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Lesenswerte Kinder- und Jugendbücher
#1
Wer eine kleine Leseratte zu Hause hat, braucht ständig neuen Lesestoff. Hier in diesem Thema können Kinder- und Jugendbücher vorgestellt werden, die wir als lesenswert erachten. Das können Bücher sein, die in unsere Richtung weisen oder auch Bücher, die besonders lehrreich sind. Manchmal reicht sogar schon ein Hinweis auf eine Bücherreihe, die "in Ordnung" ist. Lächeln

Ich möchte anfangen mit dem Buch: "Faun, ein Anderswelt-Märchen". Dieses Buch war ein kleiner Glücksgriff. Nachdem unsere Tochter das Buch gelesen hat, meinte sie, sie will es unbedingt loswerden, weil es traurig war. Um nachzuschauen, was sie meint, habe ich es selbst gelesen. Aus der Sicht eines Erwachsenen ist die Geschichte im Großen und Ganzen interessant geschrieben. Kinder brauchen vielleicht hier und da eine Erklärung.


   

Alter geschätzt: ab 9 Jahren

Inhaltsangabe mit Zitaten:

Zitat:Könntest du mit den Augen eines uralten Baumes sehen, dann wäre diese Geschichte gerade gestern erst geschehen. Doch ein Menschenleben ist kurz und schnell wie das Aufflackern einer Sternschnuppe am schwarzen Nachthimmel, und so muss ich wohl behaupten, dass diese Geschichte sich vor langer, langer Zeit zugetragen hat.

Wie viele Geschichten beginnt sie mit sehr, sehr kleinen Dingen. Dingen, so unwichtig und alltäglich, dass wir sie oft gar nicht mehr als etwas Besonderes wahrnehmen. Wie eine einzelne Eichel.

Es wird eine Zeit beschrieben, in der die Menschen noch Achtung vor den Geistern der Natur hatten und Mutter Erde achteten. Aus der beschriebenen Eichel wächst ein Baum heran. Eines Tages besucht ein Priester den Baum und singt ihm ein Lied. Von da an kommt er jeden Tag und bringt irgendwann auch andere Menschen mit. Sie verehren den Baum, dessen innewohnender Baumgeist dadurch zu einem Hüter des Waldes/Faun/einer Gottheit namens Hylus heranwächst.

Eines Tages besucht der alte Priester wieder den Baum und spricht:
"Ich bin alt, schwach und krank. Ich spüre, wie der Atem, den die Götter mir gegeben haben, mich verlässt. Die Alten fordern ihr Geschenk des Lebens wieder ein. [...] Möge meine Seele in deinen Stamm eingehen."
Hylus weiß, dass das nicht möglich ist, doch er lässt den Alten gewähren und schickt ihm durch das Rauschen seiner Blätter einen letzten Freundesgruß.

Der Faun Hylus lernt nun auch die restlichen Naturgeister des Waldes kennen, wie zum Beispiel eine Flussnymphe. Eines Tages lernt er den König des Waldes kennen.

Dieser fragt ihn:
"Hast du jemals einen Jäger dafür bestraft, wenn er das Wild nicht geehrt hat?"
- Nein
"Hast du jemals seine Beine mit Ranken umschlossen, wenn er unvorsichtig war und seinen Weg nicht kannte?
- Nein
"... oder ihn schutzlos der unerbittlichen Kälte des Winters ausgesetzt?"
- Nein
"Was, wenn deine Menschen sich zu sehr auf dich verlassen? Wenn sie sorglos werden und ihren eigenen Verstand und die Gesetze des Waldes vergessen, ja, die Gesetze der gesamten Natur, nach denen alles, was wächst, auch wieder vergeht, in der die Blüte neben dem Dorn wächst?"

Und so lehrt ihn der König des Waldes ein guter Waldgott zu sein und auch die dunkle Seite der Natur zu schätzen.

Waren ihre Gedanken rein und voller Ehrfurcht, so  bereitete er ihnen einen sicheren Pfad und belohnte sie mit reicher Beute. Doch wehe, sie achteten das Leben nicht. Dann riss er ihnen mit Dornen die Haut auf und ließ sie den Weg verlieren und nach stundenlangem Irren ohne Beute nach Hause zurückkehren. Hin und wieder wurde einer von ihnen von einem wilden Tier gerissen. Hylus ließ es geschehen, denn es war Teil der Abmachung zwischen Mensch und Natur.

Eines Wintertages führt ihn der König des Waldes zur Quelle der Flussnymphe. Hier soll er die Nacht verbringen und sich seiner Aufgabe gewahr werden.
So hört er auf einmal seltsame Klänge, und als er ihnen folgt gelangt er in ein Birkenwäldchen. Hier wird er Zeuge einer Einweihungszeremonie. Eine Gruppe weiß gekleideter Priesterinnen hält an einem See an. Eine junge Frau wird zur Priesterin geweiht, indem sie in den See eintaucht. Dabei wird die alte Göttin angerufen.

Hylus verliebt sich in die Priesterin und sucht ihr Dorf immer wieder auf, bis er eines Tages im Wald vor ihr Gestalt annimmt. Doch als er sich bewusst wird, dass seine Aufgabe es nicht erlaubt einen Menschen zu bevorzugen, flüchtet er.
Die Priesterin rennt inmitten eines Sturms in ihr Dorf zurück. Dort herrscht ein großer Aufruhr. Das Dorf wird von Fremden gestürmt, Fremde mit dem Zeichen eines neuen Gottes, die gekommen sind, um die Anhänger des alten Wegs auszulöschen.

Der König des Waldes erscheint Hylus und zeigt ihm im Geiste die Bilder der Geschehnisse. Hylus möchte den Menschen helfen, doch der König des Waldes spricht:
"Der Schleier zwischen den Welten wird dichter, und bald wird er uns ganz voneinander entfernt haben. Schon jetzt haben sich viele der Menschen von uns abgewandt und aufgehört, die Große Mutter und ihre Geister zu ehren. Eine andere Zeit bricht an."

Ein Kampf zwischen den beiden bringt Hylus als Sieger hervor. Er ist der neue König des Waldes. Er spürt, wie das Wissen seine Brust und seinen Geist erfüllt und alte Erinnerungen und Bilder weichen.

Nun macht er sich auf in das Dorf, gerade noch rechtzeitig, um sich zwischen einen Priester der neuen Religion und die junge Priesterin der alten Religion zu stellen. Die Priesterin flüchtet in den Wald und findet instinktiv die Eiche von Hylus, der ihr gefolgt ist. Doch auch der Pfaffe eilt in den Wald.
Die Priesterin bindet nun mit dem Faden einer Spindel zwei Äste zum Zeichen des neuen Gottes zusammen und spricht: "Ich binde dich an diesen Wald. Mögest du niemals den Weg hinaus finden."

Eine geschundene, erbärmliche Gestalt wankte an das andere Ufer des Baches. Es war der fremde Verfolger [...] Seine wild umherirrenden Augen und das verzweifelte Röcheln, das aus seiner Kehle drang, zeugten von den Qualen, die er durchlitten haben musste. Feine rote Striemen, Schürfwunden und Dreck überzogen jede freigelegte Hautstelle. Winselnd wie ein Kind brach der hagere Mann am kühlen Wasser zusammen, das seine Schmerzen nicht zu lindern vermochte.
"So hat dir dein G*tt also nicht geholfen, was, alter Mann?" sprach Hylus mit ruhiger Stimme und der Mann fuhr zusammen. Erst jetzt entdeckte er die gehörnte Gestalt und die der Priesterin im Halbschatten der Baumöffnung. "Hier bist du in meinem Reich, und es sieht nicht so aus, als ob du es lebend verlassen wirst."


Da taucht aus schwarzem Nebel eine Gestalt auf: Die Göttin Hel. Doch sie kommt nicht, um den Priester zu holen ("sein G*tt wird für ihn sorgen"), sondern um dem Faun nach seinem eigenen Wunsch hin seine Gestalt zu nehmen.

Die Göttin breitete ihre knochigen Arme aus, und der Faun tauchte in ihre Finsternis ein.
So erwacht der Faun als Mensch und lebt fortan als solcher weiter.


Ein Faun, der sich in einen Menschen verliebt und am Schluss selbst einer wird - das ist etwas Befremdliches und passt meiner Meinung nach nicht zur Geschichte. Auch das Fleischessen der Anhänger des Alten Weges dürfte fehlen oder der Begriff "Seele". Dass die Priesterin ein Kreuz aus Ästen bildet, um den Pfaffen zu verfluchen - finde ich auch nicht gut gewählt.

Doch letztendlich ist die Geschichte sehr schön geschrieben. Was unsere Tochter gestört hat war der Kampf zwischen dem König des Waldes und dem Faun Hylus. Doch diese Szene verbuche ich unter der Symbolik des Wechsels zwischen dem Sommerkönig und dem Winterkönig. So kann man es zumindest einem Kind gut erklären.
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#2
Danke für eine interessante Idee.
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