eine friedliche Aufforderung, den korinthischen Thron zu übernehmen.

Medea ist heute für die Ermordung ihrer Kinder bekannt, dabei ist in der von Eumelos und in einigen erhaltenen Notizen von Pindar (griechischer Dichter 522 - 446 v. d. Z.) überliefert, daß Medea die Kinder jeweils nach der Geburt in den Heratempel brachte und dort verbarg, um sie durch einen Zauber unsterblich zu machen. Da die Kinder wegen der Sterblichkeit ihres Vaters sterblich waren, wenngleich Medea als Enkelin des Sonnengottes zu den Unsterblichen zählte, war dieser Weg dennoch notwenig.

Anmerkung: Unsterblichkeit ist zum einen das Wissen um den ewigen Kreislauf, das Wissen von der Reinkarnation des Lebens. Zum anderen sind die Unsterblichen aus den Mythen auch Menschen, die noch über einen nicht alternden (atlantischen) Körper verfügen.


Das Vorhaben mißlang jedoch, und die Kinder kamen ums Leben. Iason weigerte sich, Medea den Tod der Kinder zu verzeihen. Daraufhin trennten sich die Wege von Iason und Medea.

Anmerkung: Der Tod der Kinder ist sinnbildlich zu verstehen, denn er beschreibt die Übergabe der Kinder an den Tempel und damit den "Verlust" der Kinder für die eigene Familie, wobei beim Betrauern des Verlustes bereits ein egoistisches Motiv (von Iason) zugrundegelegt werden muß! Magisch betrachtet, wäre das eine emotionale Blockade durch den Vater, wie seine Reaktion (Trennung von Medea) bestätigt! Die emotionale Reaktion des Vaters ist also mitverantwortlich dafür, daß die Ausbildung der Kinder mißlang! Hier fehlte dem Helden (zumindest in dieser Erzählung und Geschichte) scheinbar die Weitsicht und Einsicht für die Notwendigkeit einer Ausbildung der eigenen Kinder durch den Tempel.


Iason kehrte nach Iolkos zurück. Dort war er offenbar weiterhin angesehen, wurde also nicht für den Tod des Königs Pelias verantwortlich gemacht. Auch Medea verließ Korinth und kehrte über Athen nach Kolchis zurück.

In dieser Fassung erhält die Medea-Sage nun einen verhängnisvollen Aspekt: Medea hat – wenn auch in bester Absicht – den Tod ihrer Kinder herbeigeführt, daran zerbricht ihre Ehe. Hier zeigt sich, wie in der Pelias-Episode, die dunkle, unheimliche Seite der Zauberei, auch wenn Medea nicht als wirklich schuldig erscheint.

Anmerkung:
Andersherum interpretiert könnte man auch sagen, daß die Tragödie erst durch Iason geschehen ist, der die Ausbildung der Kinder nicht unterstützte und sich sogar gegen die alte Tradition stellte, indem er nach dem Einzug der Kinder in den Tempel seine Frau Medea verließ. In diesem Fall stellt Iason seine persönlich-emotionalen Bedürfnisse über die Tradition des alten Weges. Aus dieser Sichtweise heraus muß man ihm die entsprechende Verantwortung zusprechen!

Medea wird als eine Art Hexe beschrieben, während man Iason als männlichen Helden besingt.

Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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